Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Dienstag den 16. März.

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Die Stelle eines SlationsmeisterS und Posterpedilvrs in Äiindringen nnirde dem Gütcrnbfertignngsgehilfen Schnh- m ach er in Stuttgart gnädigst übertrage».

Tages-Nenigkeiten.

Deutsches Reich.

M " Nagold. Wir glauben unsere Leser auf / den Bortrag vou Herru Oberamtsarzt Jrivn, wel­cher heute (Dienstag) Abeud im Hirschsaal gehalten werden wird, (s. Jnseratentheili noch besonders anfnierksain machen zu sollen, indem der Gegenstand in durchaus anziehender und populärer Weise be­handelt werden wird. Auch sollte das geringe Entrse niemand abhalten, dem Bortiagc anznwohnen, indem solches zu einem Zwecke bestimmt ist, welcher einzig nur im Interesse der Stadt und Einwohner- schast gelegen ist.

Stuttgart, 14. Mürz. Rektor Pros. Dr. v. Gugler an der Kgl. technischen Hochschule ist gestern Nachmitttag nach einer dreißigstündigen Bewußtlosig­keit gestorben. (W. L.)

Stuttgart. Waibel ist, wie ein Korrespon­dent derR.-Ztg." hört, für tobsüchtig erklärt. In seiner Krankenzelle im Katharinenhospital hat er Kleider und Bettzeug in Fetzen gerissen; er schläft in einer mit Heu gefüllten Kiste, an der Nichts zu zerstören ist. Sollte der Fall angenommen, daß seine Tobsucht simulirt ist, so wird sein Loos, ob er seine Tage im Zuchthaus oder im Narrenhaus be­schließt, doch ein solches sein, daß ihn der Geringste derer, die in Gottes freier Natur athmen, nicht be­neidenswert!) finden wird. Ein Gewissen, auf dem ein vierfacher Mord lastet, ist kein sanftes Ruhekissen, auch nicht für den verstocktesten Sünder.

Stuttgart. Die BerlinerTribüne" schreibt: Gottlob, sie sterben nicht aus, die echten und rechten Schwabenstreiche. Den Beweis für diese Behaup­tung liefert das folgende kleine Faktuni. Vor Jahres­frist starb in Stuttgart der tüchtige Leiter des VereinsLiederkranz", der Prof. Blum, nnd am vorigen Dienstag veranstaltete derLiederkranz" am Grabe seines verstorbenen Dirigenten eine Gedücht- nißfeier. Da wurden einige Reden gehalten; dann sang man etliche Lieder - - und nun zu der erheben­den Todtenfcier. Dieselbe bestand in einer Ehrenbe­zeugung ganz besonderer Art, in einer Huldigung, so genial erdacht, daß ihr Ruhm verdient, auf die Nach­welt zu komme». Ein Nusschußmitglied legte nämlich offiziell im Namen des Vereins eine Gabe auf das Grab des Verewigten nieder. Und worin bestand diese Gabe? In einem Lorbeerkranz? In einer Vlu- menkrone? .... Nichts von Alledem! Nein, in dem Rechenschaftsbericht des Vereins für

das verflossene Jahr.Da kann sich denn nun

der Todte in stiller Geisterstunde von der Rechnungs­führung des StuttgarterLiederkranzcs" überzeugen.

... Wie heißt es in dem Liede:

Sic sind bekannt im ganzen Reiche,

Man nennt sie halt nur Schwabenstreiche."

Brandfälle: Am 10. März in Fluorit (Oberndorf) das Wohnhaus des Ludwig Mauz und daS des Wagners Wößner, der letztere ist, der Brandstiftung verdächtig, verhaftet worden.

Gmünd, 11. Mürz. Die Untersuchung gegen die Brüder W. wegen Verdachts von an der Firma Gcbr. Dehle verübten Diebstahls, bezw. Hehlerei, hält, wie man demSt.-A." schreibt, die Gemüther in Aufregung. Der ältere der Brüder ist bereits geständig, Diebstähle im Gcsammtwerthe von ca. 24 000 begangen zu haben; beim jüngeren, der mit Viionterieartikeln reiste, sind in dessen Rcisekofser

gestohlene Waaren im Wcrthe von 6000 vorge- fnndcn worden und in seiner Behausung solche im Werth von 1000 cckL Außerdem ist bei dem älteren Bruder, der bei Gebr. Dehle als langjähriger Buch. Halter das vollste Vertrauen besaß, ein förmlicher Schmelzapparat entdeckt, was darauf hinweist, daß außer den vielen bei der Hausdurchsuchung gefunde­nen Gold- und Silberwaaren eingeschmolzen worden find.

Ravens burp, 1l. März. Wegen zweier Verbre­chen des Mords nnd eines Verbrechens des Raubs wurde heule Matthias Rapp von Daulmergen, OA. Rottweil, der, wie seinerzeit gemeldet, das Anton Schmitrsche Ehepaar in Untermooweiler, bei dem er am Abend des 12. Dezember aus sein Bitten nächtliche Unterkunft gefunden halte, im Schlaf ermordete und beraubte, nach dreistündiger Verhandlung vom hiesigen Schwurgericht zum Tode verurtheilt.

Jsnh, 10. März. Gestern um die Mittags­stunde verbreitete sich hier die angenehme telegr. Mit- theilnng von Lindau, daß man den Dieben, welche hier im Spital eingebrochen, auf der Spur sei, und daß die gestohlenen Kouponsbogen sich vorgefunden hätten. Auf dieses Telegr. hin reisten von hier aus sofort der Stadtvvrstand und der Hospitalpsleger nach Lindau ab. Es ergab sich, daß man von Wangen aus die Spur der Diebe in Folge des Wechselnlas- sens einer 100 cM-Banknvte entdeckt und das Sig­nalement derselben kennen gelernt hatte. Es wurde darauf nach Lindau telcgraphirt und Nachforschungen in den Wirthshäusern angcstellt. Das Signalement paßte auf zweiPassanten", welche im Hotel Helvetia kurze Zeit sich aufgehalten nnd.daselbst einen Reisesack bis zu ihrer Rückkehr aus der Schweiz zur Aufbewah­rung zurückgelassen hatten. In diesem fanden sich die Kouponbogen unversehrt vor. Möge es nun gelingen, der Verbrecher in Bälde habhaft zu werden. (S. M.)

Ludwigshafen. Vom hiesigen Schöffenge­richt wurden kürzlich drei Wirthe mit je 500 Mark Geldstrafe belegt, weil sie Karten, die nicht mit dem Reichsstempel versehen waren, in ihren Wirthschafts- lokalen hatten.

In Simbach ist dieser Tage die dortige alt­katholische Kirche, für welche die Mittel zum Un­terhalt nnd zur Bezahlung der Bauschnld-Zinsen nicht mehr flössen, an ein Mitglied der altkatholischen Ge­meinde verkauft worden, welches dieselbe zu einem Wohnhaus nmgestalten wird.

Dresden, 11. März. Die Ursachen des Frei­berger Bergunglücks werden auf's Strengste untersucht. Gestern Abend wurde der Direktor der FreibergerHimmelfahrtsgrnbe", welche den Schau­platz des Unglücks bildete, auf Antrag der Kgl. Staatsanwaltschaft verhaftet, und selbst gegen eine Caution von 60,000 ZL, welche er anbot, nicht wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Maßregel erregt allgemeines Aufsehen.

Die Petition gegen die obligatorische Zi­vilehe an den Reichstag, welche von der Redaktion der Mecklenburg. Nachr. Mitte Febr. in Umlauf ge­fetzt wurde, soll am 15. d. M. abgesandt werden, die Zahl der Unterschriften beläuft sich schon auf 16,000. Mancher Name aus dem Kreise der Geist­lichkeit nnd der Gutsbesitzer ist unter der Petition vertreten, aber die Mehrzahl derselben soll fehlen. Dagegen ist sehr hervorragend der Stand der Erb­pächter bei der Petition vertreten. Aus verschiedenen Ortschaften sollen Bogen mit 200300 Unterschrif­ten eingegangen sein. Der Lehrerstand hat sehr zahl­reich unterschrieben, desgleichen der Arbeiter- und Gcwcrbcstand.

Dr. Laster ist aus der nationalliberalen Partei ausgeschicden.

Das in Vorschlag gebrachte Wnchcrgcsctz setzt auf den Wucher recht hohe Strafen. Der gewerbs­mäßige Wucherer wird mit Gefängnis) nicht unter drei Monaten nnd zugleich mit einer Geldstrafe be­straft, die bis zu 15 000 ZL steigen darf. Besonders erwähncnswerth ist es, daß den Wucherern der Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt wer­den muß! Schon in nächster Zeit wird der Reichs­tag über diesen Gesetzentwurf zu entscheiden haben.

Der römische Berichterstatter desStandard" telcgraphirt:Ich bin von höchster Stelle ermächtigt, gänzlich zu dcmentiren, daß Italien irgend ein Antrag gemacht wurde, sich Frankreich nnd Rußland in einem Angriffe gegen Deutschland anzuschließen, oder daß es lediglich den friedlichen Anschauungen der Herren Waddington nnd Group zuzuschreiben lei, daß keine solche Tripelalliance gebildet wurde. Der Eifer, mit dem diese Thatsachcn in Abrede gestellt werden, wirkt einigermaßen befremdend. Außerdem ist es auch wenig wahrscheinlich, daß Rußland sich die Blöße gegeben haben sollte, in einem förmlichen Anträge einen solchen Schritt vorzubereiten. Solche Sachen werden viel vortheilhafter auf vertraulichem Wege beendet, falls irgend ein derartiges Vorhaben geplant worden ist.

Die Herstellung einer einheitlichen Rechtschrei­bung wird jetzt sogar zur Parteisachc, indem merk­würdigerweise die conservative Fraction mit sammt allen ihr zur Verfügung stehenden Organen sich eifrig für die theilweise Anschaffung des unschuldigenh" ins Zeug legt.

Obgleich die Krupp'sche Fabrik in Essen den Preis ihrer Kanonen um 60 Prozent erhöht, hat dieselbe doch eine solche gewaltige Anzahl von Auf­trägen, daß sie dieselben, trotz ihrer großartigen Ein­richtungen innerhalb vieler Monate noch nicht wird erledigen können. Freilich, bei den gegenwärtigen Zeitverhältnissen müssen die Kanonengicßer das beste Geschäft machen.

Nach einer der Militärkommission von der Militärverwaltung zugegangenen Mittheilung werden die Mehrkosten für den Pensionsfonds sich auf 900 000 Mark nnd die für Kasernenbauten auf 33,500,000 ZL belaufen. 12,000 Mann von Mann­schaften der Ersatzreserve erster Klasse sollen zu den Uebungen herangezogen werden. Die bis zum Erlaß des Gesetzes an die Ersatzreserve erster Klasse über­wiesenen Mannschaften sind von Hebungen befreit.

Der Hannov. Kur. schreibt : Man versichert uns von kompetenter Seite, daß der interessante Bericht der Nat.-Ztg. über das zweite parlamentarische Diner beim Fürsten Bismarck im Wesentlichen korrekt war. Wir sind in der Lage, Einiges ergän­zend hinzuzufügen. Gelegentlich der Besprechung der Militärvorlage theilte der Fürst ein Gespräch mit, welches er zur Zeit des Krimkrieges mit König Wil­helm von Württemberg gehabt, zu dem er gesandt worden sei, ihn zu bewegen, sich der preußischen Politik gegen Frankreich anzuschließen. Der König habe, dies ablehnend, auf der Landkarte gezeigt, wie kurz der Weg von Weißenburg nach Stuttgart fei; die Franzosen könnten in Stuttgart sein, ehe Preußen Hilfe dahin bringen könnte, nnd bei aller guten Ge­sinnung werde er dann, um sein Land von den Drangsalen zu befreien, Frieden mit Frankreich schließen müssen,da das Hemd einem näher ist als der Rock."

Die Krenzz. schreibt: Auswärtigen Blättern ist von hier gemeldet morden, daß die Verlobung des Prinzen Wilhelm von Preußen mit der Prinzes­sin Karoline Mathilde von Schleswig-Holstein-Son-