Bopfingen eine auf dem sog. „Bükleshau", einem Pachtgut des Fürsten von Wallerstein, einzeln stehende Scheuer mit bedeutenden Futter- und Fruchtvorräthen; am 25. Sept., Morgens, in Ostelsheim (Calw) ein Wohnhaus samt Scheuer.
München, 27. Sept. Das Kultusministerium hat soeben eine Maßregel ergriffen, um eine einheitliche Rechtschreibung in den bayerischen Schulen herzustellen. Der verstorbene Professor Raumer in Erlangen hatte s. Z. einen Entwurf hiefür aus- gearbeitet, der von einer Kommission berathen wurde. Das Resultat dieser Arbeiten ist nun in einem Buche „Regeln und Wörtcrveczeichniß für die Rechtschreibung" bei Oldenbourg in München erschienen und sind die Lehrer vom Ministerium angewiesen worden, für die Beachtung dieser Vorschriften Sorge zu tragen. Auch müssen in Zukunft alle Schulbücher nach dieser Rechtschreiblehre gedruckt sein, wenn sie in den bayerischen Schulen zur Benutzung kommen sollen.
München. Mit dem Sängerehepaar Vogl wurde dieser Tage auf weitere 10 Jahre ein Kontrakt abgeschlossen, nachswelchem Herr Vogl 19 000 und Frau Vogl 13000 per Jahr erhält: außerdem ist Beiden vier Monate Urlaub gewährt.
In München ist die Wittwe des Obersten Wolf gestorben und hat 4 Mill. cM hinterlassen; 200000 ^ sind wegen zu wenig bezahlter Capital- rentensteuern an den Fiscus nachzuzahlcn.
Würz bürg, 26. Sept. Der des Mordes an dem Privatier Glaser angeklagte Holleber ist vom Schwurgericht zum Tode, 15 Jahren Zuchthaus und dauernden Ehrverlust verurtheilt worden.
Driburg, 29. Sept. Dieser Tage ist hier eine Trauung vollzogen worden, wie sie selten vorkommt. Das Brautpaar zählt nämlich zusammen 96 Jahre. Davon kommen auf die glückliche Braut nur 73, aus den beneidenswcrthen Bräutigam 23.
Nordhausen, 27. Sept. In Eckartsbcrga ist ein entsetzlicher Mord vvrgekommen. Als am 24. d. früh den Getreidehändlcr Kühn einige Geschäftsleute zu sprechen wünschten, fiel es auf, daß derselbe außergewöhnlich lange in seinem Schlafzimmer blieb. Als man ihn wecken wollte bot sich den Eintretenden ein fürchterlicher Anblick dar: der re. Kühn (gebürtig aus Halle) lag mit zerschlagenem Schädel in seinem Bette; das Gehirn war bis zur Zimmerdecke gespritzt. Jetzt suchte man nach den 'anderen Fainilieugliedern, bestehend aus zwei Söhnen und einer Tochter, und fand den ältesten Sohn, Fritz Kühn, ebenfalls mit zerschlagenem Schädel und bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt in seinem Bette. Durch den Lärm wurde die Tochter, Emilie Kühn, aus ihrem bewußtlosen Zustande geweckt: sie schleppte sich herbei, fürchterlich verletzt. Drei starke Wanden am Kops, das eine Ohr bis zur Hälfte durchschnitten. Der Mörder hatte sie sicher für todt gehalten. Und dieser Mörder ist muthmaßlich der zweite Sohn und bezw. der Bruder, Richard Kühn. Er ist verschwunden und hat sein blutiges Hemd und seine Werktagssachen zurückgelassen.
Berlin, 27. Sept. Feldmarschall v. Monte uffel ist heute Bormittag nach Straßburg abgereist.
Bcrli n, 27. Sept. Hiesige Blätter erzählen über einen dieser Tage dahier an einem Kinde verübten Mord folgende erschütternde Details: Vor 14 Tagen zog der 27jährige Arbeiter Lauterbach mit seiner Ehefrau und einem II Monate alten Knaben aus seiner in der Provinz Sachsen belegencn Heimath nach Berlin, um hier Arbeit zu suchen. Lauterbach war seit etwa 3 Monaten mit seiner 22jährigen Ehefrau verheirathet, welche ihm den erwähnten Knaben in die Ehe gebracht hat. Die Familie fand Aufnahme bei Verwandten, von welchen eine Küche ihnen als Wohnort angewiesen wurde. L. arbeitete zuerst an den Kanalisationsarbeiten und wurde sodann Bierkutscher. Vor einer Woche muhte er zur Verbüßung einer siebentägigen Gcfäugnißstrafe nach Rummelsburg, und fand bei seiner Rückkehr seine Stellung besetzt. Seine weiteren Bemühungen nach Anstellung blieben erfolglos, doch statt die Schuld bei sich selbst zu suchen, ließ er seinen Groll an dem unschuldigen, jetzt elfmonatliche» Kinde aus, das er allnächtlich in bestialischer Weise mit einem Riemen mißhandelte. Am Freitag Nachmittag kam er wieder ganz niedergeschlagen nach Hanfe, als ihm eine in Aussicht gestellte Beschäftigung nicht übertragen wurde. In Gegenwart seiner Frau augerte er sich Angesichts des in einem Korbe ruhenden Kindes: „Wenn Du Aas nicht wärst, dann hätte ich heute eine Stellung mit 35 Thalern." Bald darauf befahl er der Frau, die Küche zu »erlassen. Aus dem Nebenzimmer vernahm dieselbe plötzlich ein Geräusch, und als sie nach der Küche zurückkehrte, lag ihr Kind als Leiche auf dem Fußboden. Ihr Ehemann hatte dasselbe aus dem Korbe herausgcuomnien, erwürgt und, als dann noch Lebenszeichen in dem unglücklichen Geschöpf vorhanden waren, dasselbe so lange mit dem Kopfe gegen die Wand geschleudert, bis eine stumme M»sse vor seinen Füßen lag. Auf eine Anzeige der unglücklicheu Frau erfolgte die Verhaftung des rohen Mörders. — Die Obduktion der Leiche ins ermordeten Kindes hat stattgefunden und ergeben, daß der Tod durch Erwürgen herbeige
führt ist. Das Kind ist, wie sich herausstcllt, seit Monaten systematisch von dem Stiefvater gemartert worden.
Berlin, 29. Sept. Das Stadt-Schwurgericht hat den Arbeiter Kuhnke der gewaltsamen Nothzucht und des Todtschlages, begangen an der 5jährigen Anna Friedrich, für schuldig erkannt, worauf der Gerichtshof den Angeklagten zu 15jährigem Zuchthaus verurtheilte.
Die Nationalliberalen, um nicht zu sagen die Liberalen (denn man muß sie neuerdings haarscharf scheiden), sind zwar etwas gedrückt, vielleicht auch an die Wand gedrückt, um mit Bismarck zu reden; sie haben auch einige Häupter verloren z. B. Herrn v. Bennigsen, der im preuß. Landtag nicht mehr mitmachen will, vielleicht auch Laster, der sich in sein Zelt zurückzichen will (?), wenn er in Frankfurt nicht wieder gewählt wird, aber nicht verloren haben sie die Köpfe. Miguel, einer der besten Köpfe, wird wahrscheinlich die Führung übernehmen. Er steht innerhalb der Partei ziemlich weit nach rechts, ist gemäßigter Schntzzöllner und der geeignete Mann, um im gegebenen Augenblicke mit den befreundeten Freikonservativeil bei wichtigen Fragen den Ausschlag zu geben. Nach vielen Nachrichten hat es den Anschein, daß im neuen Abgeordnetenhausc die überwiegende Mehrheit der nationalliberalen Partei dem rechten Flügel angehören wird.
Die preußische Wahlbewegung nimmt einen herzlich flauen Verlauf. Kaum, daß hie und da 2 Candidaten um die Stimmen der Wählenden sich bemühen, in den durchweg meisten Wahlkreisen hat es mit einem Candidaten sein Bewenden gehabt. Oesterreich—Ungarn.
Wien, 25. September. Ein junges Mädchen, welches einen Plan entwirft, den eigenen Vater durch Meuchelmord aus der Welt zu schaffe», um in den Besitz seiner Habe zu gelangen, welches die eigene Mutter zur Mitwirkung veranlaßt und dem Geliebten die Vvllführung übertrügt; eine Frau, welche diesen Plan ihrer Tochter billigt und das Geld hcrbeischafft, um das Gift zu kaufen, durch welches ihr Gatte ge- tödtet werden soll, das sind die Angeklagten in dem heutigen Schwurgerichts-Prozesse. Dieselben heißen Emilie und Aloisia Kubat, Erstere 18, Letztere 42 Jahre alt. Derjenige, welcher das Verbrechen aus- znsühren bestimmt war, der Geliebte der Emilie Knbat, schreckte vor «dem Gedanken zurück: zurück- schandernd vor einer derartigen Verworfenheit, entdeckte er dem Manne, dessen Leben in Gefahr stand, das Vorhaben seiner Angehörigen, welche alle Bande des Blutes verleugnet hatten, und machte die Anzeige bei der Behörde. — Da die Zurechnungsfähigkeit der Alvisia Knbat zweifelhaft erscheint, so mußte nach langem Verhöre dem Antrag des Staatsanwals gemäß die Vertagung des Prozesses bis aus Weiteres ausgesprochen werden.
Wien, 30. Sept. (Ein guter Einfall). Die Wirthe in Lerchenfeld bei Wien scheinen höchst erfinderisch zu sein, um ein möglichst zahlreiches Publikum durch immer neue und unerhörte Arrangements anzulocken. Einer dieser ingeniösen Köpfe hatte jüngst einen Preis ausgesetzt für den Inhaber der größten Nase, und zum Gaudium des sein Lokal füllenden Publikums wurde der Preis denn auch einem Fiakerkutscher, dessen Nase als desselben würdig befunden wurde, ertheilt. Das Gaudium des Publikums bei dem Anblick so vieler kräftig entwickelter Nasen, wie sie sonst nur bei Maskenbällen gesehen werden, kann man sich denken. Jetzt ist der Wirth der Thaliasäle in Neulerchenfeld auf den Einfall gekommen, eine Preisbewerbung auszuschreibcn, bei welcher die dicksten Männer Wiens in Konkurrenz treten werden. An Exemplaren besonders wohl entwickelter Embon- points ist bekanntlich in Wien und insbesondere in den Vororten kein Mangel.
Pest, 27. Sepk. Der „Hohn" will wissen, das wirthschastliche Verhältnis zwischen Oesterreich- Ungarn und Deutschland werde nicht auf Grund eines Meistbegünstigungs-Vertrags, sondern auf Gmnd eines Tarif-Vertrags geregelt werden.
(Einsturz einer Synagoge.) Am ersten jüdischen Neujahrs-Feiertage hat sich in Szolyva im Beregher Komi- tat, wie man dem „Tagbl." schreibt, ein gräßliches Unglück ereignet. Im Bethaus der dortigen jüdisch-orthodoxen Gemeinde, welches über einem öffentlichen Bade erbaut ist und sich schon seit Langem im baufälligen Zustande befand, ist während d»6 Gottesdienstes der Fußboden der Frauenabtheilung eingesunken, und bei 40 Personen stürzten in das unter diesem Theilo befindliche Badebassin. Die Szenen, welche sich während und nachdem das Unglück geschehen, abspiclten, spotten jeder Beschreibung. — Die Synagoge war an diesem Tage im buchstäblichen Sinne des Wortes überfüllt und Alles betete
andächtig, als man Plötzlich ein unheimliches Knattern und Krachen vernahm. Das Gebäude wankt mit eincmmale in allen Fugen, Staub wirbelt auf und vor den Augen der Beter versinkt em Theil der Frauenabtheilung unter gräßlichem Hilfe- Wehegeschrei der mit in die Tiefe Stürzenden. Die Verwirrung, welche nun entstand, läßt sich auch nicht annähernd cha- raktcrisiren und es ist ein Wunder, daß durch dieselbe nicht noch größeres Unglück herbeigesührt wurde. Die Anwesenden flüchteten nach den Ausgängen und es entstand ein solches Gedränge, daß die Thürpfostcn auseinandergedrückt wurden; nur wenige wäre» muthig und besonnen genug, im Hause zu bleiben, um den Verunglückten hilfreiche Hand zu bieten. Einige lieben sich sogar nicht einmal in ihrer Andacht stören, und trotz Wehgeschrei und Hilferufen und trotzdem der bedenkliche Zustand des Hauses das Aergste befürchten ließ, blieben sie ruhig an ihren Bettischen stehen und beteten inbrünstig weiter, lieber die Anzahl der zu Grunde gegangenen Menschenleben liegen — in Folge des im ganzen Ort herrschenden Chaos — noch keine authentischen Mitthcilungen vor. Bei zwanzig Frauen und einige Kinder sollen erschlagen und erdrückt und noch ebenso viele theils schwer, theils leicht verwundet sein. Der Frau eines Kleinhändlers, welche man zwischen zwei sich spreizende Balken eingeklemmt fand, war der Kopf fast gänzlich vom Rumpfe losgedrückt worden und auch die meistenzder übrigen Verunglückten müssen, bald im Wasser und halb von schult begraben, des schmerzlichsten Todes gestorben sein.
^ Frankreich.
Paris, 27. Sept. Die Minister der öffentlichen Arbeiten und des Post- und Telegraphenwesens, Freycinet und Cochery, beauftragten den Architecten Gnadet, nach London und Berlin zu reifen, um sich über die Einrichtungen der Post- und Telegraphen- gebäudc zu informiren.
Paris. Der Pariser Correspondent der „Times" berichtet, daß zur Zeit des Congresses gelegentlich eines Gespräches über den Vertrag von San Stefano Fürst Bismarck ihm gesagt habe: „Wenn ein Feind besiegt ist, so kann man ihm den Fuß auf den Nacken setzen und ihn zwingen, Alles heranszu- geben, was man will, aber es ist nothwendig, an die Folgen des Sieges sowohl zu denken, wie an die der Niederlage. Wir würden nicht sein, wo wir sind, hätte ich 1866 gehandelt, wie Jgnatieff, und Oesterreich Gebiet abgenommen. Zu jener Zeit hatte ich Jedermann gegen mich. Ich hatte bei der Abreise gesagt: „Wenn wir siegen, werde ich Oesterreich kein Gebiet abnehmen; wir dürfen nicht die ewigen Feinde Oesterreichs bleiben. Es ,ist nöthig, daß in 10 oder 12 Jahren wir wiederum übereinstimmen und ans gutem Fuße mit ihm sind. Nach unserem Siege drängte man mich von allen Seiten, Gebiet zu nehmen, aber ich hielt aus und habe oft seitdem Grund gehabt, mich dessen zu freuen." Weiter habe der Fürst gesagt: „1871 handelte ich ganz ebenso. Frankreich war in jener Zeit in unseren Händen; Paris war genommen, die Commune war im Anzüge, Alles war in Unordnung. Hätte ich wie Jgnatieff gehandelt, so würde ich die Picardie und Champagne gefordert haben. Aber das kam Niemand in den Kopf; und selbst, als man in mich drang, Belfort sowohl zu nehmen wie Metz, weigerte ich mich und sagte: „Nein, Belfort ist in Händen der Franzosen, cs muß ihnen gelassen werden." Selbst betreffs Metz zögerte ich, als ich die Verzweiflung des kleinen Thiers sah. Aber ich hatte aus Moltke zu hören, der sagte: Metz in den Händen der Franzosen macht einen Unterschied von 100000 Mann. Ich konnte nicht meinem Lande die Last aufladcn, 100000 Mann mehr in's Feld zu stellen."
Rußland.
Petersburg, 30. Sept. Während einer Re- kognoszirung am 16. Sept. bei Heoktepe begegneten die Russen großen Massen von Tekketnrkomanen, welche sich bei Dengiletepe stark befestigt hatten und verzweifelten Widerstand leisteten. Die Russen beschossen 6 Stunden lang aus 12 Geschützen Aul, woselbst über 30000 Tekketnrkomanen sich befanden. Abends besetzten die Russen die äußeren Befestigungswerke, welche der Feind nach einem Verlust von mehreren tausend Manu verlassen hatte. Der Verlust der Russen beträgt 7 Offiziere und 178 Soldaten todt, 16 Offiziere und 234 Soldaten verwundet. Türkei.
Die Türkei zankt sich mit dem kleinen habgierigen Griechenland noch immer weidlich herum wegen eines Streifen Landes. Griechenland hat sonst gerade keine besonders berechtigte Ansprüche darauf, allein weil die Türkei gerade mit blutigem Kopfe von Rußland nach Hause geschickt, will es sich diese schöne Gelegenheit nicht nehmen lassen, um seinerseits auch ein Stückchen von der zerfallenden Türkei sich bei Zeiten zu holen. Es wird hierin auch von England unterstützt und dieses hat der widerspenstigen Türkei zu verstehen gegeben, daß letztere keinen einzigen