Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagöld.
.U 101.
Erscheint wöchcnÜich Nmal und kosiot Imibjnhrlich, bin zohac Trä>;cclobu) l NO .j, in dem Bezirk! 2 .auüerhuld des Bezirks 2 40 ^j. ,
Samstag den 30. August.
JiiserüouS^ebüdr für die kipnllige ,gcile uns ge- ^ wvkmlicher Schrist bei eimnaliger Einvück„>!g 0
bei mehruurülier je 6 ^
erfreut, das; sic nichts Geringeres, als ein Zu-Krenze
Für den Monat September werden bei allen Posianftalten und Postboten Bestellungen ans den
Gesellschafter
zu st, des Qnartalpreises angenommen.
Die Expedition.
Sl m r l i ch e s.
di a g o l d.
Floßsperre betreffend.
Nach einer Mittheilnng k. OberamtS Vaihingen ist die Reparatur des MühlkanalS nnd WehrbanS der Schäferschcu Knnstmühle daselbst noch nicht so weit vorgeschritten, das; Flöhe die Floßgasse passiren können, daher wegen Versagung der Sperre der Flößerei ans der Enz bis ltt. September d. I. Anordnung getrvssen worden ist, was hiemit zur allgemeinen Kenntnis; gebracht wird.
Den 27. August 1879.
K. Obcramt. Güntner.
dc a g o l d.
An die Ortsvorsteher.
Dieselben werden ans die in Nr. 22 des Regierungsblatts erschienene Verfügung des k. Ministeriums des Innern vom IN d. Nits., betr. die Ausstellung von Heimathschcincn, mit dem Ansügen aufmerksam gemacht, daß hienach zu Ausstellung von Heimathscheinen ausschließlich die Oberümter zuständig sind nnd daß die nach P 3 der Verfügung von den Gemeindebehörden auszustelleuden Zeugnisse genau in der vorgcschriebeneu Form bei der W. Kvhl- hammerschen Buchdruckerei in Stuttgart bezogen werden können.
Den 27. August 1879.
K. Oberamt. Güntner.
An die Lehrergesarrgvereirre.
Die Herren Lehrer des Bezirks werden auf Mittwoch den 3. Sept., Nachm. 2 Uhr, zu einer gemeinsamen Gesaugprobe nach Ebhausen eiugeladen. Die K. Pfarrämter werden um ges. Mittheilung an die HH. Lehrer ersucht.
Altenstaig, 28. Angnst 1879.
! K. Bezirksschnlinspektorat.
Ni ezge r.
An die Schnttheitzenäinter des Fsestberirks Mildbevg.
^ Die bei den Gcmeinderäthen anhängigen nnd
^ vor dem 1. Oktober d. I. anfallenden Forststrafsachen sind in thunlichster Bälde nnd wo möglich vor j dem genannten Tag zu erledigen. Das Forstamt j macht hiesür die Ortsvorsteher verantwortlich und wird sich in entsprechender Weise von dem Vollzug überzeugen.
Wildberg, 29. Angnst 1879.
K. Forstamt.
Hopfengärtnc r.
Der Klügste gibt nach.
Allgemein gibt der Staatsbürger sich setzt dem Glauben hin, daß eS mit der sog. liberalen Herrschaft vorbei sei und die Herren Kapläne aus den Klöstern mitsammt den Gutsbesitzern hinfort das Scepter schwingen würden.
Der deutsche Reichskanzler batte mit seinem Zollgesetze einmal ausnahmsweise den Geschmack seiner Gegner getroffen und diese letzteren waren wegen der Erfüllung eines ihrer sehnsüchtigsten Wünsche derart
Kriechen des Kanzlers voranssetzten.
Zwar hatte die Haltung des Letzteren nicht allzuviel Ermuthigendes, allein die Herren waren auch mit Wenigem zufrieden nnd in ihren Augen war der Erfolg, den sie erreicht hatten, ein ansgemachter nnd nicht mehr anfechtbarer! Fürst Bismarck hatte keine Veranlassung, seine frohlockende Gegner ihrer Luftschlösser zu berauben, um so eher konnte er erwarten, von ihnen weitgehende Zugeständnisse zu erlangen.
Der Kanzler benutzt somit die Gunst deS Zufalles, den eine eigenthümliche Sachlage geschaffen. Beide Theile sind aus ihrer Laufbahn zufällig auf einen Punkt gekommen, in dem sie übereinstimmen und demzufolge auch miteinander gehen müssen.
Für den Augenblick haben wir also mit der feststehenden Thatsache zu rechnen, die Konservativen mitsammt den Ultramontanen obenauf zu sehen, als Dritten in ihrem Bunde den Reichskanzler.
Der letztere schmiedet jetzt in Hellem Eifer das Eisen, so lange es warm ist. Die Eentrnmsmänner, welche gegenwärtig jedenfalls bei recht guter Laune sein mögen, stecken jetzt die freundlichsten Gesichter ans, mit einer wahren Sachrmiene stndirt der kleine Windthorst-Mcppen die verzweiflungsvollen Leitartikel der Liberalen, mit unverhohlenster Schadenfreude weidet er sich an den Jammerklagen von ein paar Dutzend nationalliberalen Federn, und bisweilen verwandelt sich ein saunisches Lächeln in den eisigsten Hohn, wenn der Abgg. Richter und Parisius in der parlamentarischen Correspondenz in ihrer Berserker- wuth die tollsten Purzelbäume schlagen!
Nicht ganz so behaglich mag den Konservativen zu Muthe sein, die in Gefahr kommen, aus'S Trockene gesetzt zu werden. Sie sehen ihre ehemaligen gehäs- stgsten Gegner nun aber über Nacht gewaltsam zu ihren besten Kameraden gestempelt. Es hält immer schwer, sich mit Anstand in eine derartige verwickelte Lage zu schicken, in der es gerathen ist, sich vorsichtig auf's Abwarten zu verlegen.
Die Nationalliberalen wieder wissen nicht recht, woran sie sich zu halten haben. Aus der einen Seite der verdienstvolle Bennigsen, auf der andern Lasker. Es sind nach entgegengesetzten Richtungen anseinan- derstrebende Kräfte, zwischen denen die Fraction sich hin- und hergezogen fühlt. Ihr ist die Aufgabe zn- gefallcn, dem Zuge nachzugeben und sich zu trennen oder auf derselben Laufbahn in gleich zwestclbaftcr Weise sortznschwanken. Wahrscheinlich wird sic letzteres wählen, schwerlich aber zu einem Entweder — oder sich entschließen können. Tie parlamentarischen Begriffe von Rechts nnd Links werden wohl oft genug von ihr verwechselt werden.
Auf der einen Seite stehen die Konservariven mit den Ccntrnmsmännern als eine festgeschlossene ansehnliche Streitmacht, auf der anderen die Fortschrittler, Socialdemokraten und „Unsichere" die Na- tionallibcralen, die zugleich die Hauptmacht bilden. Das Uebergcwicht ist ans Seiten des konservativ-ultra- montanen Schutz- und Trutzbundes, dem als gewichtige Beigabe der Reichskanzler angehört. Es srägt sich, von wie langem Bestände diese Schlachtausstel- lnng ist. Das Eentrnm hat einen aparten Geschmack in politischen Dingen nnd mit dem Reichskanzler ist nun vollends nicht gut Kirschen essen. Wie lange diese beiden Theile mit einander in Friede und Eintracht auseinander zu kommen vermögen, bleibt bei alledem schwer zu sagen. Die vorübergehende Aussöhnung aber hat schon genügt, den Liberalen ihre bisherige Machtstellung mit einem jähen Ruck zu entreißen.
Und doch liegt es in der Macht der Letzteren, sich ihre verlorne Stellung wiedcrzuerobern. sobald sie nur den weisen Spruch beherzigen möchten: „Der Klügste gibt nach."
Würden die Unterliegenden dem Machrspruche der Majorität sich fügen wollen, so wäre ein baldiges Ausscheiden des Centrums eine nicht allzuschwer vorherzusehende Folge. Die Hoffnung, das; der Vatikan in Rom sich mit bescheidenen Forderungen begnügen werde, ist eitel — mau kennt ja genugsam die Wahrheit des Sprichworts, das den Teufel den ganzen Arm nehmen läßt, sobald ihm ein Finger nur gereicht wird.
Nicht in allen Dingen Recht zu behalten, ist am Ende nicht so sehr schlimm und mit einsichtsvoller Nachgiebigkeit läßt sich noch allemal mehr erreichen, als mit krasser Halsstarrigkeit.
Tages-Nenigkeiten.
Deutsches Reich.
Altenstaig, 28. Augnit. Die am 26. Aug. anS Veranlassung der ans 1. Sept. bevorstehenden Bahneröffnnng in Frendenstadt arrangirte Bezirksgewerbeausstellung liefert ein so vollständiges und reiches Bild der im Bezirk vertretenen Industrie (wozu alldcrdings in 1. Linie noch Christofsthal und Friedrichsthal nebst den Fabrikaten der Glasfabriken in Bulbach und Schönmünzach kommen), daß ein jeder Besucher im höchsten Grade befriedigt von dannen geht. Ganz besonders sind cs die Tücher und Flanelle, welche ja den Hauptzweig der dortigen Industrie bilden, welche aufs reichhaltigste vertreten sind. Aber auch die theilweise mit Maschinen betriebene Möbelindustrie, sodann die Erzeugnisse der Kupferschmiede und Flaschner, der Sattler und Wagenschmiede, der Messerschmiede, Küfer, Gerber u. s. w. sind aufs schönste repräsentirt. Gleich am Eingang finden wir ausgebälgte Schwarzwatdthiere in so urkomischen Stellungen, daß diese Parrhie unsrer Jugend allein schon den Besuch rentirt; sodann findet sich in der Nähe der präparirtcn Thiere eine schöne Collektion von Schwarzwaldgeistern, von welchen wir den Heidelbeergeist des K. Haißt u. A. betonen möchten. Zun; schönsten der Ausstellung gehören 2 Seifenph- ramiden, welche mit so viel Eleganz aufgebaut sind, daß man es nur in wenigen Ausstellungen so schön sehen kann. Hiezu kommen Aquarien , Springbrunnen, Zeichnnngsausstellungen nnd innerhalb des Ausstellungsraums eine Bude mit gutem Ausstellungsbier, so daß man nach allen Seiten hin nur loben kann. Was allerdings dieser wie jeder andern Ausstellung erst den rechten Glanz verleiht, das ist das Arrangement nnd dieses ist in Frcudenstadt so vorzüglich gelungen, daß cS dem Vatec dieses Kindes, Herrn Inspektor Bär von der K. Centralstelle in Stuttgart alle Ehre macht. Noch wollen wir nicht versäumen unsere Leser aus das in der Nähe liegende prachtvolle neue Schwarzwaldhotel aufmerksam zu machen, das ebenfalls bis 1. Sept. seine komfortabeln Räume öffnen wird. Alles in Allem: diese Frcudenstädtcr Ausstellung übertrifft sich selber und wenn ein Besucher wie ich nur mit Nagelschmiedsgedanken kommen sollte, so würde er zu seiner Freude, aber nicht minder zu seinem Erstaunen gleichfalls höchlichst enttäuscht werden. Darum kommen und sehen! X.
Herrenberg, 2ö. Aug. Einen älteren, früher dem Notariatsfache ungehörigen hiesigen Einwohner fand man gestern Mittag im hiesigen Stadtwalde an einem Baume erhängt, nachdem derselbe schon über 3 Tage von seinen Angehörigen vermißt worden war.