Verzweiflung lag in den Zügen der Armen ausgedrückt, als sic jeHt näher au den Schlund trat und bang hineinstarrte: ein banger Seufzer entrang sich ihrer Brust und mit zitternder Stimme fragte das Kind an ihrer Seite:Ast der Vater noch nicht da?" Sie antwortete nicht, sondern drückte fester den Kleinen an sich, daun aber verlor sie sich, eilig, wie sie gekommen war, in dem Walde, uni in anderen Gegenden den Verlorenen zu suchen.

Kaum war sie weg, als der Förster wieder her­vortrat und still vor sich hinsprach:Sie ist's, Helene; mag denn daraus werden was da will."

Cw schlug mit diesen Worten entschlossen die ent­gegengesetzte Richtung ein, und schritt auf den schmalen Landweg zu. der zum Dorfe hinunter führte, vorbei am Schlosi des Gutsbesitzers, welches letztere bald vor seinen Blicken auftauchte.

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Das Schloß lag auf einer kleinen Anhöhe und mar zum größten Theil durch den Wald versteckt. Nur zwei uralte Eckthürine ragten über die mächtigen Baumivipiel empor und schauten mit ihren spitzen Warten weit ins Land hinaus. Die Hauptgebäude des Schlosses stammten noch ans dem vierzehnten Jahr­hundert, doch waren mehrfach Anbauten im neueren Stp! nnigesührt. Besonders zog ein Seitenpavillon aus der Reuaissancezcit die Aufmerksamkeit auf sich. Bis zum Jahre 1786 hatte das Schloß der letzte Erbe der allen Grafen von Forsau bewohnt, der als abgesagter Menschenfeind seine Tage in abgeschlossener Einsamkeit zubrachte und noch während seines Lebens das Schloß mir dem zugehörigen Gute verkaufte. Einige Wochen nach seinem Tode kam der neue Besitzer, ein französischer Baron, der zugleich der Herr eines weit- anqesebeuen Handelshauses war, herüber, kehrte aber nach kurzein .'lusenthalte nach Frankreich zurück. Ein weiser, geschickter Verwalter berrschte dann drei Jahre lang unbeschränkt auf dem Schlosse, bis in Folge des Ausbruchs der Revolution der Baron, von seiner Tochter, einem zehnjährigen Kinde, und mehreren Emi­granten begleitet, wieder erschien und jetzt seinen dauern­den, nur durch kurze Reisen unterbrochenen Aufenthalt im Spessart nahm.

Wenn schon zu Lebzeiten des Grafen Forsau die adligen Familien und die Bauern der Umgegend auf dem Schlosse nur wenig Verkehr hatten, so war dies noch weit weniger unter dem jetzigen Besitzer der Fall, der sich um die Außenwelt fast gar nicht zu kümmern schien. Oft sahen ihn die Forstbeamten in stillen Sommernächten nur von seiner Tochter begleitet durch den Wald reiten, wo er dann mehr mit sich, als mit dem Mädchen zu sprechen schien. Doch war es nicht immer so, denn manchmal kehrte er von seinen Reisen in Begleitung einer großen Menge von Emigranten heim, während deren Anwesenheit er große Feste ver­anstaltete. Auf diesen zeigte er sich stets als den

liebenswürdigsten Wirth und wußte durch sein uner­schöpfliches Talent neue Vergnügungen zu ersinnen, seine Gäste tagelang auf das Angenehmste zu unter­halten. In der neueren Zeit, seitdem die ersten fran­zösischen Truppen den Spessart durchzogen hatten, war er öfters vom Schlosse herabgekommen und hatte auf allerlei Weise das Vertrauen der Bauern zu ge­winnen gesucht, es gelang ihm dies vortrefflich und ein Fest, das er einer großen Menge von ihnen auf dem Schlosse gegeben, trug zn seinem Ansehen außer­ordentlich bei.

Jetzt, da die Franzosen in voller Auflösung auf dem Rückzuge vor den Heeren Erzherzogs Karl waren, entfaltete er eine fieberhafte Thätigkeit, er schien oft an mehreren Orten zugleich zu sein. Am vorigen Abend erst war er von einem mehrtägigen Ausflüge zurückgekehrt und hatte gleich nach seiner Heimkunft durch den Diener die angesehendsten Männer der Um­gegend zu einer Unterredung auf den folgenden Morgen eingeladen.

Der Förster, der zu den Geladenen gehörte, schritt einen engen Fußpfad zum Schlosse hinaus, bei dessen Anblick er einen Augenblick stehen blieb und in ein schallendes Gelächter ausbrach.

Hoho, Förster, was ist Euch denn Gutes pas­stet," rief in diesem Augenblick eine Stimme hinter ihm,die Zeiten sind doch nicht zum Lachen geschaffen."

Sieh', Johann Malting, Großschulze und Hof­gutsbesitzer, was fängst Du denn an? Ich glaube kaum, daß Dein Wanst ein Lied von Noth und schwerer Zeit zn Stande brächte."

Na, na, Gott sei Dank, es geht noch so ziemlich bei mir, aber schlau muß man's doch anfangen, wenn man nicht zu Grunde gehen will."

Was habt Ihr Euch denn für ein gewaltiges Gewehr aufgeladen, Schulze! Ihr verscheuch: nur ja durch Euern Anblick das Wild auf drei Meilen in der Runde."

Meint Ihr? Nun, ein stattlicher Bursche bin ich seit Jahren gewesen und an Wild soll's uns auch bald nicht feblen, haha! Wißt Ihr wohl, Förster, daß wir heut' Zusammenkommen, um uns gegen das wälsche Ränberpack zn verbinden. Na, an mir soll's nicht fehlen, denn Friede muß es werden, oder das ganze Land wird des Teufels Tanzplatz."

Unter diesen Worten traten die beiden Männer durch das hohe Portal in den Schloßhof, auf dem eine Menge Landleute in lebhaften Gruppen bei ein­ander stand. In der Mehrzahl waren es kräftige, hochgebaute Gestalten und mit welch' verschiedenen Waffen sie sich auch ausgerüstet hatten, mußten sie jedem Feind furchtbar werden. Als keiner mehr er­wartet wurde, folgten die Anwesenden der Einladung des Barons und schritten in die weite Schloßhalle, wo auch Diener aufgestellt waren. Der Schloßherr ging sofort auf den eigentlichen Gegenstand der Ver­

handlung ein und schilderte in kurzen Worten die ver­wirrte Lage Deutschlands und Frankreichs.

Die Franzosen, welche selbst in den zweifelhaf­testen und ungeordnetesten Verhältnissen leben und fast von Tag zu Tag ihre staatliche Verfassung ändern müssen, versuchen nicht nur in alberner Anmaßung andere Länder mit den Früchten ihrer Thorheit zn be­glücken, sondern wollen sie auch zur Annahme derselben zwingen. Europa, das sich nach so vielen Kriegen nach Ruhe und Friede sehnte, haben sie jach aufge­schreckt und da sie aus ihrem eigenen Lande eine ungeheure Henkerstätte, einen dunklen Todesacker gemacht haben, beneiden sie das stille Glück ihrer Nachbarn und wollen uns, die wir bisher freie und wackere Männer waren, zu Henkern und Dienern machen. Der Teufel feilte anfangs ihre Waffen, aber endlich erbarmte es Gott der Völker, besonders der Deuschen, die am meisten leiden mußten, und erweckte unter ihnen einen jungen Helden, Erzherzog Karl, der es verstand, in raschen Siegen die Feinde zurückzujagen. Jetzt sind die übermüthigen Volksbefreier, wie sie sich nennen, in voller Flucht begriffen und eilen in einzelnen, zersprengten Schaaren, gleich Räubern, mordend und plündernd rückwärts ihrem Lande zu. Es ist deshalb unser Recht, sie auch wie Räuber zu behandeln und der Gewalt Gewalt entgegen zu setzen. Männer des Spessart, schon nahen sich euern Feldern und Wäldern die beutelustigen Haufen, schon habt ihr selbst für Weib und Kinder Mißhandlungen aller Art zu fürchten, deshalb erhebt euch mit den Waffen in der Hand und fallt die Fremden an, daß sie Rache und Wiederkommen scheuen. In den oberen Waldungen haben sich schon bei Weitem die meisten Männer zur muthigen Abwehr vereint, laßt uns nicht zaudern, uns ihnen anzuschließen, denn nicht durch klägliche Bitten und Unterwerfung retten wir uns, sondern nur durch unsere Krast. Wir sind stärker an Zahl, an Muth und Tapferkeit, als diese verhungerten Mordbrenner- schaaren, wir kennen Weg und Steg in den ungeheuren Waldungen, die so reich an Verstecken, Klüften und Abgründen sind. Haben wir kein Erbarmen mit ihnen, die sich auch unserer nicht erbarmen würden!

Laute Beifallsrufe erhoben sich bei diesen Worten des Schloßherrn und mehrere schwangen die Beile und Büchsen, aber auch widerstreitende Meinungen wurden laut, und besonders heftig eiferte der lange Hans Michel von Gögern gegen den Baron.

' (Fortsetzung folgt.)

Allerlei.

Hühner von Ungeziefer zu befreien, sollen Erlenzweige, Abends in den Stall gelegt, vor­treffliche Dienste leisten. Die Hühnerläuse lieben den Geruch von Erlen außerordentlich und sammeln sich deßhalb während der Nacht aus den Zweigen, welche am Morgen verbrannt werden müssen.

Amtliche und Privat-Bekarmtmachungen

K. O b e r a m t s g e r i ch t Nagold.

Schulden-Liquidationeil.

In nachbenannten Gantsachen werden die Schuldenliquidationen und die gesetzlich damit verbundenen Verhand­lungen an den nachbenannten Tagen und Orten vorgenommen werden, wozu die Gläubiger hiedurch vorgeladen wer­den, um entweder in Person oder durch gehörig Bevollmächtigte, oder auch, wenn voraussichtlich kein Anstand obwalttet, durch schriftliche Rezesse ihre Forderungen und Vorzugsrechte geltend zu machen und die Beweismittel dafür, soweit ihnen solche zu Gebot stehen, vorzulegen.

Diejenigen Gläubiger mit Ausnahme nur der Unterpfandsgläubiger welche weder in der Tagfahrt noch vor derselben ihre Forderungen und Vorzugsrechte anmelden, sind mit denselben kraft Gesetzes von der Masse ausge­schlossen. Auch haben solche Gläubiger, welche durch unterlassene Vorlegung ihrer Beweismittel, und die Unterpsands- glüubiger, welche durch unterlassene Liquidation eine weitere Verhandlung verursachen, die Kosten derselben zu tragen.

Die bei der Tagfahrt nicht erscheinenden Gläubiger sind an die von den erschienenen Gläubigern gefaßten Be- schlüsst- bezüglich der Erhebung von Einwendungen gegen den Gütcrpfleger und Gantanwalt, der Wahl und Bevoll­mächtigung des Gläubigerausschusses, sowie, unbeschadet der Bestimmungen des Art. 27 des Exekutivnsgesetzes vom 13. November 1855, bezüglich der Verwaltung und Veräußerung der Masse und der etwaigen Aktivprvzesse gebunden. Auch werden sie bei Borg- und Nachlaßvergleichen als der Mehrheit der Gläubiger ihrer Kategorie beitretend angenommen.

Das Ergebniß des Liegenschaftsverkaufs wird nur denjenigen bei der Liquidation nicht erscheinenden Gläubi­gern eröffnet werden, deren Forderungen durch Unterpfand versichert sind und zu deren voller Befriedigung der Erlös «us ihren Unterpfändern nicht hinreicht. Den übrigen Gläubigern läuft die gesetzliche sünfzehntägige Frist zur Bei­bringung eines bessern Käufers vom Tage der Liquidation, oder wenn der Liegenschaftsverkauf erst später stattsindet, vom Tage des letzteren an.

Als besserer Käufer wird nur derjenige betrachtet, welcher sich für ein höheres Anbot sogleich verbindlich er- lärt lind seine Zahlungsfähigkeit nachweist.

Name und Wohnort !

des !

Ausschn-ibende! Darum der

Amtlichen Be- ckaiintmachuug.

Schuldners.

Ta gfnhrt zur

Liquidation.

Ort

der

Liquidation.

Bemerkungen.

Oberamts-! 21 ^Jvh. Adam Herm. Walz,

geruht ' Krämer und Zeugmacher

Nagold. ' in Oberschwandorf.

10. Juli 1879, Vorm. 10 Uhr.

Oberschwan- : Liegenschafts-Verkauf am dorf. l 9. Juli 1879, Vorm. 10 Uhr.

O b e rj e t t i n g e n, Oberamts Herrenberq.

Eichen-Rinden-

Verkaus.

Am Freitag den 9. Mai d. I., Morgens 10 Uhr,

wird das heurige Rinden-Ergebniß, ge­schätzt zu 720 Ctr., meistens Raitel- und Glanzrinden, darunter sind blos etwa 120 Ctr. Grobrinden begriffen, ini öffentlichen Aufstreich aus hiesigem Rathhaus verkauft.

Liebhaber hievon wollen sich am ge­nannten Tage Morgens 8 Uhr im Ge­meindewald Bühl, Ünterjettinger Mar­kung, am sogenannten Oeschelbronner Steig sich einfinden, wo auf Verlangen der Waldschütz den Schlag vorzeigen wird. Waldmeisteramt.

_ Renz.

U n t c r s ch w a n d 0 r f.

Aus der Schulhausbaufondskasse wer­den

200 Mark

gegen gesetzliche Sichercheit zu 50 /g auSgcliehen von der

Gemeindcpflege.