Franzosen gegeben haben, denen es nicht recht ist, daß die transatlantischen Kabel sämmtlich in Händen der Engländer sind. Ist deni so, dann würde ein­mal die Eifersucht nicht das was Leiden, sondern waS Freuden oder wenigstens Nutzen schafft, mit Eifer gesucht" haben. Es heißt, das neue Kabel werde von St. Pierre bis zu den Scilly - Inseln reichen, dann einerseits bis Landes End, andererseits bis Brest abzweigen. Als Unternehmer werden die HH. Siemens genannt.

An der Küste von Portore bei Fiume wurde ein fast 3 Meter langer Haifisch gefangen, der 17 Junge im Leibe trug.

Rußland.

Petersburg. 16. Mai. Der am 13. Mai in Jrbit stattgefundene Brand vernichtete 44 hölzerne Fmuser. Am 14. Mai entstand ein dritter Brand, der 3 hölzerne Häuser vernichtete. Die Vorsichts­maßregeln wurden verschärft. Der Verdacht der Brandstiftung erhöht die Wachsamkeit der Ein­wohner.

Asien.

Einen Landesvater besitzt das Volk in dem fern gelegenen Japan wie gewißlich wenige Völker des Erdballs. Einem Regenten von Gottes Gnaden, welcher von Grundsätzen geleitet wird, wie sie in Nachstehendem Ausdruck finden, gebühren seitens sei­nes Volkes wahrhaft königliche Ehren und ihn darf sein Vvlk mit vollem Rechte Vater des Vaterlandes nennen. Als der noch fange Mikado kürzlich eine Rundreise durch einige Provinzen seines japanesischen Reiches geinacht hatte, richtete er folgenden Erlaß, welcher als das Resultat seiner Stndienfahrt ange­sehen werden kann, an seine Minister:Die Grund­lagen einer jeden guten Regierung sind Ordnung und Sparsamkeit in allen Dingen. Alle unnützen Aus­gaben müssen vermieden, die Existenz-Bedingungen des Volkes durch alle möglichen Mitteln verbessert werden; endlich muß Jedermann seine Pflicht genau und gewissenhaft erfüllen. Ich wünsche, daß in Zu­kunft die größtmögliche Sparsamkeit bei den Bau- Arbeiten der Ministerien und bei den anderen öffent­lichen Gebäuden walte. Die Präfekten der verschie­denen Ins und KeuS des Reiches mögen sich, was sie betrifft, von dem Geiste leiten lassen, welcher mir diese Rathschlüge Angegeben. Sie werden ihre Aus­gaben so viel als möglich einschränken müssen, um die Creditc nicht zu überschreiten, welche ihnen durch das Budget eingeräumt sind.Denken Sie vor Al­lem daran, das Volk nicht in Armuth zu versetzen." Solche Grundsätze stärken das moralische Princip mehr als andere Mittel. An diesem jungen Regen­ten könnte sich der Sultan und noch andere Regen­ten ein Exempel nehmen. Unter solchen goldenen Lehren der Regierenden kann ein arbeitsames Volk nur gedeihen.

Handel L Verkehr.

Tauberbischofsheim, 14. Mai. Dahier kostet Rindfleisch 48, Kalbfleisch 36 in Mudau Kalbfleisch 40 4.

Ansbach-Gunzenhauser 7 fl. Loose. Serien- ziehungng vom 15. Mai. 58, 263, 319, 366, 391 496, 560, 735, 948, 1009, 1060, 1229, 1319, 1347, 1712, 1774, 1893, 1980, 2365, 2759, 2959, 3115, 3144, 3311, 3344, 3433, 3468, 3521, 3571, 3722, 3786, 3927, 3937, 4477, 4478, 4506, 4671 und 4800.

Frledlrs.

Novelle von Adolf Berg.

Dem VerfasserVäter und Kinder."

(Fortsetzung.)

So, Herr Graf, zum zweiten Male werden Sie nicht wieder auferstehen. Sie irren sich, wenn Sie glauben, ich würde vor Ihnen in die Kniee fallen und demüthig um Verzeihung bitten. Den ersten Schlag habe ich einst gerächt, und den Versuch zum zweiten sollen Sie nicht minder büßen!"

Dummkopf! Wenn Du mich schießen wolltest, hättest Du Dich mehr beeilen müssen!"

Unter diesen Worten schlug Erwin mit der Hand die Büchse in die Höhe, daß die Kugel unter furcht­barem Knall in die Wand schlng.

Einen Augenblick standen sich die beiden Männer ruhig gegenüber, die kräftige Gestalt des Försters der hohen, aber schon verfallenen des greisen Barons, dann erhob Ersterer seine Büchse von der Erde und wollte gerade mit den Worten:Wir sprechen morgen weiter!" zur Thür schreiten, als sich diese öffnete und ein junges Mädchen rasch und erregt über die Schwelle trat.

Was ist denn geschehen, Papa? Ich hörte einen schrecklichen Knall und dachte gleich, daß Dir

ein Unglück begegnet sein müsse. O, wie froh bin ich, daß Du gesund und wohl bist."

Ja, mein Kind, es ist mir Nichts geschehen, Du mußt nicht gleich so besorgt sein; Herrn Rolands Gewehr ist losgegangen, da es auf die Erde fiel."

Aber, lieber Herr Erwin, ich habe Sie doch schon so oft gebeten, nicht immer mit Ihrem abscheu­lichen Gewehre umherzugehen; nicht immer wird das Unglück so nahe an uns vorüberschreiten; darum be­fehle ich Ihnen jetzt, das Gewehr in die verborgendste Ecke zu stellen, oder ich komme nicht mehr zu Ihnen in's Haus!"

Erwin lachte herzlich auf:Mein liebes Fräu­lein, Ihnen gehorche ich lieber, als-.

Das haben Sie schon zu oft erfahren."

O, Papa, ich merke, daß Ihr doch nicht so unschuldig seid, wie Ihr Euch stellt? Ihr habt Euch gewiß wieder gezankt."

Maria!"

Doch Maria ließ sich nicht einschüchtern, sondern ergriff die Hände der beiden Männer und legte sie in einander. Die Gruppe bildete ein Bild, das unwill­kürlich zur Milde stimmen mußte. Das engelreine Mädchen in ihrem weißen Kleide, über das die langen braunen Locken hinunterflosscn, stand schmeichelnd zwischen den beiden hohen Männergestalten, deren finstere Blicke es abwechselnd aufzuhalten suchte.

Der Baron sah zweifelnd zur Erde, und nur manchmal erhob er schnell den Blick, um ihn nach dem Förster herübcrschweifen zu lassen. Dieser ermannte sich zuerst und riß, indem er einen leisen Kuß auf Marias Hand drückte, seine Hand aus der des Barons los. Dann flüsterte er dem Letzteren zu:Baron, hütet Euch; zwischen Euch und mir steht nur noch dieses Kind!" und wandte sich rasch zur Thür.

IV.

Ein feiner Regen rauschte durch die Blätter und Zweige nieder, als Erwin aus dem Schloßthor schritt und langsam die Höhe hinunterstieg. In der Ferne rollten die letzten Donnerschläge des Gewitters am Himmel hin, manchmal erhellte ein schwaches Wetter­leuchten die Schatten des Waldes.

Seitwärts im Grunde stand der lange Michel im eifrigen Gespräch mit einigen Bauern, aber der Förster war von zu verschiedenen Gedanken gequält, als daß er mit den Männern sich hätte einlassen kön­nen. Schnell schritt er tiefer und immer tiefer in den Wald hinein und arbeitete sich durch das dornige, verschlungene Gesträuch, indem er mit der Büchse die entgegenstehenden Zweige niederschlug. Plötzlich aber blieb er stehen und schlug sich mit der Hand heftig gegen die Stirn:Bin ich denn ganz sinnlos gewor­den, daß ich wie ein Verrückter in meinem Reviere umherrenne und immer weiter vom Wege abirre? Hölle und Teufel, es riecht hier schon nach Blut, ich fühle schon wieder seine Hand an meinem Hals!" Er trat einige Schritte zurück und hielt die Hand über's Auge, als ob er sich orientiren wolle.Gott, wo bin ich denn eigentlich? Der Grund muß ja links von mir liegen; ja, ja, es ist recht, links von mir, also nur frisch vorwärts, daß ich den verfluchten Fleck nicht mehr sehe."

Mit diesen Worten eilte er weiter, aber als hätte ihn die Hölle äffen wollen, sah er sich erschrocken nach einigen Augenblicken vor dem Teufelsgrunde, der in einiger Entfernung schroff hinunterfiel. Und kaum traute er seinen Augen. Auf der alten morschen Bank, die in der Nähe des abschüssigen Felsgesteins stand, saß, in die Ecke gedrückt, ein kleiner Knabe, der, das Haupt auf den Arm gelegt, schlief, während in die andere eine schwarzgekleidete Frau sich lehnte, die leise zu weinen schien. Es war die Fremde, die am Abend vorher im Försterhause Unterkunft gefunden. In ihrem Schoß lag ein französisches Soldatenkäppis, über das sie dann und wann langsam strich. Der Förster schauderte leicht bei ihrem Anblicke zusammen, dann aber fühlte er ein besseres Gefühl in seiner Brust sich regen, und er ging zaudernd auf die Fremde zu.

Sie ist es, sie muß es sein!" murmelte er manchmal vor sich hin, aber er biß jedesmal heftig die Lippen zusammen, als ob er die Worte zerbeißen wollte.

Helene! Helene!"

Mein Gott, wer ruft mich?" Sie streckte ab­wehrend die Hände gegen den Förster aus, dessen Antlitz blässer und blässer wurde und in dunklen Linien die Erregtheit seines Innern ausdrückte.

Helene, meine arme Freundin, erkennst Du mich? Was soll ich mich gegen Dich verstellen? Ich

kann es ja doch nicht."

Er warf sich in die Kniee und barg sein Haupt in ihrem Schooß.

Einen Augenblick blickte sie erstaunt ihn an, dann sprang sie auf und rief verzweifelnd:

Jourgniak, wo ist Emil?"

Er blieb liegen und drückte ihre Hand, die er gefaßt hatte, an Mund und Auge.

Jourgniak, wo ist Emil?"

Jetzt erhob er sich langsam und fragte ruhig:

Wie meinst Du das, Helene?"

Wie ich das meine?" fragte sie und drückte das Käppi ihm in die Hand.Sieh Dir dies Ding an, es klebt Blut daran."

Der Förster betrachtete einen Augenblick unruhig den Gegenstand, dann murmelte er:

Was soll das heißen, Helene? Du sprichst Frevel, denn es ist doch Deinem Gatten Nichts ge­schehen?"

»Ja, Jourgniak, es ist ihm Etwas geschehen und . Er wurde gestern Mittag voni Führer seines Regiments vorausgeschickt, um den kürzesten und sicher­sten Weg durch diese Waldberge zu erkundigen. Er ließ mich, die ich ihm bald nach Beginn des Krieges nachgereist, weil er gleich in der ersten Schlacht am Arm vewundet, der Pflege bedürftig war, gegen Mit­tag in einem Bauernhause zurück, um den ihm ange­priesenen Weg zu besehen und versprach, in einer Stunde wenigstens wieder da zu sein. Doch es ver­ging Stunde um Stunde und er kehrte nicht heim, bis mich die Angst zuletzt Alles vergessen ließ und ich den Wald durchirrte, um ihn wieder zu finden. Jourgniak, das Käppi ist Alles, was ich von ihm entdeckt habe. OK siisu nous Ms. Du warst meines Gatten, Deines Bruders Feind, und Du hier Förster."

Er zuckte zusammen und umschloß mit der Rechten krampfhaft ihren Arm.Weib, Weib, laß mich nicht glauben, daß Du von mir denkst, was in Deinen Worten liegt. Helene, wie kann solch' ein furchtbarer Gedanke in Deinem Herzen entstehen, ein Gedanke, der mir, der ich an's Entsetzlichste gewöhnt bin, Entsetzen durch die Adern jagt. Mein armes Kind, welch ein Wiedersehen nach der Ewigkeit dieser Trennung. Glaube mir, Helene, ich will nach Emil forschen, bis ich ihn Dir wiederbringe, denn er wird sich nur verirrt haben."

Aber dies Blut an seinem Käppi? Jourgniak, schwöre mir, daß Du Emil seit unserer Trennung nicht mehr sähest."

Ich sage Dir, Unglückliche, reize mich nicht auf durch diesen Gedanken, diese Frevelworte!"

Ich bitte, bitte Dich, o schwöre!"

Helene?"

Laß mich, Jourgniak, thust Du es nicht, kannst Du es nicht, dann will ich gehen, so fern von Dir, daß alle Welt als Kluft zwischen uns gähne."

Helene ich schwöre Dir. Ist das sein Kind, Dein Kind?"

»Ja, Jourgniak, es ist mein armer, kleiner Bube; o Gott, was fang' ich an, wenn seine Vater todt wäre?"

Laß das, laß! Setze Dich hin und laß mich vor Dir knieen, wie einst. Erzähle mir, wie es Dir ergangen ist in diesen langen, langen Jahren, dann sollst auch Du die göttliche Comödie hören, wie aus dem Grafen 8Mt-WM der Förster Erwin Roland geworden ist, und wie Jourgniak ein ander Weib als Dich zur Frau bekam! Wie hast Du es gemacht, wL bslis, wa äoucs, daß Du so schön geblieben bist, und es ist doch schon so lange her, seit wir im Mai des Lebens jauchzten. Dein Auge glänzt so hold wie einst, Deine Locken sind noch immer so schwarz und weich, Dein Mund ist noch so süß. O, Helene, warum bist Du sein Weib, warum nicht mein, daß ich Dich küssen dürfte!"

Halt ein, Jourgniak, halt ein!"

Sie beugte sich heftig zur Seite, daß der Knabe mit lautem Schrei aufwachte und sich verwundert umsah.

Der Förster war aufgesprungen und hielt sich in scheuer Entfernung.Verzeih mir, Helene, daß meine Vernunft für einen Augenblick das widerspän- stige Herz nicht bändigen konnte. Es soll nicht wieder geschehen, glaube mir. Komm, ich will Dich in meine Hütte, in den Schutz meines Weibes führen.

Sie nickte ihm leicht zu und faßte des Kindes Hand, nachdem sie noch einmal einen schmerzlichen Blick um sich geworfen.

(Fortsetzung folgt.)