Wurf zum Schutz der Arbeiter zerfällt in zwei Ab­schnitte : erstens für Fabriken, welche Arbeiter in ge­schlossenen Räumen beschäftigen; zweitens für gewerb­liche Anlagen, in welchen durch elementare Kraft bewegte Maschinen Verwendung finden. Die Arbeits­räume. Gänge und Treppen müssen hell erleuchtet und mit festen ebenen Fußböden versehen sein ; sie müssen solche Ein- und Vorrichtungen haben, daß die Luft von schädigenden Mengen giftiger oder un- athembarer Stoffe oder Dünste jeder Art frcigehal- ten wird.

Berlin. Im Reichstage ist seitens des freien deutschen Hochstiftcs für Wissenschaft und Kunst zu Frankfurt a. M. <im Vaterhausc Göthe's installirt) eine Petition Angegangen, wonach der Reichskanzler ersucht wird, bei den verbündeten deutschen Negie- rung.'n und bei der Regierung Oesterreich-Ungarns und der Schweiz Schritte zur Herstellung einer ge­meinsamen deutschen Orthographie unter möglich­ster Schonung der hergebrachten Schreibweise zu thun.

Fürst ÄiSmarck soll nach derFranks. Ztg." vom Paffst ein Glückwunschschreiben zum Geburtstag erhalten und dasselbe bereits erwidert haben.

Berlin, 6. April. In der Abstim­mung dcZ Bundesraths über die Frage, ob Quittungen über Postanweisungen, Postvor­schußsendungen einer Stempelabgabe zu unter­werfen seien, blieben Preußen, Baiern und Sachsen in der Minorität. In Folge dessen reichte Fürst Bismarck dem Kaiser sein Ent- lassungsgesuch ein, weil er den gegen Preußen, Baiern und Sachsen gefaßten Majoritätsbe­schluß nicht vertreten könne. Die Majorität des Bundesraths bei der Abstimmung betrug 30, die Minorität 28 Stimmen; letztere bei 30 Millionen Bevölkerung. (Schw. B.)

Nach einer vom Kricgsministerium aufgestellten Nachweisung hat die Armee gegenwärtig 378 Gar­nisonen, mit Ausschluß der bayerischen und würt- tembcrgischen.

Straß barg. Zu dem Submissionsterinine für die Herstellung des Rohbaues zumAllgemeinen Kollegicngebände" derKaiser-Wilhelms-Universität Straßburg", veranschlagt zu 1,000,123 waren 7 Offerte eingelaufen. Währen bei ähnlichen Sub­missionen der letzten Jahre beträchtliche Abgebote gemacht wurden, enthielten die heutigen Offerten, mit Ausnahme derjenigen der Bauunternehmer Hotop und Schulte aus Metz, welche sich erboten, die be­treffenden Arbeiten um den Anschlagspreis ausführen zu wollen, nur Aufgebote, uno zwar von 2 bis zu 14°/o (Ivos und Comp, aus Stuttgart 20s°/o).

Italien.

Auch die italienischen Volksvertreter werden sich mit außerordentlichen Militürausgaben zu befassen haben. Die Küsten und Inseln des Reichs sollen mit großen Befestigungsarbeiten versehen und die Regimenter verstärkt werden. Man will eben auch hier die allgemeine Mode mitmachen, obgleich ein zwingender Grund ersichtlicherweise nicht vorliegt.

Frankreich.

Durch die Veröffentlichung der Dekrete vom 29. März, die sich gegen die nicht autorisirten Orden und speziell gegen die Jesuiten richten, wird das Land iir zwei sich sehr schroff gegenüber stehende Parteien zerrissen. Während die Liberalen und die Radikalen der Maßregel Freycinet's Beifall u. Unter­stützung spenden, höchstens sie als noch nicht weit­gehend genug erachten, fehlt es den Ultramontanen anscheinend nicht an Willen, einen Bürgerkrieg her­aufzubeschwören.

(Pariser Millionäre.j Ein Pariser Corr. derSchles. Ztg." erzählt:Frau Patti hat gegen ihre Gewohnheit eingewilligt, ausnahmsweise in Privatgesellschaften zu singen. Baron Hirsch hat bei ihr angefragt, ob sie wohl geneigt sei, gegen eine Entschädigung von 25,000 Fr. in seinem Hause zu singen, und fügte, als sie zusagte, noch ein hübsches Andenken hinzu. Neben dem Palast des Barons Hirsch befindet sich der noch großartigere des Barons Günzburg, der seine durch Branntweinpacht in Ruß­land erworbenen 5060 Millionen verzehrt. In derselben Straße hat auch Oberst Mackay, der 20 Millionen aus seinen kalifornischen Silbergruben jährlich zieht, seinen Sitz aufgeschlagen. Obwohl er den größten Theil des Jahres in Kalifornien weilen

muß. hält er 20 edle Pferde für die Ausfahrten sei­ner Frau und Kinder. Den theuersten Schmuck, den Boutheson je angefertigt, kaufte er zum Preise von 1,800,000 Fr. für seine Frau. Ihm gegenüber wohnt sein Verwandter, der amerikanische Millionär Hunger­ford, welcher seine Tochter im vorigen Jahre an einen in Italien zum Grafen avancirten ehemaligen Armeelieferanten verheirathetc und der nun in ,der Avenue du Bois de Boulogne einen prachtvollen Palast bezogen hat.

Spanien.

Die Ortschaft Nodcs in der spanischen Pro­vinz Lcrida war in den letzten Tagen der Schauplatz einer unglaublichen Gewaltthat. Während der Pfarrer auf der Kanzel predigte, drang eine Bande Bewaffneter mit geschwärz­ten Gesichtern in die Kirche und befahl der Versammlung, aus ihren Sitzen zu bleiben. Drei gingen auf die Kanzel, ergriffen den Pfarrer und schleppten ihn nach der Sakristei, hier von ihm die Angabe des Ortes fordernd, wo er eine größere Summe Geldes verborgen hatte. Er leugnete standhaft, Geld zu haben, worauf sie ihn mit Messern in Arme und Füße stachen. Da diese Tortur keine Wirkung hatte, schlugen sie ihn, bis er ihnen 30 Psund Sterl. anbot, die er in seinem Hause habe. Diese Summe befriedigte jedoch die Unmenschen nicht, sie zündeten Stroh an und hielten den Kops des Priesters darüber, bis Haare und Augenlider total verbrannt waren. Die Pfarrers­magd, die auf das Geschrei des Gepeinigten herbeieilte, wurde erstochen. Der Pfarrer sollte eben erschossen werden, als einer der Räuber mit dem Gelbe aus dem inzwischen geplünderten Pfarrbansc hinznkam. Der Pfarrer hatte sich geweigert, das Geld herauszugeben, weil es nicht sein Eigenthum, sondern ihm anvertraut war. Als die Räuber ihren Zweck erreicht hatten, entfernten sie sich, ohne daß es Jemand von den 2300 in der Kirche befindlichen Personen gewagt Hütte, ihrem Treiben Einhalt zu thun oder sie zu verfolgen.

England.

London, 6. Apr. Gladstone erließ ein Ma­nifest an die Wähler von Midlothian, worin er erklärt, die Anstrengungen der Liberalen werden dar­auf gerichtet sein, Englands auswärtige Politik auf den Frieden, die Gerechtigkeit und die Sympathie für die Freiheit zu basiren.Times" erfährt, daß das Ministerium bald nach der Rückkehr der Königin seine Demission geben werde. Die Führer der li­beralen Partei werden dann mit der Bildung des neuen Kabinets beauftragt werden. (St.-A.)

London. Auf seiner dritten Reise nach Amerika im Jahre 1498 verlor Columbus den Anker seines Schiffes an der äußersten Spitze der Insel Trinidad. Wie englische Blätter erzählen, ist nun in einem Garten, der, da das Meer sich an jener Stelle zurückgezogen hat, wahrscheinlich da liegt, wo das Schiff des Entdeckers von Amerika ankerte, beim Graben ein 11 Ztr. schwerer Anker aufgefunden worden, welcher nach der Jahreszahl der vor fast 400 Jahren verlorene des Colum­bus sein muß.

Holland.

Rotterdam, 31. März. Mit großer Bangig­keit sieht man hierzulande der Einführung des Ta­bakmonopols in Deutschland entgegen; man verhehlt sich keineswegs, daß einem der blühendsten Handelszweige in Holland , dem Tabakhandel, dann der Lebensnerv abgeschnitten sein würde. Das Ta­bakgeschäft befindet sich zu einem großen Theile in Händen von Deutschen, die, da Deutschland das einzige Absatzgebiet für niederländischen Tabak ist, in diesem Falle gezwungen wären, zu liquidiren. Rußland.

Petersburg, 3. April. Seit gestern kursirt hier das Gerücht, 20,000 Chinesen hätten die rus­sische Grenze überschritten und seien in das Amur­gebiet eingerückt; 40,000 Chinesen ständen ferner unmittelbar an den Grenzen des Kuldsha-Gebiets. Das Gerücht bedarf noch der Bestätigung. (Erfolgt dieselbe, dann wäre ein russisch-chinesischer Krieg, der anläßlich der Kuldschafrage schon längere Zeit droht, wohl unvermeidlich.)

Von den gesammten, während der letzten fünf Jahre verhafteten Nihilisten gehören 80 pro oont dem Adel, der Geistlichkeit, dem Offizierkorps, dem Kaufmanns- und dem höheren Bürgerstande und hauptsächlich der Studentenschaft an, die übrigen 20 pro «reut waren Fabrikarbeiter, Juden, Kleinbürger, Schmuggler.

Der durch Fcucrsbrünste im russischen Reiche verursachte Schaden beläuft sich pro 1879 nach den of­fiziellen Berichten nicht weniger als auf 80,085,658 Rubel. Diese die Wirklichkeit gewiß nicht übersteigende, sondern eher noch hinter derselben zurückblcibende Ziffer hat nicht nur in Rußland, sondern auch in ganz Europa ein wohlbegriindetes Staunen hervorgerufen. Im Jahre 1878 verursachten die Feuersbrünste einen Schaden von ca. 63,000,000 Rubeln, wäh­rend des Jahres 1879 aber wurden mehrfach ganze Städte ein Raub des gefräßigen Elementes. Die russischePct. Wjcd." konstatirt diesen Summen gegenüber, nicht ohne eine gewisse Befriedigung, daß Rußland, was den durch Fcuersbrünste ver­ursachten Verlust anlange, nicht die erste Stelle einnehme, son­dern von den Vereinigten Staaten Nordamerikas in diesem Punkte weit übertroffen werde. Der Zusammenstellung eines Newyorkcr Blattes desFinancial Chronicle" entnimmt die

russischePel. Wjed." nämlich, daß durch Feuersbrünste in den Bereinigten Staaten Nordamerikas im Jahre 1879 ein Verlust von 88,280,000 Dollars verursacht worden ist.

Aus der Gegend von Astrachan wird gemel­det, daß der Mangel an Getreide und Biehfutter in der Steppe eine geradezu schreckenerregende Höhe er­reicht hat. Das Vieh, der ganze Reichthum der Kalmücken, geht vor Hunger zu Grunde, während unter der Bevölkerung selbst - ganz abgesehen von den durch die schlechte Ernährung verursachten Krank­heitserscheinungen die Pocken unter Erwachsenen und Kindern gleich schreckliche Verheerungen anrichten. Der Prozentsatz der tödlich verlaufenden Fälle ist, wie demGolos" berichtet wird, dermaßen hoch, daß eine schleunige Organisation ernstlicher Hilfeleistung zur Aufnahme eines energischen Kampfes gegen die Epidemie eine unabweisbare Forderung ist.

Türkei.

Ein in Konstantinopel erscheinendes, den israelitischen Interessen gewidmetes Blatt erzählt, daß ein Manuskript des Apostels Petrus aufgefunden ist, und Zwar in Jerusalem in einer Höhle, in welcher anscheinend in größter Dürftigkeit ein Greis schwedi­scher Herkunft lebte. Dieser hat außer vielen Gold- und Silbermünzen im Werthe von 200000 Frcs. eine Papyrusrolle mit hebräischen Buchstaben beschrie­ben hinterlassen. Diese Papyrusrolle ist ihrem eige­nen Zeugnisse zufolge vom Apostelfürsten selbst be­schrieben, und zwar ist die Arbeit im fünfzigsten Jahre seines Lebens, am dritten Ostern nach dem Tode seines Herrn und Meisters beendet. Die Gelehrten Jerusalems haben die Handschrift für echt erklärt und, so berichtet das jüdische Blatt weiter, die Bibelge­sellschaft von London hat den Erben des verstorbenen Eigenthümers, einer reichen Stockholmer Familie, 20000 Pfd. St. für das Manuskript geboten: dies Gebot ist ausgeschlagen.

Kandel L Uerkehr

Rotteilburg, l. April. Der Stand der Feldsrüchte ist allweg ein ganz schöner: sämmtliche Fruchtgattungen stehen üppig und der anhaltend kalte Winter hat ihnen nicht im mindesten geschadet. Der trockene März war zur Allssaat der Sommerfrüchte sehr günstig. Unsere Obstbäume versprechen dieses Jahr reichlichen Ertrag, namentlich zeigen die Birnbäu­me insgesammt eine seltene Fülle vvn Blüthenknospen, welche bereits am Ausbrechen sind. Im Bezirk wurden dieses Früh­jahr eine Menge junger Bäume gesetzt. Das Frühobst zeigt ebenfalls reichlichen Blüthenansatz. In mehreren hiesigen Gär­ten sind schon seit 1014 Tagen blühende Aprikosenbäume zu sehen. (N. T.)

Mittler« Kruchtpreise per Ceittner

vom 24.

bis

27. März

Lernen.

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Biberach

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7.

19.

Stuttgart, 5. Apr. (Landesproduktenbvrse.) Im Getreidegeschäst war es auswärts fast überall stau, wozu einerseits die noch ziemlich starken Lagerbeständc, andererseits aber die günstigen Witterungsverhältnisse viel beigetragen haben. Unter dem Einflüsse dieser matteren Berichte verkehrte auch unsere heutige Börse in ruhiger Haltung und die Umsätze be­schränkten sich auf den laufenden Bedarf, der übrigens in letz­ter Zeit etwas zugcnommen hat. Wir notiren pr. 100 Kilogr.: Waizen, amcrik. A 25.50, bayer. ^ 25.2526.50, russischer 26.50, Kernen 25.5028.40, Dinkel ^ 17-17.20, Haber 15.2040. Mehlprcise pr. 100 Kilogr.: Nr. I: ^ 3839, Nr. 2: 35.50-36.50, Nr. 3: 3233, Nr.

4: 2930

Bei Postsendungen nach Bietigheim ist aus der Adresse stets anzugebcn, ob Bietigheim in Württenbcrg oder Bietigheim in Baden gemeint ist, da sonst leicht Ver­wechslungen Vorkommen.

Bekanntlich zählt ein Telegramm ein Wort mit 16 Buchstaben und mehr für zwei Worte. Als darum jüngst ein Telegramm mit dem Worte:Kreisgerichtsrath" aufgege­ben ward, wollte Auftraggeber getreu nach Puttkamer:Kreis­gerichtsrat" schreiben. Das Wort enthielt dann nur 15 Buch­staben und würden somit 5 Reichspfennige erspart worden sein. Aber prost' Mahlzeit! Der Beamte faßte diese Finanz­operation als eine sprachwidrige Wortverstümmclung auf zum Zwecke der Gebührenersparniß und berechnete 10 Pf. Alles Protestiren half nichts, derKreisgerichts ra th" mußte sich das nach Minister Puttkamer überflüssige Anhängsel schon gefallen lassen.

Offiziös wird aus Berlin geschrieben: Aus industrielle» Kreisen Aachens wird die Thätigkeit der Tuchfabriken als bedeutend in der Zunahme begriffen geschildert: denn außer den fortgesetzten Aufträgen für Amerika hat sich der Export nach Oesterreich-Ungarn auch ziemlich ansehnlich entwickelt. Der Konsuln für den deutschen Markt nimmt ebenfalls zu und es kann daher die Industrie hoffnungsvoller in die Zukunft sehen. Weiter wird bemerkt, daß Alles daraus hindeutet, daß auch das Spinnereigcwerbe einer Besserung cntgegengeht und daß der Aufschwung des Wollhandels in sehr rascher Entwicklung begriffen ist.