Der Gesellschafter.

UMsUM für den QberamWczirk Nagüld.

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9!r. 69. halbjährlich hier 54 kr., im Bezirk

mit Postaufschlag 1 fl. 8 kr.

Tagcs-Neuigkciten.

Dis Gerichtsnolarsteste in Göppingen wurde dem Gerichtsnota: Jischhaber von Nagold übertragen.

Tagesordnung der Sitzungen des vchwurgerichshoss Tübingen im zweiten Quartal.

1) Donnerstag, den 13. Juni d. Js.: Anilagesache gegen den ledigen Ludwig Heinrich Haller von Tübingen wegen Beleidigung des Kaisers. L) Freitag, den 18. Juni d. I.: Ankiagejache gegen den Stsinhauer Johannes Münz von Plüderhansen, Oberamls Welzheim, wegen Münzverbrechens, st) wamstag, den 20. Juni b. I.: Anklagesache gegen Elisabeths Bahnmüller von Reutlingen wegen Bransstulnng. 4) Montag, den 22. d. I. und am folgenden Taget Anklagesache gegen den Wundarzt Ludwig Baum gart von Nottenburg und Genossen wegen Kindsadtreibung und sahrlätziger Tödtung. 5) Mittwoch, den 24. Juni d. I.: Anklagesache gegen den wwaajpieler Joseph Stratzer von Finsing, Bayerischen Bezirksamts Eberberg, wegen Beleidigung des Kaisers u. a. V. 9) Donnerstag, de» 25. Juni d. I.: Anklagesache gegen den Wagnerlehrling Gottlieb Rothweil von Linsenhosen, Ober­amts Rürtigen, wegen Brandstiftung. 7) Freitag, den. Juni d I.: Anklagcsache gegen den Zimmermann Franz Carl Bauer von Nectar- thailfingen, Oberamts Nürtingen, wegen versuchten schwere» Raubs und wegeil Nolbzuchk. 8) Samstag, den 27. Juni b. I.: Antlagesache ge­gen Anna Maria Motzer von Entringen, Oberamls Herrrnberg, wegen versuchten Mords. Die Verhandlungen beginne» je Vormittags st llyr.

In Folge der Betriebseröfsnung der Eisenbahnlinien Pforzheim- Calw und Nagold-Horb sind an de» Stationen Liebenzell, Hirsau, Gün dringen und Hochdorf, zur Kontrolirung der Ein-, Aus- und Durchfuhr derjenigen Gegenstände, welche im Hansel mit anderen Bundes­staaten einer inneren Sleuer ober Uebergangsstraer unterliegen, Grenz­steuerämter errichtet worden.

* Nagold 15. Juni. Die gestrige Gauverfammlung der Gewerbebanken des Schwarzwaldes un Gasthanse znm Rößle hier zeigte eine Vertretung von ,15 Vereinen, nämlich Atienslaig, Böb­lingen, Calw, Ehningen, Freudeustadl, Herrenberg, Leonberg, Magstadr, Nagold, Oberndorf, Ne'.:weil, Sindelsingen, Tübingen, Weit der Stadt, Wiidbad. Die Leitung der Verhandlungen fiel dem Vorstand des Nagoider Vereins, Herrn Verivaltungs-Akluar Wurit zu, der nach herzlicher Begrüßung der zahlreichen Lheit- uchmcr zuerst die Beschlüsse der vorjährigen Versammlung in Weil der Stadl mittheilte und dann dem Vertreter der letztge­nannten Bank das Wort ertheilie zu dem ersten Gegenstand der Tagesordnung, nämlich über die Zulässigkeit des Effektenhandels der Gewerbebanken. Derselbe wurde von diesem wie von allen andern Rednern als unstatthaft und dem Prinzipe der Banken zuwider erklärt. Der zweite Gegenstand über die Frage: ob Pflegschaftsgelder von den Banken angenommeil werden sollen, und ob, da manche Gerichte diese Unterbringung der Pfleggelder nicht zulassen, nicht deßhalb eine Eingabe an das K. Ministerium zu richten sei, fand eine warme Befürwortung durch den Vorsitzen­den, schließlich aber ging die allgemeine Ansicht dahin, daß man die Annahme solcher Gelder jeder Bank freistellen und man von besagter Eingabe abstehen solle, da dies eigentlich Sache der Pfleger wäre und durch die Genehmigung der Bitte die Negie­rung sich leicht das Recht vindiciren würde, die Verwaltung der Banken zu kontroliren, wodurch die Selbständigkeit der Banken natürlich sehr beeinträchtigt würde. Die weitere Frage, weiche VortheNe bietet der Wnrltembergische Verband der Gewerbe­banken, gab zu langen Debatten Veranlassung, indem viele einen eigentlichen Nutzen und Werlh desselben vermissen mußten, da die Stuttgarter Gewerbebank als Centralbank wohl stets Gelder anznnehmen sich bereit zeige, aber nur selten solche an andere Banken abzugeben vermöge. Der Vorschlag, einen Kreisoerband zu bilden, wurde sogleich wieder fallen gelassen, nachdem die Frage aufgeworfen worden, welche von diesen Banken in der Lage wäre, die vielen Geldbegehren zu berücksichtigen. Obwohl verschiedene Banken, u. a. Herrenberg und Rottenburg, hierin gut siiuirt ge­nannt wurden, so drang sich doch allen die Uederzeuguug ans, daß keine Bank so viel flüssiges Capital aufzuweisen habe, um das Bedürsniß der Banken, das besonders in den Monaten Oktober und November sehr stark sich zeige, zu decken, weßhalb der Vor­schlag, es vorerst beim Aiten zu lassen und noch eine Zeit zazu warten, da der Verband sich vielleicht doch elwaS lebensfähiger gestalten könnte, allgemeine Zustimmung fand. Da snr viele Theilnehmer die Zeit der Heimkehr heranrückle, so wurde der Rest der Tagesordnung: Stammantheile der Banken und die Deposilenverwahrung, nur kurz erörtert und es jedem Verein überlassen, wie er in Betreff des elfteren Punktes sich ein eigenes

Jnserationsgcdübr für dis stspaltige Zeile aus gewöhnlicher Schritt bei -j einmaliger Einrückung st Kreuzer, IrOsft-. bei mehrmaliger je 2 Kreuzer.

Betriebskapital schaffen wolle weichen Zweck die Stammaniheile haben und welche bei der Ragolder Dank bereits eingeführt sind ; ebenso wurde in Betreff der Dcposjienvcrmahrnng beschlossen. Die Eile, mit welcher zum Schluß gedrängt wurde, ließ kaum eine geord­nete Wahl des Ortes zu, in welcher die nächste Ganversammlung gehallen werden sollte, welche Ehre Calw zngewiesen wurde. Ein vom Vorsitzenden ansgebrachtes Hoch auf dieSelbsthilfe" bildete den Schluß der Verhandlung, die der Versammlung vieles belehrende Material geboten.

Ein Komet, der von den Astronomen schon seit dem 16. April am Himmel verfolgt wird, wird Ende dieses Monats und namentlich im Anfang Juli sein Licht viel Heller leuchten lassen als seither und mit unbewaffnetem Auge beobachtet werden können. Ec zeigt sich unterhalb des Polarsterns rechts vom Kopse des großen Bären.

Die bayerischen Abgeordneten werden künftig keine Taggclder mehr erhalten, sondern für jede Session, kurz oder lang, baar >000 Mark. Sie werden daher lakonisch sprechen, kurz oder schlagend, jedes Mark, also jedenfalls markig.

Der Bischof von Passan hatte bei Abhaltung der Fronleich namSpro Zession sein Palais neben bayrischen auch mit deutschen Fahnen geschmückt. Das klerikale Vaterland schreibt heule:Der deutsche Reichszipfel am Hause eines deutschen Bischofs am Fronleichnamsfeste ist nicht mehr und nicht weniger als eine herausfordernde Insulte gegen unfern Herrgott. Im Uebri- gen sieht aber das nnserm Heinrich von Passan wieder ganz gleich."

Ein auswärtiger Schuster in Düsseldorf wollte seine Ledereinkäufe machen, trat aber vorerst in ein Wirthshans, um sich an einem Glas Bier zu stärken. In der Wirthsstube befand sich außer ihm noch ein Gast, der neben ihm auf der Bank Nüsse aufklopfte. Der Schuster zog seine Börse und zählte den Inhalt aus dem Tisch, um seine Einkäufe zu bestimmen. Als er mit dem Zählen fertig war, stand der andere Gast auf, strich das Geld ein und sprang mit den Worten:Det stimmt!" zur Thür hinaus. Der erstaunte Schuster sah ihm zuerst verdutzt nach, sprang dann auf, um ihm uachzueilen, fiel jedoch sofort auf die Bank zurück der Gauner hatte den Rückschoß des Schusters auf die Bank festgenagelt und fand Zeit, mit dem Gelde zu entkommen.

Berlin, 1l. Jani. Der Bnndesrath beschloß auf den Antrag des Justiz-Ausschusses, dem vom Reichslage beschlossenen Civilehe-Gesetz nicht zuzustimmen, sondern den Reichskanzler um Aufstellung eines Gesetz Entwurfs über die Einführung der ob­ligatorischen Civilehe und Beurkundung des Personenstandes unter Betheiligung der Bundesregierungen und dessen demnächstigen Vorlegung zu ersuchen. Der Bnndesrath stimmte ferner Aus­schuß-Anträgen zu betreffs Erhöhung der Eisenbahn-Tarife und Einführung eines einheitlichen, dem Colli- und Wagenraum-System sich nähernden Tarif-Systems bis spätestens 1. Januar 1875.

Berlin, 13. Juni. Der ehemalige Handels- und Finanz­minister von der Heydt ist heute nach 6 Uhr am Herzschlage gestorben.

Posen, 12. Juni. Der Woll-Markt verstaut immer mehr, die Preise fallen zusehends, Käufer Hallen sich reservirt. Rhein­länder treten vom Kauf heute zurück. Der Preis-Rückgang gegen gestern 'Abend beträgt für feine Wäsche 2-4 Thlr.; schlechte Wäsche ist unverkäuflich. Der Preis-Abschlag gegen das Vorjahr beläuft sich aus 10 Thlr. Von der Zufuhr von 32,000 Centnern sind kaum zwei Drittel verkauft.

Im Canton Unterwalden ist ein Ed ict erlassen worden, wonachin Anbetracht, daß die abscheuliche Gewohnheit des Rauchens und Schnupfens bei jungen Leuten immermehr um sich greift," Jünglinge unter 18 Jahren bei Vermeidung einer namhaften Geldstrafe sich solcher Tabaksgcnnffe zu enthalten haben. Obwohl die löbliche Absicht erreicht wird, wenn die jungen Herren nicht hinter Schloß und Riegel gehalten werden?

Paris, 1l. Juni. Von der spanischen Grenze wird ge­meldet: Zahlreiche baskische Banden haben sich unter dem Ruse es leben die Fueros und der Friede" gegen Don Carlos erhoben.

Dienstag den 16. Zum.