Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Ta-geS-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

Für den IV. Delegirientag des würt- temb. Kricgerbundes, welcher am 17. Mai (Pfinastmoiztagi in Calw abgchalten werden wird, sind folgende Anträge von einzelnen Vereinen zur Verhandlung vorgemcrkt: a) von den Vereinen zu Waiblingen und Stuttgart: Gründung einer Witwen - und Waisenkasse; li) von den Vereinen Mergentheim und Stuttgart: Abhaltung des Delegirtentages alle 2 Jahre vom Jahre 1881 an gerechnet; o) vom Militärverein Stuttgart: Erhöhung des Jahresbei­trags von 20 aus mindestens 50 Pfennig; ä) vom Militär- und Vctrrancnverein Nagold: Die Gesuche um Unterstützung hilfsbedürftiger Hinterbliebenen von verstorbenen Kameraden Seitens einzelner Vcreinsvorsrände im Bundesorgan nicht mehr zuzu- lasscn, dagegen den Jahresbeitrag entsprechend zu erhöhen. Ferner ein Antrag des Präsidiums resp. Landcsausschusses: Bitte des IV. Delegir- tcntags an sämmtlichc Ministerien um billige Berück­sichtigung auch solcher ehemaliger Krieger, welche den Civilvcrsorgungsschcin nicht haben, bei Dienst- ansrcllungcn. Als letzter Gegenstand der Tagesord­nung steht der Bericht über die vom Präsidium cingeleitetcn Schritte zur Gewinnung außerordent­licher Büttel für den Unterstützungssonds.

Stuttgart. Wie dasN. T." hört, soll der hochverdiente Präsident der Centralstellc für Gewerbe und Handel, Hr. v. Steinbeis, die Absicht haben, in der allernächsten Zeit in den Ruhestand sich zu begeben.

Ravensburg, 7. Mai. Der Mutter des am 15. April Hingerichteten Raubmörders Rapp ist durch die Gnade des Königs in ihrem schweren Leide dieser Tage ein milder Trost zugekommen; Se. Majestät haben gnädigst geruht, der armen Wittwe bis zu ihrem Tode aus seiner Privatchatouille ein jährliches Gratial von 100 ^ auszusetzen.

Brandfälle: Am 4. Mai in Hittelkofen, Gern. Haisterkirch, (Waldsee) 1 großes Bauernhaus samt Scheuer und Vorräthen; am 6. Mai in Back­nang ein Wohn- und Oekonomiegebäude und ein Wohnhaus stark beschädigt; am 6. Mai in Eglin- gcn (Ncrcrsheim) ein Haus sammt Scheuer.

Karlsruhe, 5. Mai. Zu unsrem großen Befremden, schreibt dieBad. Laudcspost", erfahren wir, daß sowohl hier, als auch in Mannheim und Ludwigshafen sich Gemeinden der Mormonenfeklc gebildet haben. In letztgenannter Stadt, wo die Bctheiligung am schwächsten sein soll, haben sich bereits gegen 16 Familien zum Mormonismus bekannt. Prediger sind bereits zwei aus Amerika eingetroffen, die in den ver­schiedenen Gemeinden Gottesdienst abhaltcn und das Abend­mahl austhcilen. Die Taufe neuer Prosclyten geschieht nach Eintreten der Dunkelheit in fließenden Gewässern durch gänz­liches Untertauchen des Täuflings.

Mannheim, 3. Mai. Als authentisch wird derFr. Z." gemeldet, daß der Kassier der badischen Bank, welcher 18,000 defraudirte, gestern Abend verhaftet wurde.

In Bayern hat man im abgelaufenen Jahre an 163 Tagen Gewitter wahrgenommen, welche 107 Brände durch Blitzschlag verursachten.

In Strelitz besteht noch immer die stricte Forderung, daß ausnahmslos alle Beamten ein glattrasirtcs Gesicht haben müssen. Der Hofmar­schall v. Bassewitz, so wird erzählt, hat in letzter Zeit seinen Bart wachsen lassen und seine Entlassung genommen, als ihm aufgegeben worden ist, binnen drei Tagen den Bart zu entfernen.

Wiesbaden. Vor einigen Tagen besuchte Herr Bebel aus Leipzig die hiesige Stadt, natür­lich nicht als Abgeordneter oder socialdemokratischer

Agitator, sondern nur, wie dies öfter des Jahres geschieht, als einfacher Drechslermeistcr, der seine Kunden, Architekten, Banhandwerksiiicistcr u., deren bei dem Renommö seines Geschäfts es nicht wenige sind, besucht. Kein Reisender dürfte sich jedoch einer solchen Aufmerksamkeit zu erfreuen haben, wie Herr- Bebel, denn bereits am Bahnhöfe wurde er empfan­gen und auf Schritt und Tritt bis zu der Abends erfolgten Abreise begleitet von einer zahlreichen Schutzmannschaft.

Düsseldorf. In dem nahe gelegenen llrdcn bach-Benrath ist ein Asyl für trunksüchtige Da­men ins Leben gerufen worden.

Berlin, 5. Mai. Der Antrag Laster fbetr. die Einverleibung der Hamburgischen Vorstadt St. Pauli in die Zolllinic ist jetzt beim Rcichstags- bureau eingereicht. Die Hamburger Abgeordneten Wolfffon und Möring, welche von der Audienz bei Fürst Bismarck znrückgekehrt sind, haben jenen An­trag nicht Mitunterzeichner. - Dieselben haben sich, wie derB. B. E." erfährt, einer sehr wenig freundlichen Aufnahme zu erfreuen gehabt. Die Antwort, die sic bekamen, war keine bessere, als- sie der Bürgermeister von Altona in der vorgestrigen Audienz erhalten hat. Fürst Bismarck erklärte den beiden Abgeordneten seine Ansicht dahin:Die An- schlußfragc von Altona und Sr. Pauli sei eine rein technische (?) und deshalb könne et sie nicht discn- tiren. Seine Auflassung bleibe die, daß der Bun­desrath durchaus competent sei, auf Grund der Reichsverfasfung den Anschluß Hainburgischcr Gebiets- theile an den Zollverein zu beschließen. Er glaube sich völlig mit dieser Auffassung in seinem Rechte zu befinden und werde jedenfalls Alles versuchen und ansbieten, trotz der Opposition, seiner Meinung Gel­tung zu verschaffen.

Berlin, 6. Mai. Fürst Bismarck soll sehr aufgebracht darüber sein, daß eine Anzahl Bundes­staaten, namentlich Bayern, die Hamburger Auffas­sung, daß der preußische Antrag auf Einverleibung von St. Pauli in den Zollverein eine Verfassungs­änderung involvire, theilen; er hat bei der parla­mentarischen Soiröe dem bayrischen Gesandten hierüber sein Mißfallen ausgedrückt. (N.-Ztg.)

Berlin, 7. Mai. In Rcichstagskrcisen ver­lautet, daß der hiesige Bayerische Gesandte Rud- hardt in Folge eines Auftritts mit Bismarck seine Demission gegeben habe; als sein Nachfolger wird Graf Luxburg bezeichnet. zT. Ehr.)

Berlin, 7. Mai. Wie cs in Rcichstagskrcisen heißt, sei der Schluß der Session für Montag in Aussicht genommen. (W. L.)

Der Berliner Congreß hat dem Reiche in Summa 59,350 Mark gekostet, wie ans einer Specisikatiou der Ausgaben zu ersehen, die dem Reichstage zugegangen ist. Im Einzelnen wurden ausgegcbcn für Herrichtung und Dccoration der Räume 10442 Mk., für Reisekosten, Diäten und Remunerationen an zugezogene Diplomaten, Beamte, Boten 11,247 Mk., für Drucksachen, Karten, Zeich­nungen. Buchbinderlöhne 25,488 Mk., für Reinschrift der sechs Ratificationsurkunden 669 Mk., für Auf­stellung von 20 Büffets während der Dauer des Congresses 10000 Mk., für Verschiedenes in kleineren Beträgen 1500 Mk.

Die deutsche Gesellschaft für öffentliche Gesund­heitspflege beschloß eine Resolution, welche die abso­lute Gewerbesreiheit auf ärztlichem Gebiete für höchst gefährlich erachtet und im Interesse der öffentlichen Gesundheitspflege eine staatliche Approbation der Aus­übung ärztlicher Praxis gegen Entgeld fordert.

Bei der parlamentarischen Soiree, welche am 4. Mai bei dein Fürsien-Neichskanzlcr slattiand, und wo sich etwa 230 Personen cinsanden, sprach der Fürst dem Abg. Bcrnards gegenüber sein Bedauern über die von Windthorst im Reichstage und Abgcordnctcn- hausc neuerdings wieder eingenommene Haltung aus und sagte dann betreffs der Erledigung des Konflikts mit der Kurie etwa Folgendes:Wir wollen den Frieden mit der Kirche, wir wollen die Möglichkeit, die Gesetze, welche zum Schutz des Staates gcgcir llebcrgriffc der Kirche gegeben sind, milde anwcndcn oder ganz ruhen lassen zu können. Wir wollen die Waffen ans dem Fechtbodcn nicdcrlcgcn, aber wcggeben wollen wir sie nicht. Wir glau­ben, daß wir jetzt Frieden erhalten werden, aber die Zeit kann schnell wieder da sein, wo wir die Waffen brauchen." Nach derKöln. Ztg." hätte Völk den Kanzler gefragt, warum denn Falk gegangen sei; Bismarck habe erwidert, er habe es mit einer andern Numer vernicht, aber cs werde ganz gewiß derselbe Faden gesponnen werden. Der Fürst ließ auch mit deutlicher Anspielung auf das bekannte Wort Windt- horst's die Bemerkung fallen, er stehe meist ebenso früh auf wie andere Leute, zuweilen gehe er über­haupt nicht schlafen. Dem Fürsten zu Hohcnlohc- Langenburg soll der Reichskanzler seine Sympathie für die von ihm verfolgten Antt-Vivisektionsbestre- bungen ausgedrückr haben. Nach derFrkf. Ztg." erwähnte Fürst Bismarck auch der im September vorigen Jahres in Wien zu Stande gekommenen llebercinkunft zwischen Deutschland und Oesterreich. Dieselbe habe ihn anfänglich viele Mühe gekostet, da er hier auf Schwierigkeiten gestoßen sei. Er freue sich über das Gelingen des Werkes, welches am meisten dem Grafen Andrasfy zum Ruhme gereiche. Die Anstrengungen, die er in Wien durchzumachcn gehabt, seien so groß gewesen, daß er völlig zusam- mengebrvchcn in Varzin eingetroffeu sei.

Hannover, 8. Mai. Der ehemalige Justiz- minister Lconhardt ist hier gestorben. (N.-Z.) OesterreichUnaar«.

Wien, 8. Mai. DiePolitische Korrespon­denz" meldet aus Ccttinje: Der Fürst beschloß die Aufstellung eines aus 18 Bataillonen in voller Kriegs­stärke bestehenden Obscrvationskorps an der montene- grinisch-albanesischen Grenze. (N.-Ztg.)

Wie schon die im österreichischen Abgeordneten­hause eingebrachte Interpellation schließen läßt, hat die vor einigen Tagen erschienene Ministerialvcrordnung über die Anwendung der Landessprachen bei den Behörden Böhmens unter den Deutschen dieser Pro­vinz eine tiefgehende Beunruhigung hervorgerufcn. Nach derselben kann nun auch in den ganz überwie-, gend deutschen Bezirken ein Czcchc an die Behörden in Czechisch schreiben und diese müssen ihm czechisch antworten. Es entspricht das freilich dem in Art. 19 der Verfassung ausgestellten Prinzip der Gleichberech­tigung aller landesüblichen Sprachen in Schule, Amt und öffentlichen Leben; und umgekehrt gilt ja dasselbe auch für die Deutschen in czechischen Bezirken. In­dessen zeigt sich auch hier wieder, daß diese abstractcn Prinzipien, in denen der vulgäre Liberalismus so groß ist, mit der Wirklichkeit nnd ihren Forderungen in vielfachen Conflikt kommen. Eine Consequenz jener Verordnung ist, daß nun auch die deutschen Beamten, auch in den am meisten reindeutschen Be­zirken czechisch lernen müssen, und das ist denn doch eine starke Zumuthung; während dagegen Deutsch ohnehin jeder Czcchc lernt, der überhaupt in öffent­lichen Dienst tritt. Es ist eben einfach nicht wahr, daß die beidenSprachen" gleichberechtigt sind, viel-