aus darzulteklen und dagegen durch Predigt und Un terricht zu wirten.

Ein bischösl. Erlas; ordnet den Beginn des Jubiläums, das der hl. Vater aus Veranlassung der Jahresfeier seiner Erwählung zum Pachte aus­geschrieben hat, für die Diöcese Rotteuburg auf den kommenden ^vierten Fasten-) Sonntag an. Das Ende des Jubiläums ist auf den Pfingstsonntag festgesetzt.

Rottenburg, 18. März. Am Sonntag wurde der 70. Geburtstag des hochwürdigsteu Bischofs fest­lich begangen. Aus diesem Anlaß haben 2e. bisch. Gnaden, wie wir eben vernehmen, dem Herrn Stadt- schultheißeu 800 AL für die Armen der Stadt Rot- tenbnrg zugcsteilt. fD. Vbl.i

Sulz a/Rh, 14. Mürz. Gerechte Entrüstung hat in unserer Gegend eine saubere Entdeckung erregt, die man bei einem Horber Einwohner, der wegen Weinfälschung schon in Untersuchung steht, gemacht hat. Derselbe ließ nämlich seine geeichten Versandr- fässer abnehmen, setzte jedoch den gleichen Faßbvden wieder ein, so daß sich Inhalt und Eichung zum Nachtheil der Käufer nicht mehr entsprachen.

Pforzheim, 15. März. Eine Bestellung, wie sie wohl zu den Seltenheiten gehören dürfte, ist bei einem unserer Fabrikanten gemacht und auch ausge- sührt worden. Ein Zigennerhauptmann ließ sich, wohl als Zeichen seinerköniglichen" Würde, eine handbreite silberne Kette mit 4 Platten, worauf ver­goldete Katzenköpse angebracht sind, genau nach Vor­schrift ansertigen. Es sind dazu etwa 1000 Grm. Silber verwendet und die Klette hat ein Gewicht von 4 Pfd. Das sonderbare Ding ist zur Ansicht aus­gestellt. Die Kundschaft ist übrigens nicht schlecht, da selbstverständlich baar bezahlt wurde. Möge der Vagabundenkönig der neuen Klette Ehre machen, seine Unterthancn klug und weise regieren. Manches Bäuerleins Einfalt wird aber herhalten müssen, bis die kl osten der k. Jnsignie wieder Angebracht sind.

TerGermania" zufolge hat Adele Spitz- eder, welche ans ihrer klnnstreise in der Schweiz nur spärliche Lorbeer» gewonnen, sich wieder indem Mauern München heimisch gemacht. Das Vertrauen zu ihr ist immer noch ein unbegränztcS, frühere Vorgänge haben ihm keinen Abbruch zu thun vermocht. Adele macht wieder recht gute Geschäfte: sic empfängt Depositen wie in den besten Tagen derDachauer Bank."

Aachen, 10. März. Von 15 jungen Lauten, welche die Prüfung für den Einjährig-Freiwilligen- Dienst machten, haben 14 nicht bestanden.

Dresden, 17. März. DasDresd. Journ." bestätigt das Wicdcranstrcten der Rinderpest zu Aussig und Peterswalde in Böhmen, also in unmittelbarer Nähe der sächsischen Grenze: die Maßregeln gegen Einschleppung nach Sachsen sind wesentlich verschärft worden.

Berlin, l7. März. Die Besserung im Be­finden deS Kaisers ist während der letzten Tage erfreulich fortgeschritten. Um dies aber noch «ehr zu fördern, soll auf Anrathcn der Arzte Veranlassung zu größeren körperlichen Anstrengungen in nächster Zeit vermieden werden, ans dieser Rücksicht wird zur Feier des Geburtstages deS Kaisers eine größere Abcndfestlichkeit im königlichen Schlosse, wie solche in früheren Jahren veranstaltet wurde, diesmal nicht stattfinden. (Fr. I.)

Ter Kongreß der deutschen Landwirthe hat an die Landwirthe und landwirthschastlichen Vereine Deutschlands ein Rundschreiben gerichtet, in welchem in der lebhaftesten Weise für die Getreidezölle Propaganda gemacht wird. ES heißt in demselben u. A.:Jetzt oder nie müssen wir mit unfern Wün­schen hervortreten, die Nation seufzt und windet sich unter der Geisel des Nothstandes, sie sehnt sich nach grundlegenden Umgestaltungen des seitherigen falschen Wirthschastssystems. Der gewaltige Kanzler hat durch seine Vergangenheit bewiesen, daß das Wohl des Ganzen ihm am Herzen liegt. Aber er muß sich auf die Wünsche der Landwirthe stützen können, er muß die Gewißheit haben, daß die ganze deutsche Land- wirthschaft hinter ihm steht im Kampfe gegen die Angriffe des Auslandes, des Großhändler- und Spe- kulantenthnms und seiner Vertreter im Parlamente. Deßhalb müssen Petitionen mit Tausenden und Tausenden von Unterschriften an den Fürsten Bis­marck lind an die Vertreter iin Reichstag seitens der Landwirthe und landwirthschastlichen Vereine gesandt werden. Dieses Vorgehen ist schon deßhalb geboten, da der Verein für Freihandel sich vor längerer Zeit

direkt an sümmtliche landwirthschastlichen Vereine ge­wendet hat."

Das Berl. Tagbl. schreibt: Ucber die Zoll- und Steuersätze, welche in dem Entwurf eines Ta­baksteuergesetzes, das im prcuß. Finanzministerium ausgearbeitet worden ist, enthalten ffnd, sind so viele widersprechende Meldungen durch die Blätter gegan­gen, daß es sich der Mühe verlohnt, endlich einmal die wirklichen Lätze hervorzuheben. Es soll nämlich der ausländische Rohtabak einen Zoll von 70 AL, der inländische aber eine Steuer von 58 AL ent­richten. Dass. Bl. schreibt ferner: Betreffs der Finanzzölle verlautet, daß der Antrag aus Erhö­hung des Kasseczvlls von der württcmbcrgischcn Regierung allsgegangen ist. Darnach soll der Kaffee­zoll von 17,50 aus 21 AL erhöht werden. Die würrt. Regierung glaubt, daß bei einer entsprechen­den Erhöhung des Theezolles und der Einführung eines Petrvlenmzolles von 1,50 AL eine Mehrein- nahmc von 15 Mill. AL sich werde erzielen lassen.

Die Reblaus ist durch Vertrüge der europäi­schen Staaten, denen auch der deutsche Reichstag beigctreten ist, als internationaler Feind gcbrandmarkt worden. Sie hat's vollauf verdient als Verderber des Weins, dieses internationalen Sorgenbrechers.

Die vom 1. April ab im Weltpostverein zur Erhebung kommenden Posttaxcn sind bereits ver­öffentlicht. Wir machen indes; noch besonders darauf alismerksam, daß für Waarenproben im inncrn Verkehr Deutschlands, wie im Weltpostverein, bis zum Geivicht von 100 » eine einheitliche Taxe von lO F iil Anwendung kommt. Für Waaren über 100 bis 250 A betrügt das Porto im inner» Ver­kehr Deutschlands gleichfalls 10 ,F, im Weltpost­verein dagegen 5 für je 50 g-. Die Vereinigung von Drucksachen und Waarenproben zu einer Sen­dling ist zulässig gegen Entrichtung der Taxe von Waarenproben chnndestens 10 ALi. Die vor einiger Zeit versuchsweile und unter Vorbehalt des Wider­rufs getroffene Bestimmung, wonach für die unter Band versandten Kataloge, Preislisten und sonstigen Drucksachen, wenn denselben Stoffproben oder Zcug- inustcr beigefügt werden, die Drucksachen-Taxc zu berechnen war, ist durch die Festsetzung des Weltpost- vertrages aufgehoben.

Ein seltsames Frachtgut ist dieser Tage aus der königlichen Ostbahu in Berlin angekommcn. Ein Waggon brachte nämlich eine Anzahl Stoßzähne des Mammut mit, von denen jeder die respektable Länge von mehr als 8 Meter und an der Basis einen Durchmesser von 7 Centimeter hatte. Tie Zähne kamen ans Nordsibirien, wo sic noch jetzt häufcg ge­sunden werden, lind bilden einen recht bedeutenden Handelsartikel, weil sie wie die Stoßzähne der jetzt noch lebenden Elephanten als Elfenbein verkauft werden.

Am 14. ds. ist Tr. Adolf Anderssen, Pros, am königlichen Friedrichs-Gymnasium in Breslau, als einer der bedeutendsten Schachspieler bekannt, nach langen und schweren Leiden verschieden.

Der Reichstag wurde bei der Bcrathung über die Rechtfertigungs chrift über den sog. kleinen Be­lagerungszustand in Berlin wieder etwas in Aufre­gung gebracht, indem der sozial-demokr. Abg. Liebknecht einige Ausfälle machte. Nicht die Sozial-Demokraten, sondern die, welche den Belagerungsstand verhängt, gehören nach ihm ans die Anklagebank. Schließlich zwang er den Präsidenten, ihm das Wort zu entziehen, indem er sein osterwähntcs Sitzenbleiben beim Hoch aus den Kaiser zu rechtfertigen suchte. Forckenbeck erklärte, daß dieses Sitzenbleiben die monarchischen Gefühle des Reichstags und des ganzen Volkes ist einer Weise verletzt habe, wie cs kaum stärker gedacht werden könne. Liebknecht wollte trotzdem sortfahren, den Vorwurf der Beleidigung zurückweisen. Hier wurde er aber vom Präsidenten bedeutet, wenn er nicht sofort seinen Vortrag abbrechc, so werde er, der Präsident, das Haus fragen, ob dem Redner das Wort entzogen werden solle. Lieb­knecht verließ dann etwas betroffen die Tribüne. Die vorhergegangenen Rufe:herunter"! aus den Reihen der Rechten wies Forckenbeck als ungehörig zurück.

Dem Vernehmen nach hat sich Kaiser Wilhelm als Chef der Kriegsmarine nicht nur gegen die Vor­legung der Akten und Untersuchung über den Unter­gang desGroßen Kurfürsten", sondern auch gegen die Veröffentlichung des kriegsgerichtlichen Spruches ausgesprochen. Zur Begründung wird

daraus hingewieseu, daß z. B. im letzten Kriege von einzelnen Führern taktische Fehler begangen worden seien, welche viel schwerere Verluste herbcigeführt haben, als der Untergang desGroßen Kurfürst", daß es aber damals Niemand eingefallen sei, eine Veröffentlichung der Vorgänge und deren Folgen für die betheiligten Generale zu verlangen. Diese Be­gründung wird aber den Reichstag schwerlich über­zeugen. Wäre derGroße Kurfürst" in einer See- Ichlacht untergegangen, so läge die Sache noch anders, aber der Verlust eines Schiffes und eines großen Theiles der Mannschaft aus einer Uebungsfahrt läßt sich mit einem solchen Vorgänge nicht auf gleiche Linie stellen, wenn auch formell ein Geschwader in Sec als im Kriegszustand befindlich betrachtet wird.

Königsberg, 13. März. Am 18. Januar d. I. wurde von hier ein anonymes, mit der Unter­schriftEin Sozialdemokrat" versehenes Schreiben an den Kaiser zur Post gegeben, i» welchem die gröbsten und pöbelhaftesten Beleidigungen gegen Kaiser enthalten sind, in welchem sogar mit Mord gedroht wurde. Der Brief kam aus dem Geheimen Kabinet von Berlin hierher zurück an den Oberpä- sidenten, welcher denselben der Polizei zur weiteren Veranlassuug übermittelte. Diese hat als den Schrei­ber desselben den Winkelkonsulenten Louis Jaeoby ermittelt, der heute wegen Majestätsbcleidigung an­geklagt vor dem Stadtgericht stand. Die Staats­anwaltschaft beantragte auf 1 Jahr Gefängnis; zn erkennen, der Gerichtshof erkannte auf Fre isp rechung, weil derselbe auf Grund des Urtheils der Schreib- verständigen allein nicht die Ueberzeugung gewinnen konnte, daß Angeklagter das inkriminirte Schriftstück verfaßt hat.

Am 5. April wird man erfahren, was das Ge­richt in Saarbrücken von de» Marpinger Wun­de rgcschichten hält: denn an diesem Tage füllt es seinen Spruch. Der Besuch von Marpingen in der Wunderzeit zeigt allerdings, daß daS Wunder des Glaubens liebstes Kind ist. An den Wochen­tagen stellten sich anfangs 0 -700 Freunde ein, an den Avantagen 08000 von der Prinzessin an bis herunter zum Taglöhner; am 3. Sept. zählte man 13000 Fremde. Der Pastor Neureuter schätzte die Fremden nach dein Opfergeld in der Kirche, das oft zwischen 4500 AL betrug, der Wirth nach den Gläsern Bier und Milch. Der größte Zudrang war Sonnabend Abends und Sonntag und da geschahen auch die meisten Wunder. Die Leute standen und lagen um die Kirche und die Wunderquelle herum und saugen und beteten und dann zeigte sich Einzel­nen nicht nur die h. Jungfrau, sondern auch mancher Krüppel und Kranke stieg ans und erklärte, er sei geheilt, nur wenn der Geusdarm da war, geschah niemals ein Wunder.

OesterreichUngarn.

Wien, 10. März. Der praktische Arzt Dr. Ignaz Mühlhauscr, einer der gcachtctsten Aerzte im Bezirke Mariahilf, ist heute Vormittags in der Reit- hoffer'schen Gummiwarennicderlage von dem daselbst bedicusteten Hausknecht Karl Koffler durch eine An­zahl von Messerstichen getödtet worden. Wcßhalb Koffler den Arzt, den er seit Jahren bediente, so oft dieser ins Rcithoffer'sche Geschäft kam, ermordet hat, ist absolut nicht zu erklären.

Wien, 17. Mürz. Die Lage in Szegedin hat sich gebessert, das Wasser fällt, das Rettungs- Werk wird planmäßig organisirt, Lebensmittel sind reichlich vorhanden, aber das große Unglück ist jetzt erst erkenntlich. Gestern wurde offiziell die Zahl der HauSeinstürzc fcstgestcllt. In der Rochusstadt stehen noch 14, in der Oberstadt 56, in der Unter­stadt 8, in der Jnnerstadt 182 inklusive Bahnhof, zusammen 261 Häuser; vor der Katastrophe hatte Szegedin 9600 Häuser, mithin sind 9339 eingestürzt. Bis gestern wurden 1900 Leichen aufgefunden. Der Finanzminister Szapary glaubt, vorMitte Mai sei der Wasserabfluß nicht erwartbar. Unter den Flüchtlingen sind Diphteritisfälle Vorkom­men, der Ausbruch einer Epidemie wird befürchtet. Gestern sind 22 Szegediner Irrsinnige nach Pesth- Ofen gebracht worden. (Schw. M.)

Szegedin, 16. März. Der Kaiser hat die strengste Untersuchung gegen die Szegediner Regie­rungs-Organe angeordnct, deren Energielosigkeit die Hauptschuld an der Katastrophe zugeschrieben wird.

Szegedin, 17. März. Der Kaiser wurde heute Vormittag von der ganzen zurückgebliebenen Bevölkerung mit Begeisterung empfangen; derselbe