keinen der hier versammelten Männer entbehren und Hofer wünsche deshalb, daß Moidl, von welchem er viel Lobenswerthes gehört, dem Grafen Arco, der mit einer Schaar vom Süden her zu ihnen ziehe, auffuche und auf dem kürzesten Wege hierher geleite.
Sofort war sie dazu bereit. Sie hatte gehört, daß der gerade Weg aus Bayern nach Tirol abge- sperrt sei und hegte im Stillen die Hoffnung, daß Alois auf Umwegen sein Heimathland zu erreichen suchen würde und sich vielleicht dem Grafen Arco angeschlossen habe. Rüstig machte sie sich auf. Am Fuße eines Gletschers wollte sie in einer Alpenhütte Halt machen, denn hier mußte Graf Arco vorüber kommen.
Als Moidl sich der Hütte näherte, hörte sie Hülferufe. Ohne Zögern ging sie rüstig dem Orte zu, von welchem die Rufe ertönten. Und es war gut, daß sie so rasch herbcigeeilt war. Sie fand einen Mann, der in eine Eisspalte gefallen war. Glücklicherweise für ihn, war diese nicht besonders tief, so daß es dem kräftigen Mädchen gelang, ihn aus seiner verhängnißvollen Lage zu befreien. Ohne die rechtzeitige Ankunft des Mädchens wäre er verloren gewesen.
Sie führte den erschöpften Mann nach der Alpenhütte und bald hatte sich derselbe von seinem Fall erholt. Zu ihrer großen Freude hörte Moidl, daß der von ihr Gerettete Graf Arco selbst sei, der sich von seinen Begleitern getrennt hatte.
Durch herzliches Gespräch vertrieb das Mädchen Graf Arco die Zeit. Es g>fiel ihm, daß sie ihm so offen entgegenkam und ihre Schönheit und Anmuth erinnerten ihn an die Zeit, als er für ein schönes Mädchen aus dem Zillerthale die innigste Zuneigung gehegt und sich ernstlich mit dem Gedanken befaßt hatte, Schloß Rabenstein neu aufzubauen, die Ziller- tbalerin zu heirathen und mit ihr dort zu wohnen. Es war aber anders gekommen, seine Freunde hatten ihn von dieser Idee abgebracht. Er war nach Wien zurückgekehrt, hatte dort eine Convenienzheirath mit einer Dame von Stand geschlossen und nicht glücklich mit ihr gelebt. Jetzt war er Witwer und sein erster Eintritt in Tirol brachte ihn abermals und zwar -unter eigenthümlichen Umständen mit einem Mädchen aus dem Zillerthale in Berührung. Wie konnte es da anders sein, als daß die vergangene Zeit wieder in seiner Erinnerung heraufbämmerte und die Idee, in dem neu aufgebauten Schlosse als Gatte einer Tochter des Landes zu leben, wieder auftauchte?
Nachdem der Graf sich hinreichend erholt, brach er mit Moidl auf und bald trafen sie mit den Begleitern Arco's zusammen. Moidl durchspähte deren Reihen, Alois war nicht unter ihnen.
Einige Zeit nach dem Eintreffen in Hofers Lager suchte Graf Arco Kirchmeyer auf und hatte eine lange Unterredung mit ihm. Nachdem dieselbe beendet war, schrieb Kirchmeyer sofort an seine Frau, um ihr die erfreuliche Mittheilung zu machen, daß ein reicher Graf um die Hand Moidl's angehalten habe. Bald war dies allgemein bekannt und das Mädchen wurde von den Leuten weit und breit glücklich gepriesen. Moidl hörte diese Nachricht und eilte sofort heim zu ihrer Mutter. Es schmerzte sie und sie wußte es nicht zu vereiteln, daß ihre Mutter mit ihr die Sache besprechen konnte.
Mehrere Tage später war Moidl früh auf und eilte in die Berge. Es war ihre Gewohnheit täglich ein am Wege stehendes Madonnenbild, vor welchem sie heiße Gebete für Alois zum Himmel empor zu senden pflegte, mit frischen Waldblumen zu schmücken und sie ging deshalb in den Wald, solche zu sammeln.
Ganz unerwartet traf Graf Arco mit ihr zusammen. Seine Stimmung war eine ganz andere als die des Mädchens; er war freudig gestimmt, denn daß seine Werbung bei diesem einfachen Landmädchen auf Widerstand stoßen könnte, kam ihm nicht in den Sinn.
Nachdem er eine Weile bei dem Blumenpflücken geholfen, fragte er sie plötzlich:
Sie lieben das Zillerthal, nicht wahr?
Oh, gewiß! erwiderte das Mädchen nicht ohne Befangenheit, denn sie ahnte sofort, worauf der Graf hinaus wollte, ich möchte nur hier leben und wohnen.
Ich liebe es auch, nahm Arco wieder das Wort, und wenn Schloß Rabenstein wieder aufgebaut wäre, würden Sie nicht gern dort wohnen — — als meine geliebte Gattin?
Ich zweifle nicht, erwiderte das Mädchen mit Hebender Stimme, daß sie der vollsten Achtung und
Liebe würdig sind, und ich weiß die Ehre zu schätzen, welche sie mir erweisen, aber —
Sie verstummte plötzlich, trat einen Schritt zurück, wurde bleich wie der Tod und fiel ohnmächtig zu Boden.
Wo ist er? waren ihre ersten Worte, als sie wieder zu sich kam. O, bitte sagen Sie mir doch, wo er ist, fuhr sie, nach allen Seiten umblickend, zu dem neben ihr knieenden Grafen gewendet fort.
Wer? Ich habe Niemand gesehen, erwiderte der Gefragte. Wie haben Sie mich erschreckt.
Er ist fort! Es kann doch keine Täuschung gewesen sein! Nein, nein, es war Alois, sprach das Mädchen halblaut vor sich hin. Er ist gekommen und hat gehört, was die Leute über mich sagen — und hat es geglaubt. Es ist aber nicht wahr. Ich bleibe dir treu, Alois! Alois komme zurück.
Ein Thränenstrom unterbrach ihre Worte und unendliches Weh schlich sich in des Grafen Herz.
Ja Moidl, du hattest recht gesehen. Es war Alois, den du erblicktest. Dir treu war er zurückgekehrt, aber Jedermann und deine eigene Mutter hatten ihm gesagt, daß du die Braut eines reinen Adeligen seiest. Er mußte dies glauben, aber einmal wollte er dich noch sehen, ehe er für ewig von dir schied.
Als Moidl sich wieder vollständig erholt und mit dem Grafen den Heimweg angetreten hatte, enthüllte sie diesem rückhaltlos ihr Herz. Wenn dieser auch seine eigenen Pläne hierdurch scheitern sah, so fühlte er dennoch keinen Groll gegen das Mädchen oder gegen ihren Geliebten. Im Gegentheil, er bewunderte das Mädchen, das das Geheimniß seines keuschen Herzens so schlicht, so vertrauensvoll vor ihm enthüllte und er gelobte sich, ein treuer Freund desselben, sowie des ihrer Liebe würdigen jungen Mannes zu werden.
Welche Freude machte es ihr, als er ihr mittheilte, daß Alois Bach trotz seiner Jugend sich in München bereits als tüchtiger Künstler Ruf erworben habe. Er kenne ihn sehr gut und Alois habe ihm versprochen, bald nach ihm in Innsbruck eintreffen zu wollen. Auch habe er gesagt, daß er eine schöne Zillerthalerin heimzuführen beabsichtige. Es sei demnach gewiß, daß das Mädchen richtig gesehen habe und er glaube, daß Alois im Walde gewesen sei.
Bald nachdem Graf Arco ins Lager bei Innsbruck zurückgekehrt war, griffen Bayern die Tiroler an, wurden aber nach kurzem Kampfe zurückgeschlagen. Kirchmeyer eilte nach Haus, um die Seinigen zu benachrichtigen, daß Graf Arco tapfer mitgekämpft habe und unverwundet geblieben sei.
Graf Arco erschien nach einigen Tagen selbst und theilte Moidl unter vier Augen mit, daß Alois wie ein Löwe an seiner Seite gekämpft habe, sich aber jetzt leider als Gefangener in den Händen des Feindes befinde.
Gefangen! also nicht todt, rief Moidl, ihrer Aufregung nicht mehr Herr.
Nicht todt, ja nicht einmal verwundet, erwiderte der Graf.
Dem Kampfe war ein kurzer Waffenstillstand gefolgt und Hofer's Mannschaften wurde entlassen, um die Ernte einheimsen zu kennen, doch wußte jeder, daß die Waffenruhe nicht lange andauern würde. Jeder war deshalb bereit, sofort wieder die Büchse zur Hand zu nehmen, sobald das Signal gegeben würde. Graf Arco war deshalb auch in Tirol geblieben und war so viel in Moidl's Gesellschaft, daß die Eltern des Mädchens noch der Hoffnung waren, daß ihre Tochter noch einmal Gräfin Arco werden würde. Als der Graf eines Tages mit Moidl einen Gang in die Berge antrat, begegnete ihnen der alte Einsiedler Stanislaus, welcher eben aus dem feindlichen Lager zurückgekehrt war und Moidl viele herzliche Grüße von Alois überbrachte. Vater Stanislaus hatte dem Maler berichtet, daß Moidl ihn noch immer liebe und ihm treu bleibe und dieser hatte dem Einsiedler versichert, daß sie und keine andere sein Weib werden sollte. (Schluß folgt.)
Allerlei.
— Kochen der Speisen. Biele Köchinnen verderben das Essen durch unverständiges und ungenügendes Kochen, indenr sie dasselbe zu spät zum Feuer setzen und dann die verlorene Zeit durch heftiges Schüren wieder einzubringen suchen. Starkes Kochen macht die Fleischfaser zähe und benimmt den Vegetabilien Geschmack und Zartheit, während ein langsames stetiges Kochen nach und nach die härteste
Faser zart und weich macht. Manche Personen glauben, daß ihnen gewisse Speisen nicht bekommen, während die nachtheiligen Wirkungen nur von der unrichtigen Zubereitung der Gerichte herrühren. So kann unter anderen manchen schwer verdaulichen Speisen, welche im Rufe stehen, Blähungen zu erregen, erfahrungsgemäß diese Eigenschaft durch ein längeres verständiges Kochen benommen werden.
— Eine originelle Heirath. Ein romantischer Farnierssohn in Cummingsville, Ohio, hatte schon so viel von Heirathen tief unter der Erde in Höhlen, oder hoch über denselben in Luftballons, gelesen, daß auch er beschloß, sich auf eine Weise trauen zu lassen, welche geeignet sei, in der ganzen Nachbarschaft Aufsehen zu erregen. Lange wollte ihm nichts Originelles einfallen, Ballons waren nicht vorhanden, tiefe Höhlen auch nicht da und so verfiel er schließlich auf den, wenn auch nicht neuen Einfall, die Trauungsceremonien auf der Landstraße zu Pferde vornehmen zu lassen. Zur bestimmten Stunde ritten die Braut, der Bräutigam, der Pfarrer nebst den Zeugen nach dem auserwählten Orte. Weder Braut noch Pfarrer hatten vorher auf einem Pferde gesessen und auch der Bräutigam war nichts weniger als ein Reiter. Nichtsdestoweniger gelangten sie glücklich an den Platz, aber als die Ceremonie beginnen sollte, begannen auch die Schwierigkeiten. Es war lange Zeit für Braut und Bräutigam unmöglich, ihre Pferde Seite an Seite zu halten, so daß sie sich die Hände hätten reichen können. Endlich war das Kunststück fertig gebracht, aber kaum hatte der Pfarrer wieder begonnen, als die Pferde wieder auseinander liefen. Nach vielen vergeblichen Versuchen, die Pferde zur Ruhe zu bringen, begann der Pfarrer zu fragen: „Weiß Jemand eine Ursache anzugeben, warum dieses Paar nicht sollte ehelich verbunden werden, so möge —" Weiter kam er nichts sein Pferd begann zu Hufen bis es fest wider einer Fenz stand, auf welche es sich niedersetzen zu wollen schien. Braut und Bräutigam waren immer nervöser geworden und schließlich theilte sich diese Nervosität ihren Gäulen mit. welche mit ihren Reitern in engegengesetzten Richtungen davon liefen. Der Bräutigam rettete sich später durch Schwimmen aus einem Kanal, in welchen sein Pferd gesprungen war, während die Braut auf der Landstraße abgeworfen ward und auf einem Wagen heimgefahren werden mußte. Die Hochzeit des Paares soll nun auf dem gewöhnlichen Wege vor dem „Sqire" vor sich gehen, sobald die Braut sich von den Folgen ihres Sturzes erholt hat.
— (Miethsvertrag.) „Haben Sie Kinder? -- „Ja." — „Wie viele?" — „Sechs!" — „Um Gotteswillen!" — „Aber sie befinden sich alle auf dem Kirchhofe" — „Ah, besser dort als hier. Ich werde ihren Miethsvertrag sogleich aussertigen." — Diese Unterredung war zwischen dem Haus- eigenthümer und einem Miethcr geführt worden. Als Erster« am nächsten Tage sein Haus besuchte, schwärmte es ein und aus von hoffnungsvoller Jugend, wie in einem Bienenstock. — „Aber Sie sagten mir doch, daß Ihre Kinder auf dem Kirchhofe seien!" redete er seinen Miether an. „Freilich, sie spielten dort gestern den ganzen Tag." — Der Jahreskontrakt war nicht rückgängig zu machen.
— (Der Reinliche.) Herr: „Kerl bist Du toll! Du wischest die Teller ab mit Deinem Schnupftuch?" Johann: „O, das macht nichts, Herr Baron, cs ist doch schon schmutzig!"
— Eine Dame, die sehr oft mit ihren Dienstmädchen wechselte, wurde kurz vor ihrer Entbindung von einer Freundin besucht. Ich muß Ihnen zu einem kräftigen Jungen gratuliren, sagte sie. — Aber warum grade zu einem Jungen? fragte die Dame. „Weil, meine Liebe, ein Mädchen es nicht so lauge bei Ihnen aushalten würde!"
Räthsel.
Ein Dorskind bin ich; in der Stadt Man zwar mich auch gefunden hat,
Doch nur in kleinen Exemplaren,
Die Manchem, ach! zu klein noch waren.
Ein Haus bin ich, bald groß, bald klein,
Bon Holz, von Glas, von Thon, von Stein;
Bin groß ich, mögen meine Mauern Wohl ein Jahrhundert überdauern,
Doch bin ich klein, muß oft mein Leben Für eine Kleinigkeit ich geben:
Wenn Anstoß wird an mir genommen,
Sieht oft man mich um'S Leben kommen.
Macht Dir die Sommerhitze Pein,
Dann tritt in mich — das Große — ein,
Und mir — dem Kleinen —, kannst mir's glauben. Mußt Du das Eingeweide rauben.
Als Großes Haft' ich immerdar Am Platz, der mir beschieden war;
Als Kleines geh' ich oft gewandt Bon einer in die andre Hand.
Und doch vor dem gewohnten Gang Ist täglich mir von Neuem bang,
Weil ja, wenn nicht das Sprüchwort trügt,
Aus ihm mein Ende nahe liegt.