Haus verlassen müssen. Ehrliche Leute kröchen aber nicht durch ein Loch, das lhälen nur Diebe und Räuber. Derselbe Mann hätte cs weiter ebenso mit den Klöstern gemacht; selbst im Tempel wären die Gläubigen vor den Mißhandlungen Seitens des eingedrnngenen Gesinvels nicht sicher gewesen. Jener üben genannte Mann sei kürzlich aus Reisen gewesen und habe Gastrollen gegeben an deutschen Hösen (ein Zeuge behauptete, gehört zu habe», an unserem Hose) — folgt der inkrimtnirte Passus, in welchem der Staatsanwalt eine schwere Majeftätsbeleidigung erkannte. Derselbe beantragte 6 Monate Gesüngniß, welches Strafmaß vom Gerichtshöfe, wie bemerkt, ans ein volles Jahr erhöht wurde.
Bon Berlin sollen diplomatische Vorstellungen nach Paris und London wegen Begünstigung der Earlijien abgegangen Mn.
Berlin, 25. Juli. Die „Bank- und Handels Zlg." meldet: Dem deutschen Delegirten für den Brüsseler Eongreß, General v. Voigis-Rhetz, wurde ein bayerischer General, ein sächsischer Major und der Professor Blnnischli ans Heidelberg zur Assistenz beigegeben. Der General v. Voigis-Rhetz reist morgen nach Brüssel ab.
In gewisstn Leuten muß kein Tropfen gesunden Gefühls mehr fein, vom deutschen Rationalgefühl ganz abgesehen. Die CarliütN in Spanien, die zur Schande des Jahrhunderts Krieg führen wie die Räuberbanden in den. Abruzzen, die der Abscheu aller Gebildeten sind, dieselben, die den Hauptmann Schmidt, Ritter des eisernen Kreuzes I. Classe, welcher als unparteiischer Berichterstatter gefangen wurde, gegen alles Völker- und Menschenrecht erschossen haben, weil er ein Deutscher und noch dazu ein preußischer Offizier war, für dieselben Carlisten wagt ein gedrucktes Eücular in Fulda um Liebesgaben zu betteln, — in Fulda, einer preußischen und einer deutschen Stadl! —
Dem Rittergutsbesitzer Schlick in Zwötzen bei Gera ist seit dem 17. Juli ein 4jähriges Söhnchen abhanden gekommen und spurlos verschwunden. Haus und Garten, Scheunen und Böde, Teiche und Flüßchen, Senkgruben und Dungslätten und die ganze Umgegend sind anfs Gründlichste durchsucht worden und bis setzt keine Spur geiuuden. Auch eine Zigennerbande, die am 17. durch Zwötzen gezogen ist und auf dem Gutshofe gebettelt hat, ist verfolgt worden, aber auch ohne Erfolg. Der Staatsanwalt macht die Sache öffentlich bekannt.
Kozmin, 28. Juli. Weihbijchof Jauiszcwski aus Posen wurde gestern Abend 6 Uhr in das hiesige Kreisgerichts- gefängniß eingelicferk.
Wien, 28. Juli. Bor Zusammentritt des Kriegsrech t s k o n g r e s f e s vereinbarten die Mächte dessen alsbaldige Vertagung, nachdem die Wahl einer Prüfungskommission für die Gortschakoff'schc» Vorschläge vorgenommen worden.
Wien, 28. Juli. Baiou Anselm v. Rothschild ist gestern Abend gestorben.
'Brüssel, 27. Juli. Die Eröffnung des kriegsrechtlichen Congresses erfolgte heule Mittag um 1 Uhr. Minister Gras Aspremont Lhnden stellie die Deligirten einander vor und zog sich dann zurück. Es ist kein Stenograph zugelassen. Die Delegirten Englands und Frankreichs sind gegenwärtig.
Paris, 25. Juli. Der Ordre theilt mit, daß der kaiserliche Prinz am 25. aus Schloß Arenenberg bei der Kaiserin Eugenie angekommen sei.
Die Schisse, die in Havre einlaufen und vom atlantischen Ozean kommen, sind fast allen ungeheuren Eisbänken begegnet, die geradezu für die Schifffahrt gefährlich werden, vielleicht auch große Regengüsse verursachen werden. Ein Schiffskapitün, der am 23. angekommen ist, hat erzählt, daß er beim Cap Breton einen Eisberg gesehen habe, der 4 Meilen lang, 2 Meilen breit gewesen sei und wenigstens 400 Fuß Höhe gehabt habe.
Mac Mahon hält sich an seine sieben Präsidenlschafts- jahre, wie der Jude Shylok an seinen Schein. Er will vor Ablauf seiner sieben Jahre weder eine Republik, noch ein Königthum, noch ein Kuiserchum, er will nichts, als sein Mac Mahonat. Er ließ daher in der Nationalversammlung die förmliche Anerkennung der Republik (Antragsteller Perier) niedcrstimmen und wiederholte, daß er erst eine Kammer, ein neues Wahlgesetz und das Nechr haben müsse, die Nationalversammlung aufzulösen. Die Versammlung wird nächstens bis zum 5. Januar vertagt werden. Die Parteien sind so schwach und selbstsüchtig, daß jede schon zufrieden ist, wenn die andere nicht Recht behält — und so wird Mac Mahon, hinter welchem das Heer steht, vorläufig allein Recht behalten.
Madrid, 26. Juli. Der „Jmpercial" enthält einen Artikel, in welchem Frankreich wegen Begünstigung der Carlisten sehr heftig angegriffen wird. Spanien müsse, heißt es in diesem Artikel, seine Interessen und Sympathien von Frankreich trennen und andcrwcite, mir den Anforderungen der Civilijalion verträglichere, der Freiheit und Wohlfahrt Spaniens förderlichere Allianzen, aussnchen, wenn Frankreich in der bisherigen Haltung gegenüber Spanien beharren sollte.
Madrid, 27. Juli. Die Colonnen unter den Befehlen von Merelo, Cagna und Cerlet schlugen die vereinten carlistischen Sireilkräfte der Provinzen Barcelona und Gerona bei Eastellsallit unter großen Verluste» der Carlisten in die Flucht. Der Car- listen-Ansührer Chuchillo und zwei carlistische Compagnien wurden wegen der Weigerung, sich zu ergeben, von den Jägern von Manilla niedergemachl; mehrere Ortschaften, die sich für die Carlisten erhoben, sind in Brand gesteckt worden.
Barcelona, 27. Juli. Eine Anzahl von den des Carlismns verdächtigen Personen, darunter Geislticke und Adelige, wurden als Repressalie für die Erschießung von Anhängern der Regierung verhaftet und in das Fort Attarazemas abgeführt.
Der Korrespondent der Kreuzz., von welchem die ersten Nachrichten über die Erschießung Schmidt's veröffentlicht wurden, gibt in seinem letzten Briefe die Einzelheiten bekannt, unter welcher dieser abscheuliche Mord erfolgte. Er erklärt, daß er für seine Person, obwohl evungelisch-lniherisch, dem unglücklichen Opfer karlislischer „Ritterlichkeit" feinen Uebertritt zum Katholizismus nie zum Vorwurfe machen könne, da Schmidt in vollem Sinne des Wortes zu Tode gemartert worden ist. „Bei der Gefangennahme Schmidt's", schreibt der Korrespondent, „verlangte man Legitimationen. Hauptmann Schmidt hatte erstens seine zahlreichen Papiere in der Tasche, und zwar eine Empfehlung in französischer Sprache der Leipziger Jllnstr. Z. (die Redaktion wird eventuell bescheinigen, daß dieselbe dort herslammt); ich für meine Person habe seinerzeit dieses Papier, sowie eine gleichfalls französische Empfehlung des Hauptmanns Niemann als Chef-Redakteurs des Gorhaischeu Hof-Kalenders in Händen gehabt, sowie noch mehrere andere Papiere,, unter denen eines der Artillerie-Prnfungs- (oder Versuchs-) Kommission, welches sich speziell über die Autorschaft eines artilleristischen Werkes, das seinerzell in Spanische übersetzt wurde, ausspricht uud wodurch Schmidt sich bei Concha vorzugsweise einführie. Beregtes Papier der JUustr. Z. also zeigte Schmidt den karlistischen Soldaten vor; französisch konnten sie nicht lesen — kurz, sie zerrissen das Dokument, und er war „Spion" und ward dem Gericht überliefert. Seiner Aussage, die Soldaten hätten das Papier veruichtet, glaubte man nicht; in seiner peinlichen Lage griff Schmidt in die Tasche und präsentirte noch ein Papier, dieses enthielt: „Der k. preuß. Hauptmann Albert Schmidt hat die Ermächtigung, fämmtliche Stellen der Truppen mährend meines Kommandos stets zu besichtigen, (gez.) Concha. — Das war fein Tod; nichts half, er ward vernrtheilt. Am Abend jenes Tages kamen drei Priester in seine Zelle mit der Versicherung, daß, wenn er die katholische Religion unnehme, er gerettet sei — er tyal es; er empfing darauf die Kommunion und wurde in Begleitung der Priester dem Kreisgericht nochmals vorgeführt. Dort berichtete er diese Aenderung seines Glaubens und sprach das Versprechen der Priester aus. Es ist kaum glaublich und doch wahr, daß die Richter jetzt antworteten: „Nun können Sie getrost in den Tod gehen." Daß die ganze Sache abgekartet war, das wird Jedermann fühlen; aber daß ei» Geistlicher eine so ausgesucht abscheuliche Grausamkeit ausführen kann, das hätte ich bisher nie glauben können. Jederzeit sind bereit, die Wahrheit meiner Aussagen zu bezeugen: die k. großbritannischen Offiziere Kapitäns Bland, Cambell und Lieutenant Leeder, die, mir Ausnahme des Letzter», sich zur englischen Hochkirche bekennen."
Wozu die Biernoth helfen kann.
(Fortsetzung.)
Der Empfang, der dem jungen Lehrer im Hanse seines Onkels zu Theil wurde, hätte nicht herzlicher sein können. Papa Schmeeler drückte und schüttelte ihm die Hand, daß Meißner beinahe Ach und Weh geschrieen hätte; Minchen aber hielt ihm sogar mit Extrabewilligung oder vielmehr nach erfolgter direkter Aufforderung ihres Vaters geduldig wie ein Lämmlein ihre rosigen Wangen zum Kusse hin: eine Vertraulichkeit, die durch die verwandtschaftlichen Bande berechtigt erschien und von der unser wackerer Freund Meißner nach dem alten Grundsätze: Einen Kuß in Ehren kann Niemand wehren, ganz herzhaft profitirte. Wäre Papa Schmerler nicht eben damit beschäftigt gewesen, eine langhalsige, bestaubte Flasche Wein zu entkorken, so hätte er freilich bemerken müssen, daß sein Neffe sehr roth und fein Minchen nicht minder gefärbt ausfah, als die Lippen des Einen mit den Wangen der Änderen in so nahe Bewegung kamen, während sich
i bei Beiden ein plötzliches Herzklopfen einstellte, welches das normale Maß von neunzig Pnlsschlägen in der Minute um ein Beträchtliches übertrifft.
, »Wie, lieber Onkel, Sie warten mir mit Wein auf?" rief
^ Meißner überrascht, als der alte Herr drei Römergläser füllte, um mit feinem Neffen auf ein frohes Willkommen anzustoßen. „Sind Sie denn nicht von jeher ein größerer Verehrer des Bieres gewesen?"
„Das war war ich allerdings und ich wär's noch," erwiderte der biedere Münchener mit Melancholie, „aber wir sind