Amtsblatt für des Oberamtsbezir? Nüsiöld.
** Nagold, 21. August. Die Seivezuchl, die dis- der unserer Gegend gänzlich jremd geblieben ist, hal in unserer Siadl einen k l ei n e n An f a n g genommen. Es ist zwar zunächst nur ein Versuch, der aber vielleicht im nächste», Jahre da und dort Nachahmung findet. Von einem Mitglied des „Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg", Prosessor Jäger in Stuttgart, bekam Apotheker Kober hier mehrere hundert Eier einer neuen Seidenraupe, dem b r au n k öp f i g e n E i ch en- sp inner t4.nt.bera kernzü), der aus Japan stammen soll. Aus diesen Eiern entstanden ziemlich große Naupen von grüner Farbe mn goldglänzenden Punkten. Ihre Nahrung besteht einzig und allein ans den Blättern der Eiche. Der hiesige Verglich wird zunächst im Zimmer gemacht-, in Gebenhausen aber hat Revier- söi sier Pfiz?ninaier eine Anzahl Naupen in den Wald verpflanzt unv von denselben schöne Kokons erzielt. Das Gespinnst des Eicheiispinners soll noch viel feinere Fäden liefern, als das der gewöhnlichen Seidenraupe. Da das Futter sür denfelben so leicht zu bekommen ist, so durfte wohl die Zucht dieser neuen Seidenraupe bald allgemeinere Verbreitung finde». Apotheker Kober ist wohl gerne bereit, Freunden des neuen Jnduflriezweigs Ein- sichniahme seines Versuchs zu gestatten.
vT- Altenstaig Stadt. Während in vielen Gauen und Siädten (voran die Hauptstadt), auch des schwäbischen Landes Nachrichten über die Sedanfeier zu lesen sind, ist es in unserem Bezirk noch ganz stille. Es dürfte deßhalb manchem von Jnie- resse sein zu erfahren, daß der Kriegerverein von A. —- unterstützt vom dortigen L>ederkrauz und Turnverein — beschlossen Hai, eine solche F-eier zu veranstalte». Soviel wir wissen, soll tnr Tag mit Böllerschüssen eingeleitei und -Nachmittags um 1 Uhr der Festzug und Festgoticsdienlt arrangirk werden. Von da an ginge es aus den Festplatz „unier den Eichen," wo Produktionen des LiederkianzcS mit Musikvoiträgen adwechslungsweise vorgetragen würden. Eine gesellige Unlerhalinng im neuen Lokal des Kriegei Vereins, „zum grünen Baum" loll die Feier beschließen. Nicht vergessen darf werden, daß dem Vernehmen nach die Väter der Stadt einen Beitrag znm Fest geben, auch der Schuljugend eine Erinnerung (in Form von Brezeln etwas zukommen lassen wird). Möchte das Fest ein gelungenes, aber auch ein der Bedeutung des Tages entsprechendes, würdiges Fest werden. Vielleicht würde durch diese vorläufige Notiz die eine oder andere N ichbargemeinde angeregt, ihre Krieger hieher zu schicken, um in geselliger Unterhaltung sich wieder zu erinnern an den „frischen" großen Krieg und sich auf's neue zu freuen über das durch den Krieg und seine Krieger neugeschaffene große Vaterland.
Stuttgart, 18. Aug. Der Ausschuß des württember- gischen Handels-Vereins hat beschlossen, an die Ministerien des Innern und der Finanzen gleichlautende Eingaben mit der Bitte »m Einführung der Mark-Rechnung auf den 1. Januar 1875 zu richten. (S. M.)
Stuttgart, 19. Ang. (Tuchmesse.) Dieselbe hat gestern begonnen und war Vormittags, wie immer am ersten Tage dieser Messe, der Verkehr sehr flau, bis die Preise regulirt waren. Dagegen entfaltete sich Nachmittags ein so reges Leben, daß kaum Träger genug angeschafft werden konnten, um die Käufer mit Fonschaffen ihrer Einkäufe zu befriedigen, und hört man allgemein Aeußerungen der Zufriedenheit über Verkauf sowohl als über Preise, die nicht gedrückt sind. Die Messe wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit als eine der besten Tnchmessen seit Jahren Herausstellen. Der hauptsächlichste Grund hievon liegt in den frohen, lheilweise schon verwirklichten Aussichten auf ein gesegnetes Jahr. Obwohl bis jetzt nur ca. 16,000 Stück Tuch auf der Messe angemeldct sind, wovon schon mehr als die Hälfte verkauft ist, so wird sich doch die Zahl derselben bestimmt um 3—4000 Stück höher steilen, wenn die Schlußrechnung gemücht ist.
Karlsruhe, 19. Aug. Eine der schwersten Heimsuchungen dürfte es wohl sein, wovon eine hiesige hochgeachtete Familie, die des Malers und Photographen Obermüller, betroffen wurde. Von vier lieblichen Kindern starben innerhalb 12 Stunden drei, von einem heftig auftretenden Scharlach mit Gehirnlähmung hiu-
Iiisl-rniwiisgebübr für dir Npaltiae Zeile aus gewöbnlicher «chrl-t bei cinmaliaer Elnrückung .Ureuzer, bei nnbrnialiaer je 2 Nreuzer.
Das vierte Kind, ein Knabe von 8 Jahren, liegt eben- schwer darnieder.
München, 19. August. Der Kaiser und der Kronprinz von Oestereich sind heute Morgen 5'i Uhr zum Besuche der Prinzessin Leopold hier eingelroffin; der Aufenthalt des Kaisers und des Kronprinzen wird zwei Tage währen
Nürnberg, 18. Aug. Die acht hiesige» Bürger, von denen gemeloet wurde, daß sie Mastochfen angekauft haben, um durch billigeren Fieischverkauf den Metzgern Konkurrenz zu machen, habe» nun gefunden, daß sie das Pfund Ochsenfleisch, für das sich die Nürnberger Metzger bisher 21 kr. bezahlen ließen, unter Einrcchiiung der vollen Mannesnahrung zu 17 kr. verkaufen können und doch »och 40 fl am Ochsen verdienen. Sie setzen deshalb das Schlachten fort und in anderen Stadttheilen wird dies Beispiel nachgeahmt. In Folge dessen haben die Metzger die Preise ans 20 kr., in Gostenhof aus 19 kr. herabgesetzt.
Im Rheingan gibt es merkwürdig viel Trauben, ebenso an der Mosel. In dem Rheingan ist seit 1811 keine solche Quantität bekannt gewesen. Die Besorgnisse, daß die Maifröste viel Schaden unter de» Weinstöcken anrichten würden, haben sich als unbegründet erwiesen, und es ist Aussicht vorhanden, daß die Weinlese in Quantität und Quantität eine ausgezeichnete sein wird.
Eine hübsche That eines Hundes erzählt der Anzeiger am Rhein." Herr Schönholzer, Wirth im Kasino in Dießenhofen, hal eine schöne leonbergcr Dogge. Unlängst war er mit demselben am dortigen Ladungsplatz; zufällig kam auch ein Anderer mit einem jungen Rattenfänger dort hin, der von einem Dritten weit i» den Rhein hincingeworfen und von den jetzt ziemlich hochgehenden Fluchen gegen das Wehr getrieben wurde. Dieses sah die Dogge, und ohne von irgend Jemanden anfgefordert zn fein, sprang sie in den Rhein, schwamm mit kräftigen Zügen dem kleinen Rattenfänger nach, holte ihn oberhalb der Rheinmühle ein, packie ihn und trug ihn, erhebend über dem Wasser schwimmend, zurück zu seines Herrn Füßen au das Ufer.
Am verflosfenen Sonntag Abends 9 Uhr ereignete sich zwischen Edenkoben und Kirweiler (Pfalz) ein gräßliches Unglück. An diesem Tage besuchte der Bauersmann Ktchlin von Tuttlingen mit zwei verheiratheten Söhnen, einer Söhnerin und einem Enkelkinde ans Anlaß der Kirchweihe seinen in Edenkoben als Lehrer eingestellten verheiratheten Sohn und kehrte Abends mit einem Gefährt in die Heimath zurück. In der Nähe von Edenkoben wollten sie die Straße über die Eisenbahn fahren und gelaugten mit dem Gefährte, da auf der einen Seite der Bahnübergang nicht geschlossen war, auf die Bahn, welche sie aber auf der andern Seite mit einer Kette abgesperrt fanden. In diesem kritischen Momente kam von Landau eine leere Lokomotive, erfaßte plötzlich das Gefährt desselben, zerstörte Wagen und Pferde, tödtelc die beiden Söhne augenblicklich, riß dem Vater Arm und Bein aus, welcher auf dem Heimtransport seinen schweren Leiden erlag, und brach der Söhnerin Arm und Fuß entzwei. Vom Enkelkinde wird vermuthet, daß es gerettet wurde, bis jetzt fand man aber noch keine Spur von ihm. Der Bahnwärter, welcher geschlafen haben soll, ist flüchtig geworden.
Berlin. 17. Aug. Fürst Bismarck ist wohlbehalten in Varzin eingetroffen. Oer Fürst hat, wie die Spen. Ztg. schreibt, nach übereinstimmenden Angaben ein wohleres Aussehen, als seit langer Zeit; er soll sich auch bedeutend gekräftigt fühlen und deshalb gesonnen sein, lediglich auf seinen Besitzungen in Lauenburg, bezw. Varzin sich aufzuhalten. Der Besuch eines Seebades auch an der Ostsee ist halb und halb aufgegeben, und es soll in der bestimmten Absicht des Fürsten liegen, nicht erst um Weihnachten, sondern nach einiger Kräftigung schon im Oktober nach Berlin und zu den Geschäften zurückzukehren, um sich an den Arbeiten des Reichstages zu betheiligen, der am 15. oder 18. Oktober berufen werden wird.
Berlin, 17. Aug. Wenn man noch im Zweifel sein könnte, ob die Anerkennung der spanischen Republik durch die europäischen Mächte ein Akt, den man vollkommend gleichbedeutend als einen feierlichen Protest gegen die karlistische Bewegung auslegen kann, gerechtfertigt und besonders im deutschen Interesse sei, so würde schon die Haltung der ultramontanen Presse solchen
'M. 98.
Erscheint wöchentlich »mal unc I?>n: oatdjäbrlich dier 54 Ir., im Briirt mil Postainichian ! Ü. ^ Ir
Samstag dm 22. August.
L a g e S - N u i g k e i t e u.
gerafft, fallo