Zweifel beseitigen. Dieselbe führt eine noch weil erbitterte Sprache gegen das Borgehen Deutschlands in dieser Angelegenheit als in den kirchlichen fragen. Es erhellt daraus, daß der Schlag, der gegen den Karlismns geführt worden, tn's Her; des Ultramontanis- »ins selbst getroffen hat. In der jüngsten Wochenschau ergeht sich die Germania in einer äußerst heftigen Kritik der Bismarck'jchen Politik Sie will in der Anerkennung der spanischen Republik ein vollkoinwenes Aufgeben des monarchischen Prinzips, die Sanktiouirung der Revolution erkennen. Es genügt zur Erwiderung der Hinweis darauf, das; eine Politik, welche sich der Genehmigung des Kaisers Wilhelm erfreut, gewiß nichts mit der Revolution gemein haben kan». Aber auch in dem Rundschreiben, durch welches die deutsche Reichsregiernng ihre Stellung darlegt, w.rd speziell dagegen Verwahrung eingelegt, daß es sich hier um eine Prinzipienfrage handle, vielmehr berank, daß nicht von einem Kampfe gegen die Legilimitätsrechte die Rede sein könne; sondern duß das monarchische Europa verpflichtet sei, sich gegen eine Bewegung zu verwahren, welche die Grundsätze des Königthums durch Greuel schündet und kompro- mitlirt. Der Karlismus ist ebensowenig ein Vertreter des monarchischen Prinzips als der Ultramoutanismus ein Vertreter der Religion.
Die „Germ." enthält einen von 45 hervorragenden Katholiken Unterzeichneten Aufruf zu Erbauung einer Volivkirche zum Andenken Mallinckr odl 'S und zu Bestellung eines eigenen Seelsorgers in seiner westphälischen Hcimath Rordborchen. Der Aufruf ist von Württembergeru von Bissingen Nippenburg und von R Probst unterzeichnet. Wenn die Kirche einmal steht, wird auch die Heiligsprechung nicht lange auf sich warten lassen.
K 5 ln, 19. Aug. Marschall Bazaine ist gestern nach Spaa abgereist und wird wahrscheinlich seinen dauernden Aufenthalt in England nehmen.
Um einer unter Leitung des Gencral-Feldmarschalls Grafen v. Moltke stallfindenden Uebuugsreise drs Großen Generalsstabs beizuwohnen, hat sich ein Kommando desselben, bestehend aus 1 Generalmajor, 10 Stabsoffizieren und 9 Hanptlenten, gestern von Berlin aus mittelst Extrazuges der Hamburger Bahn nach Lübeck begeben
Sckncidemühl, 10. Aug. Gestern Nachmittag passirtcn gegen 000 M e n n o n i t e»- F a m i l i e n den hiesigen Bahnhof, welche mii Sack und Pack von Rußland nach Amerika auswaudern. Ein Eisenbahn-Zug war thatsächlich mit diesen Leuten vollgepfropft.
Kiel, 18 Aug. Die „Kieler Ztg." meldet, daß der Kaiser am 16. Sept. in Kiel eiutreffcn werde, um dem Smpel Lauf des Panzerschiffes „Friedrich der Große" beizuwohnen.
W i e n, 17. Aug. Es vollzieht sich hier soeben eine Parteibildung der bedeutsamsten Art. Die Klerikalen sind daran, sich als große katholische Partei, vorläufig ohne politische Tendenz, zu konstiluireu. Sie weisen die Unterstützung der Föderalisten nicht zurück, sie werden ohne Zweifel sich ihnen gelegentlich politisch dankbar bezeigen, aber sie bauen einstweilen nur auf sich selbst ünd werden ihre Zwecke keinen andern unlerordnen. Die Weiterentwicklung der dadurch geschaffenen Verhältnisse läßt sich noch nicht übersehen, und wird davon abhängen, wie sich die Regierung zu der neuen Parteibildung stellt. Aber in jedem Fall wird mehr als bisher mit dem klerikalen Faktor gerechnet werden müssen, und möglicherweise wird er unbequemer und gefährlicher sein als der Föderalismus, der in seiner eigenen unklugen Maßlosigkeit erstickt. Ucbcr diese Parteibildung schreibt man der „Allg Ztg." ans Wien: „Für die Zwecke der Agitation ist vorläufig ein Kapital von 150,000 fl. zusammengebracht, und noch vor dem Zusammentreten des Reichsraihs dürften die Wirkungen einer konzentrischen Thätigkeit bemerkbar werden. Die Partei wird auf dem Boden der Verfassung und mit den Mittel» der Verfassung arbeiten, sie wird also den bisherige» Zusammenhang mit der staatsrechtlichen Opposition, wenn auch nicht vollständig lösen, so doch lockern und dadurch wird eine Frontveränderung der bedeutsamsten Art geschaffen, insofern die klerikale Partei, welche sonst die Schleppe des Föderalismus trug, nunmehr in den Vordergrund tritt und der Föderalismus sich in die zweite Linie zurückgedrängt sieht.
Wien, 19. Aug. In Folge anhaltender Regengüsse ist die Donau stark angeschwollen und für Wien eine Ueberschwem- mung zu befürchten. Der Gcmeinderaih setzt einen Uebcrschwem- mungs-Ausschuß nieder und das Kriegsministerium berief eine Pionier Ablhcilung.
Paris, 19. Ang. General Leval hat die Untersuchung in der Angelegenheit der Flucht Bazaine's beendet. Die „Agence Havas" will wissen, daß sich die meiste» Civilwächtcr als Mitschuldige herausgestellt haben, und daß Bazaine das Gefängniß durch den gewöhnlichen Ausgang verlassen habe.
Die Pariser Kirchhossfrage ist endlich erledigt. Der Ge- meinderaih nahm den Antrag der Kommission an, der den Pariser Kirchhof, der mit Paris durch eine besondere Eisenbahn in Verbindung gesetzt werden soll, nach Mery s. Oise verlegt. Zugleich nahm der Gcmeindernth folgendenden Beschluß an: „1) Eine Konkurrenz wird auf 7 Monate eröffnet, um das beste Mittel
für die Einäscherung der Leichen auszusuchen; 2) die Verwaltung wird aufgeforderr, die Frage sofort prüfen zu lassen, von den gesetzgebenden Gewalten ein Gesetz zu verlangen, welches die Einäscherung der Leichen in der Gemeinde Paris gestattet.
Man schreibt aus Paris: Alle Welt entsinnt sich noch des Knaben Mortara, dessen gewaltsame Entfernung von feinen Eltern durch katholische Priester dazumal in ganz Europa ein seltenes Aufsehen erregte. Heute nun ist dieser Knabe zum Manne geworden. Er ist Augustinermönch im Kloster Notre- Dame de Beauchene und hat am 16. Juli zum ersten Male öffentlich gepredigt. Es geschah dies im Kloster „Karmel" zu Niort, im Departement Seores. Der „Pater Mortara" ist heute ein junger bleicher Mann, mit einem Gesichte, dem man jahrelanges Klosterleben ansieht.
Das offiziöse Journal de Paris bestätigt, daß die Anerkennung Serrano's von Seiten Frankreichs noch nicht erfolgt ist. Man warte das Beispiel Englands ab.
Der „Moniteur" äußert: „Jedermann ist die Behäbigkeit aufgefallen, mit welcher sich Herr Bazaine in Deutschland bewegt. In Italien, in der Schweiz konnte man seiner Spur kaum folgen; er floh, er schien die Verfolgung zu fürchten. In Köln ruhte er sich aus; er besuchte den General Kummer, welcher, wie wir glauben, in der deutschen Armee vor Metz eine Division Landwehr kommandirte. Der General Kummer erstattete ihm am nämliche» Tage einen Gegenbesuch und behandelte den Exmarschall mit Rücksichten, die sich sehr gut erklären lassen, die Herr Bazaine eher hätte ablehnen als Hervorrufen müssen. Das öffentliche Gefühl kann gegen ein solches Auftreten nur Einspruch erheben."
Nach den Berichten, die aus Südfrankreich eintreffen, wird die Weinlese dieses Jahr einen sehr großen Ertrag liefern. In Burgund wird für leere Fässer der doppelte Preis bezahlt. I» der Umgebung von Antun gibt es Schenken, auf deren Schild geschrieben steht: „Wein nach Belieben; das Trinken per Stunde ein Sou."
Am 12. August verurtheiten die Geschworenen von Nancy den 49jährigen Gerber Simon Jakob, genannt Jules, einen Deutschen von Nationalität, der nur in Frankreich geboren und erzogen ist, weil er im Kriege von 1870 nach der Besetzung der Stadt Nancy durch den Feind der preußischen Intendantur verschiedene Lieferungen von Schlachtvieh und Rauchfleisch gemacht hat, zu 6 Jahren Gefängniß.
Saint-Mato, 18. Aug. Der Präsident Mac Mahon empfing heute die Spitzen der Behörden. Der Präsident der Handelskammer verlas eine Anrede, in der er das Darniederliegen des Handels dem Mangel einer definitiven Negierung zuschrieb und die Hoffnung aussprach, daß eine solche unter der Präsidentschaft des Marschalls constituirt werde. Letzterer sagte in seiner Antwort, der Präsident des Handelstribunals irre, wenn er annehme, daß eine definitive Negierung nicht existire. Die National-Verfammlung habe ihm auf sieben Jahre die Gewalt anvertraut. Während dieses Zeitraums werde er alle gesetzlichen Mittel zur Erhaltung der Ordnung und Sicherheit des Landes anwenden. Mac Mahon wies zugleich auf England und Deutschland hin, wo doch definitive Regierungen beständen, die Handelsgeschäfte aber gleichwohl wie in Frankreich darniederlägen.
Zu Picci auf der Insel Sardinien sind die Erben eines reichen Gutsbesitzers arg bestohlen worden. Es wurden allein für 62,000,000 Lire in italienischen Staatspapieren entwendet. In ganz Deutschland sind die Landrathsämter veranlaßt worden, darüber zu wachen, wenn man den Versuch machen sollte, solche Papiere zu verkaufen.
Nach allen Berichten aus Spanien hat sich die sichere Aussicht auf baldige Anerkennung der Regierung von Madrid bereits in beiden feindlichen Lagern ihren Einfluß geübt und man sieht einer raschen Aktion entgegen. Der Madrider Korrespondent der Debats konstatirt mit sichtlchem Mißvergnügen, baß Deutschland seit einigen Tagen in Madrid „einen bedeutenden Weg zurückgelegt habe." „Wenn es, meint er, einige intelligente Personen gibt, welche mit Fug über die Haltung Preußens erschrecken und welche sich mit Unruhe fragen: „was will es von uns 7 was ist sein Vorhaben? welche Interessen verbergen sich unter so vielen Uneigennützigkeitsbetheuerungen? — so wird doch die große Masse der Kaffeehaus- und Kasinopolitiker mit jedem Tage preußischer."
Eine Karlistendepesche vom 18. August will wissen. Dorre- garay habe den General Moriones geschlagen und bis Larraga zurückgcworfen.
London, 19. August. Aus Hongkong wird telegrapisch gemeldet: China hat Japan aufgefordert, die Insel Formosa binnen Frist von 3 Monaten zu räumen, und trifft für den Fall der Ablehnung umfassende Kriegs-Vorbereitungen. Die chinesischen Zeitungen betrachten den Krieg als unvermeidlich. In Japan ist eine friedlichere Auffassung der Lage vorherrschend.