Bestrebung,:», Sollte mich Gott, lebe» lassen, so e.rhebe ich ^ vielleicht noch einuial von der Abgcorduetenbank aus iiieine Stimme siir den Gedanken der nationalen Einheit, der seit 10 Jallren in Abnabme beqrissen ist. Wenn mein bewährter Mitarbeiter an der Reichsoeriassung zusammen mit dem Zentrum und den Gegnern der Gerichsversassnng geht, so must ich warnen. Es ist bas erste Mal, daß im Bnndesrath und Reichstag Differenzen über Bersassnngssragen entsteheu. Ich sehe nur gegenüber das Zentrum und die Freihandelspartei, die im vorigen Jahre einander betämpsten. Ich hoffte, daS Zemrnin in wirlhschasllichen fragen >oie in anderen Fragen nir mich zu haben und war deshalb und bin noch zu Zugeständnissen bereit, die uns in 1t Tagen im preusffschen Landtage beschäftigen sollen. In dieser Hossnnng sehe ich mich getäuscht. Die Parteien, welche nnS bisher nnterstnhten, sollten sich die Konsequenzen vergegenwärtigen, wenn sie der Regierung dauernd opponiren. Es ist gewiss am meisten gefährlich snr die liberale Partei, wenn sie die Berinjsling dauernd anzwciictt, wenn sie Len Partiknlarismns unterstützt, der ohnehin noch lebendig genug ist. Ich habe mich nicht von parlamentarischen noch von partiknlaristischen Bestrebungen nberlansen lassen und denke darin fest und sicher zu bleiben. Der Frieden beruht ans Bersiändi- qung, ans dem Zusammenhalten der Regierungen und ans der Festliaftnnq strenger Beachtung des Bnndesvertrages. Es ist in der Tbat geiährlich, die dauernde Frage anzuregen : wird der Vertrag gehalten ? Sie spielen ei» bedenkliches Spiel, wenn sic zwischen den Bnndesregiernngen Zwietracht und Uneinigkeiten säen. Vor nahezu 30 Jahre» trat ich bei dem Bundestage ein. Seit 18 Jahren stehe ich an der Spitze der preusffschen Regierung. Das Einzige was mich in der Stellung hält, ist der Wille des Kaisers. Wenn ich sehe, mit welchen Hindernissen ich kampsen muh, wenn ich iür die Einheit des Reichcs-eiiizntrcte» habe, liegt mir oft der Wunsch nach Ruhe in der Einsamkeit nabe, .galten Sie aber die Macht des Zcntrnins snr nunber windlich, dann würde ich Sr. Majestät im Interesse des iiine'.en Friedens bei meinem Rücktritt Vorschlägen, das nachsvlgende Ministerium so zu wühlen, dass eS möglich sein wird, die Wünsche des.Zeltirnins und der Konservativen zu vereinigen. Ob dann der Fortschritts oder der Freihandel den Weg nach Canossa gehen, ich kann es anshalten. Aber ich kann sagen, ich bin müde, todlmüde und werde es vollends, wenn ich sehe, wie meinen Bestrebungen gegenüber dauernd daran gearbeitet wird, dieselben zu durchkreuzen, indem die liberalen Parteien nicht daran denken, in geringeren Fragen da iiachzngeben. n>v cs sich um die Fortdauer de-s Reiches handelt. Verlangen Sie nicht meine Mitwirkung, wenn ein jeder sich für berechtigt und beruren hält, die Grundlagen dcS Reiches, welches ich habe inik- anibanen helien, in Frage zu stellen. IBeifall.) Abg. Wolfs- son erklärt r Sbivohl ich hamburgische Interessen vertrete, bin ich doch kein Parliknlarist. Nicht wir, sondern die prensffsche Regierung bat den Versassnngsslreit provozirt. Redner hält die Rechtsnnsfnhriingeil des Referenten gegenüber den Angriffen des Reichskanzlers aufrecht. -- Windthvrst bedauert, das; der Reichskanzler wegen seiner Gesundheit verhindert war, die Antwort ans so schweren Angriff zu hören. Das Zentrum empfinde snr das Reich ebenso warm wie der Reichskanzler. Wir verteidigen den söderirten Karakter des Reiches gegen jeden Angriff." Für unsere ReichSfrenndlichkcit spricht innere Bewilligung von >30 Millionen »euer Stenern. Wir haben bisher nach unserer Ueberzetigung von der Sache votirt. im Einklänge mit den Anschauungen unserer Wähler. Wenn der Reichskanzler einen Appell an das Volk macken will, wecden unsere Wähler cs bestätigen. Unser Votum wird beeinsinsu von dem Stande des Kulturkampfs. Wir baben diesen schädlichen Kamps nicht provozirt. Er stammt aus Versailles. Wird der Streit nicht beendet, so wird das Reich in seinen Fiindn- mcnlen erschüttert. Die Samoa-Vorlage haben wir ans nnan- ziellen Gründen abgelehut. Der Reichskanzler bat nicht mit uns, sondern mit dem römischen Stuhl Frieden zu schlieffen. Letzterer beeinflusst uns in unserer parlamentarischen Haltung durchaus nicht. Es wird nicht gelingen, eine feste Ncgierungs- majorilüt zu bilden, bevor der Kulturkampf beendigt ist. Auch eine solche wird nicht zu jeder von der Regierung vorgeschlagenen Maisregel „ja" sagen. Wenn wir in dieser Session öfter „nein" gesagt haben, als sonst, so liegt das an den Vorlagen des Bnndesrath-?. Das Hans vertagt hieraus die weitere Be- ratbnng bis Montag. -W L.-Z.
Berlin, 11. Mm. In der gestrigen Abend
sitzung beriech der Reichstag in dritter Lesung über die Elbschifssahrrsakte. Windthor.stbeantragte wiederholt kommissarische Berathung. Graf Stolberg erhob Widerspruch. Das Haus trat jedoch dem Anträge Windthorst's bei. Sodann verlas Graf Stolberg eine Kaiserliche Botschaft, welche den Schluß der Session anvrdnetc. Rach dreifachem Hochruf auf Se. Mas. den Kaiser verließen die Reichsboten das Hans.
Berlin. Rene Austreiigungiingen, welche hier und in Preußen überhaupt zur Erlangung der Erlaubnis; für Leichenverbrcnnung gemacht werden, sind vergeblich, da ein deßhalb getroffener Beschluß des gesummten Staatsministeriums diese Art der Leichenbestattung verbietet.
Zurückgestellt ist im Reichstage das Brau- steuergesetz, die Ttempelsteuervorlage, der Gesetzentwurf über die Küstenschifffahrt, die Vorlagen über das Pfandrecht aus Eisenbahnen und die ans zweijährige Budget- und Gesetzgebungsperioden abzielende Acnderung der Reichsverfassung. Gar nicht an den Reichstag gekommen, sondern unterwegs vom Bun- deSrath nach der Leipziger Straße irgendwo liegen geblieben ist der Gesetzentwurf, betreffend die Anzeige- pslicht von Unfällen in Fabriken.
Schweiz.
Bellinzona, 9. Mai. Abermals ist eine Dp- namit-Explosivn an der Gotthardlinie zu verzeichnen. In -Faido explodiere gestern das unter dem Gcmeindehanse angelegte Dpnamirmagazin. Drei Personen wurden getvdtet, unter ihnen zwei Angestellte der Unternehmung, 15 verwundet. Unter letzteren sind ein Lehrer und mehrere Schüler einer höheren Lehranstalt. (N. Tu
Eine schneeweiße Gemse ist gegenwärtig in dem zooplastischen Museum zu Svlothurn ausgestellt. Sie hat rothe Augen, weiße Hörner und Hufe und ein schneeweißes Vließ, ist zweijährig und wurde im Savienthale des Kantons Granbünden erlegt. Es ist dies das zweite Exemplar, welches seit dreißig Jahren in der Alpemvclt der Schweiz angetroffen worden ist.
Belgien.
Lille, 0. Mai. Ter feiernden Fabriken zählte man heute in Roubaix 86, in Tourcoing 49. In Lille striken 1000 Arbeiter, in Croix 2250, in Lin- kellell 300, in Halluin ebenso. Im Ganzen sind eS in der Gegend von Lille 25,000 Arbeiter, die nicht arbeiten. Es ist eine Art Epidemie, die sich ans alle Professionen erstreckt. Die Fabrikanten schicken sich an, nachzugeben.
Frankreich.
In Frankreich war die Interpellation Lamp und deren gänzliche Erfolglosigkeit das erste und bauptsächlichste Ereignis; der letzten Zeit. Der Republikaner und Jesuitenfreund Lamp interpellirte die Regierung an; Montag in der Kammer wegen der Märzdekrete, und das Haus war überfüllt, da die Clerikalen von diesem Schritt zuvor viel Wesens gemacht batten. Der Juslizminister Cazot fertigte indessen den Interpellanten mit einer so sachlich begründeten und eindringlichen Erwiderung ab, daß die
Kammer mit 362 gegen 137 Stimmen zur Aufnahme der Tagesordnung überging. Die Berathung der Zolltarife nimmt ihren Fortgang. Derselbe wird aber mit weit weniger Leidenschaftlichkeit behandelt, wie ehedem der Zolltarif im deutschen Reichstage. Rußland.
Es scheint, als ob hier die Dinge eine Wendung zum 'Bessern nepmen. Nihilistische Mordge- schichten sind für diesen Augenblick glücklicherweise ganz verstummt. Jüngst hat der Czar einen liberalen Unterrichtsminisrer ernannt und verspricht man sich in Rußland von seiner Thätigkeir eine neue und glänzende Aera ans dem Gebiere des Uitterrichtswe- senS. Möge den Leuten ihre Hoffnung nicht getäuscht werden.
Türkei.
Konstantinvpel, 8. Mai. Der Sultan hat den Kaiser Alexander um seine Einwilligung zur Begnadigung des Mörders des Obersten Äummeran gebeten.
Handel ck Verkehr.
Stuttgart, >0. Mai. ,La ndesp ro du kle n b örse.) Im Gelreidehandel hat sich die Tendenz fast überall befestigt und ebenso wird in den meisten neusten Berichte» der Verkehr etwas lebhafter geschildert. — Unsere heutige Börse verkehrle ebenfalls in fester Haftung, trotzdem aber waren die Umsätze nicht belangreicher als in den letzten Wochen. — Wegen des PsingsticsteS ist nächste» Montag keine Börse. Wir nvtiren per lOO Kiloqr.: Waizen, bayer. N. 24.50 25.25, rnsj. „lL 24.50 bis 25.60, amerit. 25.40, Kernen 24.30...25.50, Dinkel
15.50— 10, Roggen, rnis. 20 , Haber »L l5.4ü.-6v.
Mehlpreiie Pr. 100 Kilvgr.: Nr. 1: 30.50 37.50, Nr. 2:
34.50— 35.50, Nr. 3 c 31.50- 32.50. Nr. 4: .« 28.50
bis 29.50 ._
Allerlei.
— < A m e r i ka n i sch c Svnderlichkeirenu Das von der Legislatur des Staates Maine angenommene WirthschaftSgesetz bestraft jeden Betrunkenen, selbst wenn er sich den Rausch in seinem eigenen Hause geholt har, mit einem Monat, im Wiederholungsfall mit drei Monaten Gefängnis;. In Connecticut dürfen die Frauen bei allen Fragen, welche sich ans den Verkauf von Spirituosen beziehen, ihr Votum abgeben. Sechs andere Staaten, darunter New Jork, räumen ihnen das Recht ein, bei der Wahl" der Lehrer Theil zu nehmen. Im Staat Mississipi müssen alle über 25 Jahre alten Junggesellen zur Strafe für ihre Ehelosigkeit eine Kopfsteuer von drei Dollars bezahlen.
- Originell ist die Art und Weise, wie Affen in Afrika gefangen werden. Die Eingeborenen setzen Töpfe voll gegohrenen Bieres unter die Bäume. Sobald einer der Affen den Trank kostet, brüllt er voll Wonne lallt auf und zieht durch seine ungeheure Heiterkeit viele seiner Gefährten herbei. Bald werden alle des süßen Tranks io voll, daß sie die Annäherung der Eingeborenen nicht bemerken, welche sie mit Leichtigkeit fangen. Es ist dies offenbar noch kein Beweis für die Güte des afrikanischen Bieres: bei uns wenigstens bekommt man mit schlechtem Bier viel leichter einen Äffen als mit gutem.
— (Es kommt du raus an.- Gast: „Was baben Sie henk Mittag zum Essen, Kellner'?" - Kellner: „Das weist ich noch nicht, da kvnunl's ganz daraus an. was die Herren übrig lassen."
S t a d t g c m e i n d e Nag o l d.
Verkauf von Werk- und Brennholz.
Ans dem Distrikt Wolfsbcriz, Abrh. kGäuspitz und Foh-
lenitall, kommen am
Mittwoch den 19. Mai zur Versteigerung:
390 Rm. Nadelholz-Scheiter und Prügel (the-kiveise Küblrr- und Schill- delnholsi, 12 Nm. Nadelstockholz und 2000 NüdAhlllz-Wellen.
Zusammenkunft Morgens 9 Uhr bei der Kleemeisterei.
_ Gemeinderatp.
S t a d r g e m e i n d c Nagold.
Der Holz-Verkauf
vom 4. d. M. - Schlag Lemberg-Ebene
und, SchcidhvtH ist genehmigt. .
Gemeinderath.
Amtliche und Privat-Bekanntmachungen.
Revier P f a l z g r a f e n w e i l e r.
Stammholz-Verkauf
i z c stet,-
Revier Alten st a i g.
Am Samstag den 15. Mai, Nachmittags 2 Uhr, werden ans dem Rüthhalls in Ebhansen 300. Raummeter ungebundenes Reis ans dem Staatswald Hasnerwald, Noiinenwald und Grashardt versteigert. _ K. Revieramt.
R cvicr A lten st a i g.
Stammholz-Verkauf
am Freitag den 21. d. M., Vormitt. 11 Uhr, aur dem Nachhalls in Altensraig ans den Skaatswakduligeli Buhler 6, 12, 13, 15, 22, 23, Nenbaiin 3, 7, 8, Nvnueiiwakd 6, 7, Schvnzhardt 12, Verlorenes Holz l, 2, 3, Eichhalde 1, 4, 7 und Roth :
3223 Tr. Nadelholz-Lang- u. Sägholz mit 3408 F-m.
am Samstag den 22. Alm,
Vormitt. 11 Uhr,,
auf dem Rathhalls in Pfalzgrafenweiler aus den Staatswaldimgen Steiuachcr- teich und Herrgottsbühl: 1349 Stück Lang- u nd Säg holz mit 2540 Fm.
L i c b e l s b e r g,
Oberamts Calw.
ScheitrrholzVerkauf
Am nächsten Tien- stag den 18. d. M., M^vvn Vormittags 9 Uhr an, werden aus dem hiesigen Gemeindewald verkauft:
233 Rm.
Nadclholzscheiker,
23 „
dto. Prügel.
Hl
buchene Scheuer,
27 „
dto. Prügel.
Zusammenkunft im Orr.
Kanker und erwünscht.
Sämtliches Holz sitzt am Weg und ist die Abfuhr günstig. Ist- Stunde von der Station Teinach entkernt.
Den 11. Mai 1880.
Gemeinderalh.
W ildber a.
Geld-Offert.
Gegen gesetzliche Sicher- beit liegen
jiooE 1000 Mark
^ ^zum Ausleihen parat.
Den 10. Mai 1880.
Stadrpslege. Geiger.
Hait e r b a ch.
Bei Unterzeichnetem liegen
900 Mark
^ Pfieggeld gegen gesetzliche Sicherheit ä 5°/» aus ein oder meprere Posten zum Aiisleipen parat.
Jakob Knorr. Pfleger.