Pascha nur Partei ergriffen habe, um Frankreich und England znsammenzuhalten und den, deutschfreund­lichen französischen Minister Herrn Waddington eine Beiseiteschicbnng zu ersparen, die ihn (nach Abschluß des bereits damals vorbereiteten vstreichisch-deutschen Bündnisses) hätte in die Arme Rußlands treiben können! So lange in London die energischen, an Englands alten Oricnttraditionen festhaltenden To­ries das Wort führe», besitzen die östreichischcn Ver­bündeten an der britischen Regierung einen Rückhalt gegen eine direkte Parteinahme für Rußland. Frank­reich an der Seite Englands behalten zu sehen, ist ein dringendes Gebot des deutschen Interesses, die Erhaltung dieses Verhältnisses aber nur möglich, wenn in London Männer vom Schlage Beacons- field's in Paris Friedensfreunde der Waddington'schen Schule das Heft in Händen behalten!

Vor einigen Tagen fand man in dem königl. Forst bei Niesendnrg (Ostpreußen) 4 Handwerks­burschen, die sich, getreu bis in den Tod, dort zu­sammen erhängt haben.

Hamburg, 15. Dez. Fürst Bismarck hat bei dem Gärtnereigeschäft Peter Smith und Comp, in Hambnrg-Berge'dorf 40,000 Pflänzlinge des Ka­lifornischen Ahorns bestellt, welche im Sachsen- Walde anSgepflanzt werden sollen. Die 'kleinen Bäumchen haben bereits eine Höhe von 23 Fuß.

Straßburg. i. E. DemElsässer Journ." zufolge ist auch hier der Nothstand sehr groß: 12,000 Menschen sollen gegenwärtig darben, während die Armenverwaltung den Einzelnen nur wenige Pfennige wöchentlich geben kann. Viele Familien besitzen' weder Feuer noch Vrod, sie haben ihren gan­zen Besitz ins Pfandhaus getragen und nur noch eine Matratze oder eine Bettdecke behalten, um nicht auf dem nackten Boden schlafen zu müssen. Behörden, Vereine und Private haben Anstalten getroffen, die drückende Noth zu lindern.

OesterreichUngarn.

Pest, 15, Dez. Ein merkwürdiger Proceß gelangt demnächst vor dem hiesigen Gericht zur Verhandlung. Frau BlasiuZ Rokawina nämlich, eine wegen ihrer Schönheit all­gemein bekannte junge Dame, welche das Opfer einer GaSex- plvsiem im Ofen wurde, hat gegen chie Gasgesellschast einen Prozeß angestrengt. Die Explosion hat ihr Gesicht verunstal­tet und auch andere Theile ihres Körpers sind von Brand­wunden bedeckt. Da ohne Zweifel die Achtlosigkeit der Gas­gesellschaft an dem Unglücke der jungen Dame schuld ist, hat diese gegen die Gesellschaft einen EntschädigungSproceß ange­strengt», werden die Pcster Richter über diese Fragezu entscheiden haben, wie viel die Schönheit einer jungen Frau werlh sei.

Frankreich.

Frankreich muß wieder einen Herrn haben, es kann nicht auf die Dauer ohne persönliches Regiment existiren, das zeigt sich jetzt von Tag zu Tag deut­licher. Mag der Gebieter Rvbespierre oder Napo­leon, Thiers oder Mac Mahon heißen ein Ge­

bieter muß da fein, wenn die Staatsmaschine nicht, wie eben jetzt wieder, in allen Fugen krachen und knacken soll. Das Ministerium Waddington hat durch die erneuerte Niederlage des Finanzministers in Be­zug auf die der Bank von Frankreich für ihre Verluste während der Communezeit zu bewilligende Indemnität den letzten Nest von Selbstvertrauen eingebüßt. Der bisherige Premier, so heißt es jetzt, wird znrücktreten und nur als Minister des Auswärtigen weiter fun- gircn, während Herr von Freycinet sich bereit erklärt hat, an die Spitze des Cabinets zu treten und dem­selben dadurch einen noch ausgesprocheneren liberalen Charakter zu verleihen. Zur Herstellung eines dauernden Friedens wird aber auch diese Combination voraussichtlich nicht genügen und es fragt sich, ob sie überhaupt zur versuchsweisen Ausführung gelangt. Da Alles sich hier an Personen knüpft, so vernimmt man jetzt aus den politischen Kreisen der Seine- Hauptstadt nur noch ein zwiefaches Feldgeschrei. Hier soll der bisherige Präsident Grevy energischer anf- treten, dort verlangt man den Dictator von 1871, Leon Gambetta an die Spitze aller Staatsgeschäfte gestellt zu sehen.

Die französischen Militärbehörden wollen: dem starken Winter trotzen. So ließ man in Nimes bei einer Kälte, wie man sie im Süden Frankreichs nie gehabt, von der Garnison auf dem Exerzierplatz Manöver ausführen, wobei fünf Soldaten dem Frost erlagen.

In Lyon ereignete sich der Fall, daß ein Un­teroffizier einen Soldaten bei 15 Grad Kälte und in seiner gewöhnlichen Kleidung in das ungeheizte Po­lizeizimmer einsperren ließ; am andern Morgen fand man ihn erfroren.

Miniö, der Erfinder des nach ihn: benannten Gewehres, ist im Alter von 75 Jahren gestorben.

Der PariserGlsbe" meldet, Kaiser Wilhelm habe auf die Kunde von dem neuen Attentat auf den Zaren geäußert:Wenn wir nicht die Richtung un­serer Politik ändern), wenn wir nicht daran denken, der Jugend einen gesunden und soliden Unterricht zu geben, wenn wir der Religion nicht den ersten Platz einräumen, wenn wir nur mit Hilfe von Auskunfts­mitteln von einem Tage bis zum anderen zu regie­ren suchen: so wird man unsere Throne Umstürzen und die menschliche Gesellschaft wird eine Beute der entsetzlichsten Ereignisse werden. Wir haben keine Zeit zu verlieren, und cs wäre ein großes Unglück, wenn sich die Regierungen über diese heilsame Re­pression nicht einigen sollten." Der Korrespondent desGlobe" verbürgt sich für die Authenticität die­ser Aeußerung, die allerdings mit Aeußerungen des Monarchen bei ähnlichen Gelegenheiten im Wesent­lichen übereinstimmt.

Spanien.

Madrid, 13. Dez. Als heute der König und die Königin ausfuhren, begegnete ihnen ein Priester, welcher einem Sterbenden die letzte Oelung bringen wollte. Sie stiegen aus, traten dem Priester den Wagen ab, und folgten dem Wagen zu Fuß. Medcrlande.

Antwerpen, 16. Dez. Bei einer Treibjagd, welche gestern im Anziger Walde abgehalten wurde, hat einer der Jäger, der Professor der Naturwissen­schaften, Bäcker, dadurch seinen Tod gefunden, daß er von einem anstürmenden Hirsch buchstäblich durch­bohrt ward. Das Geweih war ihm durch den Hals gegangen.

England.

London, 16. Dez. General Roberts hat Kabul thatsächlich geräumt. Im Kriegsministerium betrachtet man die Lage als äußerst kritisch. General Roberts tclegraphirte um 5000 Mann Verstärkung.

Kandel L Verkehr.

Stuttgart, 17. Dez. Die anhaltende Kälte lähmt alle geschäftliche Thätigkeit; man sieht dies am deutlichsten auf der Messe, Ivo es nicht an Verkäufern, wohl aber an Käufern fehlt. Von auswärts kommt fast niemand und das Resultat der Messe wird Heuer für die Verkäufer ein sehr geringes sein. Die Schrcinermesse fiel schon kläglich genug aus, gestern war die Königsstraße mit unverkauften Möbeln noch förmlich blokirt. (W. L.)

Rottweil, 14. Dez. Der gestrige Wochenmarkt war mit 300 Stück Milch- und 45 Läuferschwcinen be­fahren. Die geringe Anzahl von Käufern hatte eine bedeutende Flauheit des Handels und einen abermaligen Rückgang der Preise zur uothwendigen Folge. Milchschweine mittlerer Stärke wurden pro Paar von 610 abgesetzt und nur ganz aus­erlesene Exemplare erreichten pro Paar 1517 <^l Läufer­schweine wurden ca. 20 Stück-zum Preise von 2535 verkauft.

Heilbronn, 16. Dez. Der gestrige Schafmarkt war, obgleich die anhaltende kalte Witterung eine nur ganz geringe Behelligung vermuthen ließ, ziemlich stark befahren. Es wurden 10,200 Stücke zu Markte gebracht. Kausslust war schwach bei zuriickgchendeu Preisen. Verkauft 4,015 Stück. Höchster Preis für 1 Paar fette Hammel 58Y4

Tübingen, 17. Dez. Herr Buchhändler Moser hier hat 40 Ztr. Hopfen an ein Mannheimer Haus zu 183 per Ztr. mit Trinkgeld verkauft. (N. T.) 1

Nürnberg, 14. Dez. j.H 0 pfeubericht.j Am Markte macht sich die vorgerückte Jahreszeit durch schwächeren Geschäfts­gang bemerklich. In älteren Hopfen, welche noch in be­trächtlichen Posten zu finden wärm, ist zur Zeit keine Frage. Notirungcn lauten: Württembcrger, prima 180210, dto. secunda 140175, Badische prima 160 180, dto. se- cunda 120155, Elsässer prima ^ 150175, dto. secunda ^ 125145.

Mannheim, 15. Dez. (Getreidemarkt.) Die Stimmung hat sich neuerdings befestigt und zeigt sich auch wieder mehr Kauflust für Weizen und Roggen, Gerste ist ru­hig, Hafer desgleichen. Zu notiren ist heute: Weizen, amerik. Winter ^ 27, dto. dto. Sommer 26, dto. Saxonska 26.26.50, dto. Norddeutscher ^ 26 27, dto. Pfälzer ^

25.50 26. Roggen, Pfälzer 20.50, dto. Pertcrsburger -

18.50 18.75, dto. Nicolajeff 1818.50. Gerste, Pfälzer

^ 20.7521.50. Hafer 1515.50.

K. Amtsanmltschaft Nagold.

Zurückgenommerr

wird der wegen Unterschlagung gegen den 22 Jabre alten Glasergesellcn Christian Kalb

von Renningen, OA. Leonberg, erlassene Stellbrief vom 18. Nov. d. I.

Den 13. Dezember 1879.

Amtsanwalt Fein.

Stuttgart.

Armen-Beschäftigungs-Anstalt.

Brennholz-Liese-

rungs-Accord.

Ans das Etatsjahr 1. April 1879/80 bedarf die hiesige Armen-Beschäftigungs- Anstalt noch weitere

500 R.-Meter buchen und

1000 N.-Meter Weißtannen 2- und 4spaltiges, 1 Meter langes Scheiterholz.

Die Accords - Verhandlungen finden

Montag den 29. Dezember 1879, Vormittags präcis 10 Uhr, im hiesigen Bürgerhospitale, woselbst auch die Accords-Bedingungen zur Ein­sicht aufgelegt sind, in Parthieen von 100 Raummetern, unter Ausschluß eines Angebots im Ganzen, statt, wozu lust­tragende Accordanten eingeladen werden.

Amtliche und Privat-Bekarmtmachungen.

lieber Vermögen und tüchtige Bürg­schaft haben sich unbekannte Accordan­ten auf Verlangen auszuweisen.

Den 16. Dezember 1879.

Armen-öeschMigungg-Anstalt.

Altenstaig Dorf, Oberamts Nagold.

Jagd-Verpachtung.

Am Samstag den 27. ,d. M., Nachmittags 'l Uhr, wird die der KM Gemeinde zustehende FJagd mit ca. 700 k Morgen auf 3 Jahre

verpachtet.

Den 17. Dezember 1879.

A. A.:

Schultheiß Mast.

Revier Wildberg.

Holz-Verkauf

Mittwoch den ,, , ^ 24. Dezember,

Vorm. 10 Uhr, im Hirsch in Holzbronn aus Gaisburg: 3 Eichen mit ca. 3 Fm., 2 M. eich. Schtr., 32 M. Nadelholz-Schtr. u.Prgl., 2790 St. gemischte, 3640 St. Nadel­holz, 200 St. ungeb. Wellen.

Das Holz wird vor dem Verkauf durch den Hutsdiener (auf Verlangen) vorgezeigt.

Nagold.

Herzliche Bitte um milde Gaden.

Revier Enzklösterle.

Akkord

über die Lieferung von Schotter- material.

Am Dienstag den 23. d. Mts., Nachmittags 2 Uhr, wird die Lieferung von 927 Roßlasten Granulit und 542 Rostlasten Sand­steine auf die Wege des Reviers im Hirsch zu Enzthal öffentlich verakkordirt.

Wie bereits an manchen Orten ge­schieht, sollen auch in hiesiger Stadt für die Hungernde« in Gder- fHlesteu Gaben barmherziger Liebe gesammelt werden. Der Nothstand, unter dem Hunderttausende leiden, wird durch die gegenwärtige außergewöhnliche Kälte am 10. Dez. stieg sie dort auf 27° R. noch vermehrt und ist, wie auch aus den Schilderungen im letztenGesellschafter" hervorgeht, un­beschreiblich groß. Es ergeht deßhalb

an alle, die in der Lage sind, geben zu können, die herzliche Bitte, die milde Hand aufzuthun und nach Kräften zur Linderung des schrecklichen Nothstandes beizutragen.

Zur Empfangnahme und Weiterbe­förderung auch der kleinsten Gaben er­klären sich gerne bereit die Redaktion des Gesellschafters, die hiesigen Geistlichen und Lehrer.

Nagold.

Unverbrennbare

Feueranzünder.

Ein ganz neues zweckentsprechendes Fabrikat, hergestellt durch eine poröse Steinmasse, welche durch Befeuchten mit wenig Petroleum eine ca. 10 Minuten andauernde so kräftige Flamme entwickelt, daß grob gespaltenes Holz leicht in Brand gesteckt wird. Spähne vollkom­men erspart. Zu beziehen durch

Heinrich Müller.

Nagold.

Speckige

HntzelnäZwetschgen,

sowie sehr gute Giernudeln empfiehlt Louis Schnnith,

Kunstmehlniederlage.

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