Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3mal und kostet halbjährlich hier (ohne Trägerlohn) 1 ^ 60 , in dem Bezirk

2 außerhalb des Bezirks 2 40 «!.

Samstag den 24. Januar.

! Jnscrtionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge-! wohnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4,, ! bei mehrmaliger je 6 -i. ;

1880.

Mir die Monate Februar L März

nehmen alle Poststellen nnd Landpostbvten Bestel­lungen ans den Gesellschafter an. _

Amtliches.

Nagold.

Kekanntmachnrrg.

Von der Civilkammer des Ll. Landgerichts Tü­bingen in Gemeinschaft mit der K. Kreisregiernng Reutlingen ist zum Stellvertreter des Standesbeamten i» Snlz der Gemeinderath Jakob Friedrich Gayer daselbst bestellt worden.

Nagold, den 20. Januar 1880.

K. Amtsgericht. K. Oberamt.

Daser. Güntner.

Die erledigte Hanptlehrstelle an der dritten Klasse des Gymnasiums in Ulm wurde dem Präzeptor Kall Hardt in Nagold übertragen.

Die erledigte Präzeptorsstelle in Altenstaig wurde dem dcrmaligcn Verweser derselben, Lehramtskandidaten Gut, über­tragen.

Mit der Wahrnehmung der Funktionen des Amtsanwalts ist bei den Amtsgerichten Nagold nnd vcrrenberg mit den, Sitze in Nagold anstatt des Jnstizreserendär I. Klasse Fein der Justizresercndär I. Klasse Burger beauftragt worden.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

B Nagold, 21. Jan. 1880. Schmerzliche Theilnahme erregt in Stadt nnd Bezirk die heute aus Tübingen hieher gelangte Kunde vom Ableben des Oberamtsrichters a. D. Kißling, der bis vor wenigen Monaten die Stelle des Gerichtsvorstands hier bekleidete. Kißling, einer sehr achtbaren Kaufmanns­familie in Ulm entstammend, begann seine juristische Laufbahn als Gerichts-Assistent in Lauphcim, wurde sodann znm Gerichtsaktuar in Backnang ernannt, später in gleicher Eigenschaft nach Eßlingen versetzt, von wo aus er aus Anlaß der Gerichts-Organisation am 1. Februar 1869 zum Kreisrichter in Tübingen vorrückte. Am 9. September 1870 zum Oberamts­richter in Nagold ernannt, war es ihm leider nur 9 Jahre lang vergönnt, auf dieser Stelle zu verbleiben, da er in Folge schwerer körperlicher Leiden genöthigt war, im November vor. Jahrs um feine Versetzung in den Ruhestand nachzusuchen. Alle, die mit dem Verstorbenen in Berührung kamen, werden ihm sicher das Zeugniß eines gediegenen, streng rechtlichen und pflichtgetrenen Beamten ertheilen. Wie er in seiner eigentlichen richterlichen Thätigkeit vermöge seines scharfen Blickes und seiner gründlichen juristischen Ausbildung stets rasch die richtige Entscheidung zu finden wußte, so war er nicht minder befähigt, die vielen einem Gerichts-Vorstand sonst noch oblie­genden Geschäfte der nicht streitigen Gerichtsbarkeit mit einer Gewandtheit und Sicherheit zu erledigen, die nur langjährige Erfahrung und völlige Hingabe an den gewählten Beruf gewähren. So war er vermöge seiner ganzen Anlage für den Beruf eines Bezirksrichters wie geschaffen und dürfen wir sicher annehmen, im Sinne des ganzen Bezirks zu sprechen, wenn wir versichern, daß sein Andenken unter uns im Segen bleibt. Wenn es der schwergeprüften Wittwe mit ihren unmündigen Kindern znm Trost gereichen kann, allseitige Theilnahme an dem schwe­ren Schlage, der sie mit dem so frühzeitigen Verluste des mit so vortrefflichen Charakter-Eigenschaften aus- gestattcten Gatten nnd Vaters betroffen hat, zn fin­den, so sei ihr diese Theilnahme unsererseits in auf­richtiger und herzlichster Weise hicmit ansgedrückt.

* Nagold, 23. Jan. Der im Jahr 1868 hier gegründete Krankenunterstütznngs-Vercin erfreut sich eines segenbringenden Fortgangs und

steten Zuwachses an Mitgliedern. Welch lebhaftes Interesse die letzteren an dem , Bestände des Vereins haben, zeigte die letzte Generalversammlung durch die zahlreiche Theilnahme, trotz nur der trockene Be­richt des Kassenstands auf der Tagesordnung stand. AnS demselben entnehmen wir folgende Zahlen: Die Einnahmen betrugen 357 99 .F (jedes Mitglied

zahlt monatlich 20 L bei 1 Eintrittsgeld), die Ausgaben in 11 Krankheitsfällen incl. 150 ^ Anlage bei der Handwerkerbank und 28 96 zn andern

Bereinszwecken 237 46 L (jede Arbeitsunfähigkeit

berechtigt zn einer Unterstützung von 50 L pr. Tag ein Vierteljahr lang), der Vermögeusstand beträgt 1158 ^ 64 L (excl. des Kassenvorraths von 120 53 die Mitgliederzahl 222. Hiebei darf nicht unerwähnt bleiben, daß der Verein eine namhafte Anzahl Mitglieder zählt, von denen ein Anspruch an die Kaffe nie zu erwarten nnd die nur des edlen Zweckes wegen demselben ihre Unterstützung zuwenden. Möchte dieses menschenfreundliche, ächt christliche Beispiel noch recht viele Nachahmer finden lassen. (Beitrittserklä­rungen nimmt der Kassier Arnold z. Engel, jedes Ausschußmitglied oder auch der Vorstand entgegen.)

"2 Altenstaig, 23. Jan. Conzert-An- zeige. Wir sind in der angenehmen Lage, mittheilen zu können, daß am nächsten Donnerstag den 29. d. M. in derTraube" hier wiederum einemusika­lische Aufführung" unter der bewahrten Leitung des Herrn Stadtpfarrers Mezger stattfinden wird. Das derselben zu Grunde gelegte Programm ist ein ebenso reichhaltiges als mannigfaltiges. An Gesangs­stücken werden zur Aufführung gelangen: Soli, Duette, Quartette und Doppel-Quartette, gesungen von den als vorzügliche Sängerinnen bekannten Damen: Frau Forstmeister Hei gelin, Frln. Cammerer und Frln. Mezger und anderen Gesangskräftcn. Eine beson­dere Anziehungskraft dürfte die in Aussicht gestellte Mitwirkung des Hrn. Hofmusikus Klein aus Stutt­gart, eines Meisters auf der Viola , ausüben, der sich auf diesem Instrument zu produziren die Freund­lichkeit haben wffd. Auch das hiesigeStreichquar­tett" wird zeigen, welche Fortschritte es seit der vor­jährigen Aufführung, da es erst im Entstehen war, gemacht hat. So stellt auch diese Ausführung reichlichen Genuß in Aussicht, nnd wir sind znm Voraus überzeugt von zahlreichem Besuch derselben. Besonders erfreulich wird cs für uns sein, wenn die lieben Musikfreunde von auswärts, besonders aus Nagold, sich wieder zahlreich eiufinden werden. Der Ertrag wird zur Heizbarmachung der hiesigen Kirche verwendet.

Herrenberg, 21. Jan. Bei der kürzlich abgehaltenen, zahlreich besuchten General-Versammlung des hiesigen Gewerbe- Vereins kamen verschiedene wichtige Gegenstände zur Verhand­lung, n. A. auch die Frage der Einführung der Lehrlings­prüfungen. Es ist erfreulich, daß bei dem Vorgehen in dieser Frage Herrenberg nicht hinter den anderen kleinen Städten des Landes zurückgeblieben ist, da der Vorschlag der Einfüh­rung von für die Lehrlinge kostenfreien Prüfungen mit den vom Ausschuß des hiesigen Gewcrbevereins hiesiir abgesaßtcu Statuten trotz lebhafter Debatten für und wider von der Ver­sammlung fast einstimmig ausgenommen wurde.

Kirchheim n. T., 20. Jan. Gestern wurden laut K. Z. die I. Weitzschen Eheleute von Ochsen­wang, welchen am 14. ds. ihr Wohnhaus vollständig niederbrannte, mit Bedeckung hier eingeliefert, da der Verdacht der Brandstiftung gegen sic vorlicgcn soll.

Brandfülle: Am 21. Jan. in Dobel lHer- rcnalb) ein Wohnhaus.

Das Schöffengericht Mannheim hat den In­haber der Firma Gebr. Sander Nachfolger von dort wegen Fälschung von Gewürzen zur höchsten zu­lässigen Strafe, und zwar zu 150 verurtheilt.

Bromberg. Einen Akt umfangreicher Wohl- thütigkeit hat der Fabrikbesitzer Pulvermacher hier ansgeübt. Derselbe hat einen ganzen Monat hindurch allein auf seine Kosten 226 Arme gespeist. Einem solchen Manne gebührt wohl ein ^

Münster. Wie derWests. Merk." mittheilt, ist ein Reservelieutenant des Feldartillerieregiments Nr. 22 wegen Ablehnung eines Duells aus re­ligiösen Bedenkenmit schlichtem Abschiede entlassen" worden.

Berlin, 21. Jan. Dem Bundesrathe ging eine Vorlage zu, wonach von Anfang April 1881 an 11 Jnfanterieregimenter (8 preußische, 1 bayerisches, 2 sächsische), 1 preußisches Feldartilleriregiment, 1 preußisches Fußartillerieregiment, 1 preußisches Pio­nier-Bataillon neu errichtet werden, und zu den be­reits bestehenden Artillerieformationen 32 Fcldbatte- rien (24 preußische, 4 bayerische, je 2 württembergische) hinzntrcten sollen. Die dadurch erwachsenden dauern­den Ausgaben betragen 17,160,242 JL, die einmalige Ausgabe 26,713,166 ^ (Schw. B.)

Berlin. Die oftmals gerügte Unsitte der Herren, Spazierstöcke resp. Regenschirme wagrecht unter dem Arme zu tragen, hat hier wiederum zu einem beklagenswerthen Unfall geführt. Eine etwas kurzsichtige Friseuse lief so unglücklich mit dem Auge in die Spitze des Schirms, den ein plötzlich vor ihr stehen bleibender junger Mann unter dem Arme trug, daß das (Auge sofort auslies; mit einem mark­erschütternden Schreckensschrei sank die Aermste be- bewußtlos zur Erde. Sie wurde durch hinzugeeilte Passanten in eine Droschke gebracht und zudem näch­sten Polizciburean gefahren, wohin auch der mittel­bare Veranlasser des Unglücks behufs Feststellung seiner Personalien folgen mußte.

Berlin. EineAusspielung" zum Besten der Angehörigen der ausgewiesenen Sozialdemokraten wurde am Dienstag in später Abendstunde polizeilich aufgehoben nnd gegen die Theilnehmer und Veran­stalter der Lotterie wurde sofort die Untersuchung eingeleitet. Der Umstand, daß 1500 Lose in kurzer Zeit umgesetzt wurden, dürfte auf die Organisation ein grelles Streiflicht werfen.

Kaiser Wilhelm hat am 17. Januar die Investitur der nenernannten Ritter des Schwarzen Adler-Ordens besonders feierlich vollzogen und danuein Ordens-Kapitel gehalten. Die Nenernann­ten sind meist Generale. Durch den Eid auf die Ordens-Statuten sind die Ordens-Ritterabsonder­lich" verbunden:ein christliches, tugendhaftes Leben zu führen nnd Andere dazu aufzumuntern ; die Er­haltung der wahren christlichen Religion überall zu befördern; armer, verlassener, bedrückter Wittiben und Waisen sich anzunehmen; überall die Ehre Unseres Königl. Hauses, absonderlich aber über Unfern Kgl. Prärogativen nnd was denselben anhanget, zn Halten; überall Friede, Einigkeit und gutes Vernehmen zu stiften und zu erhalten" n. s. w.

Bismarck hält fest an seiner Meinung: eine Republik in Frankreich ist mir lieber als ein König­oder Kafferthum. Als das gemäßigte und mit Deutsch­land ans gutem Fuße stehende Ministerium Wad- diugtvn gestürzt wurde und Freycinet mit dem Gambetta'ichen Strich ins Rothe an das Ruder kam, da fragte Jedermann fast ängstlich, was wird Bis­marck sagen und thun'? Man brauchte nicht lauge zu warten: er ließ Freycinet so schnell, nachdrücklich und öffentlich gratnliren, daß Jedermann in Frankreich überrascht war. Und dabei blieb er nicht stehen, er veröffentlichte in der Nordd. Allgem. Ztg. in Berlin, die vom In- und Ausland als (ein gern