jetzt mit unserem Bier so schlecht daran, daß es ein wahrer Jammer isl. Wo Du hinkommsi, kriegst keinen gescheidlen Tropfen mehr. Da bleibt also wohl oder übel nichls anderes übrig, als daß Da Wein trinkst, wenn Du nicht verdursten willst."
„Isi's möglich?" enlgegnete der Neffe mit aufrichtiger Theünahme. „In München — in der Residenz — in der Hauptstadt, die wegen ihres Bieres immer berüymt war?"
„Es ist nichts mehr, sag' ich Dir," seufzte der alle Herr. „Seit die Biertax freigegeben ist, siedeu's Dir ei» Bier ein, mit dem man die Ratten vergiften könnt'. Selbst in unserem Hofbräu- Haus heißl's nimmer viel."
Fleißner ging mit so aufrichtigem Bedauern ans dieses Thema ein, saß es dem Herzen des armen Onkels ordentlich wohl that, in seinem Neffen eine so theiluehmende Seele zu finden. Nun konnte er doch endlich einmal seinem Unmulhe Luft machen, denn bet seiner Tochter, der das Bier kein großes Bedürfnis; war, fand er mit diesem Capitel so nie viel Anklang.
Aber auch jetzt wußte Mincheu für den alten betrübten Herrn viel zu bald dem.Gesvräch eine andere Wendung zu geben, indem sie sich mit lebastem Interesse erkundigte und sich gerne von ihm erzählen ließ, wie man in Dort lebte, was man dort treibe, ob es viele und hübsche Tänzerinnen gebe und dergleichen Fragen mehr, die für ein junges Mädchenherz so wichtig sind.
„Apropos," fügte sie hiyzu, „weil gerade vom Tanzen die Rede ist, da muß der Hjerr Vetter am nächsten Dienstag auch seine sieben Sprünge machen. In Neuhofen ist großer Ball zu Ehren der Turner. Ich werde natürlich doch die Ehre haben, vom Herr Vetter auch engagirt zu werden?"
„Tanzen? bei dieser Hitze?" brummte Herr Schmerler; „und keinen Schluck Bier, um sich zu erfrischen? .... Wo denkst Du denn hin, Mädel? War' nicht darauf aus, dem Karl eine solche Tortur anzulhun."
Fleißner war aber zu galant, als daß er sich wegen der kleinen Bedenklichkeit allenfallsigen Verschmachtens hätte abhalten lassen, seinem hübschen Büschen alle Walzer, Schottischen und Polka's zu verspreche», die sie nur haben wollte. Ueberhaupt verstanden sich die zwei jungen Leute vortrefflich. War Fleißner von der Liebenswürdigkeit Minchens förmlich bezaubert und konnte er sich nicht satt sehen an ihrer zierlichen Figur, an ihren graziösen, leichten, schwebenden Bewegungen und an ihrer munteren Rührigkeit, um den lieben Gast zum ersten Imbisse mit selbstein- gesalzencm Schinken, selbstgebackenem Brode und selbstgepflanztem
Kopfsalat zu bedienen, überlief es ihn siedheiß mit einem unbeschreiblichen Entzücken beim Anblicke ihrer freundlichen, blauen Augen, ihres allerliebsten Stumpfnäschens, ihrer schelmischen Grübchen in den Wangen und ihres zuckersüßen Mündchens mit den kleinen, unvergleichliche» Perlzähuen: so hatte ihrerseits Min- chen ein besonderes Wohlgefallen an dem hübschen Vetter, an seinem markigen, von Gesundheit strotzenden Aussehen, an dem gemüthlichen Klange seiner Stimme und den verständigen Worten, die er auch im heileren Gespräche hie und da anzubringen wußte, ohne dabei in einen schulmeisterischen Ton zu verfallen.
Kurz und gut, Karl Fleißner und Minchcn Schmerler gefielen sich und würden ohne Zweifel rasch mit einander einig geworden sein, wären nicht zwei Umstände im Wege gewesen, nämlich erstens: Fleißner's Bescheidenheit, in der er sich nicht einmal im Traume einsallen ließ, je des reichen Schmerler's Schwiegersohn werden zu können, und zweitens seine Rechtlichkeit, womit er — eben weil er sich keinen solchen Hoffnungen hinzugeben wagte — seine Gefühle gewaltsam zu unterdrücken suchte, statt dem jungen Mädchen durch eine etwaige Liebeserklärung Dinge in den Kopf zu setzen, die er für eine abscheuliche Verrätherei an der Gastfreundschaft seines Onkels gehalten hätte.
Allein hatte Fleißner nölhig, sich erst gegen sein hübsches Büschen auszusprechen, um von ihr vcrrathen zu werden? Bedarf cs bei zwei Herzen, die in gegenseitiger Sympathie für einander schlagen, erst der Sprache zur Verdollmetschung ihrer Empfindungen? „Mincheu ist mir gut!" mit dieser Ueberzeugung legte sich Fleißner schon am ersten Abende unter dem gastlichen Dache seines Onkels und der „Detter Karl liebte mich!" so dachte Mincheu, als sie im stillen Kämmerlein ihr Lager aujsnchte, und vor dem Einschlummern die Eindrücke ordnete, die Fleißner auf sie gemacht hatte.
Der andere und auch der folgende Tag vergingen nicht, ohne daß sich in den beiden jungen Leuten die Ueberzeugung ihrer Zusammengehöiigkeit fester gebildet hätte, wodurch aber Fleißner's Verlegenheit nur vermehrt wurde.
(Fortsetzung folgt.)
Allerlei.
— (Ein Sachsenhäuser Witz.) Trotz der guten Wein- und Obstaussichten glaubte ein Spaßvogel unlängst doch keinen wohlfeilen Wein, resp. Apfelwein in Aussicht stellen zu können, weil dieses Jahr das Wasser zu rar sei.
Amtliche nnd Privat-Bekannt,»achunge».
A l t e n st a i g Stadt.
Lang- L Klotzholz-Verknuf.
«Samstag den 1. August, - Vormittags 10 Uhr,
auf dem Rathhause dahier aus dem Ztadt- wald Primen, Abtheilung 9 und 10, 410 Stück Lang- und Klotzholz, größtenteils Forchen, mit 253 Fest-Meter.
Altenstaig, den 25. Juli 1874.
Stadtförster Pfister.
D o r » st e t t e n.
Hoh-Verkaus.
Aus den Stadt' Waldungen hier koiick smen
am Samstag den 1. August d. I., Vormittags 10 Uhr,
gegen baare Bezahlung auf dem Rathhaus hier
285 Stämme Langholz,
116 Stück Sägklötze und 194 Stück Gernststangen zum Verkauf, wozu Kanfsliebhaber eingeladen werden.
Den 23. Juli 1874.
Stadtschultheißen-Amt.
Liegenschafts-Verkauf.
Die zu der Gantmasse des Spinners Johannes De üble hier gehörige Liegenschaft, nämlich:
Parz. 263.
st« an einem 3stockigten Wohnhaus in der hintern Gasse;
die ff« an 1 R'.h. 73 Schuh Zwinger- garten im Anschlag von 400 fl.
wird am
Dienstag den 1. September, Morgens 9 Uhr,
auf dem hiesigen Rathhaus im ersten öffentlichen Aufstreich zum Verkauf gebracht. Den 5. Juni 1874.
Gerichisnotar Fsischhaber.
A i t e n st a i g Stadt.
Fahrniß-Verkaus.
In der Gantsache des entwichenen — hier wohnhaft gewesenen Johann Georg Braun, ledigen Schneiders von Altenstaig Dorf,
wird die zum Verkauf ausgeschiedene Fahrniß — worunter verschiedene für Schneider geeignete Vorräthe — am
Montag den 3. August d. I., Nachmittags 1 Uhr,
in der Miethwohnung des rc. Braun bei Bäcker Seeger's Wittwe hier im öffentlichen Aufstreich gegen baare Bezahlung zum Verkauf gebracht, wozu Liebhaber eingeladen werde».
Den 28. Juli 1874.
Verkaufskommissär: Amtsnotar Dengler.
9t a g o l d.
Zu beachten!
Bei Abnahme von 20 Liter gibt vorzüglichen Frankfurter Apfelmost, um damit zu räumen, zu 2 fl, bei mehr noch billiger
D. G. Keck.
Nagold.
Der Unterzeichnete beehrt sich hiemit einem geehrten Publikum von Stadt und Land die Anzeige zu machen, daß er von der mechanischen
Arunipsstnckerki
von E. Hänle in Laupheim den Verkauf von Strümpfen, Socken und Unterhosen, sowie baumwollene und wollene Strickgarne in gebleicht, roh, farbig, ebenso me lirte,
geringelte, geflammte u. s. w., übernommen hat, und empfiehlt sich zu geneigter Abnahme.
Ehr. Raas, Korbhandlung.
Alte n st a i g.
Die besten
Sensenhämmer
(Dengelhämmer)
I. G. Wörner.
bei
Nagold.
Danksagung.
Herr Gem -Rath Johs. Schuon hat seinen beim letzten Langholz-Verkauf erzielten Gewinn von 10 fl. der Kasse des Militär- und Veteranen-Bereins zngewendek.
Hicfür spricht den freundlichsten Dank aus
der Vorstand
des Militär- u. Veteranen Vereins.
Himbeeren L Preißel- Beeren
kauft fortwährend zu guten Preisen
Louis Sautter in Nagold.
Nagold.
Abschied.
Da ich mich wegen schneller Abreise an meinen neuen Bestimmungsort Gaildorf bei meinen Freunden und Bekannten nicht überall persönlich verabschieden konnte, so sage ich denselben auf diesem Wege
Leöervoht
und bitte mir ein freundliches Andenken zu bewahren.
Bauschreibcr Klaiber.