lassen wollten und daß diese mit den russischen un vereinbar angesehen werden. Das frühere Verhältnis könnte nur wiederhergestellt werden, wenn Oestreich und Rußland abermals gelobten, den orientalischen Zustand unangetastet zu lassen. Das aber ist ein­fach unmöglich. Es gibt gar keinen orientalischen Zustand, weil die Dinge in beständigen! unaufhalt­samen Fluß begriffen sind und weil Oestreich von Bosnien. Rußland von Bulgarien aus bestrebt ist. auf der Balkanhalbinsel festen Fuß zu fassen. In Wien wünscht man. den Berliner Vertrag so voll­ständig wie möglich aufrecht zu erhalten, in St. Petersburg muß man darauf aus sein, von demselben loszukommen und die zwischen Ostrumelien und dem Fürstenthum Bulgarien aufgerichtetcn Schranken zu beseitigen. Oestreich beklagt den Sturz Beaconsfields, weil dieser Staatsmann gleichfalls Vertheidiger der Berliner Stipulationen war, Rußland feiert die Errichtung des Kabinets Gladstone, welchem man Sympathien für vollständige Unabhängigkeit des Südslaventhums zuschreibt. Die Situation hat sich seit dem Rücktritt der Tories verändert, der Gegen­satz der Interessen aber ist der nämliche geblieben, und handelt es sich nur darum, ob derselbe durch eine russisch-englische Annäherung noch verschärft werden soll. Es ließe sicb allerdings denken, daß diese Grundsätze für den Augenblick zurücktreten, aus der Welt geschafft können dieselben nicht werden, so lange Oestreich an dem Besitze Bosniens festhült und so lange Rußland der moralische Beherrscher Bulga­riens ist.

Der Waffenstillstand zwischen den russischen und den östreichischen Orientinteressen bildete die Grundlage des Dreikaiserbundes weil dieser Waf­fenstillstand nicht wiederhergestellt werden kann, ist auch die Wiederherstellung des Dreibundes nicht mehr möglich davon ganz abgesehen, daß Fürst Bismarck seit dem Berliner Vertrage in St. Petersburg nicht mehr den freundschaftlichen Einfluß zu üben vermag, den man den Verbündeten in Sachen der Aufkündi­gung des Pontus-Vertrages bereitwillig zugestand. Wenn es hoch kommt, wird eine momentane Waf­fenruhe hergestellt werden an ein dauerndes, die Grundlage des europäischen Friedens und eines Friedenssystems bildendes Wiederaufleben des Drei­k aiserbündnisses ist nicht mehr zu denken. _

TageS-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

Stuttgart. Seit Ende voriger Woche ist nach derW. L.-Z." das ganze Württ. Armeekorps mit neuen Krankentransportkörben versehen worden. Dieselben sind nämlich nach einem Berli­ner Muster hier verfertigt worden. Sie sind aus starkem Rohrgeflecht, mit einer vollständigen Scgel- tuchbedeckung versehen und wiegen ohne Matratze und wollene Decken 75 Pfd. Zum Transport sind 4 Mann nothwendig. Bon sachverständiger Seite hört man diese neuen Körbe sehr loben.

Tübingen, 14. Mai. Auf dem Bienenstände des Hrn. Oberförsters Rau hier ist gestern der erste Schwarm erschienen, wohl auch als der erste in unserer Gegend.

Brandsätle: Am 11. Mai in Eiselau, einem stattlichen, begüterten Weiler bei der Station Bai- merstetten, (Ulm) eine Scheuer nebst Stallung.

In Rosenheim haben sich das Eisenbahnperso­nal. Salinen- und Fabrikarbeiter schriftlich verpflichtet, das von den Brauern auf 25 L hinaufgesetzte Som­merbier nicht zu trinken. Die Zahl der Theil- nehmer an diesem Streik ist bereits 500.

München. Das Befinden des in der Kreis­irrenanstalt untergebrachten Scharfrichters Scheller ist ein sehr bedenkliches; derselbe ist ungemein aufge­regt und glaubt sich ununterbrochen mit Hinrichtungen beschäftigt.

Schwärmende Bienen. Aus Köln wird alssel­tenes Ereignis mitgethellt, daß ein dem Gemeindeverordneten Krein zu Strunden gehörender Bienenstock bereits am 8. ds. Mts. geschwärmt hat. Das Ereignist wird alle Bienenfreunde interessiren, da selbst bei günstiger Witterung das Schwärmen selten vor Ende Mat beginnt.

Bei der dritten Lesung des Sozialistengesetzes sagte be­kanntlich Hasselmann:Die Zeit des parlamentarischen Schwätzens ist vorüber, die Zeit der That ist nunmehr gekom­men." Dazu soll Liebknecht bemerkt haben:Ich bin neu­gierig, wie viel Geld Hasselmanu für diese Rede vom Reichs­kanzler erhalten hat." So erzählt wenigstens der Abg. Eugen Richter in einer Versammlung von ca. 2000 Berliner Wäh­lern, in welcher er über die letzen Vorgänge im Reichstag sprach.

DerHannoverische Courier" veröffentlicht jetzt das eigenhändige Schreiben des Kaisers, mit welchem dieser Leonhardt's Entlassungsgesuch beantwortete und welches der Verstorbene aus Bescheidenheit nicht hatte

veröffentlichen wollen. Dasselbe lautet: Berlin, 29. Oktober 1879. Mit dem aufrichtigsten und tiefsten Schmerze habe ich Ihr Schreiben empfangen, mit welchem Sie mir Ihr Entlassungsgesuch einreich­ten. Lange schon fürchtete ich, daß Sie zu diesem Entschlüsse kommen wollten, denn Sie haben mir, dem engeren und weiteren Vaterlande, Ihre Gesund­heit zum Opfer gebracht! Aber Sie haben auch nicht vergeblich gearbeitet für die hohen Erfolge, welche Sie erzielten, denn Sie haben mehr wie den Grund gelegt zu einer Einheit der deutschen Gesetzgebung, woran so Viele und so Vieles scheiterte. Ihr Name steht daher in der Weltgeschichte unauslöschlich da! Empfangen Sie für Ihre Hingebung, Aufopferung und Ausdauer ohne Gleichen hier meinen aufrichtig­sten und innigsten Dank und Königliche Anerkennung, die ich so oft mit Freude in Ihrer Amtsthätigkeit aussprechen konnte. Als öffentlichen Ausdruck dieser meiner dankbaren Gesinnung übersende ich Ihnen hiermit den Stern des Groß-Comthure meines Haus­ordens von Hohenzottern, der Ihnen stets eine Er­innerung bleiben soll an Ihren dankbaren König Wilhelm. An den Justizminister Leonhardt.

Magdeburg feiert am 4. Juni den Tag seiner 200jährigen Vereinigung mit der Krone Preußen. Se. Maj. der Kaiser mit dem Kronprinzen und den Rönigl. Prinzen werden bei dem Feste anwesend sein.

DerEstafette" wird aus Berlin telegraphirt, daß Fürst Bismarck dem von England angetrete­nen Vorschlag, einer Flotten-Kundgebung vor Kon­stantinopel, nicht zustimme und daß die Beziehungen zwischen Berlin und London beginnen, so gereizt wie möglich zu werden." (?)

Frankreich.

Bordeaux, 13. Mai. Im Gebäude der Han­delskammer aus dem Stapelplatz ist eine Feners- brunst entstanden, deren Schaden auf zwei Millio­nen geschätzt wird. (T. Ehr.)

Der Vicomte Civry, natürlicher Enkel des weiland Herzogs Karl von Braunschweig, wurde wegen Diebstahls mit Einbruch zu drei Jahren Ge- sänguiß verurtheilt.

England.

London, 14. Mai. 25000 Weber in Black­burn strikten gestern behufs Erzwingung einer Lohn­erhöhung von 5°/». Der Sinke wird wahrscheinlich große Dimensionen annehmen.

Türkei.

Die Albanesen, welche vor acht Tagen Mon­tenegro mit Haut und Haaren zum Gabelfrühstück verschlingen wollten, haben sich mittlerweile eines Andern besonnen: sie wollen vorerst noch nicht los­schlagen. Man geht wohl nicht fehl, wenn man diese Sinnesänderung dem Drucke, welchen die Großmächte auf die Pforte ausgeübt haben, zu­schreibt. Die türkische Regierung mag sagen was sie will, es ist und bleibt Thatsache, daß sie gegenwär­tig in Albanien dasselbe Doppelspiel treibt, wie vor zwei Jahren in Bosnien. Keinem Staate liegt weniger daran, den berliner Vertrag ausgeführt zu sehen als der Türkei und es steht nun abzuwarten, ob die Pression der Großmächte auf die Pforte nachhaltig genug ist, um neues Blutvergießen zu verhindern, oder ob der Appell an die Waffen die ultima ratio der Montenegriner sein wird. Vorder­hand stehen sich die Gegner bis an die Zähne ge­wappnet, Gewehr bei Fuß. gegenüber.

Amerika.

Newyork, 14. Mai. Wegen Zuwiderhandelns gegen das die Zahl der Schiffspassagiere feststellende Gesetz sind gegen die Kapitäne folgender Dam­pfer Haftbefehle erlassen: Suevia, Amsterdam, Mosel, Viking, Rhein, Baltimore, Hohenstaufen, Ohio, Belgenland, Helvetia, Herder, Celtic, Devo- nia und City of Richmond. Der Kapitän des Rhein ist bereits verhaftet, den übrigen soll dies sofort nach ihrer Ankunft widerfahren. (Sch. B.)

Eine gefälschte Frau. In Clinton, im County de Witt im mittleren Illinois hat ein gewisser Bradford seinen Schwiegervater Mac Grath auf 5000 Dollars geklagt, als Er­satz sür den Schaden, den er durch seine Heirath mit Mac Grath's körperlich zur Hälfte gefälschten Tochter irlitten habe. Bradfort, ein wohlhabender vierzigjähriger Geschäftsmann, ver­liebte sich in Fräulein Mac Grath, die reizende Tochter eines vermögenden früheren Schweinehändlers, der erst vor zwei Jahren nach Clinton gezogen war. Mist Mac Grath hinkte ein wenig aus dcm rechten Fuße. Bradford vermochte die Ursache dieser körperlichen Unvollkommenheit nicht zu entdecken. Er drang in den Vater der Geliebten, ihm die Ursache des Hinkens seiner Tochter zu erklären. Der Alte schützte eine un­bedeutende Steifheit des Knies vor, die sich jedenfalls mit der Zeit verlieren würde. Daraufhin machte Bradfort seinen An­

trag und wurde von der errötheteu Jungfrau erhört. Die Hochzeit fand Statt undmit dem Gürtel mit dem Schleier ritz der schöne Wahu entzwei." Ein Theil der in gutem Glauben geheiratheten Schönheit stellte sich nicht als menschlich sondern alsKork" heraus. Das lahme Bcin war ein künst­liches und ruhte, abgeschnallt, allnächtlich auf dcm Tische vor dem Bette der jungen Frau. Bradford machte nun die oben erwähnte Klage anhängig, weil sein Schwiegervater sich des Betrugs schuldig gemacht, und ihm eine zum Theil aus Kork bestehende Gattin aufgehängt habe.

Australien.

Einen guten Magen besitzt jedenfalls ein Australier, der durch seine Virtuosität, Alles zu verschlucken,waS nicht niet- und nadeltest ist", selbst den seiner Zeit berühmtenGa- bclschluckcr" in Paris weit übertrifft. Nach der mcdicinischen Presse wurde man zuerst auf ihn aufmerksam bei Gelegenheit eines von ihm ausgefiihrtcn Diebstahls. Er hatte einen gol­denen Ring gestoblen, war dabei abgefastt und ins Gesängniß gebracht worden. Da er den Ring nicht sogleich wieder 'ker- bcischassen konnte, sondern angeblich erst nach einigen Stunden, so erhielt der Gefängnißarzt den Auftrag, ihn zu untersuchen. Bei der genauen körperlichen Untersuchung des Delinguentcii konstatirte der Arzt in der Söhe des Magengrundes Fremd­körper von harter rundlicher Beschaffenheit, welche er mit Leich­tigkeit durch die Bauckdeckeu hindurch suhlen und gegeneinander drücken konnte. Nun gestand denn auch der Dieb, daß er vor neun Monaten eine große stählerne, sogenannteAlbert-Kette" gestohlen und verschluckt habe, ohne die geringsten Beschwerden davon zu empfinden. Unter entsprechender ärztlicher Hilfe kamen nun nicht allein der gestohlene goldene Ring und die große Stahlkette, sondern auch noch ein Federmesser und ein gewöhnlicher broncener Ring zum Vorschein. Der Besitzer die­ses hehlerischen Straußenmagens ist ein junger Mensch von 28 Jahren, in dessen Wohnung bei einer vorgenommenen Haus­suchung eine schöne Sammlung von Gegenständen aller Art, wie Ringe, Ketten, Portemonnaies. Federmesser u. s. w. vor- gcfunden wurden, welche von dem Gewohnheitsdieb verschluckt und später wieder an das Tageslicht befördert worden waren.

Kandel L Geriehr

Nach einer Bekanntmachung der Postdirektion vom 8. Mai kommen vom 1. Juni bis Sevt. gveitc und dritte tätliche Pcrsonenpostsahrlen zwischen Or! und Eisenbahnstation Ternach zur Ausführung.

Baihingen a. E., 13. Mai. Auf dem gestrigen Vieh markt wurde viel gehandelt und verkauft. Die Preise stiegen. Auch auf anderen Märkten wird uns ein Steigen der Vichpreisc gemeldet.

DerWeinhalle" wird über Weinbau und Rebsland von der Mosel geschrieben:Das dcm Weinstock überaus günstige Frühjahrswctter hat Wunder gewirkt. Die Frost­schäden zeige» sich als lange nicht so schlimm, und es hat schon mancher todtgeglaubte Weinstock bei dem warmen Sonnenschein seine Auferstehung gefeiert. Einen Ausfall bat die strenge Winterkälte allerdings verursacht, besonders in den geringen Lagen und bei solchen Weingärten, wo die Reben schon früher an Oidium »Kd anderen liebeln kränkelten: diese konnten der Kälte keinen Widerstand leisten, mußten daher zu Grunde gehen." Und von Metz:Die Befürchtungen, unsere Reben seien durch den Frost so arg beschädigt, daß eine Fehlernte für dieses Jahr in Aussicht stände, werden durch die prächtige Entwicklung der Vegetation widerlegt. Nur ein geringer Bruchtheil mußte dicht am Boden abgcschnitteu werden, in den besseren Lagen genügte ein etwas kürzerer Schnitt als gewöhn­lich, während man allerdings in den niederen Lagen die Stöcke nur so hoch stehen lassen konnte, als sie mit Schnee bedeckt waren. Auf ein gryßes Quantum ist nicht zu hoffen: die Bchauptang aber, wir gingen einer vollständigen Mißernte entgegen, dient der Spekulation und ist unrichtig."

(Fortsetzung.)

Als der alte Mann dem Mädchen erzählte, daß die Männer in ganz Tirol sich zum Kampfe rüsteten» da bemächtigte sich Begeisterung des Moidl. Auch sie wolle nicht Zurückbleiben, wenn es die Rettung der Heimath gelte, rief sie aus. Und könne sie auch nicht mit der Büchse in der Hand kämpfen, so könne sie doch ihren Landsleuten wichtige Dienste leisten, weil sie weithin alle Wege und Stege des Gebirges kenne. Vater Stanislaus theilte dem Mädchen ferner mit, daß am folgenden Tage die wehrhaften Männer auf- geboten werden würden. Andreas Hofer sollt« ihr Führer sein und Graf Arco - Zinneberg habe diesem nicht nur seine persönliche Hälfe, sondern auch sein großes Vermögen zur Verfügung gestellt.

Als sie den Heimweg antrat> hörte sie bereits rings im Thale die Kirchenglocken läuten. Es war dies das Alarmzeichen. Zu Hause angekommen fand sie ihren Vater mit dem Reinigen seines Stutzens beschäftigt. Er sagte ihr, daß alle Bauern aus dem Ziller- und dem Jnnthale sich bei Innsbruck sammeln und den dort bei dem Paffeierthale mit einer Schaar hrrcmziehenden Befehlshaber Andreas Hofer erwarten würden. Ich selbst gehe morgen mit unfern Nachbarn gen Innsbruck und Du mußt mit, um uns zu helfen, die Feinde zu vertreiben, sagte Kirchrnryer zu Moidl Moidl zog mit. Sie hoffte Alois bei den übrigen Männern zu finden.

Am Tage nach der Ankunft vor Innsbruck trat Kirchmeyer zu seiner Tochter und erklärte ihr, daß er einen wichtigen Auftrag für sie habe. Man könne