AMtsblaLt für dm Oberamtsbezirk Nagold.
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iTages-N-nigkeit en.
Der Oberamtmann Stahl 'in Spaichingen wurde auf das O.A. ll. CI. Horb befördert.
Tettnang, 15. Jan Zur Kennzeichnung der Mittel der ultramontancn Partei thcile ich aus einer Rede eines Wortführers, eines Geistlichen, am Wahltag im Wirthshaus folgende Worte an die versammelten Wähler mit. Er erzählte von Ledo- chowski uud den Strafen gegen denselben und sagte: „Ja wir werden noch froh sein, wenn unsere Brüder aus Frankreich kommen und uns die Religion vertheidigen helfen!" Jedes Wort zur Kennzeichnung einer solchen Partei ist überflüssig. (S. M.)
München, 9. Jan. Die Gesammtzahl der seit Beginn der Cholera vorgckommencn Todesfälle hat gestern die Zahl 1000 überschritten (1005); der Gesammtstand der Erkrankungen beträgt 2186.
München, 16. Januar. Das offizielle Resultat der Reichstags-Wahlen in Bayern ergibt 32 Ultramontane und 16 Liberale.
Die Nachrichten aus Oberbayern, Niederbayern, Oberpsalz und Untersranken lasten kaum einen Zweifel, daß dort in sämmt- lichen Wahlkreisen, ausgenommen der I. Münchener, die ultra- montanen Kandidaten gesiegt haben.
Darmstadt, 15. Jan. Das Justizministerium nolifizirte dem Gesetzgebungsansschuß der 2. Kammer die bevorstehende Vorlage eines Gesetzentwurfs, betrestend die Einsührung der obligatorischen Zivilehe nach preußischem Muster.
Als Fürst" Bismarck am 10. Januar in das Wahllokal seines Bezirkes, <Casc Hering) trat, präseiUirte ihm einer der beiden vor dem Lokale stehenden Socialdemokraten einen Wahlzettel, auf welchem der Name Haasenclever stand. Der Reichskanzler betrachtete den Zettel und reichte ihn lächelnd mit den Worten zurück : „Nein, lieber Freund, so weit sind wir noch nicht."
Berlin, 15. Jan. Der vom Staatsministerium gestern beschlossene Gesetzentwurf, betreffend die Verwaltung erledigter Bischofssitze, ermächtigt die Regierung zur Beschlagnahme des zesammten Diözejanvermögens und zur Uebertragung der Verwaltung an einen von der Regierung zu bestellenden Commistär. In gleicher Weise soll betreffs erledigter Pfarrstellen verfahren werden.
Zur Erinnerung an die Uebergabe von Belfort wird am 18. Februar in Berlin eine festliche Vereinigung aller Offiziere und Militärbeamten, welche an der denkwürdigen Belagerung Theil genommen haben, unter dem Vorsitz ihres ehemaligen Chefs, des General v. Tresckow, stattfinden.
Fürst Bismarck har in der preuß. Abgeordnetenkammer wieder ein scharfes Wort gesprochen. Veranlassung hiezu gab ihm der ultramontane v. Mallinckrodt, welcher erklärt: Die Ultramontanen seien so treue Freunde des Vaterlandes wie Fürst Bismarck selber und fragt (unter Unruhe des Hauses): „Sind Sie bei der Unterredung des Fürsten Bismarck und des italienischen Generals Govo ne, wo es sich um Abtretung linksrheinischer Gebiete handelte, zugegen gewesen? Ich auch nicht, fand aber die Behauptung an sehr glaubwürdiger stelle". Fürst Bismarck trat inzwischen ein und verlangt das Wort zu einer persönliachen Bemerkung. Er bezeichnet die von Mallinckrodt angesührte Behauptung als dreiste lügenhafte Erfindung, die in gehässiger vertäumderlscher Weise gemacht worden sei. „Ich habe Nie eine Silbe davon, noch überhaupt von Abtretung irgend eines Dorfes von Deutschland gesagt. Das Ganze ist im ganzen Umfange eine dreist erfundene Lüge zur Anschwärzung meiner Person." (Stürmischer Beifall.) Fürst Bismarck hebt sodann gegenüber der gestrigen Bemerkung von Schorlemer-Alst's über seine revolutionäre Politik betreffs Bildung der ungarischen Legion im Jahre 1866 hervor, im Kriege sei das Recht der Noihwehr zulässig. Nach Sadowa und nach der Einmischung Napo.evn's war kein Beistand zurückzuweisen, das sei nichts revolutionäres. Ein von Wlnblhorst gegen das heutige Vorbringen des Fürgen o. Bismarck wider eine gestern gefallene Aeußerung eingetegler Protest wird von LaSker unter stürmischem Beisall mit dem Bemerken zurnckgewiesen, daß ein Minister, dem der furchtbarste Vorwurf der des Lunbesvercaths gemacht
werde uuv der keine Slunde vorüberlasse, um diesen Vorwurf vor dem Jnlande und dem Auslände als schandbare Lüge zu bezeichnen, nicht Tadel verdiene, sondern sich um das Vaterland verbleut mache, v. Mallinckrodt erklärt, seine Aeußerung habe sich aus Lamarmora's Buch bezogen. Die darin vorkommenden Personen halten aus eigener Wahrnehmung berichtet: Das Buch sei nicht widerlegt, er habe daher die darin angeführten Lbat- sachen geglaubt. 'Nach der heutigen Erklärung des Ministerpräsidenten Halle er die frühere Äuffassang nicht aufrecht und adrcssire den Vorwurf der Lüge an den Ministerpräsident en und General Lamarmora. Fürst Bismarck erwidert, die Adresse sei schlecht gewählt, Lamarmora sei weder Ministerpräsident »och General. In Italien würden Strafbestimmungen vordereilet gegen ein Vorgehen wie das Lamarmora's, über den er, Bismarck, »och andere Enthüllungen schreiben könnte, als Lamarmora über Bismarck. Bezeichnend sei, daß der Abg. v Mallinckrodt mehr Werth auf das Zeugniß Lamarmora's als aus das seinige (Lis- marck's) lege. „Zur Widerlegung dessen, was Feinde gegen mich schreiben, würde ein ganzes Lebensalter gehören. Ich darf es behaupten, ich bin — bas sage ich stolz — der am "stärksten und beste gehaßte Mann."
Der Bundesrath bereitet eine Bekanntmachung vor, welche die Außerkurssetzung des Kronenthaler s deutschen, österreichischen oder brabanler Gepräges, sowie der im Zwanzig- Gnldenfnß ausgeprägten Conoenlions-(Species-) Thaler und Thaler-Theilftücke deutschen Ursprungs bezweckt. Der betreffende Entwurf in fünf Paragraphen liegt dein Bundesrathe bereits vor. Danach sollen die eben aufgeführten Münzen nicht ferner als gesetzliche Zahlungsmittel gelten. Es ist vom 1. April 1874 ail außer den mir der Einlösung beanflraglen Kaffen Niemand verpflichtet, die Münzen in Zahlung zu nehmen Die im Umlauf befindlichen Kronenthaler, Spcciesthaler rc. werden in den Monaten April, Mai und Juni d. I. an den durch die La»des- Centralbehörden zu bezeichnenden Kassen derjenigen Bundesstaaten, welche diese Münzen geprägt haben, bezw. in deren Gebiet dieselben als gesetzliches Zahlungsmittel gelten, für Rechnung des Deutschen Reichs sowohl in Zahlung genommen, als auch gegen Reichs-, bezw. Landesmünzen umgewechselt. Nach dem 30. Juni 1874 werden derartige Münzen auch von diesen Kassen weder in Zahlung noch in Umwechslung angenommen. Die Einlösung geschieht zu folgenden Sätzen: Kronenthaler 2 fl. 42 kr., Speciesthaler 2 fl. 24 kr., '/»-Conventionsthaler, deutschen Gepräges, 1 fl. 12 kr., '/i Conventionsthaler 36 kr. Die Zahl der Kronenthaler ist bereits auf ein ziemlich geringes Maß hin- abgesunken. Die vom Juli bis zum September eingelieferten und angesammelten Kronenthaler belaufen sich auf 177,678 Stück, und der Gesammtwerth der bei der bayerischen Centralkasse bis Ende August v. I. aufgesammelten entspricht der Summe von 372,000 fl., so daß eine Verkehrsstörung durch Einziehung dieser Münzen nicht zu erwarten steht.
Seit dem Briefwechsel zwischen dem Kaiser und dem Papst hat kein Ereigniß eine ähnliche Aufregung hervorgerufen, wie die Veröffentlichung der päpstlichen Umsturzbulle vom 28. Mai v. I., wodurch alle Regeln und Vorschriften, die sich auf die Papstwahl beziehen und seit Jahrhunderten zur Richtschnur gedient haben, mit einem Federstrich für unzeitgemäß und hinfällig erlärl werden. Angesichts dieses gegen Recht, Vertrag und Herkommen verstoßenden Staatsstreichs müssen sich die weltlichen Mächte fragen, ob sie eine so vollständige Umwälzung der Wahl- vorschriften über Besetzung des obersten Kirchenamtes ruhig geschehen lassen dürfen. Das einigen kaih. Großstaalen zustehende Vetorecht ist dadurch kurzer Hand beseitigt, und besonders Deutschland kann nicht gleichgültig zusehen, wenn die künftige Papstmahl gewissermaßen unter französischen Schutz gestellt wird. Es ist deshalb sehr wahrscheinlich, daß, wie es heißt, bereits Verhandlungen zwischen der deutschen und anderen Regierungen, namentlich der österreichischen, znm Behuf eines gemeinsamen Vorgehens in dieser Angelegenheit stattfinden.
Herr I)r. Flight am britischen Museum in London will die Entdeckung gemacht haben, daß Nickelmetall, welches in Europa erst seit 175 i bekannt ist, schon 200 Jahre v. Ehr. bei