Wertheim und sprichst die geflügelten Worte: Ist es Ihr Ernst, verehrungswürdiger Herr Stadtrath, daß Sie mir dreitausend Gulden geben wollen, wenn Livia binnen heute und einem Viertel- jahr die Verlobte Ihres Neffen Schani wird? Und wen» er Ja sagt, dann nöthigst Dn ihn scherzhaft gewandt zum Schreibtisch und bittest ihn, Dir dieß Versprechen schriftlich zu geben. Thut cr's nicht je nun, dann ist die Sache zu Ende; entschließt er sich aber dann laß mich sorgen.

Alfons, was hast Du vor? Du verwickelst doch nicht mich und Dich in Uugelegenheiten? Ich bin fest überzeugt, Herr Wertheini, der ja weiß, was ich über Livia vermag, gibt mir die schriftliche Zusage; aber was soll ich dann thun? Das muß ich wissen."

Nichts Unrechtes," bekräftigte der Maler;ich habe meinen Plan feriig und er wird gelingen, das sagt mir eine innere Stimme. Du aber, liebste Minni, sollst weiter gar nichts, als auf die seltsame Schrulle Deiner poetischen Freundin eingehen, und sie so oft als möglich bei ihrer Bilderschau begleiten. Alles Uebrige ist meine Sache; daß ich Dir nichts Verwerfliches zu- muthe, weißt Du; hier meine Hand darauf.

Sie sah ihm einen Moment lang fest in die Augen, dann schlug sie ein:Der Versuch soll gemacht werden." Und das Complot war beschlossen.

In der Mittagsstunde des nächsten Tages wandelte Minni neben der schönen, reich und auffallend gekleideten Livia, der sich viele Blicke zu- und nachwandten, durch die belebte Schottengasse. Als sie dem Laden des Vergolders nahe kamen, drückte die letzte erregt der gleichmüthigen Gefährtin die Hand. Diese aber konnte ein zufriedenes Lächeln nicht unterdrücken, denn in der Tasche hatte sic schwarz auf weiß den Schein des Rathsherrn aus drei­tausend Gulden, den ihr derselbe sofort und unter den heiligsten Bekräftigungen ausgestellt, ehe sie seine Tochter zu ihrer Wanderung nach dem verehrten Bilde abgeholt hatte. Und da standen sie nun vor dem Wunder. Livia heftete ihre feuchten, glänzenden Augen darauf. Minni aber hatte sich vorgenommen, es nun einmal recht aufmerksam zu betrachten, und, wenn nöthig, un­barmherzige Kritik zu üben.

Schau nun selbst," sagte das jüngere Mädchen schwärmerisch, ob man diesem Urbild der männlichen Iugcndschönheit nicht gut sein muß! Verliefe Dich in diese edlen Züge, in den geistigen, ja begeisterten Ausdruck, der aus ihnen einer gleichbe-

t saitcten Seele entgegenleuchtet, sieh diese reizende Fülle dunkler Niugellocken"

Halt," unterbrach sie die Freundin,von schwarzen Locken sehe ich da keine Spur; dies Haar ist eher braun, ich möchte sagen, von unbestimmter Farbe, aber ganz entschieden spielt es in das Röthliche."

Das ist der goldige Schimmer der Beleuchtung," entgeg- uete eifrig die schöne Livia;aber wer wird am Einzelnen mäckeln, wenn das Ganze so gewaltig wirkt in seiner harmonischen Zusammenstimmung! Kannst Du mir cs verdenken, daß ich vom ersten Augenglick an gefesselt war durch dieses unvergleich­liche Bild, aus welchem so deutlich die schöne Seele in schönen Formen spricht, daß ich mir gelobt hatte, npr der Mann solle der Meinige sein, der ihm völlig ähnlich sei? Sieh, liebe Minni, jeder höher organisirte, der Alltagswell entrückte und poetischer Verklärung entgegen strebende Mensch muß ein Ideal haben, nach welchem er ringt; ich habe das Meine gefunden und werde ihm treu bleiben. Aber Du lachst, Gefüllose? Freillich liegt das über Deinem Horizonte, armes Wesen.

Ich lache über die Gecken, welche Dich so dreist lorg- nettiren," erwiderte Minni, rasch gefaßt, um das Anrecht der Be­gleitung nicht zu verlieren,aber komm', wir erregen Aufsehen, wenn wir hier so lange stehen bleiben. Morgen und alle Tage können wir ja wiederkehren, bis Du cs müde und gescheidt ge­worden bist," setzte sic leise hinzu.

Mit einem tiefen Seufzer ließ sich Livia forlziehen, nicht ohne wiederholt den Blick zurückzuwenden nach dem geliebten Idol, zur großen Befriedigung einiger Herren, welche natürlich ihrer Unwiderstehlichkeit diese schmeichelhafte Rücksicht zuschrieben. Ihren guten Augen aber glaubte Minni kaum trauen zu dürfen, als sie hundert Schritte entfernt ihren Alfons über die Straße biegen sah in ein Kaffeehaus, Arm in Arm, mit wemanders, als dem elegant gekleideteten Schani, der im schwefelgelben Uebcrzie- mit stählernen Tellerknöpfen eine erquickende Wärme in die winter­liche Atmosphäre strahlen zu wollen schien.Was er nur vor hat, der Spitzbube? murmelte sie leise in sich.

(Fortsetzung folgt.)

Allerlei.

Schneidet man aus dem Lebensregister vieler Frauen die Kapitel Liebe" und "Mode", dann ist das Uebrige Maculatur.

Amtliche und Privat-Bekanntmachungen.

Nagold.

BrennlM-Verkauf.

Im Stadtwald Lehmberg, Abtheilung Vorderer und Hinterer Teichelwald, wer­den am

Donnerstag den 18 Juni, Vormittags 9 Uhr,

verkauft:

7 Rm. eichene Prügel,

226 Nadelholzschciter und Prügel,

29 fichtene Gerbrinde,

141 anfbereitetes Stockholz,

2300 Stück gemischte Laubholz- und 8160 Nadelholzwellen.

Die Zusammenkunft findet beim Schaf­haus im Waldachthal statt.

Den 11. Juni 1874.

Gemeinderath.

Nagold.

Stammholz-Verkauf.

Aus den Stadtwalddistrikten Galgenbcrg, Mittlerbergle, Wolfsberg, Kehrhalde, Lehmberg und Killberg werden am Freitag den 19. Juni, Vormittags 11 Uhr, auf dem Rathhause hier verkauft:

9 Eichen mit 2,30 Festmeter,

1 Aspe mit 0,83 Festmeter, und 1094 Stämme tanuen Lang- und Sägholz mit 714,69 Festmerer.

Den 11. Juni 1874.

Gemeinderath.

WillMilNstliMus.

Der Verkauf des Futter-Ertrags der Bahnböschungen der Strecke Nagold-Schie­tingen vom 29. v. M. hat die höhere Genehmigung erhalten, wovon die Pächter in Kenntniß gesetzt werden.

Nagold, den 13. Juni 1874.

K. Eisenbahnbauamt.

A. A. Bauschreiber Klaiber.

,;orstanit , A l t e n st a i g. Revier ^

am Donnerstag den 18. Juni d. I., Nachmittags 4 Uhr, auf dem Rathhaus in Warth aus den Staatswaldungen Neubann 2 und Grasert:

2 Rm. buchene Prügel, 55 Rm. tanneue Prügel, 43 Rm. dto. Anbruch, 1 Raumm. dto. Rinde, 650 Stück ungebundene Na- dclholzwellcn und ca. 131 Rm. Nadelholz­stockholz im Boden.

Alteustaig, den 12. Juni 1874.

K. Forstamt.

Herdegen.

A l t e n st a i g Stadt.

Erledigte Waldfchützen- stclle.

Die hiesige Gemeinde stellt zum Schutz für ihre Waldungen im Enzwald, Hagwald und Priemen einen Waldschützen an.

Der Gehalt ist auf jährlich 350 fl. fest­gestellt. Bewerber wollen sich in den nächsten zehn Tagen bei der Unterzeichneten Stelle melden.

Den 13. Juni 1874.

Stadtschultheißenamt.

Rohrdorf,

Oberamts Nagold.

Das Anstreicher«

von ca. 330 Quadrat-Schuh Lamperieen und Thüren und von 9 Fenstern im Schulhaus wird am

Donnerstag den 18. Juni, Nachmittags 1 Uhr,

auf dem Rathhause im Submissionswege vergeben, wozu Lusttragende eingeladen sind.

Schultheißenamt.

Klllinger.

Ai c v i e r A l t e n st a i g.

Am Freitag den 19. d. M., Nachmittags 3 Uhr,

werden in Spielberg 83 Raumm. unauf- bereitetes

StocklM)

aus Glasert und Schonzert versteigert.

K. Revieramt.

' Nagold.

Schutconserely

nächsten Freitag den 19. Juni, Vormittags 9 Uhr,

über Schulandacht und Sittenre­giller. (Siehe Schulwochenblatt 1873 Nro. 42.) Gem. Gesang: Herr Gott, dich loben rc. Lehrergesang Weeber und Krauß 11. 69. 73.

Den 15. Juni 1874.

. K. Dekanatamt. Fr ei Hofer.

W i l d b e r g.

145 fl. Pfleggeld

liegen gegen gesetzliche Sicherheit zum Aus­leihen parat bei

Johannes Wid mayer.

Nagold.

Arbeiter-Gesuch.

In meinem Fabrikations-Geschäft findet ein fleißiger, kräftiger Mensch ohne beson­dere Vorkenutnisse Arbeit bei gutem Lohn und Kost. Logis im Hause.

Louis Sautter, jun.

Nagold.

Schönes, buchenes Oberländer

Scheiter- K Prügel-

hch

hat auf dem Bahnhof stets abzugeben Güterbeförderer Welker.