Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Nagold.
^.. ^ Erscheint wöchentlich 3ma! und kostet i Einrüäungsgebühr sür die klein«
Nk. 139 . halbjährlich hier 54 kr., im Bezirk ! SaMStllg döN 29. November. 3"le auS gewöhnlicher Schritt 1873 .
mit Postausschlag 1 fl. 8 kr. ! j- 2 Kreuzer.
Amtliches.
K. OberamtSgericht Nagold. ^
Berzrichniß der für das Jahr 187t zu Schöffen und Genchts- zrugen des Oberamtsgerichts gewählten Personen.
:») Schöffen:
1) Heinrich Klein, Gemeinderath in Nagold,
2) Ferdinand Pfeifer, Gemcinderath von da,
3) Hermann Reichert, Kaufmann von da,
4) Johann Georg Schuon, Stricker von da,
5) Heinrich Müller, Kaufmann von da,
6) Georg Hummel, Kaufmann in Gültlinge»,
7) Johann Georg Schüler, Kaufmann in Walddorf,
8) C. W. F. Reichert, Kaufmann in Wildberg,
9) Carl Walz, Kaufmann in Altcnstaig,
10) Schultheiß Gänßle in Walddorf,
11) Schultheiß Dürr in Warth,
12) Schultheiß Niethmüller in Ebhaufen,
13) Schultheiß Junger in Emmingen,
14) Ludwig Finkbeiner, alt, Gemcinderath in Altenstaig,
15) Schultheiß Gärtner in Sulz.
b) Ersatzmänner für Schöffen:
1) Friedrich Stockinger, Kaufmann in Nagold,
2) Friedrich Reichert, Gemcinderath in Wildberg,
3) Carl Sannwald, Fabrikbesitzer in Nagold.
o) Gerichtszeugen:
1) Heinrich Bauer, Silberarbstter,
2) PH Jakob Essig, Dreher,
3) Franz Nisch, Bortenmacher.
4) Ludwig Friedrich Köhler, Bierbrauer,
5) Ludwig Kappler, Gemeinderath,
6) . Simon Rauier, alt, Tochmacher,
7) Friedrich Wilhelm Bischer, Partikulier,
8) Christian Harr, Partikulier,
fämmtlich von Nagold.
ä) Ersatzmänner für Gerichtszeugen:
1) Carl Wörsching, Gemeinderath,
2) Wilhelm Eitel, Buchbinder von Nagold.
Zur Beurkundung am 26. November 1873.
Oberamts-Richter
Kißling.
Tages-Neuigkeiten.
* Nagold, 28. Nov. Das Spielen von Kindern und Dienstboten an den Schcuer-Auszugseilen hat schon manchen Unfall zur Folge gehabt, trotzdem läßt sich's der Mulhwille immer wieder beikommen, Personen, besonders Kinder an denselben auf- und abzulassen. So hatten gestern zwei Lehrlinge sich die Zeit durch solches Spiel vertrieben, indem sie Kinder in einen Korb setzten und bis zum Garbenloch in die Höhe zogen. Das Sprichwort: Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht, mußte leider sich auch hier bewahrheiten, denn als das Spiel mit größeren Kindern glücklich gelang, wollten bei Jungen die Freude auch zwei kleineren Kindern be, eiten; aber, sei es, daß dieselben im Korb das Gleichgewicht verloren, oder die Burschen über das drohende Unglück erschreckten und das Seil aus den Händen ließen, - kurz, die Kinder stürzten herunter und wurde das eine, ein 1 Jahr alter Knabe, dadurch am Kopse so verletzt, daß es dem Tode näher, als dem Wiederaufkommen darniederliegt. Die Verletzungen des andern Kindes, eines 6jährigen Mädchens, scheinen bis jetzt gefahrlos zu sein.
-< Altenstaig. 26. Nov. In der Nacht von Dienstag ans Mittwoch ist in dem Laden der Geschwister Seitz hier eingebrochen worven Der Dieb ist von der Seile des Hinterhauses in ein Wohnstübchen eingestiegeu, nachdem er eine Rahme des Fensters mit dem Messer ausgeschnitten und den Riegel zurück- gedrücki hatte. Nachdeut er etwa 75 Cigarren und eine Standuhr sich angeeignet hatte, ist er wieder weiier gegangen, nicht ahnend, daß in der unverschlossenen Kommode, aus der er die Standuhr genommen, 200 fl lagen. Die Sache wurde dem Hrn. Landjäger Grazeisen angezeigt und ohne Zweifel wird der
Thäter, der mit den Lokalitäten bekannt gewesen sein muß, in Bälde ermittelt werden.
Stuttgart, 25. Nov. Die Agitation für die Reichstags-Wahlen haben begonnen, und cs hat sich dabei bereits ergeben, daß manche der bisherigen Abgeordneten ein neues Mandat nicht wieder annehmcn wollen. Dahin gehören Goppelt in Heilbronn, Probst für Bibecach, Frhr. v. Wicderhold, Keßler u. A., wogegen Frhr. von Varnbüler, Müller, Elben, Weber rc. wieder bereit sind, Mandate anzunehmen. In einein Blatte war von einer Candidalur Karl Mayer's für Besigheim und Heil- bronn die Rede gewesen. Der „Beobachter" widerspricht dem aber, Mayer werde sich nicht wieder wählen lassen, obschon er von verschiedenen Seiten dazu aufgefordcrt worden sei.
M ü nche»,' 20. Nov. Die Cholera ist hier wieder stärker ausgetreten. Gestern wurden 11 Cholerafälle amtlich konstatier, davon ein Sterbefall, vorgestern 4 Erkrankungen, davon 2 Sterbesälle.
Da die aus Oberösterreich in Bayern eingeschlepptc Rinderpest sich weiter verbreitet und auch die Oberpfalz (Regeuä- burg) und Obersranken bedroht, so ist die die ganze bayerischböhmische Grenze gesperrt worden.
Das preußische Kriegsministerium hat dem Gewehrfabrikau- ten Werndl in Stcyer den Auftrag zur Anfertigung von 240,000 Stück Mausergewehren ertheilt. Werndl hat sich bereit erklärt, - wöchentlich 5000 Stück Gewehre zu liefern, und hofft er diese Leistung aus 6000 zu steigern. Englische Fabrikanten sind mit der Herstellung von 200,000 beauftragt worden.
—Pwffear, 25. Nov. Das Kreisgericht verurtheilte den Erzbischof Lcdochowski wegen eigenmächtiger Anstellung von Geistlichen in 9 Fällen zu 5400 Thaler, eventuell 2 Jahren Gefäng- niß. Der Staats - Anwalt hatte nach dem höchsten Strafmaß 9000 Thaler beantragt.
Posen, 26. Nov. Der „Kuryer Poznanski" meldet: Der Erzbischof Lcdochowski erhielt vorgestern ein Schreiben des Ober- Präsidenten, worin Letzterer den Erzbischof auffordert, binnen acht Tagen sein Amt niederzulegen, widrigenfalls er vor den Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten in Berlin citirt werden würde. Dasselbe Blatt veröffentlicht ferner ein Schreiben des Papstes an den Erzbischof, worin der Papst den Erzbischof zum Ausharren ermuntert. — Der Weihbischof Janiczewki ist vor das hiesige Gericht und vor die Polizei citirt.
Wien, 21. Nov. Den volkswirthschaftlichen Ausschüssen des Abgeordnetenhauses theilte der Finanzmimister De Prctis mit, daß 80 Actiengejellschaften bisher ihre Liquidirung beschlossen haben. Weitere Liquidirungen sind in Folge der Aufforderung, die Geschäftsbilanz pro Ende September vorzulegen, vorauszusehen.
Im Proceß Bazaine steht man jetzt vor den gravirend- sten Punkten der Anklage. Mit jedem Tage wird es klarer, daß der Marschall nicht freigesprochen werden kann. Auf die Geschichte mit Regnier brauche ich nicht erst Ihre Aufmerksamkeit zu lenken. Es ist klar, daß dieser wichtig thuende Emissär das Geschäft eines Spions versehen hat. vielleicht ohne sich selbst genau davon Rechenschaft zu geben. Aber Bismarck wußte ihn zu benutzen und durch ihn den Verrath Bazaine's zu verbergen. Mehr noch, als die Aussagen des Generals Leflö, Jules Favre's und Gambetta's, ist das Zeugniß der^muthigen Boten erdrückend für den Marschall, der keine Depeschen von auswärts erhalten haben will. Man verwunderte sich gestern, daß an den Oberst Turnier noch nicht die Reihe der Verhaftung bezw. gewisser Vorbehalte des Regierungs - Commiffärs kam. Dieser Befehlshaber von Thionville schien besonders bemüht, den Eifer der kühnen Boten abzukühlen, die mit Lebensgefahr in Metz ciuzudringen bemüht waren.
Paris, 25. Nov. Das „Journal Officiel" wird morgen das neue Ministerium veröffentlichen. Der Herzog von Brog- lie übernimmt das Innere, der Herzog von Decazes das Auswärtige; alle andern Minister behalten ihre Portefeuilles, nur Beul s tritt zurück. Das „Journal Officicll" wird ferner veröffentlichen die Ernennung Baragnon's zum Unterstaats- sekreiär des Innern, und höchst wahrscheinlich Desjardin's zum Unterstaatssekrctär des öffentlichen Unterrichts.