Lehrkräfte wird im Staatsdienste Unterkunftzu finden suchen.
Aalen, 19. Mürz. Um die hiesige Stadtbaumeistersstelle haben sich nicht weniger als ,80 Can- didaten beworben.
Ravensburg, 20. März. Der hiesige Schwur- gerichtShos verurtheilte heute den Dienstknecht I. G. Moosherr von Möllenbroun wegen eines an dem Dienstknecht Caviczel aus läraubüuden verübten Raubmords zum Tode.
Raven s b n r g, 20. Ncärz. sS ch w n r g e r ich t.j Anklagcsache gegen den Anton Huber von Buchau, gemeinschaftlich mit Therese Jaag von Buchau und Marianne Bleicher von Renhardsweiter, Oberamts Saulgau, in der Rächt vom Montag den 11. ans Dienstag den 12. Febr. v. I. den Schuster und Söldner Joh. Bapt. Jaag getödet zu habe». Aiis- serdcm wird dem Huber zur Last gelegt, gemeinschaftlich mit Carl Hecht von Buchau die Faßremise des Engelwirths Anton Stühle zu Buchau in gleicher Nacht in Brand gesteckt zu haben. Die Angeklagten wurden sür schuldig erklärt und Anton Huber und Marianne Bleicher zum Tode, Karl Hecht zu einer Zuchthausstrafe von 5 Jahren verurthcilt, die gleiche Zusahstrafe wurde über Huber ausgesprochen. Die Verkündigung deS Unheils machte aus die ''Angeklagten nicht den mindesten Cindruck.
Klciningerh eim, O.A. Besigheim, 22. März. Gestern Abend um 8 Uhr brach Feuer aus, welches mehrere Gedände einüscherte. Heute früh um 5 Uhr brach abermals Feuer aus, welches bis seht noch nicht bewältigt ist. Blau vermuthet Brandstiftung.
Bei der Etatsberathung im Reichstag wurde der Posten von 200,000 für den .Kasernenbau zu Hcilbrvnn ohne Cinrede genehmigt.
München, 19. März. Ein Beispiel von Wucher, wie er in München Sitte ist, wird aus Offizierskreisen berichtet. Für 1500 mußte einem „christlichen" Wucherer ein Wechsel zu 8000 ^6. verschrieben und innerhalb 5 Monaten außerdem an Prvlongativnsgebührcu u. s. w. die Summe von 4200 Zä bezahlt werden. Dgs macht per Jahr etwa 733 Prozent. Der Offizier wurde selbstverständlich zahlungsunfähig.
München, 20. März. Ter UnivcrsitätSpro- fessor und Führer der Altkathvliken Dr. Johannes Huber ist an einem Herzschlag gestorgen.
In Au bei Freising wollte dieser Tage ein 13jähriger Knabe andern Kindern beim Spiele das Hängen zeigen. Die Sache wurde jedoch wider seinen Willen ernst und bis Hilfe kam, war er eine Leiche.
Frankfurt a. M., 17. Mürz. Tie Osterferien deS Reichstags sollen nach den bis jetzt getroffenen Anordnungen am 5. April beginnen und bis zum 21. dauern. Bis dahin hofft inan im Besitze der sämtlichen finanziellen und zollpolitischen Vorlagen zu sein.
Um die erledigte Oberbürgermeisterei in Braunschwcig haben sich 32 Bewerber eingestellt.
Berlin, 18. März. Der i» Folge der Anträge der Abgg. Stumm und Günther uiedergesetzten Commission über das Arbeitcrcassenwcsen wurde vom Abg. Stumm ein vollständiger, 26 Paragraphen umfassender Gesetzentwurf über die Einführung von Fabrikpensionscassen vvrgelegt.
Berlin, 18. Mürz. Die Geschüfts-Ordnnngs- Commission des Reichstags beschloß heute, nur die Bestimmungen über die Entziehung des Wortes einer Revision zu unterziehen, und von einer allgemeinen Revision der Geschäftsordnung Umgang zu nehmen.
Berlin, 18. März. Von einem den Regierungskreisen nahestehenden Reichstagsabgeordneten wird versichert, daß, obgleich die Verhältnisse ziemlich verworren, eine Verständigung zwischen Regierung und Volksvertretung noch nicht ausgeschlossen sei. Eventuell sei jedoch der Reichskanzler zu Auflösung entschlossen.
Berlin, 19. Mürz. Der Berliner Kongreßvertrag ist dem Bundesrath und Reichstage vorgelegt worden. Jedenfalls aber nur zur Kenntnißnahme, nicht zur Genehmigung, was nicht ausschließt, daß er zu einer Diskussion im Reichstage führen wird. In gleicher Weise wird man sich gegenüber dem Vertrag mit Oesterreich vom 11. Oktober bezüglich der nordschleswigschen Frage verhalten. — Die Zolltarifkommission hat ihre Arbeiten beendigt, — die zweite Lesung des von ihr revidirten Tarifs wird noch einige Tage in Anspruch nehmen, und dann wird derselbe dem Bundesrath zugehen. Die Kom
mission hat somit unter Herrn von Varnbülcrs sachkundiger Leitung in ca. 11 Wochen eine That vollbracht, welche als eine höchst anständige Leistung bezeichnet werden muß.
Berlin, 22. Marz. Hierher gelangten Meldungen zufolge ist eine große finanzielle Panik am Donnerstag in Neworleans ausgcbrochen. 15 Banken stellten zeitweilig die Zahlungen ein. Die finanzielle Erschütterung in Folge der Fieber - Epidemie, welche das Land stark entvölkerte und die Geschäfte drückte, dürfte in den Südstaateu eine größere Ausdehnung anuehmcn und vielleicht auch Hamburg etwas in Mitleidenschaft ziehen, weil zwischen Hamburg und Ncw-Orleans vielfache Geschäftsverbindungen bestehen.
Außer den großen Finanz- und Zollfragen wird der Reichstag, wie man allgemein erwartet, auch noch die Frage deS Baues eines Parlamentsgc- büudes zu erledigen haben. Die langjährige Verschleppung derselben, die darin ihren Grund hatte, daß man über einen nach allen Richtungen geeigneten Platz sich nicht einigen konnte, hat darin ihr Ende gefunden, daß das RaczinSky'schc Palais am Königsplatz, dessen Erwerbung schon früher als geeignetste Maßregel anerkannt wurde, dessen Verkauf aber der Besitzer beharrlich verweigerte, jetzt nach dem Tode des alten Grasen Raczinsky veräußert werden soll. Es ist nicht wahrscheinlich, daß der Reichstag den Ankauf verweigern wird, da das darauf bezügl. Projekt unter allen übrigen am meisten den Beifall der Sachverständigen findet. An Geld aber fehlt es nicht, da das gleich nach Beendigung des Krieges bewilligte Baukapital inzwischen durch Verzinsung sich auf nahezu 30 Mill. -M vermehrt hat. Wird also die zu erwartende Regierungsvorlage genehmigt, so kann, wenn nicht die definitive Annahme des Bauplanes aus Schwierigkeiten stößt, bereits im nächsten Jahre der lang verschobene Ban endlich in Angriff genommen werden.
Der Berliner Arbeiterverein hatte Dienstag früh, wie alljährlich, einen Lorbeerkranz auf den Gräbern der Märzgefallenen in Friedrichshain niedergclegt, doch erschien schon nach einer Stunde ein Polizei-Wachtmeister und entfernte die in dem Kranz befindliche Inschrift „Berliner Arbeiterverein", nebst der an dem Kranz angebrachten schwarzroth- gvldenen Schleife.
Gerüchtweise verlautet, daß Feldmarschall v. Manteuffcl sür den Posten des Statthalters von Elsaß-Lothringen dcsignirt sei.
Nach einem Telegramm der „Post" räth Schu- waloff in Petersburg von allen Schritten zur Abänderung des Berliner Vertrags ab, weil solche voraussichtlich vergebens sein würden.
Das Präsidium des Reichstages ist durch den Reichskanzler benachrichtigt worden, das; mit Rücksicht auf die dem Kaiser von den Aerzten anempfohlene Schonung ein Empfang des Präsidiums an dem Kaiserlichen Geburtstage nicht stattfinden könne. Ber- muthlich wird nunmehr eine schriftliche Beglückwünschung beliebt werden. -- Eine gleiche Benachrichtigung ist durch den Gouverneur von Berlin auch au die Generalität gelangt.
Im Foyer des Reichstages zirtülirt der folgende nicht üble Scherz. Wie heißt die Schutz- zöllnerische Comparation? .... Buhl, Bühler, Varnbüler ....
Zu den Dingen, über die man sich in Berlin den Kopf zerbricht, gehört der Taschendiebstahl, wegen dessen der russiche Gardeoberst v. Basile- witsch, 56 Jahre alt, zu 3 Monat Gefängnis; ver- urtheilt worden ist. Der Oberst soll einer jungen Dame im Panoptikum das Portemonnaie (mit 15 L>gr.) aus der Margarethentasche entwendet haben. Mehrere Zeugen bestätigen es, während der Oberst es entrüstet in Abrede stellte. Er konnte sich auf den russischen Gesandten und auf I)r. Lauer, den Leibarzt des Kaisers, berufen, die ihn kannten. Er soll ein reicher Mann sein und mehrere große Güter in Rußland besitzen, konnte auch für seine vorläufige Freilassung 30,000 ftä Caution stellen. Mehrere Zeugen erklärten sich des Oberst auffälliges Andrängen an Damen aus andern als Geld-Annexions-Gründen.
Einem Andern „zum Spaß" aß in Schweinitz ein Mann trichincnhalliges Schweinefleisch; nach acht Tagen war er todt.
Aus Westfalen. Wohin der Eigensinn führen kann, sollte in der Stadt Witten eine Wittwe auf die traurigste Weise erfahren. Dieselbe hatte ein Töchterchen von 13 Jahren, welches durch seine eigen
sinnige Art der Mutter schon manchmal Grund zu tiefem Kummer gegeben. Neulich weigerte sich das Kind, einem Befehle der Mutter nachzukommen und drohte, es werde sich eher entleiben als gehorchen. Die Mutter verwies ihm diese Frechheit, aber von einem Ausgange hcimgekehrt, fand sic das Kind als Leiche vor: cs hatte sich im Keller erhängt.
Ein schöner Zug in dieser schweren Zeit der Noch wird aus Flensburg gemeldet: Ein Arbeiter, welcher bei einem Bäcker früher stets bezahlte, in der letzten Zeit aber sein Brod auf Kredit nahm, blieb lange ganz aus. Der Bäcker, hierüber unruhig, begab sich zu dem Arbeiter und traf denselben mit seiner Familie bei Tisch. Bei seinem Eintritt wurde rasch die Schüssel verdeckt. Auf eifriges Bitten des Bäckers lüftete man das Tuch, und er sah nun zu seinem nicht geringen Erstaunen — geröstete Kartoffel- schalen. Der Edelherzigc legte sofort 15 aus den Tisch und erlaubte dem Arbeiter, so lange Brod gratis zu holen, bis er wieder zu Geld gekommen sei.
Düsseldorf, 18. März. „Ein Vater holte aus einem Tanzlokalc seine nngcrathene Tochter ab und verabreichte derselben einige Ohrfeigen. Zu Hause angckommen, stürzte sich das Mädchen aus dem Fenster des dritten Stockes auf die Straße hinab und fiel unglücklicher Weise auf einen vorübergehenden Knaben, dem von der Wucht des Falles das Schlüsselbein gebrochen wurde, während das Mädchen unverletzt blieb."
Straß bürg, 18. März. Bei dem kürzlich stattgehabtcn Freiwilligen-Examen bestanden von 19 Prüflingen nur 3, sage drei. Die Mehrzahl derselben hatte eine Mittelschule gar nicht, ein Theil eine solche nur bis Tertia besucht und der andere Theil kam ans der Schnellbleiche.
Saarbrücken, 19. März. Der Marpinger Prozeß hat für die Staatskasse große Kosten im Gefolge gehabt. An die Zeugen (über 170) wurden 11,400 o/ä au Gebühren bezahlt, wozu noch die Gebühren der Gerichtsvollzieher für Ladungen und Zustellungen kommen.
Oesterreich—Ungarn.
Wien, 15. März. Die Polizei hat einen großartigen Cigarrcnschmnggel entdeckt und die ganze Pascherbandc verhaftet. Es wurden seit 10s Jahren bis 6000 Cigarren wöchentlich durch dieselbe nach Wien geschmuggelt.
Wien, 17. März. Der päpstliche Nuntius überreichte im Namen des Papstes 5000 Frcs., der mit dem Ausdrucke mitleidsvollster Theilnahme diese Spende für die armen Szegediner schicke. (B. T.)
Pest, 18. März. Das Unterhaus verwarf bei der Debatte des Kultusbudgets den Antrag auf Vorlage eines Gesetzes über die Glaubensfreiheit und nahm dagegen den Antrag aus Vorlage eines Gesetzentwurfs über die Einführung der Civilehe an.
Pest, 20. März. Die Kundgebungen in Deutschland für Szcgedin erwecken in Ungarn allgemein Gefühle wärmster Dankbarkeit für das deutsche Volk.
Szegedin, 17. März. Um 1 Uhr Mittags hat der Kaiser Szegcdin Verlassen: eine Stunde vorher sah man den Monarchen auf dem Damm der Theißbahn stehen: er ließ seinen Blick über das vor ihm sich ausbreitende Bild des Elends und der Zerstörung schweifen. Geraume Weile verharrte der Kaiser in dieser Stellung, versunken in Betrachtung des grauenhaft großartigen Schauspiels. Eine Thräne stahl sich aus dem Auge des Kaisers, der seiner inneren Bewegung nicht länger Herr bleiben konnte. Beim Empfange des Kaisers, wie während seiner Rundfahrt auf die Unglücksstätte ereigneten sich sehr interessante Episoden. Bürgermeister Palfy schilderte dem Kaiser die Schreckensnacht kurz und mit eindringlichen Worten und sagte: „Wir hatten bereits gegründete Hoffnung, daß wir gerettet seien, aber da kam der Sturm und vernichtete alle unsere Schranken. Der Sturm, der Sturm, der, Majestät, der hat uns getödtet. Unser Elend ist unermeßlich." Der Kaiser hörte dem ersten Bürger der Stadt mit sichtlicher Bewegung zu und antwortete: „Nur Muth gefaßt, von überall kommt Hilfe ins Land, aus allen zivilisirten Staaten. Ich werde das herrschende Elend selber kennen lernen, besonders die Kranken und Geretteten will Ich besuchen." Während der Vorstellung des Regierungskommissärs Lukacs wurde die denkwürdige Szene geradezu dramatisch bewegt. Der Kaiser fragte den Kommissär, wie viele Todte gefunden wurden, worauf derselbe anwortete: „Bisher 24." Da rief der Probst Kreminger, sich an die Brust schlagend»