Amts- und Intelligenz-Blatt sür den Oberamts-Bezirk Nagold.
»- ^ .Erschau! wochcuttich 3nial und kvstct halbjährlich H st I j hier lohne Träl,rrlohn) 1 60 4, in dem Bezirk
V-. vv» ! 2 außerhalb des Bezirks 2 40 -4.
Dienstag den 27. April.
Jnserüonsgcbühr für die IspLickge ,zeilc aus ne- . wöchiiicher Tchrisr bei einmaliger Eo'rüüung 9 -4, bei mehrmaliger je 6 -4.
1880.
Zr»m Abonnement ans de« Gesellschafter für die Monate Mai -nid Inni ladet freimd- lichst ein
die Redaktion und Spedition.
Amtliches.
N a g o l d.
Erledigte OberamtsgeomrterssteUe.
Die Bewerber um die erledigte Oberamtsgeo- metcrsstcllc in Welzheim haben sich innerhalb 10 Tagen bei dem k. Steuer-Collegium zu melden.
Den 23. April 1880.
K. Obemmt. Güntner.
tll a g o l d.
An die Herren Nermaltnngs-Aktnare.
Dieselben werden veranlaßt, den Rechnnngs- stcllplan pro ultimo März 1880 binnen 8 Tagen hiehcr vor-,»legen.
Den 26. April 1880.
K. Obcramt. Güntner.
An die Königlichen Pfarrämter.
Zu Zragc 13,o des Fragebogen II. betr. die Statistik der Volksschulen hat das Königl. statistisch- topographische Bureau solgende Erläuterng gegeben:
„Die K. Bezirks-Schulinspektion wird dahin „verständigt, daß ein Ausfall an Schulzeit nur „dann vorliege und bei der Beantwortung des „Fragebogens zu berücksichtigen ist, wenn etwa „die 26 normalen wöchentlichen Unter! ichts- „smiiden wegen der Wochengottesdienste nicht „voll ertheilt werden, bezw. ertheilt werden „konnten, was nach den Bestimmungen des „Normallehrplans nur ganz selten der Fall „sein dürfte. Dagegen bleiben die regelmäßigen „Wcrktagsgottesdienste, welche bei 30 „nd mehr „wöchentlichen Unterrichtsstunden in die Schulzeit eingerechnet werden dürfen, hier ganz „außer Betracht."
Altenstaig. 22. April 1880.
K. Bezirks-Schulinspektorat.
Mezg er.
Der Geldüberfluß.
Eine auffällige Erscheinung ist seit längerer Zeit schon der herrschende Geldüberfluß.
Für Deutschland hat diese Situation etwas ganz Ungewohntes an sich, die Flüssigkeit des Geldstandes ließ eben zu allen Zeiten viel zu wünschen übrig.
Woher diese merkwürdige Thatsache gekommen, dafür lassen sich mancherlei Gründe aufführen.
Aus dem Eingehen zahleicher Werke, welche ihrerzeit wie Pilze aus der Erde schossen und das Geld in Umlauf zu bringen wußten, läßt sich der Ueberfluß an Geld nicht erklären.
Vielmehr ist es die ermattete gelähmte Unternehmungslust, welche den Geldüberfluß zum Theil hervorgcrufen hat. Handel und Industrie beanspruchen in der Thal weniger Kapitalien, als solche in Wahrheit angeboten werden.
Es kommt noch hinzu, daß in den letzten Jahren große Erleichterungen im Geldverkehr eingetreten sind. Die Post allein vermittelt gegenwärtig einen Umsatz von drei Milliarden Mark, ohne daß sie nö- thig hätte, zu diesem Zwecke besonders große Kapitalien in Bewegung zu setzen. Ferner gehört in das Gebiet der Berkehrserlcichterungen auch der gewaltige Giroverkehr der deutschen Reichsbank, mit Hülfe dessen letztere im verflossenen Jahre nicht weniger als fünfzehn Milliarden Reichsmark umsetzte.
Diese großen Summen werden nur durch Bcr
rechnnng mit einander ausgeglichen - in früheren Jahren mußten große Beträge baaren Geldes verpackt. versandt, gezahlt und auf diese Weise dem Verkehre entzogen worden.
Als ganz besonders segensreich in dieser Beziehung erwies sich die Einführung der Goldwährung, die es möglich machte, den deutschen Geldmarkt zu einem internationalen zu gestalten: gegenwärtig werden vielfach von Paris und London aus sür Geldes auf deutschen Börsen Anlagen gesucht und auf diese Art müßte Deutschland den niedrigen Zinsfuß jener Länder auch zu dem seinigen machen.
Haben wir in Obigem die Ursachen des Geldüberflusses gefunben, so wollen wir versuchen, in Rach stehendem die Folgen desselben klarznstcllen.
Vorerst werden viele Kapitalien wegen dcS geringen Zinsfußes sich dem Handel, der Judnsrric und auch der Landwirthschaft zuwenden. Unzufrieden mir dem von Monat zu Monat sinkenden Zinsfüße werden viele Kapitalisten versuchen, durch geschäftliche Anlagen das vorhandene Kapital besser zu verwerlhen, und thatsächlich kann diese Erscheinung in letzterer Zeit häufig beobachtet werden.
Es sind weitreichende Interessen, welche vom Geldüberslnsse und damit vom Fallen des Zinsfußes berührt werden.
Das nicht arbeitende Kapital wird entwerrhet
— der Werth der Arbeit dagegen erhöht. Der nutzbringende» Arbeit stellt sich das Kapital williger und billiger zu Gebote, der Werth des Grundcigenthums sowohl in der Stadt als auch auf dem Laude wird erhöht, die Hervorbringnng nntztlicher Gebrauchsund auch Luxusgegenstände erleichtert und mit einem Worte das nationale Vormögen erhöht, so daß Deutschland in der Lage isr, mit Hülfe des ausdauernden Fleißes seiner Einwohner mit seinen riva- lisirenden Nachbarländern ans das Beste zu kontnrriren.
Es fragt sich aber, wie lange dieser augenblicklich recht günstige Standpunkt bestehen bleiben wird, wie lange der Geldüberfluß überhaupt anhalten wird.
Sehr viel hängt hiervon ab. Dem Gewerbe und dem Handel kann eines Tages der Kredit entzogen werden, der ihm heute im ausreichenden Maße gewährt worden ist und im Handumdrehen sehen wir
— falls die vorhandenen Kapitalien stark in Anspruch genommen werden — die bittere „Krisis" vor der Thüre stehen, und Blatt für Blatt von dem grünenden Hoffnungsbaume fallen.
Falls aber der Geldüberfluß einen länger andauernden Bestand hat, vermag die Industrie ganz wohl sich auf die eigenen Füße zu stellen, so daß sie gefestigt genug ist, auch einmal in schlechten Zeiten Stand zu halten.
Die verflossene Krisis hat mit allen schwankenden Geschäften so ziemlich aufgeräumt und den Boden von allen schmarotzenden Pilzen recht rein gefegt, so daß augenblicklich der Geschäftsstand auf mehr gesunden Unterlagen sich befindet, wie früher. !
Dies befestigt auch wieder die gesunden Geschäftsprinzipien, ohne die selbst die größten Gemeinwesen auf die Dauer eben nicht existiren können, und durch die es allzu abenteuerlich gestalteten spekulativen Operationen recht schwer wird, Geltung zu verschaffen.
Ein allzugroßes Vertrauen darf man aber zu dem Bestände des gegenwärtigen Geldüberflusses nicht haben. Die Inanspruchnahme des überflüssig vorhandenen Geldes nimmt stetig zu, und waghalsige Unternehmungen werden schon dafür sorgen, daß der Ueberfluß nicht allzu fühlbar werden möge.
Vorläufig glauben wir aber, daß der Deutsche Kapitalist durch die trüben Erfahrungen vergangener
Jahre gewitzigt genug geworden ist, um sich von unsoliden Unternehmungen nicht ausbeutcn zu lassen.
Gcsrerben: den 20. Lpri! zu Hernicmngen Pfarrer My, Ludw. KicS, früher ::: Kay. 82 I:'a.
' ? a g e s - N e n i g k e i t e n. l Deutsches Reich.
Von der oberen Nagold, 22. April. Die .Präparandcn AhtciHuNrG, welche gestern die Prüfung in das Staatsseminar in Eßlingen erstanden haben, bereiteten den Gönnern der Anstalt am Montag einen musikalischen Genuß durch Pokal- und Jnstrumeutalvorträge. Die Leistungen zeugten von dein Fleiße der betreffenden Lehrer wie der Schüler, was auch in Stimmung und Wort würdigen Ausdruck fand. Stadtpfarrer Mczgcr brachte als Anstaltsvorstand den ersten Toast auf die Gastfreundschaft Altensteigs, den zweiten auf die mitwirkenden Lehrer aus; ihm folgte Baron A. v. Gült- lingen mit einem Trinkspruch und Hoch aus den AnstaltSoorstand: Lehrer Ungerer-Egenhausen toa- stirte auf die Anstalt und deren strebsamen Zöglinge, Lehrer Müll er-Altensteig auf den Kostgeber. Der Präparand Eschenmann gedachte schließlich der schon oft erprobten freundlichen Gesinnung des Barons v. Gültlingen gegen Institut und Zöglinge u. endigte mit einem Hoch auf denselben. Die Gesangs-, Klavier- und Biolinvorträge hielten die zahlreiche Gesellschaft von Herren und Damen bis Mitternacht vereinigt. Anwesende Gönner regalirten die etliche 40 Zöglinge. (N. T.)
/X Wildberg, 24. Apr. Gestern Mittag nach 1 Uhr ertönte die Feuerglocke. Es brannte auf dem Bühncnraum eines Hauses in der Nähe vom Gasthof z. Hirsch. Den rasch herbeigeeilten Nachbarn und einigen Feuerwehrleuten gelang es noch, das Feuer zu bewältigen, lieber die Entstehung ist noch nichts bekannt.
Freudenstadt, 21. April. Ein italienischer Eisenbahnarbeiter war hier wegen Widersetzlichkeit verhaftet und sollte bereits an das Gericht in Rottweil abgeliefert werden, als die Tobsucht bei ihm ausbrach und seine Verbringung in eine Irrenanstalt nothwendig machte. (R. Vlksfr.)
Stuttgart. Für den 2. Mai ist von einem Unternehmer ein Extrazug nach Freudenstadt und von da per Wagen nach Ripoldsau projektirt. Preis mit Beköstigung 12N- Mark. (W. L.)
Stuttgart. Die berittenen Truppen unserer Armee werden nach dem „St.-A." in nächster Zeit an Stelle der bisherigen Pistolen mit Revolvern ausgerüstet werden; der für das württ. Armeekorps erforderliche Bedarf von Revolvern ist in der Fabrik der Gebr. Mauser u. Comp, in Oberndorf in Bestellung gegeben worden. — An der vom 18. Juli bis 7. August d. I. an der unteren Elbe bei Harburg stattfindcnden größeren Pionier-Uebung werden sich auch 2 Compagnien des Kgl. württ. Pionier- Bataillons Nr. 13 betheiligen.
Cannstatt. Am 15. Mai d. I. reisen nach der „C. Z." 8 Arbeiterfamilien nach Amerika; sie haben mit einer französischen Gesellschaft akkordirt und zwar auch für die Eisenbahnfahrt von New- Aork bis an ihren Bestimmungsort; der Preis stellt sich für den Kopf auf 196 -,/L
Ludwigsburg, 23. April. Dem Vorgehen anderer Städte folgend hat auch der hiesige Gewerbe- und Handelsverein eine Petition an den Reichstag beschlossen, in welcher um Verwerfung der Rech- nnngs- und QuittungSsteuer gebeten wird.
Tübingen. 21. April. Ihre Mas. der König