Der Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Donntrsiag den 13. Mai.
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Amtliches.
Nagold.
A« die evangelischen GrtsschrrU»ehörde«.
Mit Bezugnahme aus den Consistorial Erlaß vom 1V. v. Mts., Ziffer 5204, Consistorial-AmtSblatt S. 2973, betreffend die Staatsbeitrag Gesuche für Arbeitsschulen pro 1880/81, erhalten die Ortsschnl- behörden die Formulare zu den Jahresberichten über die Arbeitsschulen, mit der Weisung, dieselben ans- zufüllen und längstens bis I. Juli d. I. hieher zu übergeben.
Den 10. Mai 1880.
Kgl. Gemcinsch. Oberamt in Schulsachen.
> Die nene Kirche in U-SStd.
Aus der Feder des seligen Dekan Freihofer enthalt das „christliche Kunstblatt" (Jahrgang 1876 Nrv. 7) einen Aufsatz über die neue hiesige Kirche, welcher laut eines Beschlusses des Psarrgemcinderaths mit Gutheißen des Stiftungsraths der Name Jo- haimeskirchc beigelegt wurde. Mehrfach ausgesprochenen Wünschen zufolge wird genannter Aufsatz dem wcrthen Leserkreis dieses Blattes in Nachstehendem mitgetheilt.
Die Obcramtsstadr Nagold fim württembcr- gischen Schwarzwald an dem Fluß gleichen Namens gelegen) ist seit etwa elfhundert Jahren bekannt und zählt gegenwärtig 3000 evangelische Einwohner. Ihre Kirche war im Jahr 1360 gebaut und mit der Zeit baufällig und engräumig geworden. Es war daher dem Verlangen der Gemeinde, ein neues würdiges Gotteshaus zu bekommen, nicht mehr auszu- weichen. Die Ortsbehörden beschlossen zunächst, die alte Kirche aus entsprechende Weise mit eigenen Mitteln herzustellen. Da machte 1854 der Stadtpfarrer die willkommene Entdeckung, daß die Gemeinde einen Rechtsanspruch an den königlichen Fiskus habe, und bald ergab sich aus der im Staatsarchiv zu Stuttgart vorhandenen Originalurkunde, daß Herzog Ulrich am 24. Juni 1543 das ganze Kirchenvermögen von Nagold und den dazu gehörigen Filialien, aus Zehnten, Gütern, Gefällen und Scheunen bestehend, vom Kloster Stein am Rhein erkauft und mit dem Staatsvermögen vereinigt habe. Der Rechtsanspruch war jedoch erst auf gerichtlichem Wege festzustellen, was nach weitläufigen und mühevollen Untersuchungen das günstige Ergebniß zur Folge hatte, daß in drei Instanzen für die Gemeinde Nagold entschieden und schließlich unterm 29. Januar 1863 das Urtheil gefällt wurde: „die Finanzverwaltung als Besitzerin des Vermögens der Pfarrkirche in Nagold sei schuldig, im Falle des Unvermögens der Kirchenpslege zu Nagold die Baulast an der Pfarrkirche, namentlich auch die Kosten eines Neubaues derselben zu tragen."
Nun begannen neue Verhandlungen zwischen den Staats- und Gemeindebehörden, die endlich zu dem Ziele führten, daß an der alten Kirche nichts zu bessern und zu erweitern, daß eine neue Kirche zu bauen sei und daß der Fiskus sämmtliche Kosten des Neubaues zu tragen, die Gemeinde aber eine geeignete Baustelle zu erwerben habe. Es kam nun am 10. November folgende Uebereinkunft zu Stande: 1. Die Finanzverwaltung anerkennt, daß die Stiftungspflege in Nagold zu dem bevorstehenden Kirchenbau keine verwendbaren Mittel hat; sie verpflichtet sich an anderer Stelle eine neue Kirche in würdigem Stil nebst Thurm und heizbarer Sakristei herzustcllen. Die Kirche, deren Plan das Consistorium zu genehmigen hat, soll eine Empore und Sitzräume für 2000 Personen haben. 2. Die Gemeinde Nagold aber hat für die Erwerbung der Baustelle, so wie
für die Anschaffung der Kirchcnstühlc, Orgel, Glocken und Uhr zu sorgen und erfüllt die gesetzliche Frohu- pslicht in Hand- und Fuhrarbeiten.
Beide Theilc kamen ihren Verpflichtungen in lobenswerther Weise nach und auch die Gemeinde scheute die namhaften Kosten nicht, der Kirche einen erhabenen, dem Ecntrum der Stadt möglichst nahe gelegenen Platz durch den Ankauf von drei Häuser» zu verschaffen und Orgel, Kirchcnstühlc, Oefen, sowie auch die Ausstattung mit den heiligen Gefässen, Bekleidungen und Gerüchen entsprechend dem früh- gothischen Baustile der Kirche herznsrellcn. Diese innere Ausstattung erforderte einen Aufwand von etwa 4200 fl., die fämmtlich auf dem Wege freiwilliger Gaben aufgebracht wurden.
Mit dem Bau der Kirche konnte am 9. Juni 1870 unter Gebet und Gesang begonnen und der Grundstein am 17. Oktober 1870 in feierlicher Weise gelegt werden. Die Ausführung geschah nach den Entwürfen des Oberbauraths v. Landauer, des Erbauers deS großen Zellengefängnifscs und des neuen Jnslizgcbäudes in Stuttgart.
Ebenso erfolgte die Einweihung am Thomas- sciertag den 21. Dezember 1874 durch den Stadtpfarrer und Dekan Freihofer und durch den General- superintenden von Tübingen, Prälaten v. Georgii.
Die Kirche erhebt sich auf der sanft ansteigenden Höhe zu St. Leonhard, auf dem rechten Ufer der Nagold, gegenüber dem Schloßberg.
Ihre Stellung wurde durch die „Herrenberger" Straße, zu welcher ihre Längcn-Achse einen rechten Winkel bildet, und die „Nene" Straße, auf deren Mitte die Achse des Querschiffes gerichtet ist, bedingt.
In Folge hievon erhielt dieselbe ein nur 23,34 m langes, 20,48 m breites dreischisfiges Langhaus, ein sammt den Umfassungsmauern 28,5 in langes, 11,31 m breites Ouerschiff, und einen 11,31 m breiten, 8,51 m langen, mit drei Achteckseiten abgeschlossenen, nahezu gegen Osten liegenden Chor.
Die Durchdringung des mittleren Langhausschiffs mit dem Querschiff bildet eine im Lichten je 9,74 m große Vierung, an welche sich östlich der vorgenannte, im Lichten 9,74 in breite, 7,73 rn lange Chor, südlich und nördlich die zum Querschiff gehörigen, im Lichten je 9,74 in breiten, 8,51 in langen Abschnitte, und westlich das im Lichten 16,75 IN lange, 9,74 IN breite Mittelschiff des Langhauses anschlicßt. Die beiden Seitenschiffe des letzteren haben eine lichte Länge von ebenfalls 16,75 m und eine lichte Breite von 3,72 m. Dieselben setzen sich, das Querschiff durchdringend, bis zum Polygonen Abschluß des Chores fort und bilden somit zwischen Chor und Querschiff zwei Anbauten, von denen zu ebener Erde der eine als Sakristei, der andere als besonderer heizbarer Raum für Taufen und für Kirchgänger benützt wird, deren Gesundheitsverhältmsfe besondere Berücksichtigung erheischen, während die oberen Räume als Emporen dienen, welch' letztere, sich von den Seitenschiffen des Langhauses über das Querschiff fortsetzend, von der Orgel-Empore am westlichen Langhausgiebel an bis zum Chorabschluß reichen. Beide Anbauten haben besondere Eingänge von außen.
Vor dem Langhaus befindet sich gegen Westen eine theils unter dem die Mitte des westlichen Giebels einnehmenden Thurm, theils zu beiden Seiten desselben sich ausdehnende Vorhalle, in welche von außen drei Portale, und diesen gegenüber drei Eingänge in das Langhaus führen; ebenso führen (sowohl südlich von der neuen Straße her als nördlich)
zwei Portale in das Querschiff, so daß im Ganzen fünf Haupt-Eingänge in die Kirche vorhanden sind.
Zu beiden Enden der erwähnten Vorhalle liegen halbachteckförmige Treppenhäuser, durch welche man auf die Höhe der Emporen, zunächst in einen Vorplatz, und vvn diesem einerseits zu den Emporen, andererseits zu den Thurmtreppen gAangt.
Dergleichen befinden sich in den Ecken zwischen den oben erwähnten Anbauten und der östlichen Umfassungswand des Qnerschiffs Wendeltreppen, welche ans die Emporen führen und zu ebener Erde nicht allein von außen. sondern auch vom Innern des Qucrschiffs aus zugänglich sind, so daß ein vierfacher Verkehr zwischen den Emporen und dem Erdgeschoß der Kirche ermöglicht ist, ohne deren Inneres verlassen zu müssen. (Schluß folgt.) '
Die erledigte cv. Pfarrei Bondorf wurde dem Pfarrkr Staps i» Gaisburg übertragen.
Bon der K. Regierung des Lchwarzwaldkreises wurde unterm 7. Mai Johannes Pfeif! c, Gutsbesitzer in Göttelfin- gcn, O.A. Jrendenstadt, zum Schultheißen der Gemeinde Göl- telfingcn ernannt.
Die 5. ev. Schulstetle in Giengen a. Br. wurde dem Schullehrer Renz i» Berneck übert rage». _
Tages-St euigkeiten.
Deutsches Reich.
** Nagold, 12. Mai. Letzten Montag den 10. d. M. waren es 25 Jahre, daß Mädchenschullehrer Ganß hier sein Amt antrat. In dankbarer Anerkennung dessen, was derselbe in einer so langen Reihe von Jahren durch Unterricht und Erziehung der weiblichen Jugend unserer Stadt geleistet hat, wurde ihm zu Ehren ein fünfundzwanzigjähriges Jubiläum veranstaltet. Am Vorabend brachte der Liederkranz feinem Gründer und früheren Vorstand ein solennes Ständchen. Am Jubeltage selber fand Vormittags 10 Uhr eine Schulfeier statt, an welcher die gegenwärtigen und manche frühere Schülerinnen, die Familienangehörigen und Verwandten des Jubilars, sowie dessen Kollegen, der Gemeinderath und andere hiesige Freunde freudigen Anthril nahmen. Nachdem einige Verse des Liedes Nr. 64 gesungen waren und Ortsschulinspektor Ströle ein paffendes Gebet gesprochen hatte, hielt letzterer eine längere Rede, in welcher er bedeutsame Worte über Unterricht und Erziehung sprach und in Betreff der letzteren besonders das Vorbild und Beispiel des Lehrers betonte. Jni Blick auf die 25jährige Wirksamkeit des Jubilars rühmte er seinen redlichen Eifer, seine volle Hingebung und Gewissenhaftigkeit im Amt. Für diese Treue, die Schullehrer Gauß in der Verwaltung seines Amtes bewies, dankte er ihm Namens der Ortsschulbchörde mit warmen Worten. Der Verkehr mit dem Qrtsschulinspektor sei stets ein freundlicher, leichter und friedlicher gewesen. Auch für dieses freundliche Entgegenkommen spricht Redner feine Freude, seine Befriedigung und feinen Dank aus. Nachdem er die Schülerinnen zu willigem Gehorsam und anhaltendem Fleiße ermahnt hatte, sprach er noch herzliche Segenswünsche für den Jubilar, seine Schüler und alle Anwesenden aus und schloß init Worten des Dankes gegen den Herrn, der beides das Wollen und Vollbringen wirke nach seinem Wohlgefallen. Nun ergriff Schall. Gauß daS Wort und antwortete mit bewegtem Herzen. Seine heutige Stimmung drücken die Verse 1 und 10 des Liedes Nr. 5 aus. Er fühle sich zu großem Dank verpflichtet nicht nur gegen den Herrn, der ihn diesen Tag habe erleben lassen, sondern auch den Vorstehern der Gemeinde und allen denen gegenüber, welche ihm diesen Festtag bereitet haben. Man sehe an dieser Feier, daß die hiesige Stadt den Werth der Erzie-