meinen Verpflichtungen nachzukommen. Es ist mir materielle Unterstützung von Seiten meiner Freunde und moralische Unter­stützung von Seiten der Vcrwattnngsräihe der betreffenden Banken zu Theil geworden, indem sie meinen Kredil prolongirten. Doch das Alles verrinnt wie ein Tropfen auf glühendem Stein. Es bleibt mir noch ein Ausweg, die Aussöhnung mit meiner Schwie­germutter; vielleicht bietet sie mir die Hand zur Rettung." Bü­ros Gablenz that wenige Tage nach diesem Gespräch den ange- kündigien Schritt bei seiner Schwiegermutter; er blieb erfolglos. Ich Ihne nichts für Sie, und ich verbiete Ihnen, fernerhin mein Haus zu betreten." Die Wittioe des Generals Gable»; tritt nun mit einem Schreiben an die Oesfentlichkeit, in welchem sie die VerhältnisseLeS Generals" so wird er von seiner Gattin konsequent kühl genannt nach einzelnen Richtungen hin ans- zuklärcn übernimmt. Lie sagt darin, daß sichder General" niemals an ihre Mutterum Unterstützung" gewendet,da er selbst gewußt, wie schwere Opfer dieselbe mit ihren geringen Mitteln für ihre Kinder in letzwrrr Zeit gebracht", sie berichtet ferner, daßder General" nicht in der Lage gewesen, widerrecht­lich ihr eigenes Vermögen anzugr cifeu, da sieseil 1870" gar kein eigenes disponibles Vermögen besitze, daß er aber von ihren noch in den letzten Wochen wiederholten Ermächtigung, aus das später ihr znsallende Vermögen so viel er wolle, ausznnehmen, leider" keinen Gebrauch gemacht; sie betont endlich: daßder General" von denmaßgebenden Mitgliedern seines Familien­kreises dringend gewarnt worden sei, sich nicht ans das ihm fremde Gebiet der Geschäfte zu wagen."

Paris, 2. Febr. Die hiesigen Blätter sind selbstverständ­lich eiuzückl über den Ausfall der.Reichstagswahlen in Elsaß- Lothringen.Die Abgeordneten, meint das Journal des Dvoats, weiche ans dieser ersten allgemeinen Wahl siegreich hervorgehen, haben die Aufgabe, vor dem Reichstag gegen die Gewali zu pro- resiiren, welche der elsäßisch-lothringischen Ration angelhan wurde, wie es die Repräsentanten Schleswigs in jeder Session thnn."

Paris, 3. Febr. Der Handclsininister hielt gestern in Revers eine Rede. Er sprach von der sieoenjährigen Gewalt Mac Mahon's und äußerte, ein mehrjähriger Waffenstillstand der Par teien sei im Interesse der Arbcitsverhällnisse, der össentli- chen Ruhe und der künftigen definitiven Lösung der jetzigen Verhält­nisse dringend nothwendig. Schließlich forderte er ans, zum Wohl­ergehen des Landes in Eintracht bei der Regierung festznstehen.

In sämmtlichen katholischen Kirchen und Kapellen der Metropole wurde ein Hirtenbrief des Erzbischofs Manuing verlesen, der sich über das am 27. v. M. in der St. James Hall abgehaltene protestantische Sympathie Meeting ansläßt. Der Erzbischof bemerkt, daß Jedermann, der an diesem Meeting lheilnahm, ein Mitschuldiger der tyrannischen Handlungen der preußischen Negierung sei, und ermahnt jene, die entgegenge­setzter Ansicht sind, ihren Gefühlen in einem Gegenmeenng, das am Freiiag den 6. ds. in der St. James Hall zu dem Behnse abgeyalten werden soll, umjene dem Gewissensrecht und dem bürgerlichen und religiösen Frieden unseres Landes so verhäng- nißoollen Doktrinen zu verdammen" , Ausdruck zu geben. Den Vorsitz bei diesem Meeting wird der Herzog von Norfolk führen.

Nom, 3. Febr. (Deputirtenkammer.) Auf eine Inter­pellation wegen der Broschüre Lamarmora's erklärte der Mi­nister des Aeußern, Visconti Venosta, die Regierung lehne die Verantwortnng dafür ab Er beklage die Veröffentlichung, weil sie den Vorwand geboten, gegen eine Italien befreundete Re- giernna Anklagen zu richten. Diese Erklärung entspreche der Wahrheit, den zwischen beiden Regierungen bestehenden srennd- schasilichen Beziehungen und den Interessen der Solidarität ge­genüber einer Pariei, die überall in Europa agitire. Die Regie­rung werde die fehlenden S «r afb estim mu n gen bezüglich sol­cher Veröffentlichungen im Wege der Gesetzgebung ergänzen.

Die Tragweite der neuen Miiitärreform, die in Rußland durch den Utas vom 1. 13. Januar 1873 realisirt wurde, be­steht darin, daß thatsächlich jeder waffenfähige russische Staats­bürger zur Vertheidigung des Vaterlandes verpflichtet ist. Zu­gleich wird die Stellvertretung nicht zugelassen. Die gleichmäßige Vertheilung der Militärmacht ans alle Stände bildet den Kern der neuen großen Reform; insofern ist sie nicht bloß eine zeit­gemäße Einrichtung, sondern für das ganze Zarenreich auch eine große unleugbare Wohlchat.

Das Verbrechen.

(Fortsetzung und Schluß.)

Konstanze hatte sich erhoben; ein himmlisches Lächeln ver­klärte ihr Gesicht, als sie ihn verwirrt uno erstaunt anhörte; dann antwortete sie:Mr. Bridge, wie soll ich Ihnen meinen Dank ansdrücken für das, was Sie mir bringen; Sie baden mir mehr als das Leben gerettet, Sie haben versucht, meine Ehre wieder yerznstellen, und ist es auch nicht vollständig gelungen, so lange der Thäler fehlt so wage ich doch zu hoffen, daß Gott mir verzeihen und ihn ans Licht führen wird. Ich habe viel zu sühnen; ich habe viel an mir zu bessern und wieder gut

zu machen, und das werde ich versuchen, indem ich mich zu den barmherzigen Schwestern begebe. Nun aber, Mr. Bridge, muß ich noch das andere beantworten.

Was Sie mir in so edler, uneigennütziger Weise darbringen Ihr Herz und Ihre Hand einen reinen unbefleckten Na­men o Mr. Bridge, ich habe bisher keine andere Liebe als die zu meinen Brüdern gekannt; für das warme Interesse, welches ich für Sie kegle, wußte ich noch keine Deutung, wenn das aber Liebe ist, vaß seit Ihrem Eintritt diese kahlen Mauern für mich zum Paradies geworden, so fühle ich Liebe für Sie fühle aber auch, daß ich nie den geächteten Namen einer peinlich An­geklagten zu dem Ihrigen fügen werde."

Halt' ein, Konstanze, sprich es nicht aus, was mich auf ewig unglücklich machen würde Du liebst mich, das ist mir genug ich achte und ehre das Gefühl, das Dich hindert, jetzt noch nicht die Meine zu werden, aber wenn es mir gelingt, was von jetzt an die Aufgabe meines Lebens sein soll den Mör­der zu entdecken, dann, dann lasse mich hoffen, Dein Leben in den stillen Hafen der Ruhe und des Glücks entfuhren zu dürfen."

Constanze schüttelte wehmüthig lächelnd das Haupt.Ich glaube nicht," sagte sie,daß sich mein Herz je wieder dem Glück und der Freude erschließen kann; doch, wenn Zeit und Umstände mich vielleicht ändern, dann seien Sie versichert, daß ich nirgenos glücklicher sein würde, als an Ihrer Seite."

Mr. Bridge schied traurig und tief bewegt von ihr; er fürch­tete, daß der Eigenwille des Kindes jetzt zur Charakterstärke bei der Jangfran geworden sei. Constanze begab sich aber vorläu­fig in's Kloster zu den barmherzigen Schwestern.

Mrs. Morton, die noch immer leidend war, ward durch die Freisprechung Constanze's in freudige Aufregung versetzt, und sie beschloß, in den nächsten Tagen nach Eoindurg zu reisen, um dem lieben Kind ihr Glück darüber aaszudrücken. Heute, wo sie sich zum ersten Male etwas wohler fühlte, unternahm sie einen Spa­ziergang in den Park, dessen entlaubte Bäume zwar ein trauriges Bild der Vergänglichkeit darbolen, aber der Reif, der über den Zweigen und Resten lag, gewährte doch einen so schönen Anblick, daß man fast die grünen Blätter darüber vergaß.

Als sie nun am Ausgang des Parkes angekommen war, trat ihr eine Gestalt entgegen, die sie hier zu sehen am wenigsten vermnihet hatte und den sie am meisten fürchtete, John, der Blöd­sinnige, stand vor ihr; er blickte sie einen Augenblick an, dann fragte :r hastig:Wo ist Constanze? Ich muß sie sehen und sprechen."

Constanze ist nicht hier", erwiderte Alice erschrocken, und wollte forteilcn, doch John packte ihren Arm und sagte, er müsse zu ihr, er habe ihr etwas zu geben. Dabei zog er ans einer Brnstkasche eine kleine blutige Locke, um sie Alice grinsend zu zeigen. Diese, zum Tod erbleichend, raffte alle Geisteskraft zusammen, hielt ihn am Aermet fest und erwiderte:Kommen Sie nur mit, Constanze ist doch im Schloß, Sie dürfen ihr dieß bringen, denn schon lange wartet sie darauf." Sie zog nun den Anfangs Halbwiderstrebendcn mit sich fort, der aber bald willig folgte, sichtlich erfreut darüber, daß es ihm gelungen, Constanze sehen zu dürfen, sie, das einzige Wesen fast, für das er Freund­schaft oder Liebe bekundete, Liebe, die sich ffo grauenvoll geändert hatte.

Im Vorsaal angekommen, traf Mrs. Morton ihren Gatten, dem sie nur die Worte zurief:Hier, hier ist der Mörder!" und dann bewußtlos niedersank.

So war denn endlich entdeckt, was so lange verborgen ge­blieben und woran Keiner gedacht was Keiner erreichen hatte! Wie konnte man auch annehmen, daß ein Blödsinniger mit sol­cher Ueberlegung sich früh Morgens, als er wußte, daß die Herrschaft verreist, ins Gartenzimmer schleichen, den Knaben tödtcn und sich wieder heimlich und unbemerkt entfernen könne! Und doch war es möglich, doch war es geschehen. Sein Vater gestand nachher, daß John seit längerer Zeit oft tagelang ab­wesend und noch finsterer und verschlossener gewesen sei als sonst, doch hätte man das auch früher von Zeit zu Zeit an ihm be­merkt und daher nicht weiter beachtet. Die Sehnsucht nach Con­stanzen habe ihn nun in die Nähe des Schlosses geführt, welches er lange instinktartig vermieden.

Wie schmerzlich und aufregend einerseits dies Alles für die Gattin war, so war man doch andrerseits froh und glücklich, Constanze nun wieder mit voller Zärtlichkeit, mit doppelter Liebe an das Herz schließen zu können. John wurde unter sicherer Bedeckung und mit Hinzuziehung des ticsbekümmerten -Vaters nach Edinburgh transportirt, wo er zeitlebens in festen Ge­wahrsam kam, wo man aber stets mit milder Schonung seinen Zustand berücksichtigte.

Mr. Morton und Alice unternahmen etwas später die Reise nach Edinburgh. Wie glänzend gerechtfertigt Constanze nun da stand, wie Alles sich herbei drängte, ihr ihre Theilnahme und Freude zu bezeugen, so beglücke sie doch nichts mehr, als das Wiedersehen ihrer Eltern. Die gebeugte, kummervolle^Ge- stalt des Vaters, der mit thronenden Augen nicht wagte, sein Kind an sich zu drücken, ehe er ihre Verzeihung erhalten hatte;