Blick ertappt, den er seiner Frau zuwarf. Vielleicht billigte er, als vernünftiger Mann, das Vorgehen derselben nicht, oder auch der „Sozialdemokrat" hatte auf ihn stärker gewirkt als auf die Tante, die selbst dies nicht von iliren Plänen abschreckeu konnte, vielleicht fürchtete er sich früher oder später einmal mit ihm zu compromittiren. Er hatte wenigstens Grundsätze — aber die Weiber, dachte Eugen, die sind, wenn sie sich einmal einen Gedanken in den Kopf gesetzt haben, noch dazu wenn es die Tochter an den Mann zu bringen gilt, von demselben nicht abzubringen, denn wie Mirza Schaffy alias Bodcnstedt sagt:
Logik kennt keine Frau ec.
„Was meinen Sie also zu dem Vorschlag?" fragte die Tante.
„O, die Idee ist nicht so übel," erwiderte Eugen doppelsinnig, „nur weiß ich nicht, was ich auf dem Balle soll."
„Was Sie aus einem Balle sollen," sagte die Tante verwundert, „eine sonderbare Frage für einen jungen Mann — Tanzen:"
„Ich! — Tanzen!"
„Nun ja."
„Ich tanze nicht — nie!" Er log, er war ein leidenschaftlicher Tänzer und war sich mit seinen fünfundzwanzig Jahren sonst durchaus noch nicht zu alt dazu voraekommen, aber was zwang man ihn nicht Alles anzngeben, um den gestellten Fal^n auszuweichen.
„Nun," sagte die Tante, „das wundert mich, daß ein so junger Mann nicht tanzt, mir ist doch, :als wenn die Mutter mir einmal vor Jahren geschrieben hätte, daß Sie Tanzunterricht nehmen."
„Früher — ja wohl!"
„Früher?"
„Aber Mama," sagte hier Ella, „Du wirst doch wissen, daß man in der Hauptstadt anderen Begriffen huldigt, als in so einem Provinzialstädtchen. Männer
in dem Alter des Vetters sind dort über derartige Thorheiten längst hinweg."
„Wie gut Sie darüber unterrichtet sind, Cousine!" eutgegnete Eugen spöttisch.
„O, ich kenne den guten Ton der Hauptstadt und ihre Liebhabereien ja besonders durch Sie."
„Allerdings. Und ich habe bemerkt, daß es auch hier nicht an Liebhaberei fehlt, und zwar recht eigen- thümlichen."
Ella wurde bei diesen Worten glühend roth und wandte sich hinweg.
„Die hat genug," dachte Eugen triumphireud.
„Nun, wenn Sie nicht tanzen," sagte die Tante nach diesem kleinen Intermezzo, „dann hat es freilich kein Interesse für Sie, den Ball zu besuchen. Ich glaubte nur, daß es Ihnen vielleicht Vergnügen bereiten würde, weil Sie dort die ganze bessere Bürgergesellschaft mit ihren Familien treffen würden — Sie sind ja doch hier noch wenig bekannt."
Eugen kam ein Gedanke. War es nicht leicht möglich, daß er unter dem Kranze der jungen Damen auch sie, die Herrliche, Einzige, seine Seelenfreundin, diesen in eine düstere Landschaft verirrten Sonnenstrahl antreffen würde! Er durfte das Anerbieten nicht von sich weisen, aber mußte dennoch seine Freiheit dabei bewahren.
„Ich bin auch gar nicht abgeneigt, das Fest, wenn auch nur als passiver Gast, zu besuchen; ich bin mit Arbeiten überhäuft, so daß ich die Abende mit zu Hülfe nehmen muß, aber wenn Sie mir eine Eintrittskarte besorgen wollen, so komme ich vielleicht später nach."
Damit hatte er sich nun seine Freiheit gesichert — schade, er hätte einen süperben Diplomaten abgegeben, sich so geschickt aus der Schlinge zu ziehen.
Der Ballabend war gekommen. Engen hatte sich vorschriftsmäßig in Leibrock und weiße Weste geworfen und das Local erst betreten, nachdem die Polo
naise und der erste Walzer vorüber war. Die Paare schwangen sich gerade nach einer munteren Polka im Saale, der frisch gebahnt und mit Fahnen, Guirlan- den, allerlei Emblemen und dem Bilde des Landesvaters sowie einiger anderer Büsten decorirt war, umher, als er eintrat und seinen Platz halb versteckt in einer Ecke einnahm, wo er aber den Saal ganz gut übersehen konnte. (Fortsetzung folgt.)
Allerlei.
- (Schutz der Pferde vor Fliegen.j Adolf Böhm in Pribyslau theilt in der „W. laudw. Ztg." hierüber Folgendes mit: Ende Juni erntete ich Heu und fand gleich bei Einbringung der ersten Fuhren, daß das vorgespannte Handpferd, ein Schimmel, so von Fliegen zerstochen war, daß das Blut an der Brust, am Bauch und an den Beinen förmlich herunterrann. Da mich das Thier dauerte, ließ ich anhalten, gab in ein Gefäß einen halben Liter Wasser, mischte hierzu ca. 1—2 Dekagramm Carbolsäure, ließ damit dem Thiere die zerstochenen Stellen abwaschen und fand, trotzdem dasselbe den ganzen Nachmittag angestrengt wurde und schwitzte, daß die Fliegen nunmehr fern blieben, weshalb dieses einfache Mittel, als erprobt. Pferdebesitzern bei ähnlichen Anlässen bestens empfohlen werden kann.
— In London ist bekanntlich der Baron Lyoneil Rothschild gestorben, derselbe, von dem man erzählt, Heinrich Heine hätte auf die Aufforderung, ihm ein Äutograph zu senden, die folgenden Verse abgesandt:
Hast du viel, dann wirst du bald Noch viel mehr dazu bekommen:
Doch wer wenig hat, dem wird Selbst das Wenige genommen:
Wenn du aber gar nichts hast,
Ach, dann lasse dich begraben,
Denn ein Recht zum Leben, Lump,
Haben die nur, die was haben.
8t a g o l d.
lilMnsitMsPttkauf.
Ans der Gantmasse des Gustav Berner.
Glasers von hier,
kommt die vorhandene Liegenschaft am Montag den 11. August 1879, Vormittags 11 Ehr, auf dem hiesigen Rathhause in Folge Nachgebots im zweiten und letzten öffentlichen Ansstreich zum Verkauf, und zwar:
Gebäude:
b/sotcl an:
1 a 40 in Nr. 232 einem 2stockigen Hause mit 3 Wohnungen in der hintern Gasse.
°/rotcl an:
31 in Hofranm.
Allein,
6 in Hofraum P.-Nr. 229/«,
B.-V.-A. 1640
Lite! an:
38 in Nr. 231 einer 2stockigen Scheuer an das Haus angebaut.
Allein:
8 in P.-Nr. 229/t Hofranm,
B.-V.-A. 80
: Waiseng. Anschlag 2000
Anbot 1000 Nachgebot 1200
Hiezu werden Liehaber eingeladen. Den 14. Juli 1879.
K. Gerichtsnotariat. _ Buzengeiger.
Altenstaig Stadt.
Am Mittwoch den 6. August d. Js. Nachmittags 2 Uhr,
wird bei dem grüner Baum hier das dort ir , Verwahrung gegeben!
Pferd,
Wallach, 5 Jahre alt, im Anfstreich gegen Baarzahlung verkauft. Kaufsliebhaber sind Ungeladen.
Stadtschultheißenamt.
Amtliche und Privat-Bekanntmachurrgen.
F o r st amt Alten ft a i g, Revier SimmerSfcl d.
Stammholz-Verkauf
am Montag den »
im grünen Baunr zu Ettmaunsweiler aus den Staatswaldungen Hagwald, Kienhärdtle, Kornhaldc und Scheidholz:
1098 Stück Nadelholz-Lang- und Sägholz mit 1449 Fm, und 20 Buchen mit 15 Fm.
Isel s h ause n bei Nagold.
Verpachtung.
Am Montag den 4 August, Morgens 8 Uhr,
wird auf dem Rathhaus in Hselshausen aus der Gantmasse des I. G. Kapp, Polizeidieners, der Fruchtertrag von
3 Aeckern mit Dinkel und 2 mit Gerste angeblümt gegen baare Bezahlung verpachtet.
Mafsenverwalter Schöl h a m m e r.
B e r n e ck.
D o r n st e t t e n.
Holz-Verkauf.
Aus den hiesigen M Stadtwaldunqen
^BZWl->»^Mkkommeu gegen
baare Bezahlung in dem Rathhaus hier am Montag den 4. August d. I., Vormittags 10 Uhr,
Reifach-Verkauf.
Nächsten Montag den 4. August, Nachmittags 1 Uhr, werden aus den Freiherrl. v. Gült- lingen'schen Waldungen Kegelshardt und Neubann 5370 Stück ausgebundene Nadelreiswellen öffentlich verkauft.
Zusammenkunft im Kegelshardt.
442 Stämme Langholz und
227 Stück Sägklötze zum Verkauf, wozu Kaufsliebhaber eingeladen werden.
Den 28. Juli 1879.
Stadtschultheißcuamt.
B r a u n.
Nagold.
HolzVerkaus.
Unterzeichneter NSMM^verkauft am Sam-
Mittags 1 Uhr, im Stadtwald Lein-
Iselshause n.
Exekutions-Verkauf.
Am Montag den 4. August, Vormittags 10 Uhr, wird bei dem Rathhause dahier im Exe- kutivnsweg ein größeres Quantum Bretter, sowie einige sehr schöne Klötzböd- seiten gegen baare Bezahlung verkauft. Den 31. Juli 1879.
Gemcindcrath.
berg an dem neu hergestellten Weg vis-a-vis der Sannwald'schen Fabrik 40 Meter schönes Stockholz.
Zusammenkunft auf dem neuen Weg.
Joh. Geißler, jun.
Nagold.
M. L V. V.
MM Sonntag den 3. August,
präcis 4 Uhr,
Plenar-Versammlung
im Gasthaus zur Schwane.
Pünktliches und zahlreiches Erscheinen wird um )o mehr erwartet, als die neuen Statuten an die Mitglieder verausgabt werden.
Der Ausschuß.
W i l d b e r q.
Wagner-Gesuch.
Es findet ein jüngerer tüchtiger Arbeiter sogleich eine Stelle bei
Wagnermstr. Schau z.
Nagold.
§
irthe.
welchen ihr selbstgebrannter Branntwein zu Ende und welche an dessen Statt eine gleich gute Waare zu erhalten wünschen, empfiehlt seinen
Frucht- L Tresterbranntwein
per Doppelliter 1. 10 L, bei Faß von 100 Liter billiger.
Louis Schnaith,
Kunstmehlniederlage.
OberjettinAen.
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Nnäolf k'rölioli,
Homöopath st Heilgehilfe.
vr. Borchardts "IS
seife ist ein treffliches Mittel, die Haut zu stärken und gesund zu erhalten. Tie ist anerkannt das Beste, was in diesem Genre geliefert werden kann, sowohl gegen S o m m e r s p r o s s e n, H i tz b l a t- tern, Schuppen und andere Hautun rein h eiten, als wie auch für die Toilette, indem deren Gebrauch zur Verschönerung u. Verbesserung des Teints wesentlich beiträgt. — Borchardts Krau- dfME/terserfe wir m, mit neüenst.
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