nicht mehr unterliegen, dag wir uns Heuer noch hohen und höchnen Besuches zu erfreuen haben werden. Es sind 3 Jahre her. daß der Kaiser nicht mehr das württ. Armeekorps inspizirte: Heuer werden wieder Ucbungcn des ganzen Armeekorps stattsinden und der Kaiser selbst oder sein Sohn, der Kronprinz, wird diese Inspektion vornehmen. Für die Aufnahme so hohen Besuches Ende August oder Anfang Sep­tember sind die erforderlichen Einleitungen bereits getroffen. Die Kriegsübungen werden wie bekannt, in der Umgebung von Oehriugeu-Künzelsau statt­finden. (N.-Ztg.)

Stuttgart. Schwer bestraste Eitelkeit.) Ein Fräulein, welches in einem Geichäst dahier 7 Jahre treu diente und Leid und Freud mit der Familie theilte,ahm zur Bei ­treibung eines kleinen Kröpfchens in einem Tag 30 Trapsen Jod, sie kränkelte 7 Monate und starb hieraus an der Schwind­sucht. sWiirtt. Ldsztg.,

Bon der Tauber, 25. Juni. An einem der letzten Sonntage eilte in vormittäglicher Stunde aus einer Mergentheimer Brauerei daS Dienstmädchen zum Metzger, aber nicht um Fleisch, sondern um den Schlächter mit seinen Mordinstrumenten zu holen. Aber wie so am Sonntag'?- DaS Mädchen hatte es mit 2 Schweinen ihres Herrn gar zu gut gemeint und denselben so viel Bier gegeben, daß sie stark betrunken wurden. Das eine der Thiere erholte sich bald, das andere dagegen ließ daS schlimmste be­fürchten und mußte getödtet werden. <W. Ldsztg.)

GlemS, DA. Urach, 24. Juni. Wie weit oft die Rohheit der Kinder gegenüber den Eltern zur Zeit geht, zeigt ein trauriger Fall, der vorigen Sams­tag vvrgekommen ist. Tort wurde ein ea. öOjähri- ger Bürger von seinen eigenen 2 Söhnen so stark strangulirt. daß er noch Abends starb. Die amtliche Sektion ergab, daß dem Vater mehrere Rippe ent­zwei getreten und auf der Brust die Nägel der Stie­fel der Barbaren noch deutlich zu finden waren. An der Kehle zeigten sich 2 em tiefe Eindrücke der Fin­gernägel. Beide Söhne suchten das Geschehene zu verbergen, legten den Vater in frischem Hemd und nach vvrgenommener Reinigung von Blutspuren ins Bett. Der Leichenschauer wurde dann von ihnen l der eingetretene Tod war bereits im ganzen Ort bekannt) erst nach eingetretener voller Dunkelheit geholt. Wie weit der eine oder andere der Söhne, im Alter von 17 und 23 Jahren stehend, bei der schrecklichen That sich betheiligt hat, wird die bereits eingeleitete Untersuchung ergeben.

Rißtisscn, 22. Juni. Ter Stanfscnberg'sche Revierjüger Klotz und sein Jügergehilfc Linder und Herr Hirschwirlh, Jagdliebhaber, haben, nach dem ,(Sch. B.", am 21. Juni im Wald Hcuberg bei Rißtisscn einen Keiler erlegt mit einem Gewicht von 440 Pfund.

Leipzig, Sternwarte, 21. Juni. Nach einem aus Washington eingelaufenen Telegramme ist daselbst am 21. Juni ein Heller Komet mit kurzem Schweife entdeckt worden. Derselbe steht im Sternbilde des Perseus und bewegt sich zur Zeit noch nördlich, etwa einen Grad pro Tag. (Möchte es doch auch wieder ein Kometenwein geben U

Breslau, 22. Juni. Tie Ersatzwahl für den verstorbenen sozialdemokratischen ReichStagsabgevrd- neten Reinders steht nahe bevor; bezüglich dersel­ben kleben heute an allen Anschlagstaseln weiße Zettel folgenden Inhalts:

llnvnnim Cigarren,

Jmbalemnnl ^

Audleok ^

Lstranmdura ^

Xerv-i trleans ^

Ciwsilcka ^

Londrss

Lobte inlänckisobe IGuebtababe unck guten Varinnk-,

Lebte Zellnupk- und Uanobtababe, R.ega1ia-CiAarrett6ii

2 iln beliebigen Mm-IVukll empfohlen

rlnreb ICräob er '3 U'abaob- unck

Cigarren-Ilandlung, Tbbüsserstr. 35.

Aus den fetten Anfangs-Buchstaben ist der Name Hasenclever leicht genug herauszulesen, der in die­ser Weise als sociatdemokratischer Kandidat empfoh­len wird.

Osnabrück, 20. Juni. Eine geisteskranke Frau warf gestern Morgen 4 Uhr, während der Mann außer dem Hause beschäftigt war, zwei ihrer Kinder aus dem Fenster des ersten Stockes aus das harte Steinpflaster und sprang dann selbst mit einem

kleinen Kinde in der Schürze nach. Ein selten glück­licher Zufall wollte, daß alle vier ohne erhebliche Verletzungen zu erleiden, davon kamen und nur das kleine Wesen in der Schürze einige leichte Wunden, am Kopse erhielt.

Berlin, 24. Juni. Offiziös-nationalliberalc Korrespondenten theilen mit, daß zwischen den (Füh­rern des rechten und linken Flügels der nativnnal- liberalen Partei eine Besprechung stattgchabt habe, in der in loyalster Weise eine Trennung der Frak­tion als nothivendig anerkannt wurde. Mit Bennig­sen verbleibt das Gros bei der Fraktion: es scheiden aus Forckenbeck, Stausfenberg, Laster, Rickert, Bam- berger, Braun mit der Minorität. Die Scheidung soll nach der dritten Lesung des Tarifs stattfinden.

Berlin, 24. Juni. Der Bericht der Evm- missionen für Vvrberathung des Stumm'scheu Antrages beantragt, den Reichskanzler auszufvrdern, dem Reichstag thunlichst bald einen Gesetzentwurf, betreffend Errichtung von Invaliden- und Alters­versorgungs-Kassen für Fabrikarbeiter aus folgender Grundlage vorznlegen: Die Kassen haben neben Pensionirung der "Arbeiter auch deren Wittwcn und Waisen entsprechend zu unterstützen. Die Arbeiter und Arbeitgeber tragen gemeinschaftlich zu den Kassen bei, und führen gemeinschaftlich die Verwaltung. Das durch die gezahlten Beiträge erworbene Recht des Arbeiters an die Kasse ist namentlich durch llebertragbarkeit seiner Ansprüche von einer ans an­dere Kassen zu schützen. Normativ-Bestimmungen für die Errichtung von Nvthverbänden unter beson­derer Berücksichtigung der Forderung des Zusammen- schusseS verwandter Industriezweige sind zu erlassen. Die Kontrole über die Kassen ist den Landesbehörden Vorbehalten. (Fr. I.)

Berlin, 24. Juni. Es ist hier in gewissen, dem Hofe näherstehenden Kreisen, wie dasBert. Tgbl." schreibt, sehr bemerkt, und wie wir hinznfügen können, mit entschiedenem Wohlgefallen bemerkt wor­den, daß der Großhcrzog von Baden seinem Sohne, dem Erbgroßherzog, der sich soeben zu einem längeren Aufenthalte nach England begibt, den früheren badischen Minister-Präsidenten Arhrn. v. Roggcnbach als ständigen Begleiter mitgcgeben hat. Der genannte freisinnige Staatsmann steht bekanntlich beim deut­schen Kronprinzen in ganz beonderer Gunst, und eS gibt Viele, die da glauben, daß unter einem neuen Regimcnte es sich erweisen würde, wie die politische Rolle v. Roggenbach's noch lange nicht ausgcspielt sei.

Berlin, 26. Juni. Der ,,Börsen-Eonr." hört, das holländische Königspaar habe Hoffnung, einen Thronerben zu erhalten.

Die Freihändler ans der nativnalliberalcn Frak tion erklären sich gegen die Finanzzöllc, indem sie berechnen, daß die Schutzzölle einen Ertrag von 50 Mill. "Mark, der Kaffeezoll gegen 25 Millionen und die Tabaksteuer, für den Fall der Annahme der Sätze von 84 resp. 45 35 Millionen, zusammen

also über 100 Mill. Mark cinbringen werden, und sie, die Freihändler, über diese Summe hinaus der Regierung überhaupt keine Bewilligungen machen wollen.

Während des vorgestrigen Gemittersturmcs befanden sich fünf Offiziere vom Kaiser Alcxan- der-Garde-Grcnadierregiment, die zur Abhaltung von Landwehrschießübnngen nach Teupitz kommandirt waren, in einem Seegelbootc auf dem Tcupitzsec. Vom Sturme ersaßt, schlug' das Boot um und be­grub sämtliche Insassen in den Wellen. Nach drei­viertelstündigem Ringen msCdem wüthendcn Element wurden die Unglücklichen von herbeigeeilten Schiffern gerettet. Hauptmann KurtÄfcdoch, der den letzteren noch zugerufen:Gut, daß Sie kommen!" wurde in demselben Augenblick, als 4,r in den Rettnngskahn gezogen wurde, vom Schlage^getroffen und verschied augenblicklich in den Armen seiner Retter.

Die Angelegenheit der Königin Marie von Hannover ist geordnet und befindet sich gegenwärtig bereits im Stadium der Ausführung. Die Königin hat durch den Herzog von Sachsen-Altenburg der preuß. Regierung für die bereitwillige Berücksichti­gung ihrer Wünsche ihren Tank allssprechen lassen. Auch mit der definitiven Beseitigung des Welfen- fvnds scheint nun doch Ernst gemacht werden zu sollen. Es verlautet nemlich, daß die Regierung den Rest des Welfenfonds in das preußische Staatsver­mögen überznführen gewillt sei, so daß der Herzog von Cumbertand, der keine Miene macht, seinen An­

sprüchen aus den hannöver'schen Thron zu entsagen, ganz leer ausgehen dürft«.

(Ein Kind von einem Schwein gefressen.) Aus Cytkow, einem unweit yon Königshüttc bele- gencn Dorfe wird nachstehende schauerliche Geschichte berichtet, die Anfangs vyrigor Hochc sich ereignete. Die Mutter eines siebenmonqtlichen Kindes war im Begriff, an die Verrichtung einer Arbeit zu gehen, bei der sic ungestört sein wollte. Zn diesem Zweck trug sie ihren Säugling in den Garten, improvisirtc dortselbst, wie bei der armen Bevölkerung Ober- schlesicns eS üblich ist, ans drei mäßig starken, in einem spitzelt Winkel zu einander gestellten und in den oberen Enden mit einander verbundenen Stan gen und einem an das kunstlose Gestell befestigten Grastnch eine Schaukel, legte das Kind hinein und ging, als sic merkte, daß dasselbe eingeschlafen, sorg­los weg. Hierbei mochte es ihrer Aufmerksamkeit entgangen sein, daß das nach dem Hvfraume führende Psörtchcn geöffnet war. Kurze Zeit darauf lief das im Hofraum frei umhergehende Schwein in den Garten, versuchte sich an einer Schaukelstangc zu reiben, und als bei diesem Versuch die Schaukel umsiel, und das Kind nebst dem GraStuche ans die Erde zu liegen kam, fraß cs den Säugling auf. Eine Nachbarin, die eine kurze Zeit später hinzukam, ver­mochte noch den Kopf und einige Knöchelchen des Kindes vor gänzlichem Vertilgen zu retten. Oesterreich-Ungarn.

Wien, 24. Juni. Die Lösung der cgypti- schen Krisis begegnet Schwierigkeiten. Der Khedive erhielt von Konstantinopel den Rath, die Mächte mit ihrer Forderung an den Sultan zu weisen, was Ismail Pascha that. Bisher herrscht in Konstanti- uopcl die Tendenz vor, die Absetzung des Khedive zu verweigern. Rußland gab ans das Ersuchen der englischen lind französischen Negierung, an dem Schritte in Kairo theilzunehmen, bis jetzt noch keine Antwort und inan vcrmuthet, daß es dem Sultan rath, die Absetzung zu verweigern, i s. u.>

Tod mit Knittelversen. Vorgestern Nachts be­merkten mehrere Passanten inQfen am Donan-llscr, oberhalb des Kaiserbades, einen Mann, der in die Dvnan sprang. Sie eilten sofort hinzu, aber der Selbstmörder tauchte nicht empor. Ans einem Quadersteine am Ufer lag ein Zettel folgenden Inhalts: Das Leben ohne Liebe - Macht freudelos die Welt - Znin Eckel aber wird sic Besitzt man gar kein Geld. - Mir hat sowohl das Eine - Wie-s Andere gefehlt D'rnm Hab' ich mir im Wasser Das Beste anserwählt.

Frankreich.

Paris, 23. Juni. DerSolcil" bespricht heute nochmals den Tod des Prinzen Louis Na­poleon und nennt denselben das Ende der Dynastie, das Ende des Regimes, das Ende der Partei der Bonnpartisten. Jetzt seien für Frankreich nur zwei Lösungen offen. Die Gegenwart gehört der Republik mit einem Grevy, dem später ein Gambetta und dann ein Clemenceau (radikal) folgen wird. Die Zukunft aber stellt eine monarchische Lösung in Aus­sicht, die mit dem Grafen Chambvrd beginnt, mit dem Grafen von Paris ihre Fortsetzung feiert und mit dem jungen Herzog von Orleans schließen wird. sWelche Zeit werden diese Wandlungen wohl erfor­dern und werden wir sie erleben'?!

Paris, 25. Juni.Pays" meldet: Rouher bleibt in Chislehurst in Folge des Zustandes der Kaiserin, über welche die Nachrichten ungünstig lauten, Pays" fügt hinzu: Wir befürchten ein neues Un­glück. - Das JournalOrdre" meldet: Die Trauer um den Prinzen wird 6 Monat dauern. Morgen nach dem Trauerakte für den Prinzen Louis beab­sichtigt Prinz Jerome "Napoleon persönlich an die Kaiserin zu schreiben.

Der Schmuck des Prinzen Napoleon, der jetzt in den Händen der Zulus ist, bestand, wie dem B. Fr-Bl." berichtet wird, aus 2 Ringen, darun­ter eine alte werthvolle Camve, ein Andenken von der Königin Hortensc, welches Kaiser Napoleon stets am kleinen Finger getragen hatte. Seine Uhr, seine Kette, Alles war verschwunden: nur ein Doppel- Medaillon mit den von der Stirn des todten Kai­sers vom Prinzen selbst abgeschnittenen Haaren fand sich bei ihm vor und ist der. Mutter überbracht.

Pari s, 23. Juni. Der Tvd halt reiche Ernte im Hause der Bouaparte. Nicht zufrieden damit, den wichtigsten Zweig vom Baume der Napoleonidcn zu knicken, hat er mm auch einen morschen Zweig gebrochen PrinzPeterBon aparte, trauriger Berühmtheit, ist gestorben. Gerade zehn Jahre sind vergangen, seit der Prozeß von Tours alle Welt in Bewegung setzte, seit man glaubte, dieser Prinz Peter könne vielleicht sei­nem Halbvettcrdurch die Gnade Gottes und den Willen der Nation" Kaiser der Franzosen, Thron und Krone kosten. Man