der Contennc, um 8 Uhr von der Spinnmaschine verarbeitet und um 8 Uhr 15 Minuten gespult. Nun begann die eigenhändige Arbeit des Fabrikanten. Mit bewnndersiverthcr Geschicklichkeit war die Kette vvn ihm um 8 Uhr 87 Minuten geschweift, um 8 Uhr 43 Minuten an den Websucht gebäumt, um 9 Uhr 34 Minuten ausgebunden, woraus er sich sofort zum Weben anschickte. Um 1l Uhr 10 Minuten waren 7^/4 Ellen Stoff gewoben, um 12 Uhr 3 Minuten gewalkt, »m >2 Uhr 14 Minuten gewaschen, um 12 Uhr 17 Minuten gespritzt, um 12 Uhr 31 Min. getrocknet, um 12 Uhr 45 Minuten zngeschoren, um 1 Uhr 7 Minute» genoppt und gereinigt, um 1 Uhr 10 Minuten gebürstet und um 1 Uhr 15 Minuten dekatirt und daher nadelferrig. Dieser binnen 7 Stunden 15 Minuten ans frisch geschorener Wolle hergeitellte Stofs wanderte sofort in die Schneider- wcrkstätte, wo anS demselben unter Leitung eines Zuschneiders, des Hofschneiders Herrn I. Gunkel anS Wien, ein vollständiger Anzug für den Kaiser, be­stehend ans einem Rocke, einer Weste nnd einem Paar Beinkleider, bis 5 Uhr Nachmittags fix nnd fertig hergestcllt wurde. Das scheinbar Unmögliche ist da­her noch um eine volle Stunde früher zu Stande gebracht worden, als cs berechnet war.

Schweiz.

Thurgau. In Happerswyl brannte am Don­nerstag in der Frühe das Hans einer Wittwc Buhl nieder. Die Leiche der Hausbesitzerin wurde in der Tenne unter einem Hansen Häckerling todt, aber ziemlich unversehrt ansgefnnden. Die bezirksärztliche Untersuchung ergab, das; sie erschlagen nnd hieraus Wahrscheinlich in die Tenne geschleppt nnd dort ver­borgen worden war. Um die Spuren seines Ver­brechens zu tilgen, hatte dann der Mörder offenbar Feuer an das Haus gelegt: das Gebäude brannte bis ans den Grund nieder, aber das Opfer der Unthat wurde von den Flammen nicht verzehrt. Ein 21 jäh­riger Ticnstknecht wurde als der Thal verdächtig in Haft genommen.

Frankreich.

Paris, 29. April. Tie France schreibt, es seien in offiziöser Form (von Seite Russlands?) Schritte bei der französ. Regierung gethan worden, dahingehend, das; Letztere die Attentate und Kom­plotte gegen die gesellschaftliche Ordnung als gemeine Verbrechen benrtheilen lasse. Diese Schritte seien aber ohne Erfolg gewesen.

Paris, 30. April. TieAgenee Havas" sagt, eine Madrider Depesche vom 29. April erwähnt des beglaubigten Gerüchts von einer Heirath zwischen dem König Alphons und der Erzherzogin Marie Christine von Oesterreich. Die Hochzeit würde im September stattfinden.

Rußland.

Petersburg, 30. April. Telegramme des Orenburger Gouverneurs an den Minister des Innern melden: In der Stadt Orenburg ist am Montag Morgen um 10 Uhr ein starkes Feuer ausgebrochen; bei starkem Sturm dauerte eS den ganzen Tag und die ganze Nacht und noch einen Theil deS folgenden Tages. Der größte Theil der Stadt ist vernichtet. Die Krongelder und die meisten Aktenstücke sind ge­rettet. lieber die Hälfte der Bevölkerung ist obdach­los und ohne Nahrungsmittel. Bis jetzt hat man 3 Verbrannte aufgefnnden. Während des Brandes sind keinerlei Ausschreitungen vorgekommen. Der Gouverneur ersuchte den Minister um schleunige Geld- unterftütznng. Der Minister wies sofort vorläufig 10,000 Rubel an. (Schw. B.)

Orenburg, 29. April. Der Brand dauerte bei starkem Sturm den ganzen gestrigen Tag und die ganze Nacht fort. Heute dauert der Brand ein­zelner Häuser auf der gesammtcn Brandstätte noch fort. Der Sturm hat aufgehört. Niedergebrannt sind: zwei Kirchen, die Artilleriekaserne, die Gebäude des Bezirksstabes, der Stadtdnma und der Ingenieur- Verwaltung, der Kaufhof, die Telegrapheilstation, das Lehrcrinstitut, der Kameralhof, der Kontrolhof, das Kreiskriegsgericht und die besten Stadttheile. Der die Bevölkerung treffende Schaden ist enorm.

Handel L Uerkehr.

* Die in unserer legte» Nr. enthaltene Zusammenstellung von Gutachten mehrerer Gewerbe-Vereine haben wir dahin richtig zu stellen, daß der Gewerbe-Verein Nagold sich im Interesse der Landwirthschast wohl für Besteuerung landwirth- schaftl. Rohprodukte, wie Getreide oder Bich, nicht aber für Besteuerung industrieller Rohmaterialien ausgesprochen hat.

Stuttgart, 30. April. (Schlustergebuis; des Pferde­markts.) Zu Markt gebracht im Ganzen 1500: amtlich ange­

meldet als verkauft 21 l mit einem Erlös von 137 000 Die zwei höchsten Preise für ein Pferd 1750 und 1400 nieder­ster Preis 125 und 11 .kL 50 4. Als nicht angemeldet dürfen angenommen werde» 400 verkaufte Pferde für etwa 400,000 Höchste bekannt gewordene Preise der nicht amtlich angemel- deien: 1 Paar 4t>agenpferde 4300 ,.L, und erster des Paares feiner Pferde 2200V. z2t.-A.:

Tübingen, l. Mai. Auf dem am legten Dienstag abgehaltenen Vieh markt wurde sehr viel Vieh ungefähren: der Handel in Jungvieh, ebenso in Zugochsen blieb aber ein flauer, dagegen waren Mnslvchseu gesucht, Mast- nnd Melkvieh überbaupt begebet. Es wiro welch die naßkalte Witterung auf den Handel mit Melk- und Zugvieh eingewirkt gaben.

Vom 1. Mai an werden in den württembcrgischeu Ei- seubahn-Personen-Wageu auch für die Reisende» dritter Elasse je ein Wagen für Nicht-Raucher Zugleich als Frauenab­theilung) und zwar als erster Wagen »ach den erster und zweiter Elasse-Wagen eingestellt. Derselbe ist äußerlich durch eine Blech- tafel mit Ser AutzchristNichtraucher" erkenntlich nnd sind im Innern sämmlicher Personenwagen für das Publikum zur Be­lebrung Plakate angebracht. Einem schon lange gehegten Wunsche und Bedürfnis; ist dadurch entsprochen worden.

Ulm, 20 April. Die Jnnuugsfrage bewegt sich im Ulmer Kammertprengel bereits auf dem praklischeu Boden, sofern die Schreiner, Schneider, Bäcker, Ubrmachcr, Spengler, Drechsler und Schuhmacher sich theils schon vor Jahr und Tag, theilS erst in neuerer Zeit freie Genossenschaften koustituirt haben. Die Gewerbevereine in Bibernch, Ehingen und Laup- heim stehen im Begriff, Genossenschaften auf demselben Fuße eiuzurichten. Diese Schöpfungen haben es hauptsächlich auf die Lrdnung des Lehrlingswesens, die Einführug von Lehr- lingSprüfuugen, Regelung des Wanderunterstühungswesens, Schaffung anständiger Herbergen und Arbeitsnachweisungsskellen, Gründung von Prodnktivgenossenschnften, gemeinschaftlicher Ver- kaustsmagazine u. s. w. abgehen und suchen auf dem Wege der Selbsthife weilerzukommen. Die Kammer hält ein Ein­schreiten der Gesetzgebung in Betreff der Innungen vorerst nicht angezeigt.

Friedlos.

Novelle von Adolf Berg.

Dem VerfasserVäter und Kinder."

(Fortsetzung.)

II.

Ein französisch Soldatenmeib, sagest Du? Was will sie hier, was will hier die ganze Brut, die an unserem Mark gezehrt hat?" grollte am andern Mor­gen der Förster, während er ansgeregt die Stube ans und niederging nnd dann nnd wann mit scharfem, kaltem Blick sein Weib sixirte.

Ich null die Brut nicht unter meinem Dache beherbergen nnd. indessen ringsum großherzige Män­ner mit den Waffen ansstehen, diesem Geschlechte ein Obdach gewähren, die Schlange an meiner Brust ansziehen. Ich Hab' sie seit meiner Zugend gehaßt," setzte er schnell hinzu, während unbemerkt es spöttisch um seine Mundwinkel zuckte und ein düsterer Strahl ans seinen Augen blitzte.

Sie kam zur Nachtzeit, in Sturm und Gewitter," entgegnete die Försterin entschuldigend, nur ein blut­befleckter Mantel und nothdnrstige Kleidung schützte sie und das Kind, und sie flehte so bang und klagend, daß ich sie nicht zurnckweisen konnte. Das hättest Du auch nicht gethan, gelt, Erwin!" rief sie zuletzt mit einem Anflug von Schalkhaftigkeit aus.

Er entgegnete nichts, sondern trommelte leise, wie gedankenverloren, mit den Fingern einen Marsch an den Fensterscheiben und mehr und mehr verlor er sich in seine Gedanken und Träume; eine Zeit lang herrschte Stille in dem niedrigen Zimmer, laut tönte der Schlag der Schwarzwälder Uhr, bis Erwin sich endlich aus seinem Verlorensein aufrasite und die kurze Frage hinwarf:Wie sah sie aus? Welch'Gestalt?"

Die Försterin schilderte ihm der Wahrheit ge­mäß das fremde Weib, und düsterer, umwölkter ward seine Stirn, die feingcschnittenen Lippen bebten leicht und heftig wogte seine Brust. Er stützte das Haupt in die Hand und mit zitternder Stimme fragte er nach längerer Pause:

Und wohin ist sie jetzt?"

Sie sagt', sie wollte ihren Mann suchen, der, soviel ich verstand, ein Offizier und mit ihr von der großen Armee versprengt ist; sie nennt ihn Emil."

Emil?" Er sprang plötzlich auf und sein Auge blitzte dämonisch während seine ganze Gestalt sich in ihrer mächtigen Größe sich emporreckte.

Emil? Sag' dem Bub', et sollt auf die Vögel achten. Ich geh' in die Wälder und ins Dorf, er­wart' mich nicht."

Mit diesen Worten nahm er die Büchse von der Wand, schritt mit kurzem Gruß aus dem Haus und entschwand bald den nachfolgenden Blicken seines Weibes in den dichten Büschen.

Nicht wie sonst warf er prüfende Blicke um sich her, verfolgte mit aufmerksamem Auge den Flug der Vögel, oder blieb lauschend stehen, um dem Spiel zweier Eichhörnchen zuzuschauen, auch betrachtete er

nicht, wie früher, die kerzengraden Stämme seiner Waldkmder," wie er die Bäume nannte. Was kümmerte ihn all die Pracht, der sonnige Glanz seines deutschen Waldes, der Gesang der Vögel, sie sangen ja nur für sich und nicht für den armen Menschen, der da unter st»m Laubcache hinwandelte, init finsterem Herzen durch die morgenirische Natur.

Hahaha," lachte» die Bäume und schüttelten rauschend das tiesdnnkle Laub; lachten sie doch über den Herrn der Welt, sie, die Hundertjährigen, die schon so manchen Unglücklichen dahingehen gesehen, der am andern Tage mit lachendem Gesichte wiedergekom­men war; was kümmerte sie auch das Leid eines Un­glücklichen? Aber der, welcher jetzt dabin schritt, war kein Unglücklicher, sondern ein Verbrecher, ein Ver­brecher an dem Heiligsten der Menschheit.

Doch die Bäume lachten undhihi" kicherten die Blumen und schnurrten die Käser; haha und hoho schallte es von allen Seiten; geisterbleich wandte sich der Förster um und schauerte zusammen.

Er lachte auch, aber grell und unheimlich schallte es in der stillen, öden Natur wieder, und noch einmal wollte er anfjanchzen, doch nur ein Stöhnen drang ans der geguälten Brust; er lehnte sich an einen Stamm und unwillkürlich faltete er die Hände, obwohl kein Gebet aus seinem Munde hervordrang, sondern plötzlich ein laut trinmphirendes nnd zugleich schauer­lichesälloiw kulant« sie !a patrio".

Wie verwundert über sich selbst und fragend nach dem Sänger blickte der Förster sich scheu um, dann schlug er sich schallend ans den Mund und laut schrie er ans:

Bin ich denn ein banges Kind, daß ich mir die Furcht durch Lantsprechen vertreiben will; kommt nur her, ihr elenden feigen Geister, die ihr mit einem Wehrlosen käinpsen wollt, ich fürchte mich nicht, wenn ich auch ohne Waffe bin, kommt nur her, ich bin ja aus gan; anderem Wege, hier stören mich keine Teu- selsbrüÄe," setzte er scheu und zögernd hinzu, während die Bäume über ihm lachend die Wipfel schüttelten.

Langsam ging er weiter; der Athem keuchte schwer aus der Brust hervor, und in seinem Ohre hallte ein jauchzendes Lachen wieder.Ja, lacht nur, lacht," rief er aus,armselige Geister, die ihr mich so zu Tode quälen wollt und ich lache Euch dennoch aus: Haha."

Was war es, daß er plötzlich so scheu seinen Fuß wieder zurück zog, alS ob er ans eine Natter getreten hätte, warum fuhr er so bang zurück, es war ja nur ein todtsr Hund, der im Grase lag, halbbedeckt mit welkem Laub, das der rauhe Herbststnrm von den Bäumen gerissen nnd wirbelnd init sich geführt hatte? Es war nur ein Hund, aber er hatte ihn gekannt und geliebt, seinen tapferen Gefährten, der in allen Fähr­nissen, zu allen Zeiten ihn begleitet hatte; diesergute Kamerad", dieser trotzigstolze und mächtige Freund lag nun zu seinen Füßen ausgestreckt, von Blut überströmt, das aus zwei tiefen Wunden floß. Der Förster wandte sich ab von dem armen Opfer, dann aber schritt er entschlossen über den todten Körper hin und murmelte höhnisch:

Was ist ein elend Thierleben, wenn man um Menschenleben spielt?"

Während er diese Worte vor sich hinsprach, ging er langsam davon, indem er es anderen überließ, den Cadaver unter der Erde zu verbergen, vielleicht konnte er auch vergehen in dem Strahl der Sonne und dem Sturmeswehen.

Und weiter und weiter ging er durch den düsteren Wald, tief in sich versunken und im Geiste beschäftigt mit längst vergangenen und vergessenen Tagen, mit alten Bildern, deren Farben jedoch noch hell und frisch leuchteten, obwohl die Revolution ihre hochgehenden Wogen darüber ergossen hatte.

Emil," flüsterte er leise vor sich hin,Emil, wann treffen wir uns wieder?" Und wie eine Antwort aus diese Frage schüttelte er das trotzige Haupt, und die geballte Faust zuckte am Hirschfänger.

Er blickte nicht rechts noch links und sah nicht, wie rings die Sträucher zerknickt waren, als ob ein flüchtiges Reh hindurch gebrochen wäre. Hätte er es bemerkt, würde er in wirrer Angst und Eile einen anderen Weg eingeschlagen haben.-

lourssiü ak 8aint Aoarä" rauschten

die Wipfel über ihm,loiirxm-ak 8amt

Warä" summten die Käfer und der Name gellte in seinen Ohren tausendfach wieder und an den Wänden seines Herzens.

Der bin ich nicht", rief der Förster mit beben-