Für daS Gesetz, betreffend die Verhinderung der unbefugten Ausübung von Kirchenämlerii stimmten am 25. Aprit die Abg. Chevatier, Elben, v. Frisch, Gaupp, Mayer, Müller, Römer, Schmid, v. Sarwcy, Fchr. v. Varnbüler, v. Weber. Da­gegen: Bayrhammer, Graf v. Bissingeu, Graf v. Waldburg- Zeil. Abwesend: Lenz, Fürst v. Hohentohe-Laugendurg, Schwarz. Das Gesetz wurde mit 21.4 gegen 108 Summen an­genommen.

DieSpen. Ztg." theilt zu der Asfaire Arnim mit, man sage sich in Berlin, daß Graf Arilin, bei dem letzien Regie­rungswechsel in Frankreich seine Synteigkeit nichl geihau u>iv eine zweideutige Rolle gespielt kibe, indem er nver oie Lage Thiers' stets beruhigende Nachrichten nach Bertm geschickt habe, während er in Paris sich an den Jntrigncn der Legilimisten gegen Thiers beteiligt und damit die Politik des Reichskanzlers durchkreuzt habe. Weiter habe er in Wien nicht ohne Erfolg in den maßgebenden Kreisen für seine Versetzung nach Wien ohne Wissen des Reichskanzlers intriguirt und erst, nachdem ihm diese Aussicht genommen, fei die Publikation in derPresse" erfolgt und zwar von einer Seite, die Herrn v. Arnim keineswegs feindlich gesinnt sei, vielmehr zu seinen Anhängern zähle.

Man schreibt derVice della Verita" ans Berlin: Die Revolution steht vor der Thür. Verlassen Sie sich darauf, ehe vier Wochen vergehen, werden die Musketen und Kanonen zum Wort gekommen sein. Unser herrliches Volk, nichl gewohnt, seine Glaubensfreiheit und die köstlichen Güter der Religion den bar­barischen Gelüsten schnöder Tyrannen preiszugebcn, wird, von den Frevlern und Gotteslästerern, die am Staatsruder sind, zum äußersten getrieben, das Schwert der Empörung ergreifen und es nicht eher in die Scheide stecken, bis das Vaterland von die­sem fluchwürdigen Otterngezüchte befreit ist. Schon rüstet man sich insgeheim zu der großen Thal unb der Schlag wird um so vernichtender trefscn, als die verblendete Regierung keine Ahnung von dem hat, was ihr bedroht.

Dom Mittelrhein schreibt man derKöln. Ztg.", daß die bösen Fröste solchen Schaden gethan haben, daß man hart­gesottene Männer mit Augen voll Thränen sehen konnte, wenn sie von der Zerstörung berichteten, welche der Frost schon angerichtet, und die um so schmerzlicher empfunden wird, als bis vahin bie Neben ganz Vorzügliches versprachen.

Linz, 1. Mai. In Folge der Erhöhung des Bier- preises kam es von 8 Uhr ab zu einem großen Bierkrawall. Bei 10,000 Menschen zogen gegen das Brauhaus der Gebrüder Hatschet; alle Möbel, Maschinen, Bierfässer rc. wurden in die Donau geworfen und die Fensterstücke herausgerissen. Nachdem der Krawall zu Ende war, schritt das Militär ein.

Das Organ der äußersten Linken des ungarischen Reichs­tages plaidirt dafür, daß in den Gesetzentwurf über die obliga­torische Civilehe vie Bestimmung ausgenommen werde:Römisch- katholische Priester können heirathen und ihre Ehen haben volle staatsbürgerliche Giltigkeit."

London, 4. Mai. (Oberhaus). Berathung des An­trags Roussell's wegen Vorlegung der Abschriften der diplo­matischen Korrespondenz bezüglich der Verhandlungen mit den Regierungen Deutschlands, Oesterreichs, Ruß­lands und Frankreichs, betreffend die Aufrecht­haltung des europäischen Friedens. Graf Derby erklärt, wenn auch bezüglich der Aufrechthaltung des europäischen Friedens Besorgnisse vorhanden seien, so sei doch nach den der Negierung von allen Seilen zugegangenen Mithheiluugen für die nächste Zukunft kein ernstlicher Grund zu Kriegsbefürchtungen. Sollte eine Kriegsgefahr entstehen, so werde England für die Ausrechthaltung des Friedens thun, was in seinen Kräften stehe, ohne sich jedoch in einen Kampf hineinziehen zu lassen, bei dem seine Interessen nicht engagirk wären. Was die letztjährigen von England abgeschlossenen internationalen Verträge angehe, so sei Englands Ehre, Treue und Redlichkeit für die Einhaltung derselben verpfändet. Die Mittheilung der diplomatischen Korre­spondenz müsse er, Graf Derby, ablehnen.

Des Spasses halber muß ich Ihnen doch von einer eigen- thümlichen Ovation berichten, welche dieser Tage im Vatikan stattfand. Ein Landpfarrer aus der Umgebung Roms kam an der Spitze einer Anzahl seiner Pfarrkiuder, um dem Papste sieben junge Lämmer zu Füße zu legen, welche, als der Pfarrer eine Ansprache hielt, ihre Zustimmung zu derselben durch lautes Blöcken ausdrückten. Pio Nono nahm die Gabe gütig an und überwies sie seinem Leibkoch. (Fr. I.)

Madrid. 3. Mai. Das dritte Armeekorps ist gestern Abend in Bilbao eingerückt. Serrano hält heute seinen Einzug. Die Karlisten sind zersprengt und scheinen den Rückmarsch auf Amezcuas zu nehmen.

Madrid, 4. Mai.Jberia" meldet, die Regierung be­absichtige die militärische Besetzung der baskischen Provinzen und die Formirung einer neuen Operationsarmee, die in fliegenden Kolonnen das ganze Königreich bis zur totalen Vernichtung der Carlisten durchziehen soll.

Bayonne, 4. Mai. Nachrichten von carlistischer Seite bestätigen den Einzug des Generals Coucha in Bilbao und fügen hinzu, die überlegene Artillerie der Republikaner habe die Car- listeu gezwungen, ihre Stellungen aufzugeben. Die carlistische Armee sei vollständig imact, während die Regierungstruppen 16,000 Mann au Tobten, Verwundeten und Kranken verloren hätten und durch diese Verluste auf ca. 30,000 Mann zusammen­geschmolzen seien.

Von Peking kommt die Nachricht, daß trotz der kaiser­lichen Gebete kein Schnee gefallen ist. Verordnung ist an die Prinzen ergangen, zum vierten Male in Begleitung des Kaisers in den Haupttempeln der Stad, zu opfern Man fürchtet das Erfrieren der Wintersaat, welches eine Hungersnoth zur Folge haben würde.

Der Günstling des Glücks.

(Fortsetzung.!

Nach einer Pause redete der Vorsitzende des Gerichtshofes ihn in iheiliiehmeudem Tone au.Wenn Sie heut nicht aufge­legt sind, Ihre Sache zu erledigen, Herr Sanden," sagte er,so wollen wir sie auf acht Tage verschieben."

Zn diesem Augenblick berührte Jemand Ferdinand's Arm- Es war einer seiner vertrautesten Kollegen.Sage ja," flüsterte dieser, und komm mit mir. Ich habe "mit Dir zu sprechen."

Ferdinand verbeugte sich, einige Worte des Dankes gegen den Vorsitzenden äußernd, und verließ mit dem Freunde den Saal.

Du weißt also nichts?" fragte dieser, ihn ansehend.

Nichts; erkläre mir um Gotleswillen, was das Alles zu bedeuten hat?"

Wie, Du hast heute Morgen nichts von Deinem Bruder gehört?"

Kein Wort," entgegnen Ferdinand erblassend.Es ist ihm doch nichts zugestoßen?"

Vor zwei Stunden ist er verhaftet worden."

Verhaftet?" wiederholte Ferdinand ungläubig.Welche Thorhell, verhaftet! und warum? Doch nicht wegen Schulden, das ist unmöglich."

Ich kenne den Grund seiner Verhaftung nichl, die That- sache jedoch steht fest. Der Staatsanwalt selbst hat sich zu Deinem Bruder begeben, hat eine lange Unterredung mit ihm gehabt, und nach Beendigung derselben ist er verhaftet worden."

Ferdinand war einen Augenblick wie erstarrt. Diese un­glaubliche Nachricht verwirrte ihn so, daß er fast nichl verstand, was der Andere sagte. Abermat fragte er nach der Ursache der Verhaftung, doch der junge Jurist konnte oder wollte ihm diese nicht imtlheiten. Ganz außer sich, eilte er in die Wohnung Ger- hard's. Eni Diener übergab ihm einen Brief, den dieser für ihn zurückgelassen hatte. Hastig erbrach er ihn, doch fand er nur einige in Eile geschriebenen Zeilen, worin Gerhard sagte, daß ein seltsames Mißoerständiiiß eine Verhaftung herbeigeführt habe, daß dieses indeß sich bald ausklären und er in wenigen Stunden seine Freiheit wieder erlangen werde.

Diese Zeilen beruhigten Ferdinand nicht, und er beschloß, um Alles zu erfahren, dem Staatsanwalt einen Besuch abzu­statten. Letzterer war noch ein junger Mann, der sich viel in den Kreisen bewegte, denen auch Gerhard angehörte. Er kannte diesen persönlich und empfing Ferdinand mit großer Zu­vorkommenheit. Ohne Weigerung theilte er ihm die Ursache der Verhaftung seines Bruders mit. Mit Erstaunen hörte Ferdinand, daß Gerhard einer Unterschlagung von 5000 Thalern angeschuldigt sei, die in einem Portefeuille, welches er auf der Straße gesunden, enthalten gewesen seien. Der Ankläger war eine übelberüchtige Persönlichkeit, ein sogenannter Kommissionär, der Geldgeschäfte vermittelte und schon mehrere Male dem Zucht­hause nur mit Mühe entronnen war.

Wie?" ries Ferdinand aus,auf das Wort eines solchen Menschen verhaftet man einen Mann, dessen Ruf bisher auch nicht durch einen Hauch getrübt war? Wir sind Alle der Ver­leumdung ausgesetzt, sollen wir stündlich die Folgen einer ver­leumderischen Anklage befürchten müssen?"

Ist die Anklage verleumderisch, auf keine Beweise gestützt," entgegnete der Staatsanwalt,so hat sie keine Folgen. Ich bitte Entschuldigung, Herr Sanden, ich weiß, wie nahe diese Ange­legenheit Ihnen geht und gehen muß. Ich habe lange geschwankt, ehe ich den letzten Schritt that, doch ich war durch meine Pflicht dazu gezwungen. Ich hege das Vertrauen, Ihr Herr Bruder wird den Ungrund der auf ihm lastenden Klage erweisen, und ich werde glücklich sein, ihn in die Gesellschaft wieder einzuführen, der ich ihn auf eine so traurige Weise entreißen mußte."

Ich hoffe, dies wird geschehen, ehe es zu einer öffentlichen Verhandlung kommt," entgegnete Ferdinand.Eine solche wirft aus ven Angeklagten immer ein ungünstiges Licht, selbst wenn er freigesprochen wirb."

Der Staatsanwalt zuckte die Achseln, doch beeilte er sich, ihm schriftlich die Erlaubnis zu geben, seinen Bruder in der Haft zu besuchen und ungehindert mit ihm zu sprechen.