Der Gesellschafter.

Amts- und Jutelligenz-Blatt für den Oderamts-Bezirk Nagold.

88 .

ErscheiiN wöchentlich Omal und kostet halbjährlich ! hier (ohne Trägevlohii) 1 60 -I, in dem Bezirk

i 2 außerhalb des Bezirks 2 40 -4.

Jnsevtioiisgcbühr für die tspoltigeZeilcausge- DbNNkröläÜ dkll >1. Hüll. wöbnlichcr Schrift bei eiiimoiiger Eimückttug 9'

" ^ bei mehrmaliger je 6 -4.

j Auch für die Monate August K

Skptemder nimmt jedes Postamt und die Post­boten Bestellungen auf den Gesellschafter an.

Amtliches.

Nagold.

A« die Ortsvsrsteher k Steuereittdringer!

Die ouf den

I. August d. I.

verfallende 2te Hälfte Brandschadcnsbeitrag Pr. t Kil­lst binnen 10 Togen ou die Oberamtspslege hier abznliefern.

De» 26. Juli 1879.

K. Obcroiut. Güntner.

^ Je o g o l d.

Flößerei-Sperre.

Durch Verfügung k. Ministeriums des Innern, Abtheiluug für den Straßen- und Wasserbau, ist die Flößerei auf der Enz von Enzklöfterle bis zur Käl- bermühlc und von da bis zur Landesgrenzc für die Dauer des Monats August d. I. gesperrt, was zur > allgemeinen Kenntniß gebracht wird.

Den 29. Juli 1879.

K. Obcramt. Güntner.

Aenderungen iu der Reichsverfassung.

Um den deutschen' Einheitsbau zu vollenden, wie Fürst Bismarck sich ungefähr ausdrückte, verband , er sich mit den ärgsten Feinden seiner eigenen ! Schöpfung, mit Leuten, die Tag und Nacht nur darauf ! gesonnen, wie sie zerstören konnten, was der Kanzler, ! ihr gegenwärtiger bester Freund, unter Müh' und Sor- ! gen aufgebaut hatte.

i Als Fürst Bismarck seine wirthschaftliche Po­

litik durchsetzte, vermochte er Alles über den Haufen zu rennen, was sich ihm entgegenstellte kühn geworden,

^ faßte er auf seiner Siegesbahn einen neuen Angriffs­punkt in's Auge, und dieser gipfelt in dem Plane,

! dem Reichstage die Gelegenheit eines allzuhüufigen Bemüngelns und Kritisirens aus den Hände« zu entwinden.

Es sollen die Artikel 13, 24, 69 und 72 der Reichsverfassung so geändert werden, daß die Regie­rung den Reichstag nur alle zwei Jahre zu berufen braucht, daß die Wahlen statt alle 3 künftighin nur alle 4 Jahre einmal stattfinden, daß die Einnahmen und Ausgaben des Reiches fortan auf 2 Jahre im Voraus festgestellt, statt wie früher auf 1, und daß der Reichskanzler nur alle 2 Jahre Rechnung abzn- legen braucht.

Dieser Vorschlag wird von der aus Anlaß der Wirthschaftsreform neu gebildeten Majorität des Reichstages wohl auch so ziemlich ungeschoren zum Gesetz erhoben werden. Die Liberalen, denen in Deutschland gegenwärtig das Heft aus den Händen entwunden, erleiden durch diese Verfassungsänderung von Neuem einen ganz gewaltigen Hieb die libe­ralen Grundsätze sind durch diesen letzten Vorschlag des Fürsten Bismarck ganz und gar aufs Trockene gesetzt höchstens lassen sic sich in Zukunft noch als angenehme Redefloskeln und überflüssigen Zier­rath verwenden! Für den Fortschrittler gar ist die geplante Verfassungsänderung ein Bayonnetstich ins Herz hinein! Des Reichskanzlers Vorschlag zerfällt gewissermaßen in drei Theile, von denen einer viel­leicht annehmbar, die anderen für einen freisin­nigen Magen wenigstens etwas unverdaulich sein werden.

Die Wahlperioden um ein Jahr zu verlängern, so daß die Reichstagswahlen in Zukunft also in Zeit­

räumen von 4 zu 4 Jahren stattfinden, ist gar kein so übler Gedanke. Wem sind die Wahlschlachrcn nicht schon bis zum lleberdrusse getrieben worden wer erinnert sich nicht gelinden Grauens an die band­wurmlangen Wahlreden, an stürmische Versammlungen, und wer, dein obendrein noch die Aufgabe zugefallen war, als Eomiteemitglied für irgend einen Candidatcn zu wirken und streben, zu kämpfen und agitiren, wer wünscht etwa diese Zustände allzuoft wiederkehren zu sehen? Diese Wahlzeiten mögen eine angenehme Abwechslung im gewöhnlichen Leben bieten allzu­viel ist aber gerade bei ihnen am ungesundesten.

Die Verlängerung der Wahlperiode» ist übri­gens auch unabhängig von den anderen Punkten des Vorschlages, welche wohl einen ganzen Hcerhaufen bitterster Gegner finden werden. England, das sich auf seine parlamentarische Regierung nicht wenig zu Gute thnt, besitzt siebenjährige, also weit größere Wahlperioden. Bei einem Unterschiede zwischen drei und vier Jahren kann also der politische Gesichts­punkt der Liberalen nur wenig in Betracht kommen und anscheinend auch nicht stark erschüttert werden.

Was die übrigen vorgcschlagenen Aenderungen betrifft, soweit solche mit der Verfassung des deutschen Reiches vorgenommen werden sollen, io müssen erst einmal die genau formulirten Gesetz-Entwürfe abge­wartet werden, welche in der nächsten Reichstagsses­sion zur Vorlage gelangen werden, lieber sic wird ein ebenso heftiger Kampf entbrennen, wie einen solchen die neue Wirthschaftspolitik des Reichskanzlers her­vorrief. Zu diesem bedarf es frischer, neuer Kräfte jetzt ruhen die die Waffen führenden Arme er­mattet aus sie bedürfen gleichfalls der Ruhe. Diese wird ihnen aber auch nicht allzulange vergönnt sein.

Die zweijährigen Reichstagssitzungen dürsten kaum tiefere Gründe für sich in's Gefecht führen kön­nen. Alle größeren Berfassungsstaatcn und selbst die Mehrzahl der kleineren haben jährliche Parlamente: es hieße Deutschland gewissermaßen aus der Gleich­stellung niit anderen Staaten reißen, wollte man die deutsche Nation, die durch ihre kraftvolle Politik in den letzten Jahrzehnten auf die höchste Rangstufe gehoben, jedesmal für ein ganzes Jahr mnndtodt machen, während andere Nationen in der Zwischenzeit ihre Stimmen erheben würden und das vielleicht auch in Zeiten, wo der Rückhalt an die ausgesprochene öffentliche Meinung für die Regierung dem Auslände gegenüber sehr wichtig sein konnte.

Seine Königliche Majestät haben den evcriigcl. Pfarrer Ha in len in Obcrjettingen seinem Ansuchen gemäß wegen vorgerückten Alters unter gnädigster Anerkennung seiner viel­jährigen, mit ausgezeichneter Treue geleisteten Dienste in den Ruhestand zu versetzen geruht.

Tages-Neuigkeiterr.

^ Deutsches Reich.

Teinach, 28. Juli. Am Jakobi-Feiertag fand hier das berühmte EselSreiten mit Hahncntanz, Sacklaufen, Kletterbaum und andern Spielen statt, ein Fest, das, wie alljährlich, auch diesmal Thcil- nehmer und Zuschauer aus Nah und Fern herbcizog. In Folge der Besserung des Wetters ist die Frequenz des Bades jetzt sehr gestiegen.

Rottcnburg, 28. Juli, lieber den heute früh dahier allsgebrochenen Brand haben wir eine kurze Notiz vorausgehen lassen. Der Brand war in einem eng zusammenhängenden Stadttheile genanntauf dem Hof", ausgebrochen. Es sind 11 Gebäulich­keiten abgebrannt, worunter einige Scheuern. Der Grund der Entstehung des Brandes ist nicht bekannt. Der Gebäudcschadcn beziffert sich auf gegen 40 000 ^

An Mobiliar wurde ans den abgebrannten Gebäuden wenig gerettet. Leider wurden bei dem Brande mehrere Personen beschädigt. Eine Familie wurde nämlich von dem Feuer so sehr überrascht, daß sie nur noch durch einen Sprung durch's Feilster, durch welches die Kinder zuerst hinnntergeworfen wurden, Rettung sah. Der Familienvater brach ein Waden­bein, die Frau hatte den Rückrat gebrochen, der älteste Sohn, 13 Jahre alt, die Füße: der zweite Lohn mit 11 Jahren kam mit heiler Haut davon, indessen ein Mädchen mit 9 Jahren, schon stark mit Brandwunden bedeckt, ebenfalls einen Fuß brach und seinen Leiden bereits erlegen ist. Das jüngste Kind, 3 Jahre alt, konnte wegen zu großer Hitze nicht mehr herbeigeholt werden und starb den Flammentod.

Stuttgart, 26. Juli. Nach der Äilsitellungs- zcilung der Landesgewerbc-Ausstellung in Offenbach hat sich dieser Tage ein Delegirter des Stuttgarter Gewerbcvereins beim Comito vorgestellt, welcher die Mittheilnng machte, daß eine LaudeS-Gcwcrbc-Aus- stcllung für Württemberg in Stuttgart beabsichtigt sei, und dcßhalb um Information über die Organi­sation der dortigen Ausstellung ersuchte. Bereitwilligst wurden ihm die gewünschten Aufschlüsse ertheilt und ihm auch alles für den Zweck dienliche Material zur Verfügung gestellt. Vom Stuttgarter Gewerbcverein werden sich demnächst ungefähr öOO Mitglieder in einem Extrazug nach Osfenbach zum Besuch der Aus­stellung begeben.

Stuttgart, 28. Juli. Heule Vormittag um 10 Uhr trat die Kammer der Abgeordneten wieder zusammen. Dieselbe setzte die Berathuug des Forstpolizeigcsetzes fort. Ein von Mohl beantragter Artikel 8 a, welcher vorschreibl, daß die Waldbcsitzer ihren Wald in guten Stand zu setzen und für dessen Erhaltung zu sorgen haben, wurde abgclehnt.

Stuttgart, 29. Juli. Gestern setzte die Kammer der Abgeordneten, die Berathuug des Forstpolizeigesetzes fort. Der von Mohl beantragte Artikel 8 b, der das Auf- Hören der Streunutzung bezweckt, wurde von mehreren Rednern, Frcihcrrn v. Wvllwarth, v. Hcrman, Will), v. König, ferner den Abgeordneten Beutter, Nicolai, Retter be­kämpft und schließlich abgclehnt. Nach Art. 8 c von Mohl sollten Schafe und Ziegen ganz von der Waldweide ausgeschlos­sen sein. Auch dieser wurde abgclehnt. Nach Art. 9 soll bei Waldungen, die wegen der örtlichen Verhältnisse zu Abhaltung von Gefahren, insbesondere des Abrutschcns und Bodenabschwem- mens, in entsprechendem Bestand zu erhalten sind, zu kahler Abhoizung oder starker Lichtung die Erlaubnis; des Forstamts einzuholen sein. Dieser Artikel wurde angenommen, weitcrgc- hendc Anträge, ein Art. 8 a der Kommissionsmehrhcit, ein An­trag des Frhrn. v. Barnbüler, sowie des Abgeordneten Mohl wurden abgclehnt.

Mezingen, 27. Juli. Wie früher berichtet, wurden in Glems zwei Brüder verhaftet, welche in dem dringenden Verdacht standen, ihren Vater mißhandelt und dadurch seinen Tod herbeigeführt zu haben. Wie wir hören, hat nun der ältere der Brüder gestanden, daß er, während der jüngere den« Vater mit einem Todtschläger mehrere Streiche auf den Kopf versetzt, mit einem Strumpf demselben den Hals zugezogen habe. Der gefundene Todtschläger wurde dem Gerichte übermittelt.

Crailsheim, 27. Juli. Eine von 17 Kauf- lentcn Unterzeichnete Publikation zeigt an, daß voir Samstag den 26. ds. bis auf Weiteres sämmtlichc Rauchtabake einen bedeutenden Aufschlag angenommen haben: nebenbei ist noch bemerkt: Dieser vorläufige Aufschlag steht noch in keinem Berhältniß zmn wirk­lichen Fall, und behalten wir uns vor, fernere Preiserhöhung s. Z. bekannt zu geben.

Illm, 27. Juli. Der deutsche Kronprinz wird im Auftrag des deutschen Kaisers nicht nur in Baiern die Truppen inspiziren, sondern auch nach Württem­berg kommen und auch hier die Inspektion eines Theils unseres Armeekorps vornehmen. Es wird