Amts- und Intelligenz-Matt für den Oberamts-Bezirk Nagold

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Samstag den 15. Mai.

Jnsertionsgebühr für die ripalrige Zeile ers ae- ' wohnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung ! bei mehrnia-iger je 6 - 2 .

1880.

man

streifte sogar die Politik. Er bemerkte müsse gar kein Gewicht auf das Gerede legen, als

B.,

Zur Versehnng von unständigen Lehrstellen an Volks­schulen sind u. a. für befähigt erklärt worden: Bihler, Andr. von Pfrondorf, Brneklacher, Otto von Frendcnstadt, Ding- ler, Johannes von Vaslach, Gaißcr, Ernst von Achopsloch, Graf, Simon von Oberjcttingen, Graser, Christian von Na­gold, Held, Christian von Rohrdorf, Hermann, Wilhelm von Nagold, Lind m a i e r, Albert von Nagold, No 1 hacker. JohS. von Freudenstadt, Renz, Christian von Emmingen, Sch ein pp, Friedrich von Giiltstein, Schl eh, Wilhelm von Hcrzogswciler, Wacker, Georg von Holzbronn, Weber, Paul von Wildbcrg, Wolf, Karl von Wenden.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

Tübingen. Am 20. Mai sindet die Wahl eines Abgeordneten zum deutschen Reichstage für den VI. Württ. Wahlkreis (Reutlingen-Tübingen-Rotten- burgl an Stelle des bisherigen Abgeordneten. Reichs- gerichtsratb Geh, statt. Seine Wähler haben be­schlossen, an der Wahl desselben sestziihalten, wie auch er an seinem Wahlkreise festzuhaltcn und eine auf ihn fallende Wiederwahl annchmen zu wollen sich bereit erklärt hat.

L a u p h c i m. Bei einer Berlasscnschaftstheilung dahier wurden dahier gegen 40000 Mark für Unter- suchungökostcn und Kapitalsreuerdefraudation rescrvirt.

Brand fälle: In Seigen (Blaubeuren) am 11. Mai auf der sog. Scherr eine Scheuer, das an- gebautc Wohnhaus erlitt starke Beschädigungen.

Als Kuriosum verdient mitgetheilt zu werden, daß lautPfullend. Anz." am letzten Jahrmarkt zu Ueberlingen ein über 8 Centner schweres, 2Lr m langes Ricscnschwcin von Müller Joh. Ehrte aus Buggenscgcl aufgeführt worden ist, welches, aus Nordamerika stammend, fast 3 Jahre alt sein soll.

In München hat eine Schlossersfrau vor einiger Zeit ein Mädchen ohne Arme und Beine geboren. Das nunmehr 5 Monate alte Kind, wel­ches dieser Tage im ärztlichen Vereine vorgezeigt wurde, ist im klebrigen in allen Organen vollständig ausgebildet nud lächelt munter in die Welt hinein, in welcher cs unbewußt einem traurigen Dasein entgegcngcht.

Radolfzell, 4. Mai. Bei dem Reichstage sind 60 Petitionen eingegangcn, worin gebeten wird, keinen Ausfuhrzoll auf Lumpen znzulassen. Man sollte auch wirklich die Lumpen ohne Weiteres hinaus­lassen, diejenigen nämlich, ans denen man kein Schreibpapier machen kann.

Aus der Pfalz, 9. Mai. Das nahe an der pfälzischen Grenze liegende preußische Städtchen Baumholder, Sitz eines Amtsgerichts, ist gestern zum Theil ein Raub der Flammen geworden. 180 bis 200 Gebäude, darunter 120130 Wohngebäude sind nicdergebrannt, Menschenleben glücklicherweise nicht zu beklagen.

In Heringen, Amts Limburg (Nassau), lebt wohl der älteste Lehrer Deutschlands. Es ist dies der israelitische Religionslehrer Abraham Lewi Dick­stem, der bei einem Alter von 100 Jahren noch im­mer unterrichtet und dafür das winzige Gehalt von 120 cM bezieht. (Wir erlauben uns zu den Jahren und zu dein Gehalt ein ? zu machen.)

Mainz, 8. Mai. Die A uswanderung nimmt gegenwärtig sehr zu. Im Laufe dieser Woche haben nicht weniger als nahezu 600 Auswanderer theils zu Schiff, theils mit der Eisenbahn unsere Stadt passirt, um in Amerika ihr Glück zu suchen. Die Auswanderer waren grvßtentheils Württembergcr.

Berlin, 11. Mai. Der Rücktritt des bayri­schen Gesandten und Bundcsbevollmächtigten Rud- hardt wird dadurch motivirt, daß er bei der letzten parlamentarischen Soirse des Fürsten Bismarck mit

den Worten empfangen wurde: Sie kouspiriren ja mit Juden, Römlingen und Fortschrittlern. Die Antwort des Repräsentanten des Königs von Bayern soll nicht minder erregt gelautet haben und offiziöse bayrische Blätter dürften wohl in die Lage versetzt werden, dieselben zu rcprodnziren.

Berlin, 11. Mai. Der Kaiser soll sich ge­stern beim Fürsten Bismarck sehr befriedigt über des letzteren Reichstagsredc geäußert habe». Fürst Bismarck hielt dem Kaiser Bortrag über den Gesetz­entwurf bezüglich der diskretionären Handhabung der Maigesetze. Der Reichskanzler bleibt bis Bütte Juni in Berlin und gehr dann nach Kissingen.

In Berlin wurde für,pich einem Pserdeeisenbahnkonduk- teur niif der Charlottenburger Chaussee während der Fahrt die Geldtasche vom Leibe gerissen. Der Räuber entkam zunächst, wurde aber nach wenigen Tagen wegen eines weiteren Raub­ansalls verhaftet.

Wie verlautet, soll der Kaiser über das Ent- lassungsgcsuch des Reichskanzlers nicht wenig er­schüttert gewesen sein. Außer dem offiziellen Schrei­ben des Kaisers an seinen leitenden Staatsmann sollen noch mehrere vertrauliche Mittheilungcn auf schriftlichem Wege zwischen denselben gewechselt wor­den sein. Es bestätigt sich, daß der Kronprinz auch während der jüngsten Krisis seinen ganzen Einfluß zur Begleichung der Differenzen aufbot.

Die Rede des Fürsten Bismarck, welche er im Reichstag gehalten, wird in gewissen Zusammenhang mit seinem neulichen Entlassnngsgesuch gebracht; da er wieder von der Möglichkeit seines Rücktrittes sprach und als Nachfolger einen Mann in Aussicht stellte, welcher dem Verlangen der konservativ-klerikalen Ma­jorität entsprechend nach Kanossa gehen könnte, so folgert man auf Vorgänge in Hof- und Regierungs­kreisen, welchen gegenüber Fürst Bismarck einen sehr schweren Stand hat, Vorgänge, über welche selbst das Gerücht noch tiefes Schweigen beobachtet. Es wird dieser Gedanke viel in Reichstagskreisen ausge­sprochen. Auch im Bundesrath hat Fürst Bismarck offenbar starken Widerstand anläßlich der Hambur­ger Angelegenheit gefunden; wenigstens mußte man den Eindruck gewinnen, als ob die Vorgänge im Bundesrath bei Gelegenheit dieser Frage, die ja des Näheren nicht öffentlich bekannt worden find, den Reichskanzler in eine außerordentlich mißmuthige und gereizte Stimmung versetzt haben.

Fürst Bismarck hat seit der Sonnabendssitzung des Reichstags, die ihn in außerodentliche Aufregung versetzt hat, das Zimmer nicht wieder verlassen dürfen.

Die Hamburger Angelegenheit wird, wie nun zweifellos feststeht, ihre Erledigung durch Entsendung einer Kommission an Ort und Stelle finden. Es ist nun wohl als feststehend anznsehen, daß die Fest­stellung der neuen Zolllinie in Hamburg durch die erforderlichen Enteignungen eine Summe von 815 Millionen Mark erfordern wird, wie denn überhaupt die Ausführung der jetzigen Pläne die Ueberwindung sehr bedeutender Schwierigkeiten erheischt.

lieber den Aufenthalt der zur Beglückwünschung des Kaisers Alexanders abkommandirten preuß. Offi­ziere in St. Petersburg berichtet dieKöln. Ztg.": General v. Tresckow hat dem Kaiser nach Wiesba­den die befriedigendsten Nachrichten über den Aufent­halt der Glückwunschdeputation in Petersburg über­bracht. Die aus Petersburg zurückgekehrten Offiziere wissen nicht genug die Aufnahme zu rühmen, die sie in Petersburg und namentlich beim Kaiser Alexander selbst gefunden haben. Sie wurden während der kurzen Zeit ihres Aufenthalts viermal in das kaiser­liche Palais geladen und der Kaiser behandelte sie stets mit der gewinnendsten Liebenswürdigkeit. Er

ob lein Sohn, der Thronfolger, dereinst nach anderen Grundsätzen als er selbst regieren werde. Das innig freundschaftliche Verhältnis; zu seinem Oheim, Kaiser Wilhelm, werde niemals einem Wandel uiüerliegen und ebenso sei er überzeuge, cs werde ihnen, den Herrschern, gelingen, zu bewirken, daß auch die beiden großen Reiche wie bisher in Frieden und Freund­schaft miteinander leben."

In der Sitzung vv:n ö. Mai stiinmien von würliember- gische» Abgeordneten für die Nr. 7 der konscrvakwericits cin- gcbrachten Anträge zur Gewerbeordnung nvornack, durch die höhere Verwaltungsbehörde nach Anhörung der Gemeindebe­hörde ungeordnet werden kann, daß, beziehungsweise mit wel­chen Einschränkungen für diejenigen Gewerbe, für welche In­nungen bestehen, nur Mitglieder der Innung Lehrlinge zur Ausbildung «»nehmen können): Fürst zu Hobenlohe, Leonhard, Stalin, Graf Waldburg, v, Werner: dagegen: Härle, Römer; abwesend: Graf Bissingen, v. Biihter, v. Heim, v. Knapp, Müller, Frhr. v. Lw, v. Holder, Schwarz, Frbr, v. Barnbüler. Die Anträge wurden bekanntlich angenomm-n.

Straßburg, 9. Mai. In dem benachbarten Schlettstadt, dessen Garnison durch das 2. Batail­lon des 8. württ. Infanterieregiments Nr. 126 ge­bildet wird, fand ain 1. d. BL. der Einzug des ge­nannten Bataillons in die neuerbaute Kaserne unter entsprechenden Feierlichkeiten statt. Die Kaserne ist ein Prachtgebäudc und musterhaft eingerichtet, land­schaftlich schön gelegen, von allen Seiten frei, mit Aussicht auf Vogesen und Schwarzwald ; sie hat vom Kaiser den NamenKönig Karl-Kaserne" erhalten und wird hoffentlich den schwäbischen Landeskindern ein angenehmer Aufenthaltsort sein. (W. L.) OesterreichUngarn.

Wien, 12. Mai. Die Politische Korrespondenz meldet, daß die Albanesen die Absicht haben, Skutari aufzugen und gegen Montenegro die Offensive zu ergreifen. Die Zuzüge dauern fort. Am 9. d. sind 3000 Miriditcu unter Prent nach Tusi abgegangen und 6000 Albanesen von Dibrematia in Skutari ein­gerückt. (N.-Ztg.)

Das Abgeordnetenhaus marschirt jetzt im Sturm­schritt. Der letzte Theil des Budgets, das Finanz­gesetz, die Eisenbahn-Convention mit Serbien und überdies noch drei kleinere Gesetzentwürfe wurden an einem Tage erledigt und dies Alles in dem verhält- nißmäßig kurzen Zeiträume von vier Stunden. Das Budget, sowie auch das Finanzgesetz wurden debatte­los votirt. Nach demselben betragen, mit Einrechnung verschiedener Nachtragsforderungcu, die Gesamtaus­gaben für das Jahr 1880 423 Millionen, denen an Einnahmen 398 Millionen gegcnüberstehcn, daher ein Defizit vor 25 Millionen vorhanden ist. Die Defi­zits sind eben einechronischcKrankheitmoderner Staaten.

Der Millionär Olt in Wien soll nicht einmal im Grabe Ruhe haben. Der Wiener Hof- und Gerichtsadvokat Dr. Michael Ritter v. Nenspaner, der Kurator der Ott'schen Vcrlassenschaft, ist beim Magistrate nm Bewilligung zur Ex- humirung (Wicdcrausgrabung) der Leiche des auf dem Centralfricdhofe ruhenden Martin Ott cingeschritten. Das Gesuch ist motivirt, daß der schwarze Frack, in welchem Ott im Sarge liegt, möglicherweise dessen so schwer vermißtes Testament enthalten dürfte. Hierfür spreche vielleicht auch noch der Umstand, daß Ott bei Lebzeiten wiederholt von Vermächt­nissen für die Armen Wiens gesprochen hat, ohne daß eine diesbezügliche leptwillige Bestimmung auffindbar gewesen wäre. Der Akt wurde entgegen der sonstigen Gewohnheit, nach wel­cher Gesuche um Exhumirung einfach durch das Stadtphysikat erledigt werden, diesmal dem Magistratsgremium vorgelcgt. Es geschah dies wegen der Abnormität des Falles, Exhumi- rungen wurden sonst nur begehrt, wenn dies im Interesse der Justiz gelegen war, oder wenn Leichen nach einem anderen Orte überführt werden sollten. Der Fall jedoch, daß eine Leiche zum Behufe der Aufsuchung eines Testamentes ausgegraben werden soll, hat sich in Wien noch nicht ereignet. Der Magi­strat hat, da ein hier ausschließlich maßgebendes sanitäres Be­denken nicht vorliegt, die Exhumirung bewilligt und dieselbe

ZE Am Samstag Abend wird ebenfalls ein Blatt ausgegeben, dagegen fällt wegen der Pfingstfeiertage das Dienstagsblatt aus.