dem glücklichen Gewinner mir dem Ttnonsessel gleichzeitig eine Krone ein Kons gegeben wird, ist nicht gesagt.

Berlin, 49. Dezember. (Abgeordnetenhaus.) BA Fort­setzung der Debatte über das C i v i i e b e g e s e tz wird der gestern angenommene Richter'jche Antrag zu 2 bei nochmaliger Ab­stimmung ab gelehnt. (s.*Nr. >48.)

Am 20. wird die Bestallung I. M. der Königin Elisa­beth in der Friedenskirche bei Sanssouci unter den größten Feierlichkeiten stattfinden.

Berlin, >9. Dez. DerNeichsanzeiger" schreibt: Der Kaiser ist seit drei Tagen an einem Schnupfen und Luflröh- renkatarrh erkrankt und dadurch zu größerer Schonung genöthigt.

Im übrigen ist keine ungünstige Veränderung im Befinden des Kaisers eingetretcn.

Bedeutende P ferd e-A n n s e, welche für Rechnung des französischen Staates in der Provinz Preußen gemacht werden, haben, wie derG. G." wissen will, die Aufmerksamkeit des Ministeriums erregt. Es heißt, daß die ProoinziabBehördea angewiesen worden sind, ein wachsames Auge darauf zu richten, daß nicht zu Gunsten des Auslandes eine fühlbare Schwächung des einheimischen Pferde Bestandes siattfinde.

In Preußen sind vom 22. Mai bis 0. Dezember dieses Jahres 23,242 Leute an oer Cholera gestorben. Das sind fast so viele wie in einem großen Kriege.

Kann Jemand die Frechheit weiter treiben als die nliramon- tane ZeitungBayerisches Vaterland" in München? Es bemerkt über den Tod der Königin Elisabeth in Nr. 294 wört­lich:Der Tod hat in Preußen schon wieder einen Fehlgriff ge- than und die Königin - Winnie Elisabeth, eine bayerische Prin­zessin, erwischt. Der König von Preußen, welchen der Papst in seinem 2len Briefe vor Gottes Thron gefordert haben soll, krän­kelt auch seit geraumer Zeit, ohne wieder gesund werden zu kön­nen. Wir hoffen aber, daß ihm Gott wenigstens so lange das Leben schenkt, daß er den llntergang des sogen. Deutschen Rei­ches persönlich mitmachen kann."

Wien, 12. Be; Die Folgen des Krachs fangen an, in bedenklicher Weite fühlbar zu werden. Alle Welt muß sich Ein­schränkungen anferlcgen und wie sehr ganz Wien von der Börse und dem Effektenmarkt abhängig gewesen, stellte sich dem Beob­achter in fast ungeahnter Weise dar. Der Theaterbesuch hat überall dergestalt abgcnommen, daß die lästige Billet-Agiolage, gegen die noch vor Wochen ein eigener polizeilicher Feldzug un­ternommen werden mußte, ganz von selbst aufhörle. Auch die Wirlhshäuser lassen die sich drängenden, heiter zechenden Massen der Gäste vermissen, und das Weihnachtslebeu in den Straßen, das noch vor einem Jahre Paris an Lebhaftigkeit übertras, glänzt diesmal durch seine vollständige Abwesenheit. Die Magazine und Verkanstzgewölbe, sonst in dieser Jahreszeit bis zum späten Abend Hel! erleuchtet, schließen meist schon um > Uhr. Die größeren Banken, Bodenkrrditausiai!, Unionbank, so und so vieler Eisenbahnen nicht zn gedenken, werden zu Neujahr keine Zinse» zahlen: andere, wie die Kreditanstalt, die noch immer ein großes Agio auf dem Kurszettel behauptet, können sich nicht über ö pEt. Zinsen anischwingen. (Dieses Bild dee Stadt Wien läßt sich auch in den kleinsten Städten unseres Landes fin­den. Die Red.)

Unter die großen Betrüger in Wien ist ein heilsamer schre­cken gefahren, seitdem der durch seine Festigkeil bekannte Unter­suchungsrichter 4>r. Franz drei ungetreue Verwalter mit einem Griff verhaftet har. Es sind dieß der berüchtigte Generaldirektor der Lemberg - Czernowitzer Eisenbahn von Osenheim, sein techni­scher Direktor Ziffer und sein Oberinspektor Lesovetz. Die Sache macht großes Aufsehen, namentlich wegen des Mulhes des Rich­ters. Charakteristisch für die Wiener Zustände in die Thcnsache, daß sich Or. Franz für die Untersnchungsakten einen eisernen Schrank machen ließ, damit sie ihm nicht gestohlen würden.

Im Berner Jura sieht es bös ans. Die neuen Pfarrer werden von den Uitrnmoiuanen aufs Schmählichste und Unflä- thigste beschimpft, ihre Wohnungen, Kirchen, Glockenseilc z. B. mit Menscbcnkolh verunreinigt; die allen Pfarrer fahren an verschiedenen Orten fori, gesetzwidriger Weise zn sungiren, so daß die Regierung sich zu sehr energischen Beschlüssen veranlaßt iah, um den Unfug zu unterdrücken In Delsberg ist der ganze Kirchengcmeinderath gefangen gesetzt; militärisches Aufgebot ist angedroht.

Der Beschluß des B n n d e s r a t h s, dem Nuntius die Pässe znznstellen, Hai in der ganzen freisinnigen Schweiz freu­digen Wiederhall gefunden.

Bern, 16 Dez. Daß unsere nliramontanen Blätter das Schimpfen ganz vortrefflich verstehen, dafür gestalten Sie mir nachstehenden Beweis. Die. Frage, wer regiert in Bern? beant­wortet dieFreib. Zig " wie folgt:Staats-Mauser, Industrie- Ritter und Lohn-Abzwacker, Fabrik Wohlthäter, Börsianer, Inden, Obersten undMaurer", Dummköpse, Feinschmecker und Lümmel, Reoresicnler, schweizerische Preußen und Liberale, Judasse, Apo­staten und Scelen-Verkänfer thnn sich zusammen und heißen sich nlikathotisch. Solches Gelichter ist jetzt in Bern obenan und ^

Meister; dieses will den Katholiken ihre Religion wegdcsiillircn, und wo das nicht geht, weglyranuisiren. Nero, Diokletian und Compagnie haben nicht ectelhaflere und abscheulichere Schlechtig­keit und Tyrannei gegen die damaligen Christen verübt, als die NkN-Hcideu in Bern gegenwärtig gegen die Jurassier verüben. Wahrlich, eS hat der Karioffel-Dnnst auch noch das letzte mensch­liche Gefühl von diesen Muster-Schimpfern weggefcgl." Das ist eine sehr übliche Sprache unserer nliramontanen Blätter. Solche Blnthen treibt der in manchen Canlonen, namentlich in Freibnrg, lief eingewurzelte Baum des Ullramontanismns.

DemFrangais" zufolge wird Bazar ne nicht nach der Jnse! St. Marguerite gebracht werden, da die Kosten zn groß sein würden Es ist die Rede davon, ihm vorläufig das Fori Bincennes oder den Mont Valerien als Gefängnis» anznwetsen.

Marschall Mac Mahon will, daß die Armeeorganisalion so schnell atS möglich znm Abschluß gebrach! werde. In den Regierungskreisen wird daher den militärischen Dingen große Aufmerksamkeit geschenkt. Einige Blätter diskulicen bei Gele­genheit der Uebernahme des (VIk.) Armeekorps von Besanc-on durch den Herzog von Aumale bereits den nächsten Feldzugs- plan.

Bazalne, dessen Raine bereits ans der Rangliste dee Armee gestrichen ist, wird nicht mehr als Gefangener, sondern als Sträfling behandelt, weshalb außer seiner Frau, seinen Kindern und seinem Bruder Niemand mehr Zutritt bei ihm ha­ben darf. Die mehrere hunderttausend Franks betragenden Pro­zeßkosten werden niedergeschlagen. In der Ar: und Weise, wie die deutsche Presse den kriegsgerichtlichen Spruch über den Mar­schall beurtheill, erkennen die meisten Pariser Blätter eine In snllirung Frankreichs, denn die Nationalettelkeit kann es 'Nicht zngeben, daß deutsche Tapferkeit, deutsche Tüchtigkeit, deutsche Bildung, deutsche Disciplin und deutsche Beharrlichkeit die gro­ßen Erfolge des letzten Krieges errungen haben. Bazaine allein hat fie durch seinen Verrath verschuldet, auf Kosten der großen, trotz ihrer großen Niederlagen unüberwindlichen Nation. Nur der alte Thiers scheint von dem Ansgange des Processes nicht befriedigt; er vermißt, trotz der laugen Dauer desselben, Licht und Klarheit, besonders darüber, welche Nöllen bei der Sachs der Kaiser, die Kaiserin, Palikao, Mac Mahon und viele Andere gespielt und welche geheime Factorcn bei allen diesen Ereignissen mitgewirkt haben. Und darin nähert er sich allerdings den deut­schen Anschauungen.

Paris, l7. Dez. Aufsehen erregt heute ein Artikel der Broglie'scbe»Presse", worin die Lage der Geschähe, besonders der na> Paris, in äußerst schwarzen Farben geschildert wird. 'Nach dem Blatte herrscht überall Elend und Noch »ns ist schnellste Hirse unumgänglich nolhivensig.Paris" so sagt es arbeitet nicht. Wir tonnten zwanzig Fabrikherren zittren, die früher*7>00 Arbeiter beschäftigten uns beute keine 60 Arbeiter haben. Es ist nicht allein der Luxnshandet, welcher leider, es ist auch die Industrie, welche die Erzeugnisse für Lebensbe­dürfnisse prodnzirt. Die Möbelfabrikation, weiche einen großen Theit des Fanbnrg Saint Antoine beschäftigte, liegt ganz dar­nieder und beschäftigt nur noch wenige Arbeiter. Viele Familien leben von ihren in glücklicheren Zeiten gemachten Ersparnissen. Aber das Ersparnis; nimmt ab. Und 'wenn dasselbe erschöpft ist, was werden sie dann thnn? Viele Arbeiter sind sorkgegangen. Es gibt aber solche, welche ihre Zuneigungen, ihre Interessen, ihre Familien, und vielleicht ein kleines Erbe an den Boden fesseln. Diese sehen den Augenblick kommen, wo sie das ver­kaufen müssen, was sie mit so vieler Mühe erworben haben. Und wenn die Arbeitslosigkeit fortdanert, was werden sie dann anfangen? Die Bankerotte vermehren sich, die Werkstätten schließen sich, das Elens ist groß."

Petersburg, 40. Dez. Ein Weltumsegler wider Wil­len ist der dritte Sohn des Kaisers von Rußland, Großfürst Alexis. Er ist erst vor Kurzem von einer mehrjährigen Reise um die Welt nach Rußland zurückgekehrt und hat bereits Ordre erhalten, sich zn einer neuen Reise um die Well fertig zu ma­chen. Es scheint demnach, daß die Hoffnungen ans eine Aus­söhnung zwischen dem Kaiser und seinem Sohne sich als irrig erweisen. Ueber den Grund der Mißhelligkeiien in der kaiser­lichen Familie wird geshrieben, daß dieselben durch eine heimliche Vermählung entstanden sind, welche Großfürst Alexis ohne Wis­sen seiner Eltern mit der Hofdame Alexandrine Schukowski, einer Nichte des Finanzministers v. Reutern Angegangen ist. Als der Kaiser Nachricht von dieser Mesalliance seines L-ohnes erhielt, war er auf's Äußerste erzürnt und setzte Alles in Bewegung, am die Ehe annnlliren zu lassen. Doch die beiden Neuver­mählten hielten fest an ihren Verpflichtungen. Die junge Frau besagd sich in Nizza, als Graf Peter Schuwaloff, der Vertraute des Kaisers, beauftragt wurde, die frühere Hofdame zur Lösung ihrer Ehe mit dem Großfürsten zu bewegen. Die Mission des Grafen Schuwaloff scheiterte. Die Hofdame, welche eines Kna­ben genesen war, blieb standhaft. Der Kaiser schickte seinen Sohn auf eine Reise um die Welt, mit der Hoffnung, ihn auf andere Gedanken zn bringen. Doch Dem scheint nicht so gewesen