Amts- und Intelligenz-Blatt für den Lberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich Nmnl und koste! lmlbjübnich filier > ohne Trägerlohn) I UN in dem Bezirk 2 anßerhnlb des Bezirks 2 40

Donnerstag den 20. März.

Inserlionsgebichr sür die tspelltige Zeile aus ge- tvölinlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 --, bei mehrmaliger je «> 4.

Es steht somit fest, das; die Landwinhschast

Einladung zum Abonnement

auf den

Preis vierteljährlich faiumt Posrliefcrnngsgebühr in dem Bezirk l -M, aus;erhalb des Bezirks l o/L 20 L.

Diejenigen unserer verehrt. Abonnenten, welche blos vierteljährlich abonnirt hatten, bitten wir, ihre Bestellung sür das mit dem 1. April beginnende 2. Quartal des Abon­nements sogleich zu erneuern, indem die Nach­lieferung der erschienenen Nummern nicht immer vollständig geschehen kann. Der Bei-1 tritt neuer Abonnenten ist uns natürlich je­derzeit willkommen.

Dir Deduktion K Expedition.

A m t l i ch e s.

N a g v l d.

An die Ortsvorstchcr.

Dieselben werden darauf aufmerksam gemacht, das; die Wcg-Visitations-Protokvlle pro 1878, sowie die Visitations-Protokolle des Oberamtsbaumwarts pro 1878, soweit sie nicht bereits cingekvmmen sind, längstens bis 1 . April d. Js. mit Vollzngsbericht vvrzulegen sind.

Den 18. März 1879.

K. Oberamt. Güntncr.

N a g o l d.

Nachstehende Bekanntmachung der k. Aussichts- Commission für die Staatskranken-Anstalten vom 11. März d. I. wird hiemit zur öffentlichen Kenntnis; gebracht.

Den 16. Mürz 1879.

K. Oberamt und Oberamtsphysikat.

Bekanntmachung, betreffend die Aufnahme armer in­ländischer Ohrenlcidender in die Ohrenklinik des Tlock. I)r. Hcdinger in Stuttgart.

Behufs der Erleichterung der Unterbringung armer inländischer Ohrenleidcndcr in der Ohrcnklinik deS Kock. 11r. Hcdinger in Stuttgart ist aus Staats­mitteln eine entsprechende Summe anSgcsetzt, und gelten für die Aufnahme folgende Bestimmungen:

1) Es werden nur solche vermögenslose Württcm- berger zum Genüsse der Wohlthat zugelassen, welche durch ein Ohrenleidcn, das als noch heilbar der ärztlichen Pflege bedarf, in ihren Erwerbsvcrhältnisscn beeinträchtigt werden, und sür welche die Hälfte des entstehenden Auf­wandes aus öffentlichen Kassen bestritten wird.

Ausnahmsweise können auch solche Personen unter die Staatspfleglingc ausgenommen wer­den, welchen nach ihren Vermögens- und Er­werbsverhältnissen die Bestreitung des ganzen entstehenden Aufwands unmöglich ilt, die aber ^och die zweite, nicht auf die Staatskasse zu übernehmende, Hälfte des Aufwandes ganz oder theilwcise anS eigenen Mitteln oder vermöge anderweitiger Unterstützung ersetzen können.

2) Diejenigen Mittellosen, welche die Aufnahme nachsnchen, haben von Seiten der OrtSobrig- kcit ein Zeugnis; über die Vermögens- und Erwcrbslage, beziehungsweise über die Ucber- nahme der hälftigen Kosten auf die Armenkasse beiznbringen.

8> l)r. Hcdinger ist befugt, Ansnahmejnchcnde, deren Unheilbarkcit wahrscheinlich ist, zurückzn- weiscn.

1! Der Betrag der Entschädigung des I>r. He dinger für ärztliche Behandlung, Wohnung und Verköstigung ist ans 2 M. pro Tag festgesetzt. Tür Kranke, welche der Fürsorge des l)r, Hc­dinger für Wohnung und Kost nicht bedürfen, wird I c/lä in Verrechnung gebracht. Für bei­derlei Kranke übernimmt der Staat die Halste der Kosten.

Stuttgart, den 11. Mürz 1879.

K. Aufsichtskommission für die Staatskrankenanstaltcn. _Iäge r._

Dir Lage der Landwirthschaft mid die Getrcidc- zoll frage.

Jedermann ist sich bewußt, in welch' schwieri­ger Lage sich die Landwirthschast befindet. Die Produkte des Ackerbaues und der Viehzucht sind im Vergleich der letzten Jahre sehr gesunken und sinken immer mehr, die Kasten aller Art haben sich gesteigert und ans eine Entlastug kann auch der Landwirth kaum hoffen. Dieses Sinken des Getreidepreises hat seinen Grund darin, das; uns das Ausland, welches billiger produzirt und seine Produkte unter günstigeren Be­dingungen ans den Markt bringt, das bisher bestan­dene landwirthschastliche Gleichgewicht gestört hat und jede neueröffnete Bahnstrecke in Oesterreich-Ungarn, Rußland, Amerika, Australien muß die Interessen der heimischen Produktion noch mehr schädigen. Ter Ueberflus; der Produktion des Auslandes wird zu Wasser und zu Land dahin getragen, wo die deutsche Landwirthschast ihre natürlichen Absatzgucllen hatte. So wollen wir nur ein naheliegendes Beispiel an­führen. Unser Oberschwaben hat seiner Zeit die halbe Schweiz mit Getreide versehen. Allein der Vorrath, der heute zum Export bleibt, kann die Konkurrenz mit dem aus Oesterreich, Ungarn und Rußland Ein­geführten nicht ertragen. Es wandert also das Geld dahin, wo der Werth der ländlichen Produkte bisher kaum gekannt wurde und der deutsche Landwirth muß unter dem Herstellungspreis verkaufen, d. h. er muß schließlich von seinem Vermögen zusetzen. Das mag einige Jahre hingehen, aus die Länge aber ist dies nicht erträglich und' der Bauer muß - zu Grunde gehen. Diese trübe Lage der Landwirthschast wirst nun auch ihre düsteren Schatten aus die industriellen gewerblichen Vchrhältnisse. Wenn der Bauer kein Geld hat, dann leidet daS Geschäft, das sagt unS jeder Kaufmann, jeder Handwerker. Es fehlt nun dein Bauern nicht an solchen, welche ihm Helsen wol­len, und wie'? Da heißt es: Mit dem Getreidebau ist's nichts mehr, seht darnach, das; ihr mehr Futter­kräuter baut, den Viehstand vermehrt, euch auf die Viehmast, Käserei, Brennerei u. dgl. legt. Allein abge­sehen davon, das; cs wiederum nur einzelne Gegenden und auch hier einzelne Grundstücke sind, welche sich zum Anbau von Futterkräutern oder Handelspslanzen eignen, ist heute schon die Aufzucht und Mästung der Thiere viel zu kostbillig. Der Preis des fetten ViehcS und der Schweine ist so gewichen, daß auch hier nichts zu verdienen ist, wozu noch die sich von Woche zu Woche steigernde Einfuhr das Ihrige bei­trägt. So sind allein über Bremen vom 1. Rov. v. I. bis Blüte Januar aus Amerika eingcführt worden: 61,178,000 Kilo Speck, öl,126,000 Kilo Schmalz und in den letzten Tagen vor dem. Jan. 88,000 Kg. Butter, welch' letzterer pr. Psd. zu 47 bis 57 verkauft wurde. Also auch die deutsche Viehzucht kann hier nicht mehr evneurrircn.

einem sicheren Verfall cnlgegcngeht, wenn sie nicht gegen die Einfuhr überbilliger ausländischer Produkte geschützt wird. Dieses kann aber nur geschehen durch den Schutzzoll. Durch denselben sollen die aus­ländischen Produkte nicht von unseren Grenzen abgc- halten werden, allein sie sollen so belastet werden, das; sie das wirthschaftl. Gleichgewicht unseres Vater­landes nicht zu stören vermögen. Eine Vcrthcncrung der Lebensmittel wird daher nicht zu befürchten sein, denn der geringe Zoll, der per Ctr. erhoben wird, wird den ausländischen Produzenten nicht abhalten, auch ferner den Markt zu sreguentiren, während auf diesem Wege allein uns die Konkurrenz möglich ge­macht, andererseits auch die Landwirthschast in ihren saü unerschwinglichen Abgaben einigermaßen entlastet werden kann.

Anmerk. d. Red.: Wir beabsichtigen bei Aufnabme dieses Artikels nicht, i» der Trage der Getreidezölle Stellung zu nehme» und geben gerne auch gegentheiliger Ansicht das Wort.

Leine Al ajestät der Ä öuig haben durch Allerhöchste Srdre vom 10. d. Mts. dem Landjäger >. El. Grat er in Wildberg das Dienst Ehrenzeichen I. Ei. zu verleihen geruht.

Gestorben: Den 17. Marz zu Hcilbronn Kaufmann Paul Bert scher, sen., aus Horb, 70 Z. a.

T a g e s - N e n i g k e i t e rr.

Deutsches Reich.

" Nagold, 19. März. Schon hatten wir ein Eingesendet" für das heutige Blatt in der Zcirungs- mappc vorliegen, das darüber seine Verwunderung nicht zurückhalten kann, wie es komme, daß in den nur 1 Stunde von hier entfernten Orten Hochdorf und Gündringen das Rindfleisch nur 50 koste, da die dortigen Metzger doch auch nicht als Stemp­let' bekannt seien, überrascht uns diesen Morgen der Ausscheller mit der Bekanntmachung, daß bei den Metzgern Jakob und Fr. Häußler, Burkhardt, Stickel, Müller, Maier und Frei das K 2 Kilo Ochsensleisch 60, Rindfleisch 56, Kalbfleisch 50, Schweinefleisch 50 nunmehr koste. Wollen die zwei anderen HH. Metzger uns vielleicht noch eine größere Uebcrraschung bereiten oder waren sie zur Zeit des Beschlusses ih- rer HH. Collegen bei jenem billigen Einkauf begrif­fen, nach welchem man das Rindfleisch wie die Hoch- dorscr und Gündringer Metzger zu geben vermag? Nachschrift. Noch konnte der Ausscheller kaum die Runde beendigt haben, als er schon wieder das Wort hatte und mit freundlicher Miene verkündete, das; Metzger Freithalcr das Ochsenfleisch zu 60, Rind­fleisch zu 50 und Kalbfleisch ebenfalls zu 50 L ab­gebe. Bravo, bravo! so ist's recht! snmSte unser sangslustigcr Nachbar.

Calw, 16. Mürz. Heute früh 8 Uhr stürzte sich ein lediger, 25 Jahre alter Arbeiter, der dem Trünke ergeben ist, in einem Anfälle von ckolirium tromons aus einem Mansardenzimmer in einer Re­stauration, wo er wohnte, 8 Stock hoch herunter in einen Winkel. Der weichen, aber nicht sehr ap­petitlichen Unterlage, welche er sich zu seinem Sprunge auswähltc, hatte er es zu verdanken, daß er keine gefährliche Verletzungen davontrng: derselbe ist jetzt im Krankenhause in sicherer Obhut untergebracht.

Stuttgart, 16. Mürz. Heute Vormittag wurde daS in diese Woche fallende Gcburtsscst Sr. Maj. deS deutschen Kaisers in der GarnisvnS- kirche und in der kathvl. Kirche gefeiert.

Die Rabbinate des Landes wurden von der K. Israel. Oberkirchenbchörde anfgefordert, von der Kanzel aus die Verwerflichkeit der Wuchergeschäfte vom sittlichreligiösen Standpunkt des Jndenthnms