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Nr. 18.

Erscheint möchentüäi 3mal und koket i baibjährirck hier 54 kr., im Bezirk ! mit PvstaufiLIag ! fi. 8 kr. >

Samstag den 7. Jebruar.

Ernrückungsgebühr für die kleine Zeile aus gewöhnlicher Schrift je 2 Kreuzer.

A m L l i ch e s.

N a !) o l d.

Eisenbahn betreffend.

Da in der nächsten Zeit die bereits mit den definitiven Schienengeleisen belegte Bahnstrecke vom Bahnhof Nagold bis zur Station Schwüngen mit Material-Zügen befahren werde» wird, fo werden die Bezirks Angehörigen, insbesondere der an die Bahnstrecke Nagold-Schietingen angrenzenden Gemeinden ans das Gesetz vom 2, Oktober 1845, betr. die gerichtliche Bestrafung derer, welche den Transport ans Eisenbahnen gefährden, ans bas Gesetz vom gleichen Tag, betr. die Verwaltung der Eisenbahn- Polizei, sowie die W, 51 58, vgl §. 68 des Reichsbahnpoii- zei-Regicmems (Reg.-Bl. von 1872 Seile 165 ss.) aufmerksam gemacht.

Die Ortsvorsteher der an die Bahnstrecke Nagold-Schie­tingen angrenzenden Gemeinden haben d-e betreffenden Vorschriften in ihren Gemeinden in ortsüblicher Weise bekannt zu machen und daß dies geschehen, hieher anznzeigen. ^

Den 5 Februar 1874.

K. Oberamt.

G n nt n e r.

T 6 g e s - N e u i g k e i t e tt.

Stuttgart. (2<>3. Sitzung der Kammer vor Abgeordneten.) Höldec berichtet vom ,raaisre'chtt,chen Gesichtspunkt aus über den Ge- setzeseutwuri, betreffend die LerwitUgung der erforderlichen Mittet für das Retablissement der Armee im weitere» Sinn. Er greitt aus die dietzsallsigen Verhandlungen und Beschliche vom vorigen Jahre zurück, wornach man sich an Vas Reich gewendet, dessen Organe aber das Reta­blissement für Landesfache erttärt haben. Ucvngeiis wurde dem Reichs­kanzler aujgelrageu, Ermittelungen eiutceten zu lassen, ob und wie weit eventuell die Benachtheitigung, die uns dadurch widerfahren, durch be­sondere Berücksichtigungen kompensirt werden könne. Die Kommission sieltt nun den Antrag:Die Könrgt. Staatsregierung zu bitten, bei den von dem Hrn. Reichsianzter emzuteiteudeu C'cmitttungen die Rechts­ansprüche und Interessen Württembergs im Sinne der vorstehenden Aus­führungen nach Kräften zu vertreten und der Landesvertreetung über das Ergebmß feiner Zeit Mittheilungen zu machen." Dieser Antrag wird nach kurzer Debatte angenommen. Frhr. W. v. König berichtet über die finanziellen Gesichtspunkte und geht die einzelnen Exjgeuzeu durch. Gefordert werden: l) für 99,700 Jutfanterlegewehre ä 33 fl. 3 kr. 3,295,085 fl., für 102,LoO Seitengewehre ü 5 ft. 18 kr. 538,125 sk., für 7300 KavaUeriegewehre « 31 fk. 30 kr. 229,950 fl., für Revisions-, Beschluß-, Anschluß- und Transportkosten 212,703 st. 31 kr- und für Munition an scharfen Patronen und Platzpatronen 997,430 st. 4L kr., zuf. rund 5,303,350fl. Verwilligt 2) Für die Beschaffung neuer Feld­geschütze und des Maleriais für die zugehörigen Manilionskolounsn und Munition 1,7v1,000 fl. Nerwllligt. 3) Zum Bau von Gewehrhäusern, Zeughäusern, Pulvermagazinen, Schuppen rc. zur ordnungsmäßigen und sichern Unterbringung der neuen Waffen rc. 447,660 ft. Der ganze Ges.- Entwurf wird mit 82 gegen 2 St. (yopf, LoUmer) angenommen.

Stuttgart. (2oi. Sitzung der Kammer der Abgeordneten.) Vorgetegt wird vom Kriegsministerium ein Gesetzesentwurf, betreffend die Verwiliigung eines außerordentlichen Bedarfs für Militärbauten und Beschaffung weiterer GarnlsvnSeinrichtungen, wofür außer im vorigen Jahre oerwiltigten 710,500 sl. weitere 2,537,760 il. verlangt werden. Gehl an die Mitttärkommiisio». Lorgelegt wird ferner ein Gesetzesent- wurs, betreffend die Abänderung des Gesetzes vom 1. August I8ö4 über die Cwiilists L>r. Maj-siät des Königs. Abgeänderi wird in Art. 1 die Summe des Baarbezugs (777,800 fl.) in die Summe von 1,600,000 Mark, vom l. Juki 1873 au berechnet. Der Mehrbedarf (von 155,333 sl. 20 rr.) wird für die lausende Etaispcrioffe aus den Mitteln der Rest- verwaltuiig genommen. Die Rattiralienvezüge (Dinkel, Roggen, Gerfie, Haber, buchenes und tanneueS Schelterhotz) bleiben unverändert.

Raubmord. Zwei Bauern aus dem Oberamt Schorn­dorf, welche auf den Markt uach'Gschwend gingen, wurden gestern Nacht in der Nähe von Schorndorf von zwei Indivi­duen ülierfallen, ihrer Baarfchaft beraubt und getödtel. Bis zur Stunde Hai man von den Mördern noch keine Spur.

Auf Grund des Artikels 13 des Münzgesetzes vom 9. Juli 1873 (Reichsgesetzdlatt S. 233) hat der Bandesralh nach­stehende Bestimmung getroffen: Die österreichischen und ungari­schen Ein- und Z-veiguiöenstücke, sowie die iiieoeriändischen Ein- und Zweicinhaiv Guideustücke dürfen fortan in Zahlung weder gegeben noch genommen werden.

Obgleich schon im vorigen Jahre die Gage der Unter­offiziere im deutschen Heer vom Feldwebel bis zum Gefreiten bedeutend aufgebesferl worden ist, fo hat man doch erkannt, daß

noch mehr geschehen maß; cs soll deshalb dem Reichstage eine neue Vortage gemacht werden.

Berlin, 5. Febr. Der Reichstag wurde heute Nach­mittag 2 Uhr im Saale des königi. Schlosses eröffnet. Etwa 150 Mitglieder waren anwesend. Fürst Bismarck und die Mit­glieder des BnudeSrathes standen rechts von dem verhüllten Kaiserthrone. Der Fürst verlas die Eröfsnnngs Rede, deren Schinßpussns über die Fncüensaussichten sehr beifällig apptau- dirl wurde. Der bayerische Minister v. Fänstie brachte sodann ein dreimaliges Hoch auf den Kaiser aus , woraus Fürst Bis­marck die Session far eröffnet erklärte.

Posen, 4 F-ebr. Leoochowsky wurde nicht nach Frankfurt a. O., sondern aus Beschluß des hiesigen Appellgerichts nach Ostroms (Provinz Posen) ins Gefängniß abgesnhrt, da die Hast in einem dem betreffenden Gerichtsbezirk ungehörigen Gefängniß zu verbüßen ist.

Posen, 4. Februar. Der Erzbischof Ledochowski ist gestern Nachmittag ia Ostrowo eingetrosfen und in's Kreis- gerlchtsgefängiuß abgeliesert worden. Ans allen Stationen waren militärische Vorsichtsmaßregeln getroffen In Ostrowo war vor­der Antunft nichts bekannt. Der Bischof bewohnt zwei neu eingerichtete Zimmer.

Der Erzbischof Ledowchskr kann, weil er dem Gericht etwa 30,000 Thtr schuldet, die er grundsätzlich nicht bezahlt, im Gefängniß all mih grau werden, wenn er nach dem Satz, daß 100 Lhaier einer Haft von 6 Wochen eiusprechen, die ganze Schuld-Summe absitzen müßte. Nicht bezahlte 1000 Thlr. brin­gen 30 x 60 Wochen 33 Jahre Gefängniß ein. Das be­deutet für den Erzbischof lebenslängliche -Haft, und dies; um so mehr, als einige Proceß - Sachen ihre Erledigung noch nicht ge­sunden haben, aber sicher ebenfalls mit der Vernrtheilnng zu hohen Geldstrafen enden werden.

In Ostpreußen sind 23 Schulkinder in einem Sec, dessen dünne Eisdecke brach, ertrunken.

Ob die von derKöln. Ztg." aus London gebrachte Nachricht von einer Circulardepeschs der preußischen rcsp. Reichs- regierung an ihre Missionen bei den großen Höfen, richtig ist, läßt sich noch nicht übersehen. In derselben soll der Wunsch ausgesprochen sein, mit Frankreich im Frieden zu leben. Wenn es aber feslstehe, daß ein Zusammenstoß dennoch unvermeidlich sei, so würde es die deutsche Regierung nicht vor ihrem Gewis­sen und der Nation vertreten können, den Zeitpunkt abzuwarten, der für Frankreich der passendste sei.

Die eisaß-lolhringischen Reichstagswahlen lassen sich nun­mehr vollständig übersehen. Es waren 15 Abgeordnete zu wählen; diese sind sämmtlich aus den rcichsfeindlichen Parteien genommen worden. 10 Uitramontane und 5 französische Protest­kandidaten siiid gewählt. Ein Theil der Protestler ist von Ul­tramontanen kaum zu unterscheiden; voraussichtlich werden sich alle Protestier der Taktik füge» , welche von den Ultramontanen be­schlossen wird. Die cisäßische Partei, welche Deutschland gegen­über eine versöhnliche Richtung vertrat und mit aller Energie nicht nur den klerikalen Bestrebungen, sondern auch dem affektir- ten Franzosenthnm entgegentrat, ist gänzlich durchgefallen.

Wien, 1. Febr. Die Mittheilungen über die in den Arb eite rkr eis e n herrschende Gährung und die Befürchtungen, daß dieselbe zu irgend einer gewaltsamen Explosion führen könnte, sind ohne Zweifel übertrieben. Aber die Arbeitslosigkeit und in deren Folge das Elend ist in der Thai groß und wohl geeignet, die ernsteste Aufmerksamkeit der Regierung auf sich zu lenken. 25,000 beschäftigungslose Arbeiter schon jetzt, wo doch noch nicht alle Geschäfte stocken das gibt eine förmliche Armee, welche die Verzweiflung schließlich zu allem fähig machen könnte.

Wien, 2. Febr. In einem Bericht des Wiener Tag­blattes über Gab lenz war zu lesen: Der General lebte getrennt von seiner Frau in einer einfachen, bescheiden eingerichteten Woh­nung, wie sie ein gulkonditionirter Lieutenant beanspruchen kann. Hier entwirft er ein Bilo seiner Lage:Meine sämmtlichen bei drei Banken uniergebrachten Depots sind überschuldet. Ich habe sogar, wozu ick nicht berechtigt war, Gelder aus dem Vermögen meiner Frau (der Baronin Helene Eskeles) angegriffen, um