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NwLMÄt für den OüemWtsöezirk MgslÄ.

Erscheint wöchentlich 3mat und rostet 9!r. ^49. halbjährticd hier 54 kr., im Bezirk mir Postuusschiaq 1 tt. 8 kr.

Amtliches.

N a g o l d. An dis Orlsvorstcher. Unter Beziehung auf den Erlaß k. Ministeriums des Innern vom 16 d. Bits, sMinisterial-Amtsblatt 'Nro. 37) werden die Ortsvorsteher der­jenigen Gemeinden, in welchen von der Gemeinde, Stiftung oder Privaten Brucken-Gelder erhoben werden, anfgefordert, binnen 6 Tagen den Betrag des einzelnen Brückengeldes, den Ertrag desselben in den Jahren 1863 bis 1873 und die jähr­liche Summe des durch die Brnckengelderhebnnz erwachsenden Auf­wandes hieher anzuzeigen.

Den 22. Dezember 1873.

K. Obcramt.

Gnu tu er.

Nagold. An die Ortsvvrstehrr. Die Gemeinde­rachswahlen betreffend. Behufs Fortführung des durch Eircular-Et lasses vom 3. Juli 1823 angeordneten Verzeichnisses der Gemeindebeamten haben die Onsvorsteher das Ergebnis; der Gemeindernths-Wahien anznzeigcn und zwar ünd die 'Namen der Gewählten, der Stand, Geburtstag und der Tag der Wahl und Verpflichtung derselben, sowie das Nebenamt, welches der Ge­wählte etwa bekleide!, beiznsetzen.

Den 22. Dezember 1873.

K. Oberamt.

Güntner.

Ein seltenes Christgeschenk auf den Weihnachts­tisch unserer Kinder.

Es sind jetzt bald 20 Jahre, daß unser Württembergisches Volksschullesebuch in den Gemeinden unseres Landes bald mit, bald ohne Schwierigkeiten Eingang gefunden hat. Bei den Schülern hat es sich als gutes realistisches Lesebuch, bei den Allen als ein liebes und anziehendes Familienbuch bewährt. Nun soll nach höherer Anordnung dieses Buch für Alle Schüler corrigirt und durch einen Anhang ergänzt werden. Die Correktur eines Buchs erfordert nach dem -Zeitmaß, welches die Lehrer zur Cocrek- tur ihrer Handexemplare in ihren Confcrenzen verwenden müssen, wenigstens 810 Stunden; hat also ein Lehrer 60 Lesebücher zu corrigiren, so muß er 480600 Stunden, also mehr als eine vierteljährliche Unterrichtszeit sich mit der Correktur beschäftigen. Da Eile nöthig ist, soll er solches bald thnn, wo möglich vor Christtag, damit jedem Schulkind«; sein corrigictes Lesebuch nebst Anhang unter den strahlenden Christbaum kann gelegt werden. Welch ein wonniges Entzücken, welch selige Ueberraschung für Eltern und Kinder! Um das Buch recht zu schonen, wird es behutsam aufgeschlagen, das entzückte Auge fällt aus seitenlange schwarze Striche, eckige Klammern, ausgestricheue und oben dar­über gesetzte Zahlangaben, durchsirichene Worte, sogar durch­stochene Bibelstellen.

Werden alle Eltern eine solche Correktur der Lesebücher ihrer Kinder sich gefallen lassen? Werden unsere Gemeinschafts­leute ruhig und kühl bleiben, wenn bei dem AbschnittMeister Hämmerlein", x>. 198, die Bibelstelle, welche als Motto voransteht, gestrichen, wenn bei dem Lesestück, der kleine Friedensbote, p. 112, die Vorgesetzte Bibelstelle gestrichen und hinten hingesetzt, bei dem Lesestücke, der Regenbogen, x>. 291, die Vorgesetzte Bibelstelle vom Friedensbogen in den Wolken gestrichen ist, wenn in dein Ab­schnitt,Palästina" mehrere durchaus unschädliche Bibetstellen durchstrichen sind? Wird einem auf solche Art verbesserten Volks­schullesebuch von unserem Volke ein besonderes Vertrauen ent­gegengebracht werden? Wäre es nicht viel besser, den Kindern statt eines ccurigirten oder verschmierten Lesebuchs sogleich ein neues in die Hand zu legen, an dem sie auch eine Freude hätten, und im Interesse der Glaubwürdigkeit, die ein Volksbuch besitzen soll, Korrekturen zu unterlassen, da cs doch wahrhaft komisch ist, wenn der alte Priester, welcher p. 359 Luther im Kloster tröstet, weder alt noch Priester sein soll, sondern nach 20 Jahren sich als ein junger Student entpuppt, ohne daß für diese Abänderung die schriftstellerische Quelle angegeben würde?

Wir wünschen den Lehrern zu ihrer Arbeit Glück, denn

Dienstag den 23. Dezember.

EinrückungSgebühr für die kleine Zeile aus gekwdnüänr Schritt ^8^3. se 8 Kreuzer.

es steht geschrieben : Ihr soll! dem Volke nicht mehr Stroh sammeln und geben, daß sie Ziegel brennen, wie bis anher; lasset sie selbst hingehen und Stroh zusammenlescn und die Zahl der Ziegel, die sie bisher gemacht haben, sollt ihr ihnen gleichwohl ansiegen und nichts mindern, denn sie gehen massig, darum schreien sie und sprechen: Wir wollen hingehcn lind unserem Gotl opfern. Man drücke die Leute mit Arbeit, daß sie zu schaffm habe«! und sich nicht kehreu au falsche Rede. 3 Mos. 5, 79. .

Tages-Nenigkeiten.

Gestorben den 15. Dez. zu AicheWera, DA. Cativ, Schulmeister Wendel, 53 Jahre all.

Stuttgart, 19. Dez. (R ei ch s s i l 1> er m ü u zcn ) Das Kgl. Finanzministerium macht bekannt, daß von Montag den 22. ds. bei den Siaatstasscnstellen Einmarkstücke und Zwanzig- psennigstücke im Nennwerlh von 35 kr. und 7 kr. zur Ausgabe kommen und nach Maßgabe der Bestimmungen des Münzgesctzes als gesetzliches Zahlungsmittel anznnehmen sind. (N.-Z) Ulme r M ünsterbaulott e r i e. Von 4000 Geldgewinn - sten mit zusammen 73,000 fl. sielen die Haupttreffer und zwar der erste Gewinn mit 20,000 fl. ans Loos-Nr. 10,134, der zweite Gewinn mit 10,000 fl. ans die Loos-Nr. 6093. Der dritte mit 5000 fl. ans die Nr. 67,434, der vierte und fünfte mit se 1000 fl. ans die Nr. 215,109 und 276,348; weitere 10 Gewinne mit je 500 fl. auf die Numern 290,312, 257,272, 41,222, 80,069, 271,372, 84,571, 228,568, 206,112 232,880 u. 153,516 u s. s.

Neckarau, 16. Dez. Dieser Tage warf das Kind eines Pächters vier Füufzigguideu-Notm der badischen Bank, welche unbewacht auf dem Tische lagen und zur Bezahlung des Pacht­zinses verwendet werden sollken, in den Os.m. Das Kind sagte aus, die Scheine verbrannt zu haben, weil ihm die häßlichen Liider daraus nicht gefielen.

München, 18. Dez. Für die bevorstehenden Reichtags­wahlen hat der Erzbischof von München einen besonderen Hir­tenbrief erlassen, worin auf die große Wichtigkeit der Wahlen aufmerksam gemacht und an die Pflichten der katholischen Wähler erinnert wird, da im Reichstage auch die katholische Kirche be­treffende Fragen zur Entscheidung kommen.

Die Erzbischöfe und Bischöfe Bayerns sind jetzt ans ihre an den König gerichtete Vorstellung bezögt, der Einrichtung con- fessionell-gemischter Schulen vom Cultusministerium abschlägig beschieden werden. Gleichzeitig wird von München gemeldet, daß in die dortigen neuen Simultanschulen bis jetzt über 1000 Kinder ausgenommen wurden, von denen 65 Procent der katho­lischen, 12 Proc der protestantischen und 23 Proc. der israeli­tischen Konfession angehören.

München, 15. Dez. Ein in der preuß. Armee schon länger bestehender Gebrauch findet nun auch bei der bayerischen Infanterie Eingang: Die Ertheilnng von Gesangsunterricht an die Solvaten. In den Kasernen der Münchener Garnison er­halten nämlich seit einigen Tagen die Soldaten durch Hautbo- isten, welche mit der Geige nmzugehen wissen, Unterricht im Singen patriotischer und vorzugsweise militärischer Lieder.

Darm st adt, 16. Dez. Der Tag von Sedan, der einem der mächtigsten Fürsten der Welt den Thron kostete, soll hier­ein eigcnthümliches Nachspiel erhalten. In den Tagen seines Glanzes bestellte Napoleon HI. bei einem in Paris ansässigen, aus Hessen-Darmstadt gebürtigen Tapezierer Namens Hock einen Thronsessel, dessen Anfertigung auf 300 fl. kam. Der Krieg brach aus und Hock mußte als Deutscher mit dem fast vollen­deten Kunstwerk denn hiermit haben wir es zu thun Paris und Frankreich verlassen. Als die Arbeit vollendet, war ihr Besteller derselben nicht mehr bedürftig weit der Eximpera­tor in Chislehnrst Wohnung genommen. Der Thronsessel, der dorthin gesendet wurde, ward, wir lassen dahingestellt, ob unter dem singirten Vorgeben, er sei aus dem Transporte lädiri wor­den, zurückgewiesen: andern noch souveränen Fürsten, denen der Vcrfertiger seine Arbeit andot, Hallen ebenfalls eine ablehnende Antwort und so soll nunmehr der vacaut gewordene Thronsessel hier öffentlich verlost werden. Lie transit xlorla mumli! Ob