derburg-Augustenbnrg demnächst bevorstehc. (Die Mittheilung in der Krenzz. kommt einer Bestätigung gleich.)
Oesterreich—Ungarn.
Wien, ll. März. Heute wurden vom Kaiser die Glückwunsch-Deputationen beider Häuser des Reichsrathes empfangen. Der Monarch sprach die Hoffnung aus, daß diese Verbindung nicht nur das Glück des Kronprinzen, sondern auch das Glück des Reiches begründen werde. Bor obiger Deputation hat der Kaiser die Deputation der Stadt Wien empfangen. Der Kaiser erwiderte auf die Ansprache dankend und sagte: Ich bin hocherfreut, daß die Bevölkerung Wiens jedes Ereignis;, welches mich nnd meine Familie anbetrifft, als eine uns Alle berührende Angelegenbeit empfindet, und das; wir Alle zusammen in der That nur Eine Familie bilden. Ich habe aus den Briefen meines Sohnes erfahren, wie glücklich er nch fühlt. Die Theilnahme des Gemeindc- raths bat ihn gewiß außerordentlich gefreut. Ich weiß ja, wie sehr er Wien liebt, er ist eben auch ein wahrer, echter Wiener. Das Telegramm des Kronprinzen Rudolph, das heute ans Brüssel eingetroffen ist, lautet: „Meine Braut und ich danken ge rührt für die Glückwünsche, welche uns- der Gemeinderath Wiens unter so schönen Kundgebungen für unser künftiges Wohl zur Kenntnis; bringen läßt und grüßen Sie, sowie das liebe, schone und treue Wie». Rudolph."
Wie-,, lZ. Mürz. Die Abendblätter melden die Verhaftung des pensivnirten Feldmarschalllieutenants Baron Prohaska und des Liquidators des Wiener Kassenvereins Franz Krieghammer. Einzelheiten über den Grund der Verhaftung liegen noch nicht vor. (Schw. M.l
Im östreichischen Ministerium wird jetzt auch ein Landsturmigesetz vorbereitet.
FraukrnÄ.
Halb Frankreich stand der Artikel VIl. des neuen Unterrichtsgesetzes Tag und Nacht vor Auge», den Einen wie das berüchtigte Bleue Tekel, den Andern wie das Wort der Erlösung. Dieser Artikel lautet: „Niemand darf zur Leitung einer öffentlichen oder Privat-Unterrichtsansralt welcher Art immer zn- gelassen werden, noch an einer solchen Unterricht er- theilen, wenn er nicht einer antorisirten religiösen Congregation Gesell- oder Genossenschaft! angehört". Dieser Artikel kehrt seine Spitze gegen die Jesuiten, die vom Staate nicht anerkannt sind nnd dennoch den größten Theil des französischen Jugendunterrichts thatsächlich in den Händen haben. Der Kampf um diesen Artikel war 'seit einem Jahre schon im ganzen Lande öffentlich und heiß und der Senat hat den Artikel mit 19 Stimmen Mehrheit abgelehnt. Es ist ein Sieg der Jesuiten und der Uitramontancn, vielleicht aber ein Pyrrhussieg: denn die Besiegten verlangen nun, daß die Staatsgesetze gegen die religiösen Gesellschaften vollzogen werden, daß die Jesuiten. die vom Staate nicht anerkannt sind, ans Frankreich ansgewiesen werden. Wenn'S auch nicht so weit kommt, so wird'S doch noch harte Kämpfe geben.
Einem Korrespondent der „dl. Fr. Pr." der ihn interviewte, sagte Frcycinet: Die Beziehungen Frankreichs zu Deutschland seien besser als je. Im Augenblicke trübe keilt Wölkchen den politischen Horizont. Ein französisch-rusjtsches Bündniß sei nie in Frage gekommen. Die Lösung der Affaire Hartmann habe vielleicht in Petersburg unangenehm berührt, sei aber gewiß nicht Ursache einer tieferen Verstimmung, zumal Rußland zugeben müsse, daß Frankreich streng nach seinen Gesetzen gehandelt habe. Bezüglich Oesterrrcichs betonte der Minister: „Wir lieben Oesterreich und schätzen die Sympathie hoch, welche die franz. Republik dort findet." Die letztere sei synonym mit dem Frieden. Ganz Frankreich habe leinen andern Wunsch, als Frieden zu bewahren. Ein Minister mit kriegerischen Absichten würde sich leine 24 Stunden halten können. Er selber habe 1870 seine patriotische Pflicht erfüllt, dabei aber zu genau gesehen, was der Krieg sei und was er koste, um nicht der entschlossenste Friedensfreund zu sein. Er würde keine Minute weiter regieren, wenn ein Krieg beabsichtigt würde, und gleich ihm denke jeder Vernünftige hierzulande. Frankreich müsse im Stande sein, sich zu vertheidigen, werde aber nimmermehr angreifen.
Die Sensationsgeschichten nehmen zum größten Wohlgefallen aller Tagediebe kein Ende. Nun soll sogar der grimmigste Feind der rothen Socialisten,
General Gallifett, welcher in den Schreckenstagen des Pariser Aufstandes hauptsächlich die Cvimnunisten niedersäbelte, zum Gouverneur von Paris ernannt worden sein. Dies ist natürlich in den Augen der Eommunards und ihrer radikalen Feinde ein Verbrechen an der Volksmajestät und sic donnern in allen Tonarten gegen eine Regierung, welche eine derartige Ernennung, die sie als Hohn gegen die Pariser bezeichnen, vollziehen könne.
Die französische Krone hat dem letzten halben Dutzend ihrer Inhaber wenig Gliick uud Segen gebracht und doch findet sie immer wieder Liebhaber, als da find die Bo- napartes, die Bourbons nnd Orleans oder eine» ehrgeizigen und siegreichen General Jncvgnito. Die Republik will jetzt wenigstens etwas lhun, um sie nicht in Versuchung zu sichren. Sie wird die Krön-Juwelen, die etwa 40 — 50 Mill. Franks Werth sind, in zwei Haufen lheileu und den einen Haufen, der geschichtlichen Werth hat, im Museum uulerbriugeu, den andern, der nur zum Schmuck und zur Verführung dient, öffentlich unter der Hand versteigern. Wie viel die französische Krone für Geschäftsleute werth ist, hat die Kaiserin Eugcuie erfahre». Als sie noch Kaiserin war und ihr Leben versicherte, wollte keine Versicherungsgesellschaft auf das Risiko anbeiße,,; nur 5 Gesellschaften zusammen übernahmen endlich das bedenkliche Geschäft, die Kaiserin mußte aber 10 ^ Versicherungsprämie mehr zahlen als alle andere Leute.
Belgien.
Brüssel, 11. März. Die Kaiserin von Oeftreich ist heute früh hier eingetrvffeu und wird bis Freilag hier verweilen.
England.
London, 10. März. Der „Standard" versichert, der russische Diktator Graf Loris-Melikoss uud der Großfürst-Thronfolger seien mit einander einig, liberale Reformen anzurathen.
Rußland.
St. Petersburg, 12. März. Der Chef der Geusdarmerie und Chef der dritten Abtheiluug der geheimen Kanzlei des Kaisers Gen. Drenteleu ist aus seine Bitte unter Ernennung zum Reichsrathsmitglied der genannten Funktionen enthoben.
Der Pariser „Lanterne" zufolge scheint es außer Zweifel zu stehen, „daß die Geheimpolizei ein neues Komplot entdeckt habe." Infolge dieser Entdeckung sollen über 800 Personen verhaftet sein. Man arretirt vhne Unterlaß.
Bemerkenswerth ist, daß der russische Kriegsminister Miljutiu, der als die Seele der deutschfeindlichen Partei gilt, in Bälde eine anderweitige Verwendung finden solle. Sollte das eine der Wirkungen des von dem Reichskanzler gegengezeichneten Schreibens des Kaisers Wilhelm an den Kaiser von Rußland sein, so würde der Schritt immerhin seine Bedeutung haben.
Moskau, 8. März. Der „Petersb. Herold" meldet: Die Giwartowjki'jsche Schafwollenwaaren- Fabrik ist heute Nacht niedergebrannt, wobei an hundert Arbeiter verunglückten: an Tvdten wurden bis zur Stunde 27 Arbeiter unter dem Schutt hervorgezogen. (N. T.)
Türkei.
Konstantinopel, 12. März. Der russische Botschafter verlangte aus Grund der von Gortscha- koff zugegangenen Weisungen exemplarische Bestrafung des Mörders des Obersten Kvma- roff. Der Großvezier hat in Folge dessen angeordnet, daß die Untersuchung schleunigst zu Ende geführt werde. (S. B.)
Die Inhaber von türkischem Papiergelde kommen schlecht weg. Der Sultan hat angeordnet, daß die Regierungskassen nunmehr sämmtliches Papiergeld einziehen, aber zu einem Kaufpreise, der weit hinter der Halste des ursprünglichen Werthes zurückbleibt.
Lande! L Werkehr.
Stuttgart, 12. März. Eine im „St.-A." enthaltene Bekanntmachtung des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, Abtheilung für die Verkehrsanstalten, betreffend die Mitnahme von Handgepäck in die Personen;» agcn, lautet: „Das Gewicht des in den Wagen mitgeführtcn Handgepäcks darf 10 pro Person nicht übersteigen. Gepäckstücke, welche bei einen; Reisenden entweder einzeln, oder zusammen das Gewicht von 10 KZ überschreiten, sind von dem Zugpersonal zur Aufgabe gegen einen Gepäckschein zu verweisen. Die Belegung der Sitzplätze mit Handgepäck ist, ausser dem in H. 17, Abs. 2 des Betriebsreglements vorgesehenen Falle, nicht gestattet."
Dev Geheimnisvolle.
(Fortsetzung.)
Es ist wunderbar, wirklich wunderbar, fuhr die Gräfin fort, sich an den Frühstücktisch setzend; ich hatte einen häßlichen, wüsten Traum während der Nacht; mir träumte, ich sei gestorben, oder vielmehr nicht gestorben, sondern nur scheintodt, und man wolle
mich lebendig begraben. Wer, weiß ich eigentlich nicht. Ich sah Euch alle bunt durcheinander, Dich u. den Doctor und Deine alte Schwiegermutter und die Marienla, auch den Baron Kölöny, und sonderbarerweise bestandet.Ihr Alle darauf, daß ich todt sei, ja ich hörte sogar den Doctor eine lange Vorlesung über den Scheintodt halte» und beweisen, daß ich wirklich todt sei. Ich ängstigte mich natürlich fürchterlich ab, ich wollte Euch rufen, aber die Stimme versagte mir, ich wollte eine Bewegung mache», aber ich konnte kein Glieo rühren, und so gingen und wimmelten diese Traumbilder bunt durcheinander, daß ich keinen Zusammenhang mehr finden konnte.
Nun und wie war das Ende ? fragte der Graf gespannt.
Ich weiß kaum mehr, fuhr die Gräfin fort; hattet Ihr mich schon begraben, oder nicht, kurz, plötzlich wurde der Deckel des Sarges anfgcrissen, der Ungar stand vor mir und sagte: Du bist gerettet! Ich fuhr mit einem lauten Schrei empor u. erwachte.
Die beide» Männer sahen ernst und schweigend vor sich nieder.
Die Ursachen dieses häßlichen Traumes sind leicht zu erklären, fuhr indessen die Gräfin fort; ohne das seltsame Benehmen ihrer beiden Zuhörer weiter zu beachten. Ich beschäftigte mich vor dem Einschlafen lange Zeit mit dem seltsamen Gespräche des gestrigen Abends . . . Wann ist der Baron aufgebrochen? Hat er noch mit Euch weiter über dies Thema gesprochen, welches meinen unglücklichen Anfall hcrbeifnhrte?
In der That, wir sprachen noch weiter über diesen Gegenstand, antwortete der Arzt verlegen. Er redete noch von einem sympatischen Mittel, welches er in Anwendung bringen wollte.
Ich möchte fast meinen, er habe es schon in Anwendung gebracht, versetzte die Gräfin; mir ist wirklich so leicht um's Herz, wie nicht seit langer Zeit. Alle diese unerklärlichen Beänstigungen, von denen ich Ihnen sagte, find verschwunden, und wenn das nicht eine thörichlc Einbildung wäre, so möchte ich sagen, meine Augen seien klarer, meine Gesichtsfarbe frischer geworden, wenigstens kam es mir so vor, als ich vorher in den Spiegel sah.
Aber das war in der That keine Einbildung. Aach der Doctor konnte das nicht weglängnen, so ei- genthümlich ihm auch dabei zu Mathe war; die Gräfin sah zwar noch immer leidend, blaß und angegriffen ans, aber sie hatte nicht das leichenähnliche Ansehen, wie früher, sondern wie von einer langen, angreifenden Krankheit erstanden, schien sie vielmehr jetzt der Genesung entgegen zu gehen.
Mit großer Mühe versuchte jeder der beiden Herren seine Aufregung zu verbergen. Glücklicherweise aber bemerkte die Gräfin nichts davon, da Jene sonst unfehlbar in Verlegenheit gekommen wären, wenn dieselbe weiter mit Fragen in sie gedrungen wäre, und endlich kam der Augenblick, wo sich beide Männer allein befanden.
Nun, sagte endlich der Graf nach einer Panse, während er den Arzt forschend anblickte; nun, was sagen Sie dazu, Docwr?
Ehrlich gesagt, mir steht der Verstand still, erwiderte dieser; aber dennoch bin ich immer noch nicht überzeugt. Wollte Gott, daß das Besscrbefinden Ihrer Frau Gemahlin wirklich ernstlich sei, nicht etwa ein Produkt ihres aufgeregten Zustandes am verflossenen Abend, wofür ich es noch immer halte.
Aber, mein Gott! haben Sie denn nicht bemerkt, wie sich ihr ganzes Aussehen geändert hat. Ihr Gesicht hat offenbar eine ganz andere Farbe bekommen, wie sie selbst sagte; noch dazu ohne etwas von den Vorgängen der verflossenen Nacht zu wissen.
Ja, ja, es ist in der That das Wunderbarste, was ich jemals erlebt habe, erwiderte der Doctor nachstnnend. Indessen warten wir ab, Herr Graf, warten wir ab, das ist das Einzige, was wir unter diesen Umständen thun können.
Sie warteten allerdings ab, den» es blieb unter diesen Umständen nichts weiter zu thun übrig; aber dieses Warten diente nur dazu, Beide, auch den Doctor, zu überzeugen, daß die eintretende Genesung der Gräfin wirklich eine vollständige sei.
_ (Fortsetzung folgt.) _
Frankfurter Gotd-Cours vom 12. Mär; 1880.
20 Frankenstücke.18 20—24 4
Englische Sovereigns .20 „ 41—45 „
Dollars in Gold .4 „ 20—28 „
Dukaten .9 „ 51—55 „
Russische Imperiales .18 „ 69—74 „
Holländische fi: 10-Stücke.16 „ 65 O