Der GcskWls«cr.

Amtsblatt für den OberamLsbezirk Nagold.

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A m t l i cl) c ö.

K. O b e r a m l s g e r i ck i Nagold.

Derzeichniß

der zu Schöffen und Gerichtszeugrn des Obcramtsgerichts für das Jahr 1875 gewählten Personen.

L.. Schöffen:

t) Herr Heinrich Klein, Gemeinderalh von Nagold,

2) Ferdinand Pfeifer, Gemeinderath von da,

3) Wilhelm Heiller, Kaufmann von da,

4) Johann Georg Schuon, Stricker von da,

5) Heinrich Müller, Kaufmann von da,

6) Friedrich Rapp, Mühledesitzer von da,

7) Georg Hummel, Kaufmann von Gülllingen,

8) Johann Georg Schnler, Kaufmann von Walddorf,

9) ., C. W. F. Reichert, Kaufmann in Wildberg,

10) Carl Walz, Kaufmann in Alrenstaig,

11) Schultheiß G ä n ß l e von Walddorf,

12) Dürr in Warth,

13) Ri e l h ll er in Ebhanfen,

11) Ludwig Fink deiner, Gemeinderalh in Altcnstaig,

15) Schultheiß Gärtner in Sulz.

Ersatzmänner für Schöffen:

1) Herr Friedrich Stockinger, Kaufmann in Nagold,

2) Friedrich Reichert, Gemeinderath in Wildberg,

3) Carl Sannwald, Fabrikbesitzer in Nagold.

L. G e r i ch t s z e u g en:

1) Herr Heinrich Bauer, Silberarbeiter,

2) Philipp Jakob Essig, Dreher,

3) Franz N i s ch, -Bortc«macher, -

4) Ludwig Friedrich Köhler, Bierbrauer,

5) Louis Kapp ler, Gemeinderalh,

6) Simon Raufer, Tuchmacher,

7) Friedrich Wilhelm Bijcher, Partikulier,

8) Christian Harr, Partikulier,

fämmtlich von Nagold,

Ersatzmänner:

1) Herr Carl Wörfching, Gemeinderath,

2) Wilhelm Eitel, Buchbinder von Nagold.

Zur Beurkundung:

Den 28. Oktober 1874.

K. Oberamtsgericht. Kißling.

Nagold.

An die Ortsvorsteher.

Die Ortsvorsleher werden aufgefordert, die betreffenden Feuerpolizei Vorschriften, wie sie nach der General Verordnung vom 13. April 1808, Regierungsblatt S. 205207, und nach den Verfügungen, betr. die Neibt'euerzeuge, Reg.-Bl. 1853, Seite 7 und Reg.-Bl. 1856, Seite 207; ferner betreffs der Aufbe­wahrung leicht entzündlicher Maaren nach der Verfügung vom 1. Juli 1865, Regbl. S. 137 zusammengestellt sind, in ihren Gemeinden öffentlich bekannt machen zu lassen und das Polizei- Personal entsprechend zu instruiren.

lieber die geschehene Publikation ist ein Eintrag in das Amts Protokoll zu machen und wird man sich von dem Vollzug bei den Ruggerichten rc. Ueberzeugung verschaffen.

Den 28. Oktober 1874.

K. Obcramt.

Güntne r-

L a g e S - R - n i g k e i t e n.

** Nagold, 30. Okt. Die am letzten Feiertag vorge- nommcne Wahl von 3 Mitgliedern in den Orts sch ulrath hatte kein günstiges Resultat, indem von 190 Wahlberechtigten nur 4 gütige Wahlzettel abgegeben wurden, einen mehr, als die Wahlkommission Mitglieder zählte. Da nach dem Ausspruch des Bczirksschulinspektors das Schulwesen in hiesiger Stadt auf gutem Grunde steht und nach wie vor der seitherige aus dem Kir­chenkonvent und mehreren Lehrern zusammengesetzte Ortsschulrath seinen Verpflichtungen gewissenhaft obliegen wird, so ist der Aus­

fall der neuesten Wahl nicht besonders zu beoanein, obgleich eS zu verwundern ist, daß dw wahlberechtigten Väter im Interesse der Leitung ihrer Kinder ein ihnen eingeränmtes Recht so wenig zu schätzen wissen.

Zu Vollziehung des Grund , Gebäude- und >N-»erbesteucr- gesetzes vom 28. April 1873 sind von der Catastcrkommifsion in Gemäßheit des Art. 7 dieses Gesetzes zu Bezirks - Stener- koinmissären für das Gewerbckataster ernannt worden: für die Oberämtcr Calw: NathSschrcibcr Hafsncr in Calw, Frenden- stadt: Kameralverwaltcr Mederle in Dornstetten, Herrenberg: Kameralverwalter Eisen b ach in Allenstaig, Horb: Kamcral- verwalter Klump in Horb, Nagold: Stadtschiiltheiß Richter in Allenstaig.

Tübingen, 27. Okl. DieTübinger Chronik" schreibt: Eine Schreckensnacht, wie sie unsere Stadl noch nicht oft ge­sehen, liegt hinter uns. Gestern Abend vor 7 Uhr ertönte es durch die Straßen:Feuer beim Spital" und Alles eilte nach dcr Brandstätte, um an dem Lösch und Nettungsweike mitzu- helsen. Zwei eng an einander gebaute Häuser in der Mada­gasse, mit Frucht- und Fullervorräthcn gefüllt, standen in Flammen und man fürchtete allgemein, daß der Brand größere Dimensionen annehmen und sich auf die Nachbarhäuser ausdchnen werde. Nach Verfluß von einer Stunde halte unsere Feuerwehr das Feuer so ziemlich bewältigt. Allein um 11 wurde auf's Neue Allarm geblasen und wie ein Lauffeuer ging es durch die Stadt, daß in der sogen.Neustadt", die von der Madergasse nur durch den Hospital getrennt ist, ein neuer Brnnd entstanden fei. Im ersten Augenblicke meinten Alle, daß das alte Feuer wieder churchgehrochen,sei^ aber die Helle. Lohe, die sich in ungeheurer Größe gen Humiiel wälzte und den ganzen westlichen Stadttheil wie bei Hellem Tag erleuchtete, belehrte sie eines andern und zeigte zum großen Schrecken Aller, daß nun auch in der Neustadt, und zwar an einem Orte, der durch die enge Bauart und die mit Garben, Heu rc. ungefüllten Häuser die Gefahr doppelt groß erscheinen ließ, ein Brand zum Ausbruch gekommen war, welchem Einhalt zu thun unmöglich erschien und dcr manche entfernter wohnende Familie veranlaßte, Maßregeln zu Sicherung ihrer Habe zu treffen. Unsere Feuerwehr, die jetzt den Kampf gegen das entfesselte Element zum zweiten Mal anfnchmen mußte, ent­wickelte Angesichts des Flammenmeeres, das aus drei Häusern zumal herausschlug, eine rühmenswerthe Ausdauer, so daß nach Aufwendung aller Kräfte die Wehrmänner mit Tagesgrauen ihr Werk als vollendet ansehen konnten. Durch diese beiden Brände wurden 9 Familien ihres Obdachs und thcilweise ihrer Habe, wovon einige weder das eine noch das andere versichert haben, beraubt und 4 Häuser, 1 Scheuer und 1 Schopf theils ganz, theils bis auf Weniges eingcäschert. Ueber die Entstehungsursache des einen oder des andern Brandes verlautet bis jetzt noch nichts Bestimmtes.

Tübingen, 28. Oktober. In 2 Tagen hatten wir heute Abend den dritten Brand. Gegenüber von den in der vor­letzten Nacht zuerst abgebrannten Häusern beim Spital schlugen um 5 Uhr, also glücklicherweise noch bei Tag, aus einer Scheune wieder die Flammen heraus und die Scheuer nebst einem hart danebenstehendcn Wohnhaus sind vollständig abgebrannt. Die Scheuer gehörte zur Hälfte einem dcr zuerst Abgebrannten. Viele hiesige Einwohner leben nun in großer Angst vor Fcuereinlegen, und man spricht auch von Brandbriefen, die Ruhigeren glauben, daß der zweite und dritte Brand durch Flugfeucr von dcr ersten Feuersbrunst verursacht worden seien, eine Annahme, welche jeden­falls bei dem zweiten Brand in der vorgestrigen Nacht viele Wahrscheinlichkeit für sich hat.

Fellbach,'28. Okt. Demnächst wird ein hiesiger Wein­gartner zur Aburtheilung vor das Schwurgericht kommen. Derselbe ist angeschuldigt, sein eigenes Kind vorsätzlich und mit Ueberlegung getödtet, also sich das Verbrechen des Mords zur Schuld gebracht zu haben. Er ist ein Mann von mittleren Jahren und Vater von noch 7 Kindern, ziemlich vermöglich, aber doch nicht so, daß ihm bie Ernährung seiner Familie leicht ge­wesen wäre. Sein jüngstes Kind starb diesen Frühjahr und kein Mensch dachte an etwas Arges, da machte der Orts-Chirurg,