Amts - und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

-W/M ^ Erscheint wöchentlich Uinnl und koste! ln'.lbjiihilich!

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Dienstag den 25. Mai.

i Jnscrtionsgcbühr für die Ispaliige Zeile auS ge-! ! wohnlicher Schrift bei einmaliger Einrnklnnp, 8 j bei mehrmaliger je 0 5. .

1880 .

Bei der am 5. d. M. vorgenommene» Werkine isterprii- fung sind u. a. für befähigt erklärt worden: Brenner. Karl Otto, von Berncek: Kleinbnb, Wilhelm, von Calw: Mer,, Gottfried, von Altcnstaig: Stroh, Georg Heinrich, von Calw.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

Pfalzgrafenweiler, 21. Mai. Heute wurde Holzhauer Schittenhelm von hier beim Holzfällen im Walde vou einer im Fallen begriffenen Tanne erschlagen. (9s. T.)

Hcrrenberg, 20. Mai. Mit aufrichtiger Theilnahme wurde hier vou den älteren Einwohnern nuferer Stadt und Umgegend die Nachricht von dem Ableben des K. Hofkammerdirektors, Oberhofkassiers P. von Beck in Stuttgart vernommen. Derselbe war in den 50er Jahren, in der Zeit nach seinom Abgang vom 51. Hofkameralaintc Altshansen bis zum Wiedereintritt in letzteres Amt, als Hvf-Kameralver- Walter in Herrenbcrg unermüdlich thätig und hat sich hier auch als langjähriger Vorstand des land- wirthschaftlichen Vezirksvcreins große Verdienste um das öffentliche Wohl erworben. Die Pünktlichkeit und Zierlichkeit seiner Arbeiten, sein Scharfblick, seine praktische Erfahrung, feine Gewissenhaftigkeit und fein Charakter führten den Verewigten später auf den j hohen Vertrauensposten, welchem er bis zu feinem Tode mit Eifer und Umsicht Vorstand. iL-ch. K.)

Stuttgart, 21. Mai. In der vergangenen Nacht zwischen 12 und 1 Uhr wurde im Geheimen Kabinet Sr. Maj. des Königs (im Mademiegebändc > ein Einbruch verübt. Was der oder die Einbrecher- alles fortgeschleppt haben, läßt sich bis jetzt noch nicht konstatiren, da wegen der Wichtigkeit der Sache eine besondere Kommission die Untersuchung und Feststellung des Thatbestandes vorzunehmen hat. Ganz in der Nähe der Oertlichkeit, wo der Einbruch verübt wurde, befindet sich eine Wache, welche aber von dem Einbruch nichts wahrgcnommen hat. Von dem Thäter hat man bis jetzt keine Spur. (W. L.)

In Stuttgart sind bei dem Bau der Gc- werbehalle durch Zusammenbrechen eines Gerüstes zwei Zimmerleute verunglückt. Der eine ist bereits gestorben, der andere liegt hoffnungslos darnieder.

Reutlingen, 21. Mai. Rechtsanwalt Payer (Demokrat) ist mit einer Majorität von über 2000 Stimmen gegen Reichsgerichtsrath v. Geß (freikonser­vativ, nach anderen naionallibcral) gewählt. (N.-Z.)

Ludwigs bürg, 21. Mai. Heute Nachmittag fand in der hiesigen Militär-Reitbahn eine Vorfüh­rung der neuen Apparate zum Verhindern des Durchgehens der Pferde statt, nachdem der Erfinder derselben, Premierlieutenant v. Brozvwsky, der, nebenbei bemerkt, für seine Erfindung ein Reichs­patent erhalten hat, die Apparate und deren An­wendung in einem Vortrag erläutert hatte. Der Vorführung wohnten Se. königliche Hoheit der Prinz Wilhelm, die Obersten v. Jacobi, Gras zur Lippe und v. Kurtz, sowie eine große Anzahl von Offi­zieren bei. Die Vorführung war ebenso interessant als in allen Theilen gelungen. Die Apparate wirk­ten bei notorischen Durchgängern momentan und, wie kavalleristische Autoritäten versicherten, ohne die Gesundheit des Pferdes zu schädigen oder auch nur zu gefährden. Am Schlüsse der Vorstellung spra­chen sich nicht nur sämmtliche Offiziere, sondern namentlich der Prinz gegenüber Herrn v. Brozowsky in den wärmsten Worten der Anncrkennung aus.

Brandfülle: Zu Bühl (Rottenburg) am 20. Mai die dortige Mühle.

Ulm, 21. Mai. Gestern Mittag ereignete sich lautU. Sch." 'in der Neustadt ein selten vorkom­

mender Unglücksfall. Ein etwa 16 Jahre alter Metzgerlehrling wollte an einem Strick einen Knoten lösen, wozu er sich eines scharfen, spitzen Messers bediente: das Messer wich dem fcstgcschnürtcn Knoten aus und drang mitten in den Magen. Der Verletzte wurde sogleich in das Dienstbotcnkrankenhaus ver­bracht. Die Verletzung ist nach Ausspruch des Spi- talarztcs eine lebensgefährliche.

Die Käscfabrikanten im Algau machen ver­gnügte Gesichter. Sie verkaufen so viel nach Frank­reich, daß die Preise von runden Käsen von 60 bis 66 für 50 Ko. aus 82- 88 gestiegen sind. Auch die Bauern sind vergnügt; denn sie kriegen nun ihre Milch besser bezahlt. Während die Kä­sereien seit Jahren nicht über9 L für das Liter geben wollten, wird jetzt die Sommermilch für 1210 I, verkauft, was bei dem großen Viehstand im Algäu manchen Bauern eine tägliche Mehrein- nähme von 4- 12 -4L cinbriugt.

Nürnberg, 18. Mai. Bei dem gestern Abend um 7 Uhr 50 Min. von Erlangen nach Nürnberg abgehendcn Extrazug verunglückten drei Passagiere dadurch, daß sie sich bei dem sehr überfüllten Zuge oben ans den Wagen stellten, in ihrem angeheiterten Zustande die vor der Station Fürth sich befindliche Ueberbrückung nicht zeitig genug bemerkten und sich an derselben die Köpfe zerschmetterten. Zwei der Unvorsichtigen blieben sofort todt, der dritte wurde gefährlich verletzt. Einer der Getödtetcn wurde so­gleich bei der Ueberbrückung herabgeschlcudcrt, die beiden anderen im Bahnhofe Fürth von dem Wagen herabgenommen.

In Oberbayern wurden an den beiden Pfingst- fciertagen 4 Personen im Wirthshaus erstochen.

In einem Dorfe bei Schillingsfürst (Mittel­sranken) wettete ein Bauer mit einem ihm bekannten Gaste um 50 daß er innerhalb 3 Stunden 32 Liter Bier trinke. Nach Umsluß von 2Vr Stunden war das Faß bis auf die Nagelprobe geleert und sonach die Wette von der durstigen Seele gewonnen.

Durch die ganze Welt fliegt eine Wette. Eine junge Dame in Frankfurt wettete, sic werde eine ganze Woche lang kein Wort sprechen. Mm< bot alles aus, sie zum Sprechen zu bringen, aber umsonst, sie gewann die Wette.

Dresden, 20. Mai. DasDresd. Journ." versichert, daß der Zweck und die Veranlassung ver­letzten Reise des Königs nach Berlin zu den jüngsten Vorgängen im Bnndesrathe und Reichstage in keinerlei Beziehung stehe. Der Besuch des Königs am kaiser­lichen Hose sei eine längst beschlossene Sache gewesen, che sich jene Vorgänge ereignet haben.

Berlin, 20. Mai. DieProvinz.-Corresp." begleitet den von hier veröffentlichten Gesetzentwurf über die Abänderung der kirchenpolitischen Gesetze mit der Bemerkung, es sei in hohem Grade wünschens- werth lind glücklicherweise auch die wohlbegründete Hoffnung vorhanden, daß der ursprüngliche Zweck, welcher zur Vertagung des Landtags führte, bei der svrtgcsetzten Session auch bei einer anderen wichtigen Aufgabe erreicht werde, welche derselben jetzt zufalle. Es handle sich dabei nicht um die Durcharbeitung eines reichen und unbekannten Materials, sondern wesentlich um den Entschluß, der Regierung eine Vollmacht anzuvertrauen, deren sie bedürfe, um einer­seits dem Frieden näher zu kommen, andererseits dem Rechte des Staats nichts zu vergeben.

Berlin, 20. Mai. Der heute Angebrachte Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung der kirchen­politischen Gesetze, besagt im Wesentlichen: Das Staatsministerium ist ermächtigt, mit königlicher Ge­nehmigung von gewissen einzeln angeführten Erfor­dernissen des Gesetzes über die Vorbildung und

Anstellung der Geistlichen zu dispensiren, auch aus­ländischen Geistlichen die Vornahme von Amtshand­lungen zu gestatten. Die Berufung an die Staats­behörden gegen Entscheidungen der Kirchenbehörden steht nur dem Obcrpräsideuten zu. Gegen Kirchen­diener, welche die Staatsgesetze schwer verletzen, ist auf Amtsunfähigkt zu erkennen, womit der Verlust des Amtseinkommens verbunden ist. Einem durch Gcrichtsurtheil entlassenen Bischof kann voni Könige die staatliche Annerkennung als Bischof in seiner- früheren Diözese wieder crthcilt werden. In erle­digten katholischen Bisthümern kann die Ausübung der bischöflichen Rechte dem, welcher einen kirchlichen Auftrag hiezu darthut, auch ohne die vorgeschricbene Eidesverpflichtnng durch das Staatsministerium ge­statten werden. Die Wiederaufnahme der eingestellten Staatsleistungen kann durch Ministerialbeschluß widerruflich angeordnet werden. Die Verfol­gung wegen Zuwiderhandlungen gegen die Mai­gesetze findet nur aus Antrag des Oberpräsidenten statt. Die Minister dc-Z Innern und des Kultus sind ermächtigt, die Errichtung neuer Niederlassungen von in Preußen bereits bestehenden Genossenschaften für die Krankenpflege zu genehmigen, auch wider­ruflich zu gestatten, daß bestehende weibliche Genos­senschaften für die Krankenpflege auch die Pflege und Unterweisung nicht schulpflichtiger Kinder als Ncben- thätigkeit übernehmen. (W. L.)

Berlin. Der Maurer G. hatte sich am 16. d. M., Nachmittags, vordem Frankfurter Thore zum Schlafen niedergelegt. Als er erwachte, waren ihm seine Stiefel von den Füßen gezogen und ge­stohlen. Der Dieb, Bäckerlehrling S., wurde jedoch ermittelt. Derselbe hatte die Stiefel für eine Mark verkauft. Man weiß in der That nicht, was man hier mehr bewundern soll, die Frechheit des jugend­lichen Spitzbuben oder den festen Schlaf des Be­stohlenen.

Vorige Woche bekommt Fürst Bismarck einen Brief, worin ihm ein Amerikaner schreibt, er sei extra nach Berlin gekommen, um ihn, den Reichskanzler, für die größte amerikanische Zeitung als Mitarbeiter zu engagircn. Er solle wöchentlich einmal einen kurzen oder langen Artikel mit seinem Namen an die Zeitung schicken und dafür jährlich 130000 Dollars Honorar erhalten; wenn er nicht traue, so wolle ihm die amerikanische Zeitung das Honorar von 260000 Doll, auf 2 Jahre voraus zahlen. Bismarck lachte und antwortete, er sei jetzt schon der Hauptmitar­beiter an allen Zeitungen der Welt und könne sich auf neue Unternehmungen nicht einlassen u. s. w. Man glaubt, daß der Amerikaner ihm eine Falle hat stellen wollen, weil Bismarck einmal gesagt hat, es würde nur Der Zeitungsschreiber, der seinen Berns verfehlt habe.

OesterreichUngarn.

Wien, 19. Mai. Wie es scheint, fängt es der Regierung bereits an, bange zu werden vor ver­deutschen Bewegung gegen die bekannte Spra- chenzwangs-Berordnung. Sie läßt die Bevölkerung durch Beamte beschwichtigen, dürfte aber damit kaum viel erreichen. Wie in Böhmen, regt es sich jetzt auch in Mähren und in Schlesien. - Die czechische Jugend Prags, unter ihr auch die czechischcn Stu­denten, geht in ihrem Haß gegen Deutsche so weit, Berliner L-tudirende, die zu wissenschaftlichen Zwecken nach Prag kommen, zu iniuttiren. Selbst­verständlich vernrtheilt man hier das skandalöse Trei­ben der Czechen auf das Schärfste. (Sch. M.) » Die Wiener Sänger fuhren am 19. d. M. in der Frühe von Mainz mit einem Dampfer nach