Einige Monate waren vergangen, die Untersuchung über den Kindermord war beendigt Konstante hatte zum Anwalt einen geschickten Advokaten erhalten, der sie natürlich mehrere Male besuch! und sich genau Alles von ihr hatte berichten lassen. Sie ersnhr, dag er der Vater des jungen Mannes war. den sie bei Mr. Wiese getroffen. Von ihrer Unschuld überzeugt, sprach er ihr Murh und Trost ein, und sagte, er würde sie nach besten Kräften vertheidigen. Das junge Mädchen, nun völlig resignirt, legte keinen Werth mehr ans ihr Leben, sie war gleichgültig gegen das nun bald zu envartende Unheil

fthre Brüver eilten auch zu ihr und beschworen sie, den Thäler ;u nennen, denn Viele waren der Ansicht, das, Konstanze darum wisse, wenn sie auch nicht selbst die Thäterin seit doch sie wiederholte nur immer, das; sie ni.schuldig und ihr nichts be­kannt sei.

Auch ihre Stiefmutter hatte einen jo rührenden zärtlichen Brief an sie geschrieben, daß ihre Thränen zum ersten Mal seit ihrer Gesangenschaft warm und reichlich flössen; es schien der einzige Lichtblick in ihr jetzt so trostloses Dasein gefallen von ihrem Vater erfuhr sie nichts.

Der Gerichtssaal zu Edinburgh war gedrängt voller Men­schen; Leute aus säst allen Ständen waren zugegen, die ganze Stadt war in Ausruhr. Es schien etwas so Unerhörtes, daß ein so junges, schönes, dem besseren Stande angehöriges Mäd­chen ein so scheußliches Verbrechen sollte begangen haben, daß Alles sich herbei drängle, um dies Mädchen zu sehen.

Was Constanze am Meisten in den Augen der Menschen vernichtete, war, daß der eigene Vater nichts zu ihrer Rettung unternahm, da er sie für schuldig hielt.

Zwar wußte die Welt nicht, daß der arme gebeugte Mann beinahe der Verzweiflung nahe war, daß selten ein kurzer Schlaf ihn erquickte, daß der sonst noch so kräftige stattliche Mau» fast zum Greise gealtert war, daß er aber der Ueberzengung, sie sei die Thäterin. nicht ledig werden konnte. Wer wollte cs ihm verargen, war nicht der Schein gegen sie?

Es war ein Heller, klarer Dezembertag, die Erde hatte ihr weißes Kleid angethan und glitzerte, von der Sonne beschienen, wie lauter Diamanten.

Auch in die enge Zelle Konstanzen's siel .ein Strahl dieses himmlischen Lichtes, senkte sich aus die dunkeln L ocken des jungen Mädchens und umgab ihr Haupt wie mit eine m Glorienschein. Sie erhob sich von ihren Knie», ans denen sie an diesem Mor­gen ihr Gebet verrichtet, denn es stand ihr ja ein so schwerer Gang bevor sie sollte heute ihr Urtheil er ipsangen. Sie bangte nicht für ihr Leben sie fürchtete nur, daß man ihre Ehre, ihren guten Rainen niemals wieder re. in und flecken­los würde Herstellen können: was nützte ihr dann das Dasein?*

Konstanze war Ist Jahre all, sie war in der Zeit der Haft größer und schlanker geworden; sie trug an diesi'in Tage ein schwarzseidenes Gewand, ein dichter Schleier siel üb.er ihr blasses Gesicht, das von dicken natürlichen Locken umwalll war. Als sie nun ihren Sitz im Saale eingenommen hatte und den Schleier znrnckschlug, verstummte vtötzlich das Gemurmel, das sich bei ihrem Eintritt erhoben; man war überrascht, ein so edles schuld­loses Antlitz zu erblicken, dessen dunkle Augen bescheiden, aber doch mit Hoheit und Würde die Versammlung überflogen. Viele Herzen wurden von Mitleid ergriffen und schwankten in ihrem Glauben.

Indem der Staatsanwalt einfach die Thatsache berichtete, schilderte er mit grellen Farben die Scheußlichkeit dieses Ver­brechens. Mr. Morton sei ei» so allgemein beliebter und ge­achteter Mann, daß nicht anzunehmcn sei, er habe einen persön­lichen Teins, der ihn mitten ins Her; treffen wollte, indem er ihn seines liebsten Kleinods, seines Kindes beraubte. Und welche andere Motive, fuhr er fort, können vorliegen, als Rache, Eifer­sucht und elende Habgier, die durch diesen Knaben beeinträchtigt zu werden fürchtete. So sprach der Anwalt wohl eine Stunde in überzeugender Weise, und nachdem er geendet, schien es, als wenn kein Zweifel mehr unter den Anwesenden herrschte. Zür­nende, drohende Blicke richteten sich auf Konstanze, die blaß und athemlos der Rede gelauscht hatte; nur zuweilen fiel ihr Blick seitwärts auf eine gebeugte Gestalt, die, sie fühlte es am Schlage ihres Herzens, ihr Veter fein mußte sie erkannte ihn kaum wieder. Da erhob sich eiuc jugendlich kräftige Stimme als Vertheidiger derjenige», die in Augen Aller so gut wie gerich­tet war. (Forts, f.)

Amtliche und Prival-Bekanntmachnnge».

B e i h i u g e u,

Oberamts Nagold.

Vergebung von Muarbeilen.

Tie hiesige Gemeinde beabsichtigt, ihr Schulhaus zu vergrößern, und einen bei sonderen Schülerablritt zu erbauen. Die Kosten hiefnr berechnen sich wie folgt:

.4. Schnlhansvergrößernng: U. Schülerablritt:

Grab-, Maurer- und Stcinhanerarbcit 546 fl. 42 kr. 13i fl. 32 kr.

Zimmerarbeit ....... 548 fl. 34 kr. 106 ft. 37 kr.

Gipserarbeil . 155 fl. 54 kr.

Schreincrarbeit. 687 fl. 2 kr.

Glaserarbeil. 101 fl. 14 kr. 7 ft.

Schlosserarbeit .- 192 fl. 44 kr. 15 fl. 52 kr.

Gußivaarenliefernng. 103 fl. 27 kr.

Hafnerarbeit. 6 fl.

Anstreicharbeit . 72 fl. 24 kr. 13 fl. 12 kr.

Genannte Arbeite» werden am

Montag den 26. Januar, Vormittags 10ff- Uhr, auf dem dortigen Ralhhaus in Abstreich gebracht, wozu tüchtige Meister und Akkords­liebhaber eingeladcu werden.

Riß, Ueberschlag und Bedingungen sind bei Unterzeichnetem zur Einsicht, aufgelegt. Nagold, den !2. Januar 1874.

A. A.

KaMmibeilichr-

Akkord.

DaS Brechen und Beiführen des für das nächste Jahr auf die Vici- nalstraßeu hiesiger Markung erforderlichen Kalksteinmaterials von ca. 3000 Roßlastcn wird am

Montag den 26. Januar, Vormittags 9 Uhr,

im öffentlichen Abstrciche auf dem Rathhause vergeben.

Den 2l. Januar 1874.

._ Stadt pflege.

P f a l z g r a f e n w e i l e r.

Hoh-Verkauf.

Am Montag den 26. d. M., Nachmittags 1 Uhr,

H. Schuster, Oberamtsbaumeister. verkauft die hiesige Gemeinde

1V1 Ttück Langholz

gegen baare Bezahlung.

Schulheißenamt. Nestle».

Revier Nagold.

Berichtigung,

betr. den Holzverkauf im Schlost- berg

am Dienstag den 27. d. M.

Die Zusammenkunft findet nicht, wie in der letzten Nummer d. Bl. angegeben ist, schon um 9 Uhr, sondern erst um 10 Uhr Morgens bei der untern Brücke statt.

W i l d b e r g.

Widerruf

des Holzpflanzeu-Verkaufs.

Der in Nr. 7 d Bl. inserirte Holz- pflanzen-Berkanf findet nicht mehr statt, da die Pflanzen verkauft sind.

Waldmeister Haarer.

E b e r s h a r d t,

Oberamts Nagotd.

Gläubiger-Aufruf.

Ansprüche an den Nachlaß der am 7. Sept. v. I. verstört,. Jakob Schnible, Webers Wftv. von hier, sind innerhalb 10 Tagen, vom Erscheinen dieses Blatts an gerechnet, hier anzumelden und zu erweisen, widrigenfalls ans Anlaß der Verlaffeiischaftstheiluiig auf dieselben keine Rücksicht genommen werden könnte.

Den 15- Januar 1874.

Schultheißen-Amt. Roth fuß.

Kalender für das Jahr 1874

hat noch in großer Zahl vorrälhig die G- W. Zaiser'sche Buchhandlung.

Zum Abschied

unseres College» He yd wird der Alten- staiger Lehrcrgesangverein zu einer Zu­sammenkunft in Berneck auf nächsten Samstag dem 24. Januar sreundlichst eiugeladen von

Lausfe r.

LandwirtlNchjlMicher

Beffrksvrrkin.

In der letzien Ausschuß-Sitzung wurde beschlossen, au diejenigen Winter-Abend- schüler, die sich durch Fleiß auszeichnen, Prämien zu verabreichen, was die Herren Lehrer denselben mitthcilen wollen.

Bischer, Cassier.

7 Halienglisch/Milch- schwciiic

verkauft Samstag den 24. Januar, Vormittags 11 Uhr,

Ziegler Raus er.