legt und ihnen Gottes Segen zu ihrer ferneren Schularbeit gewünscht hatte, schloß die wirklich erhebende Feier mit dem Absingen von: „Nun danket alle Gott!" Dem verdienten Lehrer wurde sodann von Seiten der Gemeinde ein gewiß passendes Andenken, bestehend in einem prächtigen, werthvollen Fauteuil zur Erholung in seinem Alter vergeben und die Schuljugend wurde mit Bretzeln beschenkt. Hieran schloß sich ein harmonisches, geselliges Zusammensein in der Linde, bei welchem der vorhandenen Stimmung besonders in einer Ansprache des Ortsgeistlichen, noch weiterer freundlicher Ausdruck gegeben wurde. In der mit Rücksicht auf Hezer demnächst abzuhaltenden Schullehrerkonfereuz soll von Seiten seiner Kollegen eine kleine Nachfeier veranstaltet werden. -
* Altenstaig. 5. April. (Stadtschnltheißen- Wahl.) Stimmen erhielten: Wcißgerber Maier 174 (Strohmann), Weither 168, Pfinder 163. (Aus einem Theil der letzten Nummer wiederholt.) — In der Nacht wurden die Einwohner durch Feuerlärm erschreckt; der ausgebrochene Brand in der Scheuer der Gebr. Theurer wurde jedoch sogleich durch die rasch herbeigeeilte Feuerwehr unterdrückt.
Stuttgart, 2. Apr. Auf der hiesigen Münze wird seit einiger Zeit wieder ziemlich stark gearbeitet. Es gilt jetzt für einige Million 1- und 2-Markftücke aus eingezogenen 20-Psemiigstücken zu prägen. Die Letzteren kommen aber darum nicht außer Kurs; es hat sich nur durch die Erfahrung herausgestellt, daß mehr als der Bedarf erfordert, davon geschlagen worden waren, während der Bedarf an 1- und 2- Markstücken noch nicht vollkommen gedeckt ist.
Stuttgart. Die Ziehung der kathvl. Kir- chenbaulotterie wurde wegen nicht genügenden Absatzes der Loose vom 5. April auf 31. Mai verlegt.
Tübingen. Der Kopf des s- Raubmörders Waibel ist, wie wir hören, dem hiesigen anatomischen Institut zur näheren Untersuchung von Stuttgart aus übergeben worden.
Ludwigsburg, ö. Apr. Ein Akt der fürchterlichsten Rohheit trug sich gestern Nacht hier zu und hat unsere Stadt in allgemeine Aufregung versetzt. Die 13jährige Tochter des Gastwirths Sch., vor einem Jahre noch die fleißige und brave Schülerin der Oberklasse der hiesigen Mädchenmittelschule, nun die Stütze ihrer schon zwei Jahre kranken Mutter, ging gestern Nacht rüstig und gesund in's Bett und wurde heute Morgen todt in demselben gefunden. Ein Gefreiter beim hiesigen Artilleriercgiment, der öfters in die Wirthschaft kam, hatte sich in die Schlafstube der Ulkglücklichen, .welche noch zwei jüngere Schwestern mit ihr theilten, geschlichen und unter dem Bett versteckt, bis jene sich schlafen gelegt. Dann kam er hervor und siel über sie her. Vergebens schrie das Mädchen um Hilfe und bat auch ihre kleineren Schwestern den Vater zu rufen. Diese wurden durch Drohungen veranlaßt, unter der Decke Schutz zu suchen. Die Unglückliche selbst wurde erdrosselt. Dann entfernte sich der Mörder durch's Fenster, nachdem er vorher die Kleinen noch beschwichtigt hatte, ihre Schwester schlafe jetzt ganz ruhig. Im Salonwalde soll er durch eine Kugel seinem Leben ein Ende gemacht haben. Die Theilnahme für die unglückliche Familie ist eine allgemeine. (N. T.)
Ludwigsburg, 6. April. Heute früh sah der Todtengräber W. einen jungen Menschen auf einem Grabe liegen, der zu schlafen schien. Als der Todlengräber aber näher hinzutrat, entdeckte er, daß der junge Mensch, Namens F., Sohn eines hiesigen Beamten, todt war. Er hatte sich mit einem Terzerol, das neben ihm lag, in die Schläfe geschossen. Die Gründe des Selbstmords sind außerordentlich tragisch. F. war bisher Einjährig-Freiwilliger und sollte heute beim hiesigen Postamt als Beamter eintreten. Jirnige Freundschaft hatte ihn mit einem andern Einjährig- Freiwilligen Namens Z. verbunden. In Folge einer geringfügigen Ursache entzweiten sich die Freunde, was den Z. so alterirte, daß er sich vor 8 Tagen erschoß. Nun kam die Reue über F. und er erschoß sich auf dem Grabe seines Freundes. (W. L.)
Böblingen. Der hiesige Gemeinderath hat beschlossen, die Polizeistunde in hiesiger Stadt jwieder einzuführen und zwar wurde dieselbe auf 12 Uhr Nachts festgesetzt.
Rottweil, 4. April. Diesen Morgen gegen 4 Uhr stürzte in der Hochweihergasse ein Wohnhaus theilweise ein. Die Bewohner desselben fielen in ihren Betten in das untere Stockwerk, glücklicherweise erlitten sie von dem aus sie fallenden Mauerwerk keine lebens
gefährliche Verletzungen. — In Deißlingen fiel ein älterer Mann von der Bühne in die Scheuer und war augenblicklich eine Leiche.
Rottweil, 5. April. (Berliner Schwindel.) In verschiedenen Blättern nah nnd fern preist ein H. Schönsewt „Ein Wunder der Industrie" an. Für den „fabelhaft billigen Preis" vvn t -L 20 4 liefert dieser Woblthäter der Menschheit eine — gehende Taschenuhr - samt eleganter Kette. Sie — die Uhr nämlich — ist oben.beim Ring ohne Schlüssel anfzuziehen. Ein hiesiger Bürger rückte 1 20 4
an dieses „Wunder", sicherlich nur in der ehremverthen Absicht, diesen offensichtlichen Schwindel zu entlarven. Mit Nachnahme von 1 90 4 (elegantes Etui aus Pappendeckel kaum l 4
werth nnd Berpacknng inbegriffen) erhielt er ein elegantes Kin- derührchen, das bei jedem Nadler um einen geringen Preis zu haben ist. Das Gehäuse ist ans Messingblech, das Zifferblatt von Papier. Die Uhr hat einen Zeiger, ein ordinäres Rädchen und eine Zugfeder. Zieht man sie auf, so läuft der Zeiger oben auf dem Zifferblatt im Trab herum, bis die Zugfeder abgelanfen ist, was etwa ö—10 Minuten dauert; es ist atso ein Spielzeug und zwar ein theureS. Wir halten cs für Pflicht der Presse, Jedermann vvr Ankauf dieses „Wunderwerkes" zu warnen. (R. BkSsr.)
Es mehren sich die Anzeichen, daß der Lehrermangel, welcher fast 2 Jahrzehnte in Württemberg herrschte, nun bald seinem Ende cntgegeugeht. Um dem allzugrvßcn Andrang zum Aspirantenexamen zu begegnen, soll Weisung ergangen sein, nicht ganz brauchbaren Persönlichkeiten abzurathen, da in Zukunft die Zahl der Zöglinge in den Seminaricn wieder eine normale werden soll. Im Laufe dieses Frühjahrs erhält die Obcrschnlbehördc eine bedeutende Zahl angehender Lehrkräfte, so daß vakante Lehrgehilfenstellen, welche schon seit Jahren unbesetzt geblieben sind, mit dem Eintritt ins neue Schuljahr besetzt werden und somit ein annähernd normaler Zustand unseres Volksschulwesens hcrbeigcführt werden kann.
Brandfälle: Am 4. April in Ellrichshanse n (Crailsheim) 2 einstöckige Wohngebäude.
P s orzheim, 2. Apr. Auf Antrag des Staatsanwalts erließ das Großh. Amtsgericht Pforzheim laut Pf. B. Haftbefehle gegen 4 Häupter der hies. Sozialdemokratie: Karl Weber, Daniel Lehmann, Ludwig Rühl und Karl Stecher, da sich ergeben hat, daß dieselben ihre frühere Stellung als Vorstandsmitglieder des hiesigen Ortsvcreins der Gewerkschaft der Gold- und Sitberarbeiter lind verwandter Berufsgenossen dazu benutzten, sich zum Theil sehr hohe Betrage aus den Vereinsgeldern anzueigncn nnd für Privatzwecke zu verwenden. Die Herren hatten recht oft gepredigt über „die Ausbeutung der Arbeit durch das Kapital und das Prassen der Fabrikanten vvn dem Schweiße ihrer Lohnsklaven." Wie wir hören, ist heute der landgerichtlichc Untersuchungsrichter hierher gekommen; wir zweifeln nicht, daß es ihm gelingen wird, Klarheit in dies dunkle Treiben zu bringen.
München, 5. Apr. Die heute ungemein zahlreich besuchte Versammlung der deutschen Volkspartei wurde sofort nach ihrer Eröffnung und Konstituirnng wegen wahrgenommener Anwesenheit von Sozialdemokraten polizeilich aufgelöst. (St.-A.)
Hohn bei Asbach (Bayern), 28 März. Eine Feuersbrunft zerstörte heute Nachmittag in einigen Stunden 11 Wohnhäuser und eben so viele Scheunen und Stallungen.
Döllwang bei Nemiiarkt, 2. April. Dieser Tage wurde hier ein origineller Diebstahl verübt. In einem der Wirthshäuser des Dorfes übernachtete ein fremder Bursche. Der Wirth ging, als man Feuerabeud gemacht, mit Vorsicht zu Werke, verlangte die Legitimation des Reisenden, legte diese in eine Tischschnblade, worin auch das Fremdenbuch und das Tags über erlöste Geld lagen, versperrte die Schublade und legte sich zu Bette. Doch der erfinderische Geist des Fremden fand ein Mittel, um der Vorsicht des Wirthes zu spotten. Als der Wirth andern Tages erwachte, fehlte ihm der ganze Tisch, worin er Geld, Legitimation und Fremdenbuch geborgen glaubte. In dein nahen Walde fand man später die Trümmer des Tisches; Fremdenbuch und das Geld fehlten, zum Schaden des „vorsichtigen" Wirthes.
Lahr, 26. März. (Ein ehrlicher Jud.) Handelsmann Levy von Mahlberg verkaufte vor einiger Zeit an eine Frau eine angeblich mit Pfcrdhaaren gefüllte Matratze um den Preis von 32 Mark. Als er der Frau die Matratze brachte, öffnete er eine von ihm mit schwarzem Faden bezeichnete, Niemanden kenntliche Stelle dieser Matratze und zog daraus wirklich Roßhaar hervor; später fand die Betrogene, daß die Matratze durchweg mit gefärbtem, amerikanischem Gras angefüllt war und nur die bezeichnete Stelle einiges Roßhaar enthielt. Levy wurde des Betruges für schuldig erklärt und vom Schöffengericht zu einer Gesängnißstrafe von 4 Wvch. verurtheilt.
Ein richtiger Pfcrdebündiger ist Stallmeister Kann« in Hannover. In Leipzig hielt er neulich Vorträge über Pferdebändigung und praktische Hebungen. Ein Droschkenkutscher führte ihm ein Pferd zu, das sich aus den Hinterfüßen nicht beschlagen ließ und eiu Ziegler ein anderes, das wegen seiner Bösartigkeit geradezu unbrauchbar war. Kanne brachte das erste in einer halben Stunde so weit, daß cs ohne gehalten oder angebunden zu fein, ganz ruhig stand nnd sich von dem
herbeigerufcuen Hufschmied beschlagen ließ. TaS Pferd des Zieglers, das sich von Niemand berühren ließ, ohne auSzu- schlagen und das im Stalle meist mit einem Seile niedergc- worfen werden muß, wurde ebenfalls rasch so fügsam, daß es sich neben einem anderen fremden Pferde einspannen ließ. Kan- nss Verfahren ist durchdacht und einfach. Als Strafmittel bedient er sich einer Art Bremse, eines Strickes (mit einem Ring slalt eiuer Schleife), weichen er dem widerspenstigen Pferd durch das Maul und über de» Kopf legt; dann haucht er dem Thiere in die Nüstern (man darf aber vorher weder Tabak geraucht, noch Spirituosen getrunken haben) und beginnt, das Thier von vorn nach hinten streichelnd, energisch zu demselben zu sprechen. Bald nachher ist das Thier wie umgcwandelt, es stutzt, wendet wie verwundert den Kopf nach dem Menschen, der so fest und sicher seine» Körper begreift, seine Füße aus- hcbt n. s. w. ES ist wirklich erstaunlich zu sehen, wie das Thier schließlich aus Eommando den Fuß erhebt, als ob es dressirt wäre. ^DaS Eintrittsgeld in die Reitbahn betrug 9
Speyer, 2. April. In der Nacht vom Dienstag ans Mittwoch versuchte der hiesige Taglöhner Franz Reichert seine Frau aufzuhange». Er hatte ihr, wahrend sie schlief, einen Strick um den Hals gebunden, zog diesen fest zu und wollte sein Opfer ans dem Peile ziehen, um es an einem in der Nähe angebrachten Nagel nuszuhängen. Die Frau erwachte noch rechtzeitig, konnte jedoch nicht um Hülfe schreien, da ihr der Hals fest zugezogen war. Nur so viel Geistesgegenwart hatte sie noch, daß sie sich mit Hände» und Füßen wehren konnte. In Folge dieses Kampfes brach die Bettlade zusammen und der Unhold konnte sein Opfer jetzt nicht mehr halten. Diesem Umstande verdankt die arme Frau ihr Leben. Nachdem diese den Strick gelöst Halle, schrie sie um Hilfe. Die NachbarSlente mußten jedoch die verschlossene Thür einschlagen, um der armen Frau zu Hilfe zu kommen.
Gleiwitz, 4. April. Am zweiten Osterseiertage sollten zwei Ulanen, ei» Unteroffizier und ein (befreiter, einen Deserteur vvn der hiesigen Schwadron, der, seit neun Tagen ohne Urlaub entfernt, vom Amtsvorstand zu Orzesche ergriffen worden war, hieher zurückbriiige». Nawodzi», so hieß der Deserteur, wurde an den Snttelknopf des Pferdes des Gefreiten fcst- gebnnden, hielt sich jedoch an der Ornvntvwitzer Chaussee an dem Stieselschast seines Begleiters fest, angeblich wegen Ermüdung. Hiedurch soll er den Sporn des Reiters in die Weichen deS Pferdes getrieben haben, wodurch das Pferd scheu wurde und zur Seile sprang, der Deserteur stolperte infolge dessen, stürzte zu Boden, wurde von dem rasend dahlirjagenden Pferde eine Strecke weit geschleift und hatte bereits den Tod gesunden, che der zweite Transporteur das durchgegangenc Pferd eilige- lwlt hatte. Andern TagS fand die Sektion der Leiche statt; die Untersuchung ist im Gange. (W. L.-Z.)
Münster, 4. April. Haltern scheint eines der benei- denSwcrthesten Orte Westphalens zu sein. Dem Wests. Merkur wird von dort geschrieben: Großer Jubet Hierselbst! Heute nnd morgen werden aus dein Bürgervermögen unter die Bürger etwa 14 000 veitheilt. Kontmuilalsteuer wird hier nicht erhoben und noch dazu Geld unter die Bürger vertheilt.
Leobschütz, 23. März. Vorige Woche hatte der hiesige Fleischcrineister Fuchs aus Kreisewitz einen jungen Stier hier im Gasthause zum rothen Hirsch eingestellt, um ihn später dort zu schlachten. Zu diesem Zwecke begab er sich mit einem Sohne des Fleischermeistcrs Maasc in den Stall, um das Thier loSziibindcii. Bevor dies aber geschehen konnte, zerriß der Stier die Stricke, mit denen er angebunden war, und stürzte sich ans Fuchs: letzterem gelang cs aber noch schnell die Thüre zu erreichen und sich durch dieselbe zu retten, während Maase auf die Krippe retirirte, von wo aus er mit den Händen eine hölzerne Sprosse zum Aushängen von Pferdekuminct erreichte, an der er sich in die Höhe zog. Der Stier raste nun im Stalle ilinher und suchte nun den an der Wand hängenden i» Todesangst schwebenden jungen Mann mit den Hörnern aufzuspießen, wobei er wiederholt mit solcher Gewalt gegen das Mauerwerk rannte, daß das Gebäude erzitterte. Inzwischen holte der Flcischcrmeister Fuchs einen Geusdarmcn und einen Polizeisergeaiiten, welche nach Lage der Sache beschlossen, das Thier durch das Fenster zu erschießen, denn Maase flehte dringend um Hilfe, da er sich in seiner Lage unmöglich länger halten könne. Mit zwei Schüssen brachte der Gcnsdarm den Stier zu Falle, in dem Augenblick, als Maase herunterfiei. Der Aermste hatte gegen drei Viertelstunden in dieser schrecklichen Lage zugebrachl und war durch die übermäßige Kraftanstrengung und den Schrecken so erschvpt, daß er sich nur langsam wieder erholte. (W. L.)
Berlin, 3. April. Der Bundesrath nahm in seiner heutigen Sitzung das Reichsstempelabgabenge- setz iin Großen und Ganzen nach den Anträgen der Ausschüsse an; die Quittungssteuer betr. wurde beschlossen, daß für alle Quittungen ein einheitlicher Steuersatz von 10 ^ ohne Unterschied erhoben wird, und Quittungen unter 20 -4L steuerfrei bleiben. Der Beschluß wurde mit erheblicher Majorität gefaßt, die Börsensteuer-Vorlage 'wurde fast unverändert nach den Anträgen der Ausschüsse angenommen. Der Entwurf wegen Abänderung des Münzgesetzes und der Antrag ans Herabsetzung des Umlaufs der Fünfmarkscheine wurden an die zuständigen Ausschüsse verwiesen.
Berlin, 3. April. Man meldet der „A. Z.": In Hofkreisen sind betrübende Nachrichten über das Befinden der Kaiserin von Rußland eingelau- sen; man erwartet stündlich die Nachricht von ihrem Tode.
Berlin, 4. Apr. Das Präsidium des Reichstages beabsichtigt die Militärgesetznovelle am 8. Apr. zur zweiten Berathung im Reichstage zu stellen.
Berlin. Der vom Bundesrath einer Sachverständigenkommission vorgelegte Verordnungsent-