garl ein großer Zapfenstreich stattfinden. Die Abreise Seiner Kais, und Kön. Hoheit nach Ulm erfolgt am Dienstag Nachmittag.
Zum Präsidenten des Oberlandesgerichts wurde dem Vernehmen nach Kreisgerichtshossdirektor v. Kern in Stuttgart und zum Landgerichtsdirektor in Stuttgart der seitherige Direktor des Krcisstrafgcrichts Eßlingen, v. Weinschenk, ernannt: Präsidenten der übrigen Landgerichte werden die seitherigen Direktoren derselben.
Altochsenwirth Treiber in Hofen, der am 6. Juli d. I. sein 99. Lebensjahr zurücklegte erhielt vor einigen Tagen von I. Mas. der Königin durch Vermittlung des K. Pfarramts Hosen ein schönes, wertbvlles Geschenk in Gestalt eines Spazierstockes mit silbernem Griff: begleitet war das Geschenk von einem in den herzlichsten und wohlwollendsten Worten abgesagten Glückwunschschreiben. Der hocherfreute Greis wurde zu Thränen gerührt, als ihm dieses Zeichen kgl. Huld und Thcilnahmc überreicht wurde.
Reutlingen, 20. Ang. Gestern Abend ereignete sich der Unglücksfall, daß das 9jährige Töchter- chen einer hieß Kaufmannssamilie, welches auf dem Geländer der Treppe herabrutschen wollte, durch das Treppenhaus mehrere Stockwerke hoch berabstürzte und so schwer verlegt wurde, daß dessen Leben in ernster Gefahr sich befindet.
Freienwalde, 19. Ang. (Schauerlicher Mord., In wahrhaft bestialischer Weise hat im Dorfe Langenhagen ein Bater sein Kind umgcbracht. Ein Arbeiter, Namens Marquardt, dessen Frau gestorben war, hat sich in zweiter Ehe wieder verhei- rathct. Ein Knabe aus erster Ehe von 4 Jahren wurde von der jungen Frau in brutalster Weise mißhandelt und als ihr die Nachbarn deshalb Vorwürfe machten, verließ sie den Alaun mit dem Bemerken, daß sie nicht eher zurückkehreu werde, als bis das Kind entfernt sei. Gegen Abend nahm nun der Mann das Kind bei der Hand und führte es aufs Feld, warf es hier in einen Wassergraben und ging davon: das Kind war indessen so gefallen, daß der Kopf auf dem trockenen Ufer liegen blieb. Am nächsten Morgen ließ es dem Marquardt keine Ruhe, er ging zu der Unglücksstätte, um sich zu überzeugen, ob das Kind todt sei, fand dasselbe aber noch lebend: nun nahm der Unhold das Kind und trug es zum sogenannten Schwarzsee, warf eS hier in den am Strande befindlichen Morast und trat es mit den Füßen so tief wie möglich hinein. Das Verschwinden des Kindes wurde natürlich bald bemerkt und davon Anzeige gemacht. Marquardt wurde scharf befragt, wo das Kind geblieben sei, und gestand nunmehr Alles ein. Das Kind wurde aus seinem nassen Grabe, in dem es sechs Tage gelegen, herausgesucht, und Vater und Stiefmutter wurden verhaftet.
Auf dom Polizeiamt in Eoöllenz erschien am 13. Ang. ein Manu und verlampe in Haft ponommen zu werden, weil er sich einer strafbaren Handlnnq schuldig gemacht habe. Am verflossenen Lonmage, so erzählie er, habe er in seinem Hei- mathsorte mit seiner Frau einem Tanzvergnügen beigewohnt, und weil er mit einer Nachbarin ein Tänzchen gemacht, habe seine Ehehälfte ihn deshalb vor einem zahlreichen Publikum ge- obrseigt. Hierüber erzürnt, habe er, mit seiner Frau ans der Strasie angelangt, diese in den nahe vorbeisliesienden Rhein geworren und sei ihr nachgesprnngen, um sie noch einige Male zu „tunken". Erst, als sie nach ihren Kindern geschrieen, habe er sie wieder auS dem Wasser gezogen. Um nicht schmachvoll von der Polizei seiner Heimalh anfgegrisfen und hierher trans- portirt zu werden, habe er sich von Hanse entfernt, und bitte nun, das; das nöthiae Verjähren gegen ihn eingeleitet werde. Da der aufgeregte Zustand des Mannes, sowie dessen recht außergewöhnliche Mitthcilnngen der Vermuthung Raum gestatteten, das; derselbe nicht ganz geistesklar, so wurde die Heimatbs- behörde um Aufklärung ersucht. Durch die cingetroffene Antwort wurden die Aussagen des Mannes in allen Punkten bestätigt.
Bei den jüngsten Schießversuchen von Krupp auf dem Schießplätze in Meppen haben die Geschosse einer 24 ein-Kauone ein Panzerziel von einer Eisenstärke von 20 Zoll und die dahinterliegende Balkenlage nicht allein durchschlagen, sondern sind noch 3000 m weiter geflogen. Demnach dürfte also die Zeit, große kostspielige Panzerschiffe zu bauen, nach diesem Resultat vorüber sein, denn solchen Kanonen gegenüber ist ein Panzer nutzlos.
Köln, 18. Aug. Das große Dombausest soll nicht an dem Jahrestage der Grundsteinlegung, vielmehr an dem, an welchem Friedrich Wilhelm IV. im Jatzr 1842 den Grundstein zum Fortbau legte, gefeiert werden. Von allen den hohen und höchsten Herrscharten, die der zweiten Grundsteinlegung beiwohnten. leben nur noch wenige, u. A. unser Kaiser Wilhelm, der damals als Prinz von Preußen hier
weilte und der Domprobst I)r. München, beide jetzt schon in den 80er Lebensjahren weit vorgerückt. Bei dem letzten Zusammensein versprachen sich beide, sie würden, wenn möglich, bei dem Vvllendungsfest zugegen sein. Man knüpft an dieses Fest auch die Hoffnung, den Papst in Köln zu sehen, was jetzt schon als wahrscheinlich (?) bezeichnet wird, falls der Kulturkampf daun bcigelegt worden ist.
Aus der Kölner Dvmbau-Kollekte des Jahres 1877 ist laut der „Niederrh. Bolksztg." ein Gewinn von 30,000 -/lL bis jetzt noch nicht abgehoben worden. Die Gewinner sind 3 junge Mädchen, welche das Loos in Münster gekauft hatten und gemeinschaftlich spielten. Die Inhaberin des Looses durchlas die Gewinnliste und warf das Loos weg, als sie in der Gewinnliste in einer Münster schen Zeitung fand, daß bis auf eine Ziffer ihre Nummer mit 30,000 ^ heranSgekommen war. Leider war die eine Fehlziffer unrichtig abgedruckt: die 3 Damen hatten wirklich 30,000 cIL gewonnen. Schwerlich werden sie aber nachträglich das Geld noch erhalten, da bekanntlich das Gewinnlos vorgezeigt werden muß, was leider unmöglich ist, denn dasselbe ist und bleibt verschwunden, obgleich das ganze Haus schon durchsucht worden in. Der Gewinn wird der Dombaukasse zu Gute kommen. (Aehnlich ergieng eS in Nagold auch einem Saulgauer Pferdeloosbesitzer, dem ein Pferd im Werth von 1000 zugekommen wäre, wenn er das LooS nicht gleich zerrissen und gedacht hätte, es könnte auch ein Druckfehler vorliegen: daher ist es gerochen, die Loose nicht gleich werthloS zu machen.)
(Ein Naturwunder.) Po» Gießen wird berichtet: Dieser Tage krvch hier ein Hühnchen mit vier Beinen und einem Hnndeschwänzchen ans einem Ei heraus. Leider starb das Thierchen kurz nach dem Ansschlüpfen, wird jedoch von dem Besitzer, Herrn Rvnstadt ans der Germania, in Spiritus anfbewahrt.
Berlin, 18. Aug. (Von der Marine.) Heute vor nenn Jahren wurde unter dem Oberbefehl des Königs Wilhelm die französische Hauptarmee unter Bazaine bei Metz (Rezonville und Graoelotte) entscheidend geschlagen. Die Erinnerung an diese Zeit, wo die deutschen Stämme einig kämpften und sich um den König Wilhelm schaarten, sollte den gegenwärtigen Parteikämpsen die Bitterkeit nehmen, die den inneren Frieden so stört und verunstaltet. Aber nur Wenige gedenken der Zeit; einige Kriegervereine und Osfizierkorps feiern den Tag durch Festessen, Konzert und ähnliche Vergnügungen, im Großen und Ganzen aber spürt man nichts von Zeichen der Freude und patriotischer Erhebung, welche die Erinnerung an diese Tage Hervorrufen müßte; kaum daß die Zeitungen von der Bedeutung des Tages Notiz nehmen. Es liegt dies aber zum großen Theil auch daran, daß der Se- danStag — der 2. Sept. — das Gedächtnis; an die ganze Summe kriegerischer Ereignisse zu beleben berufen ist und so wird auch in diesem Jahre, wie jetzt schon aller Orten und aus allen Gauen des Vaterlandes gemeldet wird, das Volksfest in üblicher Weise feierlich begangen werden. Selbst aus katholischen Gegenden kommen Nachrichten, daß der Tag, der sonst mit Stillschweigen übergangen wurde, diesmal kirchlich gefeiert werden soll, und ohne Zweifel wird im nächsten Jahre, an dem zehnjährigen Gedenktage, die Feier eine ganz allgemeine, ebenso großartige wie patriotische werden. Neun Jahre sind vorüber! Damals hieß es, es dauert kaum fünf Jahre, bis Frankreich Revanche nehmen wird. Heute ist zwar immer noch nicht die Bcsorgniß von leichtsinnigen Streichen seitens der französischen Republik verschwunden, aber man kann mit Recht annehmen, daß das französische Volk im Allgemeinen sich beruhigt hat und viel eher das Bedünfniß nach Aufrechterhaltung des Friedens, als nach Revanche hat. Freilich wird man in Deutschland nie außer Acht lassen, daß der leichtbewegliche französische Volkskarakter schnell von ehrgeizigen Intriganten umgestimmt und wieder in eine Begeisterung für die Revancheidee versetzt werden kann. Fürst Bismarck wird sich deshalb auf das stille ruhige Wasser im Nachbarlande nicht verlassen und ebenso wenig dürften die Volksvertreter sich durch die friedlichen Bilder einschläfern lassen.
Berlin, 18. Aug. Peinlicheres Aufsehen machen die Enthüllungen über den rc. Leutner, welchem von der Admiralität die Hebung des gesunkenen Panzerschiffes anvertraut war. Leutner isü ein Schwindler und würde vor Jahren steckbrieflich verfolgt. Die deutsche Botschaft kennt und kannte seine Antezedcnticn, aber die Admiralität holte sich, als sie
den Kontrakt abschloß, gar keine Auskunft über den Mann ein bei ihr. Dem :c. Leutner kam es bei dem Kontrakt nur darauf an, auf Grund desselben eine Aktiengesellschaft zu gründen und sich zu bereichern. Freilich verlieren nur die Aktionäre, nicht aber die deutsche Admiralität einen Pfennig; Wohl aber dürfte diese damit das Panzerschiff für immer verloren haben.
Berlin, 19. Ang. Eine neue Erfindung für das Militär, diesmal sehr friedlicher Natur, ist bei den Schießübungen des 103. Infanterie-Regiments (Königreich Sachsen) probirt worden. Es ist eine Dampf-Feldküche von Rösch, Direktor der Lausitzer Maschincn-Aabrik in Bautzen (vorm. Pätzoldt), die in Zeit von IV» Stunden für ein ganzes Bataillon das Mittagessen in voller Ration von Fleisch und Reis zubereitete und namentlich eine treffliche Bouillon hergestellt haben soll.
Berlin, 21. Aug. Die Wahlmännerwahl findet am 30. Sept., die Abgordnetenwahl am 7. Oct. statt.
Berlin, 21. Aug. Wie der „Times" ans Konstantinopel untcr'm 18. d. M. telegraphirt wird, wirkt die deutsche Regierung bei der Pforte daraus hin, unverzüglich mit Bulgarien eine Zolleonvention abzuschließen.
Die Verhandlungen des allgemeinen deutschen Schneider-CongresseS begannen Montag Vormittag im großen Saale der Berliner Flora. Es waren ca. 300 Schneidermeister aus allen Thcilen Deutschlands anwesend. In einer Debatte behufs Begründung eines Bundes selbstständiger Meister Deutschlands wurdeungcfährausgcsührt: DieGcwerbe- Ordnung von 1869 habe in allen Gewerben, ganz besonders aber im Schneidergewerbc geradezu unhaltbare Zustände geschaffen. Der Umstand, daß das Gesetz Meister, Gesellen und Lehrlinge nicht mehr kenne und daß Jeder, der daS nöthige Geld dazu besitze, berechtigt sei, mit Lehrlingen das Schneidergewerbe zu betreiben, habe die billige Schleuderarbeit befördert und den soliden Schneidermeister dem Ruine preisgegebcn. Es sei daher die Gründung eines „Bundes selbstständiger Schneidermeister Deutschlands" dringend zu empfehlen. Der Congreß beschloß einstimmig die Gründung eines solchen Bundes. Der Antrag: der neu gegründete Bund wolle sich der deutschen Handwerker- und Gewerbepartei anschließen, fand die lebhaftesten Sympathien. Wenn man den Anschluß an diese Partei erstrebe, so sei man weit entfernt, die Wiedereinführung des Zunftzwanges zu eritreben — so ungefähr äußerten sich die Redner — man wolle nur wieder Ordnung, Zucht und Sitte in dem Handwerkerstände schaffen. Der Eongreß beschloß, diese Angelegenheit bis nach Berathnng des neu zu gründenden Bundes zu vertagen.
Die Wahlbewegung in Preußen hat bis jetzt außer dem Wahlaufruf der Centrumspartei noch nichts BemerkenSwerthes zur Erscheinung gebracht. Die Herren Windthorst und Genossen predigen die Umkehr von den Wegen des „falschen Liberalismus" auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens und wollen dem „Recht" überall Geltung verschaffen. Die Herren CcntrumSmänncr sind jedenfalls die rührigsten von Allen.
Ein trauriges Schicksal hat auf der Reise nach England die Stralsundcr Bark „Falke" gehabt. Dieselbe wurde von einem schwedischen Schiffe an- gctroffen, als nur noch ein Mann an Bord dienstfähig war. Der Kapitän war todt, der Steuermann lag im Sterben, die ganze übrige Mannschaft lag krank darnieder. Das begegnende schwedische Schiff gab einige Leute zur Navigirung des „Falke" ab. Was aus demselben geworden, weiß man noch nicht. Oesterreich-Ungarn.
Gastein, 21. Ang. Fürst Bismarck ist heute Mittag hier cingetroffen.
Preßburg, 17. Äug. Heute Morgen ist das Elisabethiner-Klostcr völlig abgebrannt. Der Thurm der Elisabeth-Kirche stürzte, ohne Schaden anzurichtcn, ein. Ein Verlust an Menschenleben ist nicht zu beklagen.
Griechenland.
Athen, 21. Aug? Ein Dekret des Königs beruft 8000 Mann des zweiten Aufgebots der Territorialarmee zu den Fahnen ein. Der König schob seine Reise nach dem Westen auf. Belgien.
Die Bischöfe Belgiens haben einen besonderen Abscheu auf die Staatsschulen geworfen, in denen ihnen der Religionsunterricht' aus den Händen ge-