dies gegen Ende des Monats Anguß geschehen. An den Manövern, die ent später beginnen, wird er nicht Theil nehmen.
München, 26. Jnti. Tie einzige Tochter des hiesigen württb. Gesandten Staatsraches Frhrn. v. Soden, Eleonore Freiin v. Soden, geb. den 2. Februar 1859, hat sich laut Sndd. Pr. gestern mit dem Frhrn. Hans v. Tw, geb. den 28. April 1843 aus Wachendvrf, ritterschastlichem Abgeordneten zum württ. Landtag und Mitglied des deutschen Reichstages, verlobt.
Gestern Abend i26.> hatte in der Vorderpsalz ein verheerendes Gewitter mit furchtbarem Hagelschlag statt, welcher nicht allein in vielen Orten den Tabak, sondern auch die andern Feldfrüchte total ruinirte.
Heidelberg, 29. Juli. Herzog Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin ist gestern Nachmittag 2Vs Uhr Hierselbst plötzlich gestorben.
Das Essener Stadtverordnetcn-Colleginm hat dem Reichskanzler einstimmig das Ehrenbürgerrecht verliehen.
Kiel, 28. Juli. Zufolge kriegsrechtlichen Erkenntnisses wegen des „Großen Kurfürsten" wurde Kontrcadmirak Bätsch zu llmonatlicher Festungshaft, Kapilänlieutenant Klausa zu Imonatlicher Festungshaft vernrtheilt, der Kapitän zur see, Kühne, aber freigesprochen.
Berlin, 25. Juli. Bon dem erkrankten Reichs- tagsabgeordncten Frhrn. v. Stauffenberg liegt eine bedeutsame Kundgebung vor. Bon seinem Krankenlager in Rif;tissen hat derselbe an das Comito seines braunschweigischen Wahlkreises ein Schreiben gerichtet, in welchem er sich über die letzten Borgänge im Reichstage ansspricht. Er hebt hervor, es sei in unser parlamentarisches Leben jene rücksichtslose Bertretung der eigenen Interessen hineingctragen worden, die der Tod jeder politischen Moral sei. Mit Freuden würde er die finanzielle Selbstständigmachnng deS Reiches begrüßt haben, wenn sie nicht ausschlißlich zu Lauen der konsnmirenden untern Klassen geschehen wäre. Diese Rücksichten ständen ihm höher, als alle andern Erwägungen. Der FranckenNein'sche Antrag vollends, mit seiner gegen den Geist der Bersassung gerichteten Tendenz, hätte schon für sich allein das Ganze unannehmbar erscheinen lassen. Dazu käme noch der Mangel aller konstitutionellen Garantien. Als Landwirth halte er die Getrcidezölle für gefährlich und für die Landwirthschaft nutzlos, die Viehzölle aber für eine direkte Beschädigung der Land- wirthschast in vielen Gegenden und die Holzzölle erscheinen ihm als allerungerechtferligste Auflage. Herr v. Stauffenberg schließt sein schreiben mit den Worten : „Daß mit der wirthschastlichcn Reaktion die politische im Zusammenhänge steht, wird vielleicht die nächste Zukunft erweisen. Die Logik der Thatsachen wird auch hier stärker sein als wohlmeinende Wünsche. Dem gegenüber ist für die liberale Partei festes Zusammenhalten und entschiedenes Anstreten nothwettdig; für den Augenblick gilt es nur zu retten, was zu retten ist, aber für die Zukunft ist nur auf diesem Wege Erfolg möglich." - Die Wühler des zweiten braunschweigischen Wahlkreises haben ihrem Vertreter, Frhrn. v. Stauffenberg, ihre volle Zustimmung zu den von ihm entwickelten politischen Grundsätzen kundgegeben.
Berlin, 28. Juli. Gestern trat im Gebäude des Abgeordnetenhauses der dritte Blindenlehrer-Con- greß zusammen, an welchem Vertreter aus England, Frankreich, Testerreich, Holland, Belgien, Schweden, Norwegen und Dänemark theilnehmen. Cultusmi- nister v. Puttkamer begrüßte die Versammelten im Namen der preußischen Staatsregierung.
Berlin, 28. Juli. Aus dem Vatikan schreibt man dem „Deutsch. Mont. Bl." über Papst Leo XIll., er sei seit einigen Monaten ziemlich argwöhnisch geworden. Er duldet Niemanden in seinen reservir- ten Gemächern, außer seinen Bruder, Cardinal Pecci, und seine drei Secretäre. Häufig arbeitet Leo XIII. in seinem Schlafzimmer, welches er stets verschließt, wenn er es verläßt. Seine Sparsamkeit grenzt an Geiz. Ein geiziger Papst aber wurde noch nie geliebt im Vatikan. Cardinälen, Geistlichen und Beamten hat er die Einkünfte in empfindlicher Weise beschnitten, trotzdem, daß sich die Einnahme des Pe- terspsennigs in letzter Zeit wieder sehr bedeutend gehoben hat. Dabei ist der Papst rücksichtslos; er setzt seinen Willen durch gegen Hoch und Niedrig. Niemand wagt es aber, gegen den energischen Papst
aufzntreten; läßt sich jedoch Jemand dazu Hinreißen, so geht es ihm unzweifelhaft wie dem Monsignor Tavani, welcher nicht zufrieden mit der plötzlichen Herabsetzung seiner diplomatischen Pension von 500 Fr. monatlich ans 300 Fr., dem Papst einen derben Brief zukommen ließ. Der Papst verurtheilte dafür den widerspenstigen Monsignore sofort zu 2 Monaten Klosterlebeu. Das Leben im Vatikan wird von Tage zu Tage stiller. Von den lärmenden Zeiten PinS IX. ist nur noch daS Andenken übrig. Die Schmarotzer sind abgeschafft, die Beamten müssen mehr denn je für ihren Gehalt arbeiten. Erst vor einigen Tagen hat Leo XIII. wieder 80 Festtage ans dem Kalender gestrichen, an denen die päpstliche Büreaukratie sonst die Hände in den Schoß zu legen pflegte. Die höheren Beamten aber, welche sich in früheren Zeiten der gewöhnlichen Eguipagen des Vatikans zu ihren Privatvergnügungen bedienten, müssen fortan auch den Weg nach und von dem päpstlichen Palast zu Fuß zuriicklegen, weil der Papst alle überzähligen Wagen und Pferde veräußerte, dagegen für sich einen neuen bescheidenen sogenannten „Landau" bauen ließ, in welchem er jetzt jeden Tag eine Stunde in den vatikanischen Gärten, in denen zu diesem Zwecke der Fahrweg erst hergestellt werden mußte, spazieren fährt. Es geschieht dies aus den Rath der Aerzte und nebenbei, wie man im Vatikan sich znraunt, um der täglichen Begegnung mit Cardinal Ledochowski ans- znweichen, der cs so einzurichten wußte, daß der heilige Vater ihn ans dem Spaziergange nicht vermeiden konnte. Diese Zudringlichkeit des immer noch im Vatikan beherbergten Märtnrcrs verdroß den Papst: die neue Kutsche rettete ihn davor.
Berlin, 28. Juli. Verhandlungen über die Einziehung der silbernen Zwanzigpfennig-Stücke sind im Gange, Beschlüsse aber nicht zu erwarten, bevor der Bundesrath gehört worden.
Berlin. Die unterirdischen Telegraphen- leitungen nach Frankfurt, Hamburg :e. haben sich so gut bewährt, daß seitens des General-Postmeisters Stephan beschlossen wurde, auch Breslau, Stettin und Dresden unterirdisch mit Berlin zu verbinden.
Eine der seltensten Mißbildungen hat gestern Herr Geh.-Rath v. Langcnbcck in der Klinik seinen Zuhörern vorgestellt. Der große Sensation erregende Fall betraf einen etwa 12jührigcn Knaben mit drei Ohren, welcher diese Mißbildung schon seit seiner Geburt besitzt. Gegenüber dem rechten, normal gebauten Ohre saß auf dem hervortretenden Backenknochen der rechten Wange eine vollständig entwickelte Ohrmuschel mit Knorpel und Ohrläppchen, jedoch ohne weitere Ausbildung des Gehörganges. Herr v. Langenbcck hob die überaus große Seltenheit dieser Art von Mißbildung hervor, indem er erklärte, daß er diesen Fall zum erstenmal in seiner Praxis sehe und in der gesamten medizinischen Literatur noch kein derartiges Vorkommnis; verzeichnet wäre. Natürlich hat er den Knaben von dieser, das ganze Gesicht entstellenden Mißbildung befreit, indem er das dritte Ohr aus der Wangenhaut und von dem Backenknochen, mit dem es innig verwachsen war. loslöste und abtrennte.
Die Stille aus politischem Gebiete wird hin und wieder unterbrochen durch gewagte Gerüchte über Verhandlungen, welche angeblich zwischen der deutschen Regierung und dem Vatikan schweben sollen. Fürst Bismarck und der Papst sollen darnach im eifrigen Verkehre miteinander begriffen sein. Mit wenig Worten läßt sich dies Verhältnis; dahin richtig stellen, daß man gegenseitig „nicht handelseinig" geworden. Der Eine verlangt zu viel und der Andere will zu wenig geben.
Hannover, 25. Juli. Es verlautet hier mit Bestimmtheit, daß v. Bennigsen entschlossen ist, sich von der parlamentarischen Tüchtigkeit zurückzuziehen.
Metz, 25. Juli. Wie man erfährt, wird der Kaiser bei seiner Anwesenheit in Straßburg anläßlich der bevorstehenden Herbstmanöver des 15. Armeekorps auch der Hauptstadt Lothringens einen Besuch abstatten. An die hiesigen oberen Militär- und Civil- behörden sollen in dieser Beziehung bereits Mittheilungen ergangen sein, und es wird angenommen, daß der Kaiser alsdann auch die Schlachtfelder von Vionville, Gravelotte und St. Privat besuchen werde.
Oesterreich-Ungar«.
Innsbruck, 27. Juli. Die evangelische Gemeinde Innsbruck hat heute die feierliche Grundsteinlegung der ersten protestantischen Kirche Tyrols vollzogen.
Belgien.
Brüssel.. In stillster Zurückgezogenheit weilt seit einiger Zeit der französische Marsch all Bazaine iuooguito in unserer Stadt.
Die feindlichen Kundgebungen der Belgier gegen König Leopold. haben den Papst in große Sorge versetzt, da dieselben eine Gefährdung oder gar einen Bruch des bestehenden Einvernehmens herbeiführcn könnten. Er hat sein lebhaftestes Bedauern über die Verirrungen der kath. Geistlichkeit Belgiens ausgedrückt. den Bischöfen und der Geistlichkeit aber auf das strengste Achtung vor dem bestehenden Schulgesetze eingcschärft. Man sieht , das; der Papst Leo die Zügel seiner Regierung fest in den Händen hält.
England.
Die Berichte, die wir bislang über die Kriegführung der Zulus und Engländer zu Gesicht bekämen, waren niemals frei von einer Färbung, je nachdem die englischen Zeitungen oder Privatnachrichten entnommen waren. Einer letzteren, dem Briefe eines jungen Deutschen im Caplande, der den Feldzug in den Reihen der Engländer mitmacht, verdanken wir die nachstehenden kleinen Auszüge. Die Zulus sind den Engländern bei Weitem überlegen, sowohl in ihrer kriegerischen Tactik, wie auch in musterhafter Disciplin. Hätten dieselben die den Engländern zu Gebote stehenden Waffen, so dürfte es um die letzteren schlecht bestellt sein. Gewonnen an Terrain haben die Engländer noch keinen Fuß breit, sie gehen wohl vor, wenn sie auf keinen Widerstand stoßen, gehen aber mit beispielloser Geschwindigkeit auch wieder zurück, wenn sic ihre Feinde zu Gesicht bekommen. Dabei sind die Bewegungen der Znlu's so schnell und kunstgerecht, wie die der bestorganisirten Truppen, so das; sie die Engländer mit Staunen erfüllen. Wie vor Zeiten die Hunnen, so nähern sich die Zulus in zerstreuten Gruppen dem Feinde, diesen über ihren Angriff in Zweifel lassend, schließen sich ungemein schnell und üben dann ihren Angriff mit solchem Nachdruck, daß die Engländer fast stets das Hasenpanier geben. In England schreibt man bereits von vollständigem Siege: wie eS im Kaffernlande aber anssieht, davon hat Lord BeaconSfield sicher keine Ahnung.
Rußland.
St. Petersburg, 29. Juli. Der Missethä- tcr, welcher am 25. März auf den General Dren- telen schoß, ist festgenommen. Es ist derselbe, welcher unter dem Namen Plctnef in Taganrow auf die Polizeigendarmen schoß, als man ihn wegen eines anderen Verdachtes festnehmen wollte.
Ans Rußland kommt die Kunde von neuen furchtbaren Bränden. Der „Daily News" wird aus Petersburg vom 22. d. telcgraphirt, das; am 20. Morgens in den Marktbuden der großen Messe zu Nischnei-Nowgorod ein bedeutender Brand ansgebrochen ist. Eine Reihe von Buden mit Materialwaren brannte ab und auch die Theclager wurden stark beschädigt. Während des Feuers fand eine Explosion statt, welche 17 Menschen getödtet haben soll. Ausserdem sollen noch 4 Todte unter den Trümmern gefunden worden sein. Die Messe hatte noch nicht offiziell begonnen und dcßhalb waren die Sicherheitsvorkehrungen noch nicht in vollkommener Wirksamkeit.
Das Glück an Unrechter Stelle. Wie Petersburger Blätter melden, fiel der Haupttreffer der inneren russischen Anleihe vom Jahre 1864 im Betrage von 200000 Rubel am 17. d. dem Warschauer Millionär und Bankier Baron Stieglitz Zu.
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Stuttgart, 28. Juli. (Landesproduktenbörsc.) Auch unsere heutige Börse verkehrte in recht fester Haltung, trotzdem aber waren die Umsätze nicht sehr belangreich, wen zu den erhöhten Forderungen nur der nöthigstc Bedarf gedeckt wurde. — In Reps fanden heute starke Angebote statt; die Käufer hielten jedoch zurück, weil die Qualität meistens mangelhaft war. Wir uotiren per 100 Kilogr.: Warzen daher. 23,50, Ungar. 22,75—23,75, russ. 23—23,75, Kernen