zustandes untersucht zu werden, dürfte neu sein. Im Haromszer Comitat ist das Standrecht auf Brand­legung publizirt. Ein Bauernmädchen hatte das Haus des Paters ihres Geliebten angezündet und war in der am 5. April und den folgenden Tagen von dem Gerichtshof in Kezdi - Basarhely durchge- fühneu Lchwurgerichtsverhaudlung als geständig zum Tode verurtheilr worden. Der Galgen war errichtet, Scharfrichter Kozarek aus Pest bereits erschienen, als der klg. Anwalt im letzten Augenblick auf Einsprache des Vertheidigers die Vollstreckung der Todesstrafe spürte und die Untersuchung des Geisteszustandes der Angeklagten beantragte. Hätte man nicht schon vor der Fällung des Urtheils zu diesen! Be­schlüsse gelangen können?

(A'm e r i'k anis ch.) Ei» Wiener, Namens Popp, der in diele» Tage» zum Besuche seiner Verwandte» nach Hause kam, erzählte folgende seltsame Geschichte: Er lebte als Apotheker schon seit geraumer Zeit in Eharlestow» und sein Geschäft ging ziemlich gut. Eines Tages im vorigen Jahre kamen plonlich aus der Stadt und Umgegend ungeheuer viel Leute in die'Apotheke. Der massenhajte Zuspruch dauerte mehrere Tage und der Apotheker machte brillante Geschäfte. Die Sache schien ibm jedoch ausfällig, er hielt Umfrage, und zu seiner grohen Ueberraschung horte er, das; mehrere amerikanische Zei­tungen die Nachricht verbreitet hatten, er sei der berüchtigte Rojza Sander und unter dem falschen Namen Popp nach Ame­rika geflüchtet. Der Schrecken des harmlosen Apothekers lästt sich denken. Er mus;te sich aus Wien gerichtliche Zeugnisse kommen lassen, um nachzniveisen, das; er mit dem Räuberhaupt- mann nichts zu schassen habe. Offenbar hatte ein Eoncurrent die Sache ausgeheckt, um sein Geschäft zu Grunde zu richten. Er batte sich aber verrechnet. Das Renommee eines Rünber- hanptmnnns schadete nnserm Manne in de» Augen der Ame­rikaner nicht das Geringste, im Gegeutbeil: Es trug ibm meh­rere tausend Dollars ein.

Frankreich.

Poris, 19. April. Das Domizil des Präsi­denten der französischen Republick, die prachtvollen Räumlichkeiten im Elisee, scheinen Herrn Grevy nicht mehr zu genügen. Der einfache Advokat, der die Sparsamkeit liebende schlechte Bürger Grevy hat sich, seitdem er den Präsidcntenfrack trügt, doch wohl etwas verändert. Die bei dem ersten Beamten der französischen Republick nothwcndige Repräsentation bedingt schon ein gewisses glanzvolles Auftreten und mus; allerdings selbst in der Lebensweise eines an­spruchslosen , einfachen Mannes bedeutende Verän­derungen Hervorrufen. Herr Grevy wollte also, wie man aus Paris schreibt, ausser seiner Präsidialwoh­nung noch ein anderes Domizil zur Verfügung haben und er geht daran, sich ein ebenso komfortables wie luxuriöses einzurichten. Auf dem Boulevard Males­herbes hat Grevy ein prachtvolles Hotel für den Preis von 1,300,000 Fr. angetanst und wird ausser­dem für die Kosten des Neubaus, der Reparaturen und für die Einrichtung eines großen Gartens noch dreihunderttausend Franken beisteuern müssen. Recht interessant ist es übrigens, daß in dem Augenblick, wo Jules Grevy sich ein Häuschen, für eine Million dreihunderttausend Franken erwirbt, sein Vorgänger Marschall Mac Mahon, sein Hotel, das er in der Rue Belle Chasse besessen und das ein väterliches Erbstück war, verkauft hat oder vielmehr verkaufen mußte. Der Marschall Mac Mahon hat nämlich aus der Zeit seiner glorreichen Präsidentschaft nichts übrig behalten, als eine enorme Schuldenlast. Die prachtvollen Feste im Elysöe und die kostbaren Toiletten seiner Ehehälfte, der Herzogin von Ma­genta, sind demglorreichen Besiegten" etwas theuer zu stehen gekommen.

Der Graf von Paris befindet sich, wie aus Paris geschrieben wird, im Augenblick in Görz beim Grafen von Chambord! Wie es heißt, soll dort ein Plan ausgebrütet werden, um die Republik über den Haufen zu werfen. Daß man Ernst machen will, geht daraus hervor, daß der Graf von Chambord im Augenblick versucht, eine Anleihe von 20 Millio­nen zu machen, da ohne Geld in Frankreich nichts nnzufangen ist. Die Prinzen von Orleans sind sehr reich und könnten die Gelder liefern : sie sind aber als zu geizig bekannt, als daß der Graf von Cham­bord auch nur daran gedacht hätte, sie in Anspruch zu nehmen. Sehr zweifelhaft ist es, daß diese neue Anstrengung desRoy" Erfolg haben wird. Sicher ist nur, daß der Graf von Paris, über dessen Trei­ben man genau unterrichtet ist, seiner Stelle eines Oberstlieutenants, welche er den Mae Mahon'schen Ministern verdankt, entsetzt werden wird. Im klebri­gen dürfte sich die Clique des Grafen Chambord ge­waltig täuschen. Die Legitimisten haben nur mehr noch eine historische Bedeutung: Chambord selbst gleicht einer Mumie. Der Mann ist eigentlich schon lange

todt. Jedenfalls werden seine von dem kindischen Sinne eines greisenhaften Zustandes ins Leben ge­rufenen Unternehmungen den Schlaf der Männer, welche an der Spitze der französischen Republik stehen, nicht sonderlich beunruhigen.

In den Webereien von Lillebonne und Bolbee ist ein großer Streik ansgebrochen, in Folge dessen 6000 Weber die Arbeit eingestellt haben. Der Grund ist, daß die Löhne um 10"/» verkürzt wurden.

England.

London, 23. April. Telegramm derTimes" aus Kabul vom 23. d.: Die Avantgarde der Divi­sion Stewart rückte am 20. d. Ghuzni ein. Am selbigen Tage griffen 15,000 Afghanen verschiedener Stämme Stewart an, wurden aber mit Verlust , von 1000 Todten zerstreut. Tie Engländer hatten 17 Todte und 115 Verwundete. (N.-Ztg.)

London, 24. April. Gutem Vernehmen nach hat Gladstone die Bildung des Kabinets über­nommen. Gladstvne ging gestern Abend nach einer Konferenz mit Granville und Hartington nach Win- sor. In unterrichteten Kreisen wird versichert, Glad- stonc werde Premier und Schatzkanzler, Graf Gran­ville wahrscheinlich Minister des Auswärtigen werden. Rußland.

jEin russisches Sittenbild.j Am 25. März stand vor dem Geschworenengericht in Ssimieropol der Polizeibeamte Dubiusky aus Jalta, achtzig ver­schiedener Amtsvergehen angeklagt. Ter Angeklagte, der eine Zeit hindurch die Stellung eines Gefüug- nißinspektors in Jalta begleitete, hatte ganz unschul­dige Personen in's Gefängniß werfen lassen und dieselben erst gegen eine bestimmte Geldsumme in Freiheit gesetzt. Diese Erpressungs-Versuche wurden der Prokuratur gemeldet und in Folge dessen eine Un­tersuchung eingeleitet, welche eine Verhaftung Tu- binsky's nach sich zog. Dem Angeklagten standen vor Gericht zwei Vertheidiger zur Seite. Der eine derselben machte zu Gunsten seines Klienten geltend, daß Bestechlichkeit kein so großes Laster sei und daß die meisten niederen Beamten sich diesen Fehler zu schulden kommen lassen; der andere machte die Ge­schworenen darauf aufmerksam, daß in früheren Zeiten die Wojewoden des Moskauer Czarenthums sich un- gescheut der Bestechlichkeit und Erpressung in den ihrer Verwaltung anvertrauten' Provinzen schuldig gemacht hätten. Bestechlichkeit und Erpressungen seien keine Laster: sein Klient sei seiner mangelhaften Bildung wegen auf Irrwege gerathen, werde sich aber gewiß bessern. Die Geschworenen theilten die Ansicht der Vertheidiger und fällten in Bezug auf alle achtzig Punkte der Anklage ein freisprechendes Urtheil.

Türkei.

Konstantinopel, 22. April. Der Mörder des Großscherifs von Mekka ist zum Tode vernrtheilt.

Amerika.

In Amerika wirkt jetzt General Grant für seine Wiederwahl znm Präsidenten aus Rundreisen, doch scheint er nicht überall sich allgemeiner Beliebtheit zu erfreuen. In Houston, Texas, wurden die Kanonen, welche ihn bei seinem Einzuge in die Stadt mit dröh­nendem Donner begrüßen sollten, vernagelt: doch wurde dieser Schelmenstreich noch rechtzeitig entdeckt und die Geschütze wieder in brauchbaren Zustand versetzt. Als eines Abends sich Grant bereits in der Stadt Houston befand, wurde plötzlich das GaS ab­gesperrt, so daß man sich genöthigt sah, zu Kerzen und Petroleum seine Zuflucht zu nehmen.

Herr Edison, dcr amerikanische Erfinder, isi cmf dem Wege, den er eingeschlagen hat, bereits Dicklich bei der Gold- niacherkunst «»gelangt. Die neueste Entdeckung dieses Wunder­mannes soll nämlich in einem Verfahren bestehen, durch welches er aus den als wertklvs weggewvrfcnen Ueberresten von gold­haltigem Quarz, von den Goldgräbern ..tailinA-" (Abfälle) genannt, einen größeren Goldgehalt ertrahiren kann, als ein solcher durch den gegenwärtig gebräuchlichen Prozeß aus den ursprünglichen Quarzfelscn erzielt wird. Mit Hilfe dcr Chemie und Elektrizität produzirt er angeblich ausMilinAs", die scheinbar nicht »lehr das geringste Gold enthalten, wahrhaft erstaunliche Massen des Edelmetalles. Edison soll diese Erfin­dung gemacht haben, als er nach einem Prozesse zur billigen Extrahirung von Platina für seine elektrische Lampe suchte. Auf Grund seiner Erfindung soll sich Edison kontraktlich die tailiuM" einer Anzahl von Bergwerken kür eine Reibe von Jahren gesichert haben. Edison ist also auf dem beiten Wege, ein Krösus zu werden, wenn nämlich seine Erfindung etwas mchr ist als einPuff."

Australien.

Sydney. Die hiesige Ausstellung, die von nahezu einer Million Menschen besucht worden ist, wurde feierlich geschloffen: Deutschland erhielt viele Medaillen.

Kandel L Gerkehr.

(Preise dcr Lebensbedürfnisse in Stuttgart aus dem Wochenmarkt vom 24. April 1880.- I Kilo süße Butter .L 2,20, 1 Kilo saure Butter 1.90, 1 Kilo Rind­schmalz 2.40, l Kilo Schweineschmalz 4^ 1.40, 50 Kilo alte Kartoffeln 2.803.20, y, Kilo Mastochscnfleisch 66-4, y'z Kilo Schweinefleisch 60 4, Q Kilo Kalbfleisch 60 -4,

Kilo Rindfleisch 54 4, y» Kilo Hammelfleisch 65 4, 1 Kilo Weißbrod 30 I. 1 Kilo Schwarzbrot) 28 -4, 1 Kilo Hausbrod 22 ->i, 1 Paar Wecke» wiegen 100 Gxamm, 50 Kilo Heu 2.803.20, 50 Kilo Stroh 2.30-2.50, I R.-M. Bu­chenholz .L 10. Fleischprcisc in der Markthalle: Rindfleisch 46 4, Schweinefleisch 58 4, Kalbfleisch 54 4, Hammelfleisch 60 4 je pr. yz Kilo.

Ebingen, 23. April. Der gestern hier abgehaltene Vichmarkt war so belebt, wie seit Langem nicht. Zahl­reiche Händler erschienen am Platze und kauften bei namhaft steigenden Preisen eine Menge Bich, das meist per Eisenbahn weiter befördert wurde. Dieser erfreuliche Aufschwung im Biehhandel hat offenbar seine Ursache in der seither überaus günstigen Entwicklung des Frühlings, welcher zu den besten Hoffnungen berechtigt. Ans dein stark befahrenen Bretter­markt ging dcr Handel ebenfalls besser von statten, wenn auch gerade nicht von einem merklichen Ausschlag die Rede sein kann. (S.t.-A.)

(Bei Postsendungen nach Mengen) ist zur Ver­meidung von Verwechslungen stets anzugebcn, ob Mengen in Württemberg oder Mengen in Baden gemeint ist.

(Rechtzeitige Lösung von Eisenbahnfahrbil- leten auf kleineren Stationen.) Die außergewöhnlich scharfe Controlc, unter welche die Bedienung der Weichen zu Verhütung von Entgleisungen und Unglückssällcn mit Recht gestellt worden ist, hat nach dcrW. L.-Z." im Gefolge, daß die Stationsvorstände so zeitig und so lange auf dem Trottoir anwesend sein müssen, daß sie die Bewegung der Züge über die Ein-, Ausfahrt«- und Berbindungswcichen zu überwachen im Stande sind. Der minder wichtige Dienstzwcig dcrFahr- bfllletabgabe an die Eiscnbahnrcisenden durch die auch hiezu verpflichteten Vorstände kleinerer Stationen wird daher auf solchen unmittelbar vor dem Einfahren des jeweiligen Zugs neuerdings eingestellt, eine Nothwendigkeit, welche mit Unrecht schon hin und wieder Tadel über die Ungefälligkeit der betr. Beamten hcrvorgernfen hat. Dieselben sind gezwungen, die gegebenen Maßregeln für die Betriebssicherheit pünktlich aus- zuiühren und es steht ihnen auch in diesem Falle eine Bestim­mung der Betriebsreglemcnts für die Eiscnbabnen Deutschlands schützend zur Seite.Diejenigen, welche bis 5 Min. vor Ab­gang des Zugs noch kein Billet gelöst baden, haben auf Ver­abfolgung eines solchen keinen Anspruch", heißt cs wörtlich in den angeführten, für das- Publikum geltenden Vorschriften. Zweck dieser Andeutung ist, auf rechtzeitiges Lösen der Fahr- billetc zu Ersparung von Aerger und sonstigen Unliebsamkeiten auf merksam zu machen. _

Allerlei.

(Vertilgung der Ackerschnecken.) Da der Erfahrung nach allemal im Frühjahre mit frühzeitig eintretender Wärme die Gctreideländereien stark von Schnecken hcimgesucht werden, so dürfte es wohl gerade jetzt an der Zeit sein, darauf hinzuweisen, daß sich von all den verschiedenen Mitteln, welche zur Vertilgung des gefräßigen Ungeziefers empfohlen worden sind, keines so gut bewährt, als die Anwen­dung von Gerstenspceu. Werden die von den Schnecken heimgesuchten Getreideländereien morgens vor Sonnenaufgang mit Gerstcnspreu übersäet, so können die Schnecken nicht mehr in ihre Schlupf­winkel zurückkriechen, weil die scharfen Grannen der Spreu sich so schmerzhaft in das zarte Fleisch der Schnecken eiuslechen, daß sie an der Weiterbewegung vollständig gehemmt sind.

Hauswirthschaftliches. I. Gsell in Hechingen empfiehlt in denMitth. der landw. Centralstelle in Sigmaringen" folgendes sehr einfache Mittel zur Vertilgung der Raupennester: Man nimmt eine leicht zu hantirende Stange, spaltet die­selbe am spitzen Ende, bringt in den Spalt eine Schwefelschnitte, zündet diese an, und fährt damit unter den Nestern her. Unter Zischen fallen die Raupen aus den Nestern todt zur Erde und es kann ein Mann an einem Tage seinen ganzen Baumgar­ten von diesen schädlichen Thieren reinigen.

Eine Katze, welche Ratten sängt, ist in Dumpfries in England beobachtet worden: sie hatte 5 Junge geboren, von denen drei sofort ent­fernt wurden. Den folgenden Tag hatte sie sich drei junge Ratten beigelegt, und nach einigen Tagen noch zwei weitere geholt, nachdem man ihr die zwei übrig gebliebenen zwei jungen Katzen auch weggcnommen hatte. Die Ratten liefen hurtig im Stall herum und begaben sich sogleich in das Nest der Katze, wenn diese von ihren Ausgängen zurückkam. Hierzu kommt noch, daß die Katze als gute Rattenfängerin bekannt war.

Die Wirkung der Furcht. In Ostindien findet zuweilen ein seltsames Gottesgericht statt, wel­ches die Einwirkung der Furcht auf die Speicheldrüsen zeigt. Wenn ein Diebstahl oder etwas dergleichen begangen worden ist, so holt man die, welche in die­ser Beziehung ein Verdacht trifft, zusammen und be­fiehlt Jedem, eine Quantität Reis eine Zeit lang im