erklärt, associrte sich im Ociober o. I. mit dem Buchhalter Max Tonclles zur Errichtung eines Börjencomploirs. Dieses Geschäft wurde ohne den geringsten Fonds errichtet; zur ersten An­schaffung der Eomploireinrichtung und Zahlung des Zinses lieh Tonelles von der ehemaligen Dienstmagü seiner Mutter, Thekla Kubs, 150 sl, welcher Betrag nie zunickei stattet wurve. Auf Pockh's Borjchlag wurde die Firma mit dem Namen TouelleS und Comp, bezeichnet und in die Welt hinansposaunl, mit welch riesigen Glücksgütcrn die Familie Tonelles gesegnet sei. Ende De-ember v. I. erschien ein Inserat unter dem Titel:Finanz- minister M. Tonelles" in einem illustrirten Blaue, in welchem der jetzige Finanzminister verunglimpft und dem Max Tonelles in halb scherzhaftem, halb ernsthaftem Tone obwirklicher nnv wahrhaftiger Essecienbelchmmg" das Prognostikon eines künftigen Finanzportefeuilles gestellt unv eine Weihuachtsbesprechung in einem politischen Wochenblalte, in welchem in speichelieekerischer Manier demBankier" Tonelles Weihrauch gestreut wird. Das Comptoirpcrsonal, bestehend ans dem Cajsirer Joseph Gesichter, der unter der Bedingung von Pockh ausgenommen wurde, daß er vom Börsengeschäft nichts verstehe, dem Galopin Moritz Schwarz und dem Diener Frau; Schachinger erhielt von K. Pockh den gemessenen Auftrag, jenen Parteien, welche zur Belehnung der Effecten erscheinen würden, diese mit der Mittheilung abzunehmen, daß sie zu Tonelles' Mutter ins Depot kämen, die auch die Be- lchnnngssumme vorschießen würde, sich mit den Effecten zu ent­fernen, sie sofort zu veräußern, von dem Erlöse den Parteien 80 Procent des Curswerthesals Belehnungssumme" auszu­zahlen und den Ueberschuß in die Casse des Geschäfts zu hiiiler- legen. Sollten jedoch die Parteien in Folge des langen Wartens ungeduldig werden, so wären dieselben durch Anerbieten von Cigarre» oder von zwei Gulden auf einen Fiaker zu beschwichti­gen. Die 32 von der Anklage erwähnten Facten, welche den Beschuldigten zur Last gelegt werde», erklären sich alle durch die eben deialllirte Manipulation. Der bedeutenste Schaden wurde der Firma I. Epstein zugefügl: 2l,1l4 Gulden. Der Gesammt- schadcn, weichen das Publikum durch die Firma Tonelles u. Comp., so viel bis jetzt sestgestellt werden konnte, erlitten hat, beziffert sich auf 40,000 Gulden. Die Gläubiger haben das leere Nach­sehen, da die Activen sich auf die Comptoireinrichtung, unein­bringliche Forderungen von 442 fl., einen Versatzschein über einen Brillantring, ein bayerisches Zweiguldenstück und eine Staatsnote von Einem Gulden redncire». Abgesehen von den früher erwähnten Auslagen, hielten die CompagnonS zwei Equi­pagen, statteten Diener und Kutscher mit großer Pracht aus, besuchten die Theater, wozu stets Logen genommen wurden. Die weitaus größten Summen aber dürften von Pockh ans der Börse verspielt worden sein. Die Staatsanwaltschaft erhebt wider Kark Pockh und Max Tonelles die Anklage wegen Verbrechens des Betruges. Moritz Schwarz wird wegen Theilnehmung am Betrug in die Anklage einbezogen, da er von allen Operationen seiner Chefs die genaueste Kenntnis; hatte und in ihrem Sinne stets die Parteien abfcrligte. Das Verhör, in welchem die An geklagten sich gegenseitig als Lügner und Schwindler bezeichnen, ist ohne Interesse.

Paris, 0. Mai. Havas meldet: Die Karlisten kehr­ten »nt starker Streitmacht in die Nähe Bilbao's zurück und besetzten die Straße nach Galacoma. Concha stellte den Vormarsch der Armee ein.

Paris, 9. Mai. DiePresse" schreibt: Kaiser Alexan­der wird während seines Aufenthalts in England die Kaiserin Engenic besuchen, um die gute Erinnerung zu bezeige», die er von seiner Pariser Reise bewahrt hat. Wenn dieser Schritt ver­einfachen Höflichkeit von der bonapartistischen Partei anders aus­gelegt werden sollte, so würde sie sich nur eine Enttäuschung bereiten. Wir wissen in der That, daß der russische Kaiser den Charakter seines Besuches nicht entstellen lassen und nicht gestallen wird, daß man einen politischen Akt in dem sieht, was nur ein Akt der Ehrerbietigkeit gegen eine erhabene Wittwe ist, deren Gast er war." Diese den zu erwartenden bonapartistischen Interpretationen vorbeugende Note wurde, so schreibt man der Köln. Ztg." von hier, derPresse" von dem Minister Decazes zugesandl, dem der russische Botschafter vertrauliche Mittheilung gemacht.

Paris, 11. Mai. In der heutigen Versammlung des linken Cenirums haben mehrere Redner hervorgehoben, daß der Bonaparlismus im Lande Fortschritte mache. Sie geben der Haltung des Ministeriums und der Unsicherheit der Lage die Schuld. Et machte sich überhaupt eine gewisse feindselige Stimmung gegen das Ministerium geltend.

Auch in Italien ist eine plötzliche Abkühlung der Tem­peratur erfolgt. Der Vesuv hat sich mit Schnee bedeckt. Man fürchtet für die Feldgewächse.

sEi» Postmeister im Sack.s Die Frau des Feher- gyrarmaler Postmeisters fand, als sie neulich Abends nach Hause kam, ihren Mann in einem furchtbaren Zustande. Der arme Mann lag in einem Sack eingebunden und konnte kaum athmen, Die erschrockene Frau machte Lärm, worauf die Nachbarn zu­

sammenliefen und den Postmeister aus dem seltsamen Kerker be­freiten. Sein Gesicht trug blutige Spuren von der offenbar an ihm verübten Gewalt. Die Post war ausgeraubt und es fehlten 7000 Gulden. Es unterlag keinem Zweifel, daß der Postmeister von Räubern in den Sack eingebunden worden war, und er selbst erzählte, es hätten ihn drei fremde Männer überfallen, gebunden, tüchtig Lnrchgcprügelt und die Postkasse ausgeraubt. Der Be­zirksrichter begann sofort energisch die Untersuchung, in Folge welcher erhellte, daß der Herr Postmeister Comödie gespielt und sich selbst hatte binden lassen; die 7000 fl. fand mau »och vollständig vor, sie waren im Ofen versteckt. (Dorfztg >

Dem amerikanischen Congresse liegt eine Rechnung des vr. Zacharia für seine DieMte vor, die er der Bundesarmee im Bürgerkriege als H ü hu er a u g en - Op e r a t eu r geleistet hat. Die Rechnung beläuft sich auf c>0,000 Dollars, wird durch Be­lege vieler Offiziere unterstützt und ist ein neues Zeugnis;, daß auch drüben üder'm Wasser Manchen der Schuh drückt.

Allerlei.

(Transfusionen). Mau schreibt aus Dresden im März: Ja den jüngsten Tagen ist hier zweimal eine inte­ressante Operation ausgeführt worden, die Lammblut-Trans- susion, und zwar in beiden Fällen insofern mit günstigem Er­folg, als bei den Patienten der erste war lungenkrank eine schnelle Hebung ves Krästezustandes erzielt wurde. Bisher hatte man bekanntlich von den beiden Methoden der schon von Medea am Aeson ausgeübten und im 17. Jahrhundert sogar zu einem Lieblingsgegenstand der Aerzte gewordene» Transfusion: der unmittelbaren, bei der menschliches, durch Quirlen defibri- nirtes Venenblut in die Venen des Kranken eingespritzt wird und der unmittelbaren, bei der man mittelst der Kraft des Herzens arterielles Blut durch Röhren unmittelbar aus ber Arterie eines Menschen oder Thieres in die Vene des Betreffenden übcrgeleitet werden läßt vorzugsweise die letztere Methode zur Anwendung gebracht. Neuerdings scheinen aber die gegen die erstere geheg­ten Bedenken durch die Wahl des Lammblutes gehoben worden zu sein. Ob freilich auch zum Beispiel eine Krankheit wie die Lungenschwindsucht znm Stillstand gebracht werden kann, muß erst noch die Erfahrung lehren.

(Der Sandstnrm in der Wüste Sahara im Jahre 1868.) Von einem Afrika-Reisenden, derzeit in Mün­chen, geht der Dorfztg. Folgendes zu: Als wir nach 7stüudigem scharfen Ritt zu Kameel Halt machten und die Zelte aufgeschlageu hatten, wurden wir durch einen Windstoß aufmerksam gemacht, daß wir einen Sandsturin zu erwarten hatten Nach einer Wind­stille von '/r Stunde und todtenähnlichem Schweigen der Natur rings umher, riefen unsere Neger: (ti ol samum) es kommt der Sandsturm! Wir brachten in größter Hast die Kameele zum Liegen und legten uns selbst mit ausgestrecklcm Körper das Gesicht in die Erde oder Sand gedrückt zwischen die Kameele und los ging es mir fürchterlicher Wulh; der Rücken wurde uns von dem feinen Triebsande so gepeitscht, daß das Blut herunter lief, und erst nach 2 Stunden legte sich der Sturm. Er hatte die Zelte zu Boden geworfen, der Spiegel war zersprungen, das Wasser in den Schläuchen halb ausgetrocknet, sogar die Zündhölzchen im Koffer waren angegangen. Wir selbst sahen aus wie Müller, die aus der Mühlstude kamen; wir halten kein Wasser, selbst das Wasser, womit ich mein Gesicht wusch, trank ich später, um die Qualen des Durstes zu löschen, und so langten wir müde und zerschlagen in der Hauptstadt Sinah, der Oase des Ju­piter Ammon an, woselbst wir nach ansgestandener Todesangst einen sehr freundlichen Empfang von Seiten der Bewohner fanden.

Moses und das deutsche Militärgesctz. Be­kanntlich waren die Juden, ehe sie sich ausschließlich auf den Handel warfen, ein sehr kriegerisches Volk. Von der Invasion in Canaan bis zu den Heldenkämpsern der Maccabäer auf den Blachfeldern Palästinas welche ununterbrochene Reihe von Kriegsthalen! Die allgemeine Wehrpflicht war Gesetz. Von Coiiscription, Stellvertreter, Ausloosen rc. war keine Rede, auch liest man nichts von Kasernen und Kadettenhäusern, noch von einem obersten Kriegsherrn. Wohl aber ist im 4. Buch Moses Kapitel 1 genau ausgezählt, wie groß die Zahl der streitbaren Männer sei, und zwar heißt es,der Männer von 20 Jahren und darüber, was in's Heer zu ziehen taugt mit Israel, zählt man 603,550 Mann." Ein Ausnahmegesetz aber steht im 5. Buch Moses, Capitel 24, und heißt also:Wenn Jemand neu­lich ein Weib genommen hat, der soll nicht in die Heerfahrt ziehen und man soll ihm nichs auflegen. Er soll frei sein in seinem Hause ein Jahr lang, daß er fröhlich sei mit seinem Weibe, das er genommen hat." DerNürnberger Anzeiger" empfiehlt diesen Befehl Moses zur Ausnahme in das deutsche Militärgesetz.

Die Amerikaner erzählen von drei Zechbrüdern, die sich beim Abschied von der Kneipe das Ehrenwort gaben, daß jeder den ersten Befehl, welchen er bei seiner verspäteten Heim-