Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

. W 67.

^ Erscheint wvchoiaiich 9mnl und testet halbjühnich : ! hin- lohne Trägcrlvhn) 1 KV in dem Bezirk > 2 .«t, außerhalb des Bezirks 2 . 40 ,

Donnerstag den 12. Juni.

Juserlionsgebuhr für die Ijpalüqe Zeile a»S ge- wiihnlicber Schrill bei eininaliger Einrücknnq 9 bei mehrmaliger je 6 ^t.

'Amtliches.

N a g o l d.

Die Ortsvorstetzer werden ansgcfordcrt, für den Staats-Anzeiger pro 1. Juli 1879/80 8 40 L an die Oberamtspslegc hier einzusenden.

Den 7. Juni 1879.

K. Obcramt. (Küntner.

N a g o I d.

Amtliche Kekanntmachrrng.

Behörden und Privat-Personen, welche in der Armcnsürsorgc lhätig sind, iverden hiemit darauf auf­merksam gemacht, das; der von dem k. Ministerium des Innern unter Mitwirkung der CentraUeitnng des Wohlthätigkeits-Vereins bearbeitete lind herausgc- gebcne

Wegweiser über dir den Hilfsbedürftigen niiS dem ganzen Land zugänglichen Einrich­tungen der Kohlthätigkcits-Anstalten nnd Vereine

von der Verlagsbuchhandlung von Th. Knapp (früher H. Lindemann) in Stuttgart zum Preis von 77» .L für das Exemplar bezogen werden kann.

Den 10. Juni 1879.

K. Oberamt. Güntner.

9t a g v l d.

Die Ortsvvrstchcr iverden auf den Erlaß königl. NUnisterium des Innern vom 29. Mai d. I., Amts­blatt Seite 218, bktr. die Ausstellung von Zeugnissen über die Gemeinde-Angehörigkeit zur künftigen stren­gen Nachachtung hiemit ausdrücklich hingewicscn.

Nagold, 10. Juni 1879.

K. Oberamt. Güntner.

Zur goldenen Hochzeit unseres Kaisers.

V.V.6. Was nur wenigen Sterblichen zu Theil wird, ist unserem theurcu Kaiser beschieden: er­friert das Jubelfest seiner goldenen Hochzeit.

Auf ein reichgesegnetes, hochbeglücktes halbes Jahrhundert blickt Kaiser Wilhelm am 11. Juni zu­rück. Zn seiner Seite steht die hohe Frau, welche, seitdem sie ihm am Altäre Liebe und Treue gelobt, Freud und Leid mit dem Manne ihrer Wahl getheilt hat und um beide herum edle Kinder und Enkel. Der Sohn, in des Vaters Fußtapfen getreten, ist schon jetzt der Stolz nnd der Liebling des deutschen Volkes; die Tochter schmückt den Thron eines deut­schen Landes mit allen Tugenden der Weiblichkeit. Auch ihnen ist Familienglück nnd Segen in vollstem Mage zu Theil geworden: eine zahlreiche, hoffnungs­volle Schaar von Enkeln können sie dem Großvater zuführcn. Es fehlt sogar nicht an einer Urenkelin!

Und unser Kaiser erlebt diesen Fest- nnd Ehren­tag, obgleich als ein 82jähriger Greis, so doch mit einer fast jugendlich zu nennenden Frische des Geistes und des Körpers, mit einer Rüstigkeit, welche alle schwereren wie leichteren Erschütterungen seiner Ge­sundheit stets mit bewundernSwerther Schnelligkeit überwunden hat!

Die deutsche Nation begeht ihres Kaisers gol­dene Hochzeit als ein großes Familienfest. Neben den Fürsten erscheinen heute Vertreter des gauzen Volkes ans allen Theilen, wie auS allen Standen und Eorporationen Deutschlands an den Stufen deS Thrones, um ihre Glück- und Segenswünsche, ihre Huldigungen und Gelübde darzubnngcn. Und es ist keine Ccremonie, die sich dort vollzieht. Deutschland weiß, was cs an seinem Kaiser hat. Wie das preu­ßische Volk mit seinen Königin so ist auch die deutsche Nation mit ihrem Kaiser fest znsammengewachsen,

denn geworden ist sie, was sic beute ist, mit und! durch diesen edlen Hobcuzvller.

Unter seiner Führung hat Deutschland das Höchste errungen, was ein Volk und Land erwerben kann, nationale Einheit und Macht, Selbständigkeit und Unabhängigkeit. König Wilhelm nt mit seinem Volk in Waffen selbst hinaus auf das Schlachtfeld gezogen, um das Vaterland gegen die Angriffe des Feindes zu verthcidigen: er hat sich in dem gewal­tigen Kanzler nnd den übrigen großen Staatsmännern und Heerführern, mit denen er sich umgeben, mit scharfem Blick die rechten Werkzeuge zur Ausführung seiner Pläne gewählt: er hat sich auch als Kaiser nach wackerer Hohenzvlleruart stets als den ersten Diener des Staates betrachtet und des Lebens köst­lichsten Werth in der Zorge, Mühe nnd Arbeit um seines Volkes Wohl gesucht.

Aber fast mehr noch als durch seines Geistes Kraft, seines Willens Stärke, fühlt das Volk, wel­ches selbst einen reichen Schatz des Gemüthes in sei­nem Innern birgt, sich durch seines Kaisers Herz und Gemüth zu demselben hingezogcn: es weiß ja, daß in dieses ManneS Brust ein frommes, gottes- sürchtigeS Herz schlägt, welches selbst auf den höchsten Höhen des Glücks dcmüthig den allmächtigen Gott als gnädigen Lenker seiner Geschicke preist nnd seine Sorge vor Allem darauf richtet, das; seinem Volke die Religion erhalten bleibe: cs weiß, daß der mäch­tigste Mann der Welt sich leutselig und huldvoll zu jedem, auch dem geringsten, seiner Unterthanen tzerab- läßt nnd die Herzen Aller, die ihm nahen, durch gewinnende Freundlichkeit zu bezaubern versteht: es weiß, daß seines Kaisers Tapferkeit, Math und Energie mit einer rührenden Weichheit des Gemüths, seine strenge Gerechtigkeit mit liebreicher Milde ge­paart ist: es weiß endlich, daß der Mann, der auf dem ersten Thron der Welt sitzt, der begeistertste Freund eines innigen, traulichen Familienlebens ist.

Und darum blickt heute Alles, was deutsch heißt, Alles, was ein echtes deutsches Herz in der Brust trügt, mit aufrichtiger Liebe und Verehrung nach des Reiches Hauptstadt, um das Jubelfest des ehrwürdigen Hauptes der Nation als ein gemeinsa­mes Fest im Geiste mitzufeiern.

Dank, heißer Dank gegen den Allmächtigen nnd Allgütigen, der uns diesen trefflichsten aller Fürsten zum Kaiser gegeben, und bis heute bei voller Kraft erhalten, ist das erste Gefühl, daS uns erfüllt. Von Dank strömen auch unsere Herzen über gegen Ihn selbst, den Greis im Silberhaar, für die zahllosen Anstrengungen, Mühen und Arbeiten, denen er sich um seines Volkes willen unermüdlich unterzogen. Zum Zeichen dieses Dankes legen wir, da er in edler Selbstlosigkeit für sich selbst keine Geschenke an- uehmen erklärt hat, eine stattliche Reihe wohlttzätiger Stiftungen an den Stufen des Thrones nieder, da­mit sich das Andenken an den heutigen Festtag aus ewige Zeiten fortpslanze. Mit den Dankcswortcn mischen sich ernste Gelübde fernerer Treue und Hin­gebung an des Reiches erhabenen Oberhaupt. Und endlich wendet sich unser Herz wieder zum Himmel empor und bittet den Allmächtigen, Er wolle uns unfern Kaiser noch manches Jahr gesund nnd frisch an Leib nnd Seele erhalten, aus daß er das ihm zu Theil gewordene Familienglück noch recht lange genieße nnd seinem ganzen Volke immer mehr werde nnd bleibe, was er selbst zu sein wünscht, Mehrer des Reiches, nicht an kriegerischen Eroberungen, son­dern an den Gütern und Gaben des Friedens, der j Freitzeit und Gesittung!

Sv ertöne denn vom Rhein jbis zum Memel, von der Nord- und Ostsee Strand bis zu den Alpen und dem schwäbischen Meer ans Millionen Herzen heute der laute, freudige Ruf:

Lange lebe unser vielgeliebter Kaiser Wilhelm und sein ganzes Hans!

Das Dicnstehrcnzeicheu 2. Klasse sür 21jahriqe Dienstzeit erhielt u. a.: Rack, Bezirtsseldwebel im 1. Batail­lon (Calw) I. Landwehr-Regiments Nr. 119.

TageS-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

* Nagold, 11. Juni. Unsere Präparanden- Anstalt, deren Ban im Oktober v. I. begonnen wor­den, wurde gestern durch den äußern Ausbau glück­lich, wenigstens ohne ncnnenSwerthen Unfall, been­digt. Der Sitte, daß der Bauherr bei diesem An­laß den Arbeitern einen Schmaus bereitet, gingen auch unsere Väter der Stadt nicht aus dem Wege, indem sie in löblicher Weise hiezu 120 bewillig­ten, die gestern Abend in den beiden Gasthäusern znm Hirsch und Waldhorn durch ein frugales Mahl in heiterer und anständiger Weise ihre Verwendung fanden. Den Dank sür die noble Bemirthnng von Seiten der Stadt bekundeten die Arbeiter durch ein von ihrem Bauführer ausgebrachtes Hoch ans den Gemeinderath: auch ihrem Baumeister zollten sie in gleicher Weise ihre Zufriedenheit und Achtung.

Nach den festgestellten Reiseplänen der K. Ober- Ersatzkommissioncn finden die Vorstellung der Mili­tärpflichtigen pro 1879 an folgenden Tagen statt: am 23. Juli in Horb, am 25. Juli in Frendeni'tadt, am 28. Juli in Nagold, am 30. Juli in Herren­berg, am 1. August in Calw.

Dem Schwarzwälder Boten wird auS Pfalz- grafcnweiler vom 8. Juni geschrieben: Prügel­strafe oder nicht ? Diese Frage hört man öfters auf­werfen. Und fürwahr, dieselbe wäre bei Fällen des groben Unfugs u. drgl., wie nachfolgende Zeilen darzulegen geeignet sind, gewiß stark 'angezeigt. Drei Bürschchen im Alter von 1821 Jahren, näm­lich Steindruckcr und Schnitzarbeitcr Joseph Brun- Huber aus Ettlishofen in Baien,, Wagenschmied David Länder von Flacht, OA. Leonberg, Stein- haner Julius Frank aus Oppenweiler, ÖA. Back­nang, kamen, nachdem sie sich hier mit Schnaps güt­lich gethan, vor die Wohnung des hiesigen Gens- darmen, um ihm ihre Ovationen darzubringen. Als­dann spektaknlirtcn sie durch Durrweiler, trugen im Kernenholz kurz vor dem Eintreffen der Nachtpost Frcudenstadt-Pfalzgrafenweiler eixcn Tannenstamm aus dem Walde nnd legten ihn quer über die diesen Abend stark befahrene Straße. Die Gefahr wurde gottlob noch rechtzeitig entdeckt und damit daS dro- tzende Unglück verhütet, die 3 Exemplare deshun­gernden nnd nothleidenden Volkes" aber festgenom- men. Ihr Gcbahrcn während des Transports nach Durrweiler und der Vernehmung daselbst spottet aller Beschreibung, weßhalb wir aus naheliegenden Grün­den davon schweigen: zudem demolirten sie die Uten­silien des Arrestlvkals.

Stuttgart, 7. Juni. Aus Grimbach kamen heute die ersten Kirschen tsteher. Die Obstaussichten im Remsthale sind Heuer wieder vielversprechend.

Weildcrstadt, 7. Jnni. Heute Morgen zwi­schen 3 nnd 4 Uhr brach in einer vor der Stadt gelegenen Samendörre Feuer aus. Nach Verflnß von etwa IKs Stunden lag das Gebäude samt dem darin befindlichen Samen in Asche.

Gestern kam in Ebersbach eine Wurstvergiftung vor. Metzger W. schenkte einem Fleisch holenden