sind zwei alte Eheleute, welche gebrechlich gewesen sein sollen, verbrannt, wie die heute Morgen auf- gefundenen Knochenreste beweisen. Die Ehesrau wollte den sehr gebrechlichen Mann retten und fiel ihrer kühnen, treuen Thal zum Opfer.
Itzehoe, 4, Aug. Seit drei Stunden herrscht hier ein furchtbares Gewitter mit heftigem Hagel. Ter Schaden in der Stadt und auf dem Land ist enorm. Die hier zert r ü in in erte n F- e n st e r s ch e i- lien zählen nach Tausenden. In der Nähe sind mehrere Brandschäden durch den Blitz verursacht. So meidet man dem „Berl. Tagebl.", welcher seinerseits hiuzugefügt: Dieses Unwetter ist anscheinend die Fortsetzung eines ähnlichen Unwetters, daS gestern, am Sonntag, über England gcwüthet hat und über welches uns heute anS London telegraphirt wird: „Gestern, Sonntag wurde England von einem furchtbar zerstörenden Stürm heimgesucht."
Zwei in einem Gasthause zu Rnttwitz verweilende Leuie, die anfänglich ganz gemiithlich mil einander geplaudert hatten, geriethcn später in Träge Meinungsverschiedenheit in Streit, der sich noch bei dein Heimwege fvrtpslan.zte. In plötzlichem Wuthanfall griff der Eine nach seinem Taschenmesser und stieß dasselbe seinem Widersacher inS Gesicht, sv dah diesem der obere Theil des Gaumens und die Oberlippe erheblich verletzt wurden. Der Verwundete eriasffe hierauf die Arme des Angreifenden und biß ihm die Nase ab, so daß von derselben nur ein Nasenstumpi übrig blieb. Beide suchten alsdann ärztliche Hübe auf.
Oesterreich-Ungarn.
Nach Berichten von Reisenden soll gestern ö. , iu und um Salzburg ein argeS Hagelwetter niedergegangeu sein.
Schweiz.
Der Äantvn Uri hat die Todesstrafe wieder eingesührt und findet Anwendung gegen die Verbrechen des Mordes «vorsätzliche Tödtung) und der Brandstiftung, wofern dadurch ein Mensch das Leben verloren bat. Das Gesetz unterliegt nvch der Genehmigung der Landeögemeinde, welche aber aller Wahrscheinlichkeit nach demselben ertheilt werden wird. Frankreich.
Rauch, 4. Aug. Der heute früh von hier abgelasseue anS 22 Wagen bestehende Extrazug mit einer großen Anzahl von Festgenossen der Thicrsseier ist unweit von hier, bei Vezelise, verunglückt. Durch falsche Weichenstellung gerieth er auf ein abgezweigtes Schienengeleise, das nur bis an die Rampe einer Fabrik führte. Als die Lokomotive auf diese aufsticß, stürzten alle Wagen übereinander. Es heißt, eine ruchlose Hand habe die Weichen verstellt. 5 Personen kamen ums Leben, 11 wurden schwer verwundet und 20 leichter verletzt.
Ein Pariser Korresp. der Nat. Z. meldet: wie ich von Personen, die an dem offiziellen Banket in Nancy theilnahmcn, erfahre, hat Langlosis allerdings den Hoffnungen auf Revanche und Wiedervereinigung Elsaß-Lothringens mit Frankreich Ausdruck gegeben. Der exaltirte Redner wurde jedoch durch den Präsidenten des Bankets unterbrochen und durch Aufhebung der Tafel an Fortsetzung seiner Rede verhindert. Der Minister des Innern hat darauf die Mittheilnng des sogenannten offiziellen Textes der Rede ungeordnet.
Spanien.
Madrid, 6. Aug. Der König trifft mit der Leiche der Infantin morgen im Eskurial ein. — In Leres find 7 Sozialisten verhaftet worden, welche verdächtig sind, Feldfrüchte angezündet und Heerden weggetrieben zu haben.
England. ^
London, 5. August (Unterhaus.) Schatzkanzler Northcote beantragt ein Dankvotum au den Bicekönig von Indien Lhttvn, sowie an die Officierc und Soldaten der Armee gegen Afghanistan. Hartington bedauert, daß Litton's Name in das Dankvotum ausgenommen sei. Gorman beantragt die Weglassung desselben, was jedoch mit 146 Stimmen gegen Stimmen abgelehnt wird. Lawson beantragt den Uebergang zur Vorfrage. Nachdem letzterer Antrag mit 140 gegen 28 Stimmen verworfen ist, wird Northcotes Antrag einstimmig angenommen. Der seitens der Regierung nachgesuchte Credit von 3 Millionen Pfund für den Zulukrieg wird einstimmig genehmigt. — (Oberhaus.) Das vom Staatssekretär für Indien Cranbrook beantragte Dankvotum für Officiere und Soldaien der Armee gegen Afghanistan wird nach kurzer Debatte ohne Abstimmung angenommen.
Wer hätte diese „Kultur" unter den Kaffern gesucht? Wie nämlich gemeldet wird, sandte Cetewayo
den Degen des Prinzen Louis Napoleon in das englische Hauptquartier zurück.
Rußland.
Laut einer Depesche aus Odessa ist es dem Landpvlizeimeister Alissejeff, der als Pristaw iu Cherson die Millioucndiebe entdeckte, jetzt gelungen, auch die noch fehlende halbe Million wieder zu erlangen.
Aus Moskau wird gemeldet: „DO hiesige Polizei fahndete dieser Tage »ach einem in«Mosknu sich nushalteudeu Mädchen, Namens Olga Sobiesiawska, die verdächtig erschien, einer nihilistischen Verbindung anzngehvren. Nach langem Recherchiren gelang es endlich der Polizei, die Wohnung 'des Mädchens zu entdecken und sie sollte in der Nacht des 25. Juli verhaftet werden. An demselben Tage stieg von einem der hiesigen Gärten ein Ballon in die Lnite. In demselben befanden sich zwei Männer und ein Mädchen. Das Mädchen war SobieSlawska, wie später sestgestellt wurde. Der Ballon siel eine halbe Meile von Moskau aus ein Feld. Die Spur des Mädchens ging verloren."
Amerika.
Am 30. Juni hat in Haiti während einer leidenschaftlichen Debatte in der Depntirtenkammer der Abg. de Lonne ans den Bruder des Präsidenten, Canal, einen Schuf; abgefeuerr, und denselben am Arme verwundet. Canal zog nun seinerseits den Revolver und schoß de Lorme nieder. Dies wir das Signal zu einer allgemeinen Schießerei, bei welcher etwa 50 Mitglieder der Kammer getödtet worden sein sollen. Die Schießerei hatte die Polizei und eine große Menschenmenge herbeigelvckt, die ebenfalls in das Gebäude hineinfeuerten. Die Negierungs- trnppen bestrichen die Straßen der Stadt mit Mit- raillensen und Bvmbe», Das Feuern dauerte mehrere Tage. Die Bvmben verursachten eine Feuersbrunft, durch welche mehrere Häufergeviertc in Asche gelegt wurden. Das Zollhaus lind sämmtliche Geschäfte waren geschlossen.
Kandel ib Ucrkehr.
Heilbrvnn, 6. Aug, Begünstigt vom herrlichsten Wetter findet gegenwärtig die Einheims'nng unserer Winterfrüchte, Dinkel, Roggen, Einkorn rc., statt. Was das Ergebniß der Ernte betrifft, so darf solches der Quantität nach als ein entschieden gutes, der Qualität nach als ein annähernd gutes bezeichnet werden. Die Kartoffeln versprechen Dank der anhaltend guten Witterung einen reichen Ertrag, und die noch vorhandenen ^.rauben, wenn auch nicht gerade viel an der Zahl, zeigen in ihrer stetigen Entwicklung überraschende Fortschritte im Wachse».
Kaltenberg. 6. Ang. Der bessere Theil unserer Hopfen, etwa ist, steht sehr schön, ein weiteres Viertel steht mittelmäßig, bei der andern Hälfte kann auch dis günstigste Witterung nicht mehr nützen. Die Drahtgärten stehen auffallend schöner als die Stangengärten. — I» ganz frühen Gärten fängt man nächste Woche an zu ernten, in I-t Tagen wird die Frühjahrs- Hopfenernte allgemein beginnen. Aerkänre wurden in den letzten Tagen von 215 —280 „ül abgeschlossen.
Franke nthal, 4. Ang. Daß die Kartoffeln Heuer sehr gut gerathen, ist allbekannt. Einzelne Erträgnisse sind aber als Seltenheit zu verzeichnen. Sv hat z. B. die hiesige Zuckerfabrik ans Istz Morg. Acker am Speierbach in der Nähe der Fabrik 163 Etr. Kartoffeln geerntet und dieselben pro Ctr. zu 3ist verkauft. Dieser Acker hat demnach 570 ertragen, d. i. pro Morgen 88V .th.
Frankfurt, 6. Ang, Der hculige H e u- und Stroh- markt war schlecht befahren. Heu kostete je nach Qualität der Ztr. ^ 1.50—2, altes Heu 3.30, Stroh 2—2.80.
A«f postalischem Umwege.
(Fortsetzung.)
In dieser trunkenen Ueberzeugung näherte er sich dem jungen Mädchen nun so viel als möglich. Antworten auf Andeutungen, die er zu machen suchte, schienen die Richtigkeit seiner Vermuihung zu bestätigen. Ihr ganzes Wesen athmete einen Hauch des Bekanntseins, eines magnetischen Rapports, eines verwandten geistigen Fluidums, wie er ihn noch nie von einem Mädchen berührt hatte. Er tanzte noch mehrere Male mit ihr — er war selig, er war im Paradies, ihre Worte waren ihm Ambrosia, jene ewig jung erhaltene Götterspeise, der Hauch ihres Mundes berauschender Nectar, der sein Blut in nie empfundener Seligkeit durch die Adern strömen machte.
Er erfuhr dann im Verlaufe des Gesprächs auch ihre Wohnung, ja er durfte sie nachher in Begleitung der Mutter, diese war eine Beamtenwittwe, nach Hause geleiten, denn er blieb nun bis zum Morgen um vier Uhr, wo der Ball sein Ende fand, da und wäre auch noch den ganzen Tag dageblieben, wenn es so lange gedauert hätte. Um seine Verwandten kümmerte er sich nicht weiter, sie mochten dadurch über seine Absichten oder vielmehr Nichtabfichten endlich gründlich belehrt werden und sich einen der „mattherzigen" Kleinstädter zum Schwiegersohn angeln, wenn es ihnen so sehr darum zu thun war, ihre Tochter an den Mann zu bringen.
Man schien im Hause seiner Verwandten denn auch endlich „gründlich" über seine Intentionen belehrt
zu sein, denn selbst die Tante begegnete ihm bei gelegentlichen Besuchen jetzt mit fühlbarer Reserve, kaum daß man ihn im gleichgültigen Tone znm Wiederkom- inen einlud. Aber er fand keinen Grund, seine Besuche ganz einzustellen, ihr Benehmen war die erklärliche Wirkung des Aergers über das mißlungene „Project", aber das kümmerte ihn nichts. Derselben Ursache entsprang auch die Aenßerung, die die Tante, als er einmal das Gespräch ans Fräulein Schmidt brachte, freilich mit vorsichtiger Zurückhaltung, that: Sie sei eine Kokette, die sich von je ein Vergnügen daraus gemacht hätte, mit den Männern zu spielen, um sich dann ihrer Erfolge zu rühmen, was zur Zeit von ihr um so sträflicher wäre, als sie mit einem jungen Kaufmann, der iu einer andern Stadt etablirt sei, so gut wie versprochen sei. Was er von solchen Aenßerungen zu halten hatte, das wußte Eugen ganz genau.
Er patroulirte fast täglich an den Fenstern seiner „ Tcelenfrennsin" vorüber und die verstündnißinnigen Blicke ans schönen Augen, die ihm dabei zu Theil wurden, gaben ihm die süße Gewißheit, daß er nicht allein verstanden, sondern daß er auch hoffen dürfe.
Er widmele sich jetzt mit einer Leidenschaft seinem geistigen Verkehr, gegen den sein früheres Interesse nach dieser Richtung eine norddeutsche Mondschein- landschafi gegenüber einer in südliche Sonnengluthen getauchten tropischen Scenerie erscheinen mußte. Er begnügte sich nicht mehr mit einem engooll geschriebenen Briefbogen, sondern brauchte deren zwei bis drei und benutzte zu dieser Arbeit gewöhnlich die stillen Nachtstunden, iu denen, nicht abgelenkt durch das Geräusch des Tages, der Geist vollständig nach Innen tauchen konnte, er sich eins fühlte mit dem erhabenen mächtigen Weltgeiste, der aus dem leisen Wehen der Nacht zu ihm sprach.
Aber was er in seinem ersten Briefe an die Unbekannte mehr im Scherz geschrieben hatte, daß ein solcher Verkehr nicht ohne Gefahr für die Herzen sei, das erfuhr er nun an sich selbst. Ein so inniges Bedürfnis; ihm dieser geistige Austausch geworden war, so fühlte er sich durch denselben doch nicht mehr ganz befriedigt. Er war eben ein Mann — und es liegt in der Männernatur, wenigstens in der starken, selbstbewußten, daß sie sich mii dem von Ferne Anbeten auf die Dauer nicht begnügt; er bat in jedem Briefe um eine persönliche Zusammenkunft, aber immer wurde ihm diese Bitte auf's bestimmteste verweigert.
Er mußte die Correspondentin deshalb mir um so höher schätzen, aber er konnte darüber nicht mit sich in's Klare kommen. Es lag keine rechte Logik darin, das Julie Schmidt, von der er doch bestimmt glaubte, daß sie es war, die ihn als den geheimen Correspondenten erkannt hatte, ihm sonst freundlich begegnete und doch die Zusammenkunft verweigerte. Sogar seine poetische Ader, an der er in seinen ersten Jünglingsjahren manchmal geblutet, kam wieder zum Aufbruch, und so bat er auch in lyrischen Klängen in zarter, sinniger Weise um die ersehnte Zusammenkunft, von denen wir in nachstehendem Sonett eine Probe geben.
Nach Plato's weiser e-nge einst vor Zeiten Die Götter theiltcn unsre Ur-Urahnen,
Weil sic, den Himmel stürmende Titanen,
Die Götter selber zogen zu bestreiten.
Denn Mann und Weib, die Sage will uns deuten,
In einem Wesen ziehend ihre Bahnen.
Umschlossen nur von eines Körper's Rahmen,
Sich göttlicher Bolkommenheit erfreuten.
Run losgcrissen, sucht mit heißem Bangen Die Seele nach dem Theile ihres Wesens,
Der einst ihr durch der Götter Zorn entgangen.
So ringt nach der Erfüllung ihres Lebens Auch meiner Seele innerstes Verlangen —
Soll ewig irr'n sie nach dem Ziel vergebens?
Der Sommer war darüber vorgerückt, er befand sich nun schon vier Monate in der Stadt — seine Stimmung war eine unruhige, nervöse geworden, da Julie Schmidt immer noch zögerte, ihr Jncognito fallen zu lassen. Als er eines Abends das städtische Tageblatt in die Hand nahm, fiel sein Blick auch auf die Verlobungsanzeigen und da stand, er wollte seinen Augen nicht trauen:
Julie Schmidt.
Gustav Behrendt, Kaufmann.
Verlobte.
Wir wollen uns nicht bei der Beschreibung seiner Empfindungen nach Lesung dieser Annonce aufhalten, es war eine ganze Skala, vom tiefsten Baßton bis zum höchsten Diskant und in allen Tonarten, vom weichen Moll bis zum härtesten Dur. Soviel stand