AuuMatt für Ls« Oberasttsbczirk
Nr. 88.
Eri'cdeint wöchentlich 3ma! und kostet bciidfährltck kier 54 kr., im Bezirk mit Postaufschlag 1 fl. 8 kr.
Donnerstag den 30. Juli.
Jnseratioiisgebübr für dw Rpaltige Zeile aus aewöluilicher Lchrlit bei ^0^1 eiumaliacr Einrückung 3 Kreu-er, bei inebrmaliger je 2 Kreuzer.
A nr t I i Äi e s.
N a g o l d.
An die Qrtsvorsteher.
Die Gemeindebehörden werden auf den Erlas; des ?. Ber- waltungsralhs der Gebändebrandversicherungs Anstalt, betr. die Benennung der einzelnen Stockwerke eines Gebäudes vom '1. d. M. (Minist. -Amtsblatt Nr. 20) zur Nachachtung hingewiesen. Den 28. Juli 1874.
K. Obcraml.
G ü „tue r.
N a g o l d.
An die Ortsvorstehcr n»d Gemeindepfleger.
Denselben wird unter Hinweisung auf § 16 Z 2 der Ministerial-Berfügung vom >8. Okober 1872, betr. die polizeilichen Maßregeln zum Schutz gegen die Menscheupocken, Reg.'Bl. S. 347, eröffnet, daß, nachdem die kosten der im letzten Frühjahr vorgenommenen öffentlichen Impfung zur vorschußweise» Bezahlung auf die Amtspflege angewiesen worden sind, der Auuspflege von den Gemcin- decassen und diesen, soweit es sich um die Jmpf-Gcbührcn handelt, von deir Vertretern der geimpften Kinder Ersatz zu leisten ist.
Die betr. Impf Gebühren sind daher zum Einzug zu bringen und in der Gemeindepflege-Rechuung pro 1873,74 eiu- nähmlich zu verrechnen.
Den 28. Juli 1874.
K. Oberamt.
G ü ntne r.
Lage s - Sir e u i g k e i r e n.
Die neu errichtete KoUaboralorsstetle in Altenstaig, Oberamts Nagold, ist unter dem 23. Juli dem KoUadoralurverweser Jrion daselbst von der K. Kutt-Muüsterial-Abtheüuiig jüc Gelehrten- und Realschulen übertragen worden.
8 Hailerdach, 27. Juli. Am gestrigen Sonntag erfreute uns unser Abgeordneter Hr. Stadtschullheiß Richter von Altenstaig mit einem Besuche. Im Saale „zum Löwen" hielt er einen eingehenden 2stündigeu Vortrag über seine Thäligkeit rn der abgelausenen Lauüragsperiode. Der Versammlung, die von hier aus zahlreich besucht war, Hallen sich auch einzelne Glieder unserer Nachbargemeinden angeschiossen. Mit ungetheilter Aufmerksamkeit folgten die Theiluchmer dem klaren, faßlichen Referate Punkt für Punkt, und wir nehmen Veranlassung, auch öffentlich dem Hrn. Abgeordneten unfern Dunk zu sagen, mit dem weiteren Bemerken, daß wir konslatiren können, wie seinem Verhalten in der Kammer, insbesondere seinen Abstimmungen über die betreffenden Gesetzesvoriagen, wie auch den Monvirungen derselben die vollkommene Billigung und Zustimmung seitens der Versammlung zu Theil geworben ist. Wir graiuliren Herrn Richter zu diesem Erfolge in demjenigen Theile des Bezirks, der ihm am wenigsten Stimmen entgegengebracht hat! Auch in unserer speziellen Hailerbacher Straßenangelegenheit hat er durch seine Bemühungen Anspruch auf unseren Dank und wir vertrauen seiner Zusage, daß er auch in seinem Theile zu endlichem günstigem Auslcag der Sache mithelsen wird.
* Von befreundeter Hand ging uns soeben nachstehender Artikel zu, dem wir in Betreff des Schlusses nur ungern die Aufnahme gestalten, da wir es kaum glaube» können, daß ein Mensch bei uns, und noch gar ein Lehrer, die Frechheit haben kann, solche Aeußerungen in einem öffentlichen Lokale zu machen; doch wird uns die Thalfache auch von anderer Seite bestätigt.
Der südd. Reichspost Nr. 172 wird aus Stuttgart unterm 22. Juli geschrieben: „'Roch möchte ich Ihnen eine »achahmungs- wenhe Geschichte aus Baden miltheilen, von der ich dieser Tage Kunde erhielt. Daselbst kehrte neulich ein fremder, noch jüngerer Bursche in eine Dorsschcnke ei». Dabei kamen der Wirth und der Fremde auf das Klssinger Attentat und den Fürsten Bismarck zu sprechen, bei welcher letzlerer sich äußerte: „Es sei schade, daß ber Attentäter Bismarck nicht getroffen habe; er hätte ihm den Tod gewünscht." Der Wirch ließ den Menschen sosort durch den Polizeidiener verhafte», und derselbe soll dann durch Gensdarmerie an den ihm gehörigen Platz verbracht worden sein,
wo er Gelegenheit haben wird, über seine Aeußeruug uachzu- denten." Sollte nicht in gleicher Weise vorgcgaugen werben gegen einen talhol. Lehrer der Nachbarschaft, der eine ähnliche Aeußeruug gebrauchte: „ES sei nur zu bedauern, daß die Kugel die Hand und nicht das Herz getroffen habe." Oder wäre'es vielleicht in unserem Fall nicht besser am Platz, einem solchen Subjekt eine „haubgreifliche Demonstration a-l oaulus" zu appli- ciren?
Am 22. Juliveruuglückte ein Bürger von Sulz Dorf an der Stelle bei der Lhalmühle, wo schon 5 ähnliche Uuglücksfälle vorgekommen find. Derselbe fiel nämlich, wahrscheinlich durch die Hitze eingeschlafen, vom Wagen und verletzte sich dabei in der Weise, daß er schon nach kurzer Zeit seinen Geist aufgab. Ein Schwager desselben hatte ebenfalls an dieser Stelle einstens seinen Tod gefunden.
äiuttparl, 27. Juli. jLandesproduktenbörse.) Von sämmt- lichen auswärtigen .yandelspläßen wirb die Tendenz im Getreidegeschäft als äußerst matt geschildert und der Verkehr konnte selbst bei erheblichen Preisermäßigungen nirgends an Lebhaftigkeit gewinnen. Auch an heutiger Börse war die Stimmung sehr gedrückt und der Verkehr äußerst beschränkt. Wir notiren: Waizeu, amerik. sl. 7. 24—48. Kohlreps tl. 8. Mehlpreise per 100 Kilogr. inkl. Sack. Mehl Nid. 1 sl. 21. 3S-- fl. 24. Nro. 2 fl. 21. 30.-fl. 22. Nro. 3 sl. 20. 36.—fl. 21. Nro. 4 fl. ls. 12 — 48.
Stnllgart, 28. Juli. In den nächsten Tagen wird der Ankunft des Bischofs der A l l ka t h o li ke u Dr. Reiukens enlgegengefehen. - Es wird derselbe voraussichtlich die ersten geistlichen Aiiiishaudluiizeii in der jungen Gemeinde hier vornehmen, sür welche sich in dem Mangel einer passenden Räumlichkeit die erste Schwierigkeit austhut.
Dieser Tage starb tu Deukeudorf Friedrich Kaufmann, genannt der Denkendorfer Liederkranz, welchen Namen er dadurch erhalten, daß er bei einem schwäbischen Liederseste ganz allein mir einer großen Fahne erschien, welche die Aufschrift „Deuken- dorfer Liederkranz" und den Wahlfpruch „Eintracht macht stark" trug.
Baden-Baden, 27. Juli. Der Joiiriralisteutag beschloß in seiner zweiten Generalversammlung einstimmig die Gründung einer Journalisten-Genossenschaft zunächst zu Zwecken der Alters- Versorgung, ferner die Einleitung von Maßnahmen gegen unbefugten und gewerbsmäßigen Nachdruck.
Tauberbischofsheim, 24. Juli. Ans den heutigen Erinnerungstag des Gefechts dahier im Jahr 1866 ha! die hiesige Bevölkerung sämnttliche 54 Gräber und Kreuze der auf dem Frieohofe beerdigten Gefallenen frisch Herrichten lassen und auf jedes Grab einen Kranz niedergelegt. Ebenso werden der hiesige Militärverein und der Liederkranz heute Abend vor dem Denkmal der gefallenen Württcmberger eine Trauermusik darbringen und den Grabhügel daselbst, welcher 68 württembergische Helden deckt, mit Kränzen schmücken.
(Durchschlagende Gründe gegen die Leiche nver- bren n u n g.) Ich Unterzeichneter erkläre hiermit, daß es durchaus nicht nothwendig ist, die Leichenverbrennung einzuführen. Ich versehe das Todlengräber-Amt seit 15 Jahren', ohne daß je ein Cholera- noch Typhusfall rc. in meiner Familie vorgekommen wäre. Ich besitze auch eine Gats, welche sich von dem auf dem Gottesacker wachsenden Futter außerordentlich gut nährt, ja meine Gais verschmäh! sogar jedes andere Futter, was gewiß auch als ein Zeichen der Unschädlichkeit der Gottesäcker gelten dürfte. Georg Ott, Todtengräber in Zell (bei Hof).
In Berlin hat sich ein Comite gebildet, welches sich zur Aufgabe machen wird, die weitesten Kreise Berlins für eine Festlichkeit zu Ehren des Fürsten Bismarck zu gewinnen, die nach dessen Rückkehr von Kissingen stattsiuden soll.
Berlin. Wegen Majesiätsbeleidigung hat das Kreisgericht zu Wiedenbrück den ultramontanen Freiherrn v. Nagel- Illingen zu einem Jahre Gefäugniß verurtheilt. Derselbe hatte im Oktober v. I. in einer Versammlung des Mainzer Katholi- keuvereius über den Einzug der Piemontesen in Rom eins Rede folgenden Inhalts gehalten: Ein Mann habe ein Loch in die Mauer der Stadt Rom gebrochen, sei hindurch gekrochen und zum Qnirinal gekommen, und habe znm Papst gesagt: „Dein Haus ist mein Haus", und der Papst habe sein rechtmäßiges