K

Meister nicht folgende Bedingungen annehmen: 1) Erhöhung des Lohnes um 10 Centimen die Stunde; 2) Arbeitstag von 10 Stunden in jeder Jahreszeit, Ueberstunden werden doppelt bezahlt; 3) vollständige Lohnzahlung alle 14 Tage; 4) Verpflichtung der Meister die Stückarbeit abzujchaffeu.

Dänemark.

Kopenhagen, 20. Sepr. Eine eigenthüm- licheDreikönigsbegegnung" wird binnen Kur­zem aus der kleinen Insel Hveen in Oeresund statt­haben, indem die Könige von Dänemark, Schweden und Griechenland sich dort zusammenfinden werden, um Hasen zu schießen.

England.

In den Steingut- und Porzellanbrennereien von Stafford isteht eine große Arbeitseinstellung bevor. Die Fabrikbesitzer haben eine Lohnherabsetzung von 10 Prozent beschlossen, welcher die Arbeiter, etwa 80,000 an der Zahl, sich nicht fügen wollen.

Die englischen Frauen sind zumeist Blondinen und manchmal recht impertinent blond. Sie wollen aber dermalen durchaus dunkles Haar tragen, wie früher die Pariserinnen, und färben deshalb ihr Haar künstlich kastanienbraun, schwarzbraun, blauschwarz und rabenschwarz. Mancher Mann und Vater kennt oft seine eigene Frau und Tochter nicht wieder. Rur die Frauen der Königsfamilie tragen ihren goldenen Hauptschmuck unbe­irrt fort.

Mit den Zulus ist man fertig. Tie Häuptlinge haben sämtlich die Beschlüsse des Oberbefehlshabers angenommen. An 300 Häuptlinge hatten sich zu der Zusammenkunft eingefunden, die gerade auf den Krönungstag Cetewayo's fiel. Dieser sitzt nun in Capstadt mit drei Weibern, einer Tochter und einigen seiner Leute und zeigt den Engländern, wie selbst einWilder" sich mit Würde in das Schicksal eines Besiegten zu finden vermag.

Türkei.

Kvnstantinopel, 30. Sept. General Fürst Lobanoff soll den Entwurf einer Allianz zwischen Rußland und der Türkei hieher gebracht haben. Je­nes verzichtet auf 800 Mill. Fr. Kriegsentschädigung.

Kandel L Werkehr.

Stuttgart, 2. Oktober. Kartoffel-, Obst- und Krautmarkt. Leonhardsplatz : 100 Säcke Kartoffeln » 3

bis ^ 3.50 pr. Ztr., Alles verkauft. Wilhelmsplatz : 500 «äcke Mostobst » 5 -.6 5.50 pr. Ztr., Verkauf langsam. Markt­

platz: 4000 Stück Filderkrant -» ^ 78 pr. 100 Stück.

Esslingen, 1. Okt. Obst. 5. 50 bis ^ 6: Hess.

4. 60, bayrisches ^ 4 pr. Ztr.

Ehingen a. D. , 1 . Okt. Hopsen. Verkauf heute lebhaft. Hr. Wulle aus Stuttgart kaufte 250 Ztr. Primawaare zu 225 bis 230 ^ pr. Ztr. Noch großer Vorrath hier und Umgegend, Käufer erwünscht.

Nürnberg, 29. Sept. (Hopfen.) Am Markte ist die Stimmung andauernd als eine sehr feste zu bezeichnen und scheint überhaupt in Geschäftskreisen die Ansicht Wurzel zu fassen, daß trotz des hohen Standes der Preise ein Weichen nicht zu erwarten steht, denn der Export kauft fast zu gleich hohen Preisen wie Kundschaftshändlcr. Notirungen lau­ten: Württembergs prima 200 2356., Badische prima 200225 Elsässer prima 200210

Mannheim, 29. Sept. (Getreidemarkt.) Die Stimmung ist fest und aufgeregt. Amerika und Rußland mel­den anhaltend steigende Preise und müssen wir dieser Bewegung um so mehr folgen, als der hierländische Bedarf ein weit grö­ßerer ist als man dachte und nur von Amerika und Rußland zu decken ist. Unsere Preise werden deßhalb auch ferner von den Notirungen in New-Aork und Petersburg abhängeu und heute zeigt es sich schon inehr als deutlich, daß sich die Pro- duktionsländer blutwenig um einen deutschen Zoll kümmern. Deutschland muß eben für den Weizen so viel zahlen als die andern Länder, welche ihren Bedarf in Amerika und Rußland decken und der deutsche Consument hat den Zoll extra zu be­zahlen. Die heutigen Notirungen sind: Weizen Amerika». -4L 23st,25, dto. russischer 21si, -24, dto. hierländischer -4L 22i/z24. Roggen hierländischer -4L löst,, dto. russischer -4L141/». Gerste Pfälzer 19i/,21. Hafer dto. und russi­scher -4L 14stj 151 / 2 , dto. Würtlemb. -4L 15.

Karlsruhe, 30. Sept. Bei der heutigen Gewinn- Ziebung der badischen 35-sl.-Loose gewannen: Nr. 367342 40000 fl., Nr. 274989 10000 fl., Nr. 5601 und 82715 je 4000 fl., Nr. 152481 181896 206635 und 384443 je 2000 fl., Nr. 7965 84895 70305 70344 124428 154075 202739 220965 221373 300780 347921 und 362368 je 1000 sl.

Wrinzeß Wothhaar.

Erzählung von Max v. Schlaegel.

(Fortsetzung.)

Ihr? seid Ihr wahnwitzig, «Schreiber?"

Mit Nichten, Gestrengen, aber ich liebe Eure Tochter."

Ihr, der Hergelaufene, Namenlose?"

Warum nicht? Glaubt Ihr, ich allein sei blind für die Reize Eurer Tochter? Und ist es überhaupt schon erwiesen, daß ich niedrig und namenlos bin ..

Ich denke, das unterliegt keinem Zweifel mehr," ries Leberecht ärgerlich,ich selbst habe Euch aus Barmherzigkeit von der Straße aufgelesen."

Das habt Ihr, und ich werde es Euch ewig danken," entgegnete Hunold in heuchlerischer Demuth; und doch, wenn ich mich meiner frühesten Kinderjahre erinnere, voll Glanz und Freude..

So? thut Zhr das plötzlich? fragte Leberecht spöttisch; früher war nichts aus Euch herauszubekom- mcn; warum fällt Euch denn heut' so viel ein?"

Ich wollte warten, bis meine Zeit gekommen sei..."

Ist sie jetzt gekommen?" fragte Leberecht, schon weniger barsch.

Noch nicht, aber bald; wißt Zhr nicht mehr: In Dunkel u^d Geheimniß schläft das Glück..."

Ja, ja, so sagte sie!" rief der Bürgermeister erregt.Was ist's mit Euch, redet!"

Heut' noch nicht, Gestrengen; aber seht mich an, fällt Euch keine Aehnlichkeit auf?"

Nichts, gar nichts, so redet doch endlich."

Ihr müßt es selbst errathen, ich darf nichts sagen," entgegnete Hunold geheimnißvoll, und sein Blick wanderte wie traumverloren nach einem großen Bilde, das in dunklem Rahmen eine Wand des Zim­mers einnahm ...Vor Allem müßt Ihr mir indeß gestatten, um Jungfer Hilda zu werben ... Besinnt Euch," setzte er dringender hinzu,wer weiß, ob es Euch später noch einmal so geboten wird."

Dann entfernte er sich eilig, als habe er bereits zu viel gesagt.

Leberechts Blick war den Augen des Schreibers gefolgt und haftete noch an dem Bilde, als dieser schon lange verschwunden war.Ihr müßt es selbst erra­then" hatte Hunold gesagt, und Leberecht starrte das nachtgedunkelte Potrait an, als müße dasselbe plötzlich den Mund aufthun und die wichtigsten Geheimnisse enthüllen.

So lange Leberecht zurückzudenken vermochte, hatte das Bild an derselben Stelle gehangen. Der Bürgermeister hielt es für dasjenige vom Vater des jetzigen Landesherr» und wollte die Verwandtschaft deutlich in den verblaßten Zügen erkennen, obgleich dieselben nur noch mit Mühe zu unterscheiden waren. Denn die Jahre hatten ihnen längst Farbe und Glanz genommen, und das Gesicht unter der riesigen Locken- perrücke hob sich gespensterhaft fahl von dem dunklen Hintergründe ab. Je länger Lebcrechts Blicke an dem Bilde hingen, desto bekannter und vertrauter schien cs ihn anzuschauen die braunen Augen mit dem stol­zen Blick schlossen sich, bis sie farblos und zwinkernd wurden; die kühn gezeichnete Nase ward spitz und sommersprossig, und die mit einem Schnurrbärtchen gezierten trotzigen Lippen preßten sich zusammen, bis sie schmal und blaß wurden wie die des Schreibers... Man brauchte sich das Haupt nur noch, statt mit der Lockenperrücke, von dünnen fahlblonden Haaren bedeckt zu denken, die breite Brust ihres kostbaren Sammt- wammses zu entkleiden und in graues Tuch zu hüllen, und in die seine feste Männerhand, statt des Degen­knopfes, ans den sie sich so kriegerisch stützte, einen Gänsekiel zu legen und auch der letzte Zweifel mußte schwinden...

Wie verzückt starrte Leberecht auf das seltsam veränderte Bild und begriff nicht, wie es möglich ge­wesen, dasselbe täglich vor Augen zu haben, ohne die wunderbare Entdeckung zu machen.

Dacht' ich's doch schon damals, als ich den Knaben in mein Haus nahm, er müsse dasselbe zu Ehren bringen," murmelte Leberecht in wachsender Auf­regung ...Wenn ich mich recht besinne, hatte das Kind etwas so Herrisches, Eigenwilliges, gerade als sei es zum Befehlen geboren... Und er liebt Hilda unbegreiflich, daß ich es nicht schon längst bemerkt habe. Sicherlich liebt sie ihn auch und war deswegen so kühl gegen die anderen Freier... freilich auch ge­gen ihn aber junge Mädchen haben eine eigene Art, ihre Gefühle auszudrückeu ..."

Lange saß der Bürgermeister grübelnd und sin­nend vor dem wunderbaren Bilde, endlich jedoch siegte sein Ehrgeiz über seine anfänglichen Zweifel und er beschloß, Hilda so rasch als möglich ihr Glück mit- zuth eilen.

Die Art jedoch, wie Hilda diese Mittheilung aufnahm, war wenig geeignet, Leberechts nachträg­liche Wahrnehmungen zu bestätigen. Mit einer an ihr völlig fremden Heftigkeit, ja mit herbster Verach­tung wies sie jedes derartige Ansinnen zurück, daß Leberecht aus seinem Erstaunen endlich in den äußersten Zorn gerieth und mit einem Machtgebot auch seinen eigenen letzten Zweifeln ein Ende zu machen suchte:

Drei Tage hast Du Bedenkzeit," herrschte er die Tochter an, die bleich, mit festgeschlossenen Lippen vor ihm stand;dann sollst Du sehen, daß ich mir Gehorsam zu verschaffen weiß." Ohne Antwort ver­ließ Hilda das Zimmer; so hatte sie den Vater nie zuvor gesehen, und ihre Thränen flössen heimlich die ganze Nacht.

Am andern Morgen theilte der Bürgermeister dem Schreiber seinen Entschluß mit, wobei er jedoch Hilda's Widerstand weislich verhehlte. Hunold ver­barg den Triumph, der ihm glühend in die Stirne stieg, unter einem demüthigen Kuß auf die fette Hand des Gestrengen:

Es soll Euch nicht gereuen," sagte er zuver­sichtlich ;nur noch kurze Zeit habt Geduld, dann wird sich jedes Dunkel lichten."

Und der Bürgermeister glaubte nur zu gern, was er wünschte, und erleichterten Herzens, mit sich selbst zufrieden, ging er an die Ausarbeitung der schul­digen Festrede.

In drei Tagen soll die Vermählung des Prinzen stattfinden, und das Städtchen war endlich zu dem Entschluß gekommen, sie mit einem großen Volksfest zu feiern. Kaum waren die darauf bezüglichen Be­kanntmachungen veröffentlicht, so begann inan auch schon von allen Seiten mit Eifer die nothwendigen Zurüstungen.

Auf dem Kirchplatz wurden Musikzelte errichtet) Fahnenstangen streckten sich bis zur Höhe des Kirch- dachs, Kuchen- und Würfelbuden wechselten ab mit Tauzplätzen und Verkaufsständen, und um den allge­meinen Jubel zu erhöhen, rückte am Vorabend des Festes eine Seiltänzergesellschast mit Pferden , Affen und Pudeln im Städtchen ein.

Der Festmorgen, den das herrlichste Wetter be­günstigte, begann mit einem Gottesdienst in der Annen- kirche, dem die Rede des Bürgermeisters folgen sollte.

Als die Messe beendet war, wogte eine dichtge­drängte Menge über den Kirchplatz und stellte sich vor dem Rathhause auf. Aber die Hoffnungen der Neu­gierigen und Schadenfrohen sollten getäuscht werden, denn in voller Amtstracht, in würdiger tadelloser Hal­tung erschien Leberecht heitern Angesichts neben der Göttin der Gerechtigkeit und hielt eine wohlgesetzte feurige Rede, deren Begeisterung in dem schallenden Hoch" auf das erhabene Brautpaar gipfelte.

Und Alles ringsum siel stürmisch ein; doch Nie­mand ahnte die Pein, die Leberecht während seiner Rede ausgestanden, und daß nur der Muth der Ver­zweiflung ihn siegreich durch die fast übermenschliche Anstrengung getragen hatte. Dieser Tag war und blieb für ihn das Grab seiner schönsten Hoffnungen.

Hunold hatte es schon während des Gottesdien­stes einzurichten gewußt, daß er in Hilda's Nähe blieb ; auch während der Ansprache wich er nicht von ihrer Seite, und die freundlichen Geberden, mit denen er sich wiederholt au das Mädchen wandte, verfehlten nicht den gewünschten Eindruck auf die neugierigen Zuschauer auszuüben. Mehr hatte der Schreiber vor­läufig nicht gewollt, und es tröstete ihn einigermaßen über die eisige Verachtung, niit welcher Hilda ihn be­gegnete.

Der Tag verlief unter Musik und Lärmen jegli­cher Art; eine allgemeine Fröhlichkeit hatte sich der Festtheilnehmer bemächtigt, uno von allen Seiten hörte man Jubel und Gelächter. Den meisten Zulauf hatten die Seiltänzer, die in einem großen Leinwandzelt ihre vielbewunderteu Künste trieben.

Auch Hunold trieb die Langweile und ein all­mählich aufsteigender Verdruß über Hilda's Benehmen endlich hinaus, unter das gaffende Volk. Unwillkühr- lich ließ er sich vom Strom der Menge fortschieben, bis derselbe vor dem buntbemalten Vorhang der Seil­tänzerbude ins Stocken gerieth. Halb unfreiwillig trat der Schreiber mit den Uebrigen ein und setzte sich mit gelangweilter vornehmer Miene auf einen der vorder­sten Stühle.

Die Vorstellung hat eben begonnen. Steife al­tersschwache Pferde, bellende Pudel und Affen in ver­blichenen Costümen wechselten in kunstvollen Leistungen ab mit einer Anzahl verblühter Frauenzimmer und ältlicher entsetzlich magerer Männer in abgeschabten Trachten aus den schreiendsten Farben, begleitet von einer ohrenerschütternden Blechmusik. Dann zogen sie alle zurück, und auf der Bühne erschien ein großer beleibter Mann mit einem rothen Mantel über de« nußfarbenen Tricot und einem Goldreif um das ge­waltige Haupt; er trug einen Degen in der Hand und schickte sich nach einigen vorbereitenden Worten an, die