Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Nagold.
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Donnerstag den 20. Uovember. 3^- aus gewöhnlicher Schrist 1873.
je 2 Kreuzer. l
Amtliches.
A l t e n st a i g.
Schulkonferenz in Altenstaig am nächsten Mittwoch den 26. November d. I., Vormittags 9 Uhr.
Gegenstand: Die Beschreibung von Palästina in Verbindung mit dem Unterricht in der biblischen Geschichte.
Die noch rückständigen Anssätze sind ohne weiteres Zögern anher zu senden. Das Orgelspiel unterbleibt. Zusammenkunft im neuen Schulhaus der Knabenschule.
Altenstaig, den 18. November 1873.
K. Bezirksschulinspektorat.
Göz.
Tages-Neuigkeiten.
Gestorben den 15. Nov. zu Altenstaig: Bohnenberger, Ephorus a. D., R. d. Fr.-O., 74 I. a.
Stuttgart, IS. Nov. Bei der beule in der Abgeordneten- Kammer vorgenommenen Berathung über den Bedarf der Staatsschuld sür 1873/75 kam die von dem Finanzministerium auf Wunsch der Kammer vorgenommene Ausscheidung der Staatsschuld in eine allgemeine und eine Eisenbahnschuld zur Anschauung. Aus den 1. Juli 1873 ist die allgemeine Schuld zu 48,270,222 st., die Elsenbahnschuld zu 130,194,760 fl. berechnet. Die Gesammt-Staatsschuld beträgt somit 178,464,920 fl.» zur Verzinsung, Tilgung rc. dieser Schuld wären zusammen 17,481,375 fl. 46 kr. erforderlich, wenn nicht mit Hilfe der Kriegs-Entschädigungs- Gelder eine anticipirte Schuldverloosung hättevorgenommen und 584,813 st. 14 kr. an Zinsen rc. erspart werden können, so daß sich der Bedarf auf 16,896,562 fl. 32 kr. vermindert, die verwilligt wurden. Nach einer Mittheilung des Finanzministers sind bis jetzt 15 Millionen der französischen Kriegsgelder zum Eisendahn-Bau vorgeschossen worden, und es sollen noch weitere Summen vorgeschossen werden. Für Leistungen an das deutsche Reich wurden für 1873/74 3,456,474 fl. und sür 1874/75 3,470,000 fl- verwilligt.
Stuttgart, 14. Nov. In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten stand der Etat des Ministeriums des Innern auf der Tagesordnung, wofür auf 1873 74 2,626,172 st. 47 kr. und auf 1874/75 2,508.841 fl. 28 kr. gefordert sind gegen 2,333,941 fl. 40 kr. im Jahre 1872/73. Der größte Theil der Sitzung wurde jedoch mit einer Debatte über die Verwaltungs-Reform ausgesüllt. Holder brachte den Gegenstand zur Sprache und bezog sich dabei auf die Bestrebungen unter zwei vorangegangenen Ministerien, wobei es aber nie zur völligen Ausführung kam. (Die Kriege von 1866 und 1870 und wiederholter Wechsel in der Person der Minister des Innern traten dazwischen.) Holder ging nun aus die leitenden Gesichtspunkte für eine solche Verwaltungs-Reform über. Es solle eine größere Elasticität in den Geschäftsgang kommen, die nur durch Verminderung des Jnstanzen-Zugs erreicht werden könne. Hölder will Verminderung der Instanzen in der Administrativ-Justiz, größere Selbständigkeit der Gemeinden durch Beseitigung der zu weit gehenden staatlichen Bevormundung, Ausdehnung des Besteuerungs-Rechts der Gemeinden und Reform der Bezirks-Verwaltung durch Umwandlung der Oberamts-Versammlungen in eine „Bezirks-Gemeinde". Minister v. Sick ist dis jetzt nur durch die vielen Geschäfte in Ausführung neuerer Gesetze, welche alle Kräfte in Anspruch genommen, von jener Beschleunigung des Reform-Werks abgehalten worden, das ihm selbst sehr am Herzen liege. In der Verwaltungs-Rechtspflege werde man künftig nur noch zwei Instanzen haben, die größere Selbständigkeit der Gemeinden werde gleichfalls kommen und die Erweiterung des Besteuerungs-Rechts sei im Gange. Die Schwierigkeit liege nur darin, das Richtige zu treffen,' man werde wohl wieder auf indirekte Steuern zurückgreifen müssen, wenn sich keine direkten finden. Bei der Reform der Bezirks- Verwaltung werde den Oberämtern ein freigewählter Bezirksrath an die Seite gegeben werden. Bald werde auch eine Vorlage in Betreff der Handelskammern gemacht werden. Hölder u. A. erklärten sich durch diese Mtttheilungen sehr befriedigt und brachten sodann einen förmlichen Antrag auf Gemeinde- und Verfassungs-Reform ein. (Frkf. I.)
Stuttgart, 15. Nov. Als die zweite Kammer bei der Etat-Berathung zu den Matrikular-Bei trägen gelangte, wurde einer Note des württembergischen Finanzministers erwähnt, in der Zweifel laut werden, ob das Reich mit der ausgeschriebenen Summe ausreichen würde. Es wird da ausgeführt: „Eine Verminderung der Ausgaben im Jahre 1875 im Reichshaushalts- Etat kann nicht in Aussicht genommen werden, vielmehr liegt aller Grund zu der Annahme vor, daß eine Vermehrung eintreten werde, weil vor Allem 1) voraussichtlich das Militär-Budget mit dem Aufhörcn des Pausch-Quantums eine Aenderung und in Folge dieser keinenfalls eine Verminderung erleiden wird; 2) ein Ausfall an den Zöllen (Eisen-Zölle rc.) von etwa 2 Millionen Thalern in Folge der neuesten Zoll-Ermäßigungen in Aussicht zu nehmen ist, und 3) die Zinsen aus belegten Reichsgeldern sich mindern werden." Erfreuliche Aussichten!
Als Hauptgeschworene des Kreisgerichtshofs Tübingen für das IV. Quartal sind u. a. berufen: Braun, Joh. Georg, Vchnltdeiß von Nothfelden. Dürr, Ernst, Färber und Gcmeinverath von Wildberg. Kempf, Christian, Gemeinderath von Efftingen. Maulbelsch, Adam, Oberamtspfteger:von Nagold. Roller, Friedrich, Gemeindepstegcr von Ettmannsweiler. Sattler, Siegfried, Rvthgerber von Nagold.
Leutkirch, 15. Nov. Der Oberschw. Anz. schreibt: Ein unheimliches Dunkel bedeck! einen Raubmord, der am vergangenen Montag auf den Dienstag in Krattenberg, Schullheißerei Hauerz, verübt wurde. Dort aus der Einöde, eine halbe Stunde vom Orte und am Walde, den sogenannten Holzstöcken, liegend, lebte eine ledige Person, einsam sich nährend von dem Ertrag ihrer Kuh. Ohnedies mit eigenthümlichen Manieren behaftet, äußerte sie oft, wenn man sie über ihr einsames Leben befragte, daß sie jeden, der sie angrcife, mit der Holzaxr Niederschlagen werde. Mit diesem Werkzeug fand sie nun ihren Tod und die vielen Blulspuren, die ausgerauften Haare der Ermordeten und an den verschiedenen Plätzen zeugen von dem erbitterten Kampfe. Der Mörder führte am Dienstag von der Beule die Kuh auf den Waldseer Markt und bot sie einem Unbekannten zu 11 Karotin an, der sie dann um 9 Karotin erhandelte. Als jedoch der Käufer Verdacht über redlichen Erwerb schöpfte und den Verkäufer zur Ausbezahlung in ein Gasthaus einlud, machte sich der Raubmörder unter Zurücklassung der Kuh davon und blieb bis jetzt noch unentdeckt. Um so schwerer lastet dieser Mord auf der Bevölkerung, als vor nicht ganz 5 Monaten, 1'/, Stunde von dem Orte dieser That entfernt, ein armer Taglöhner am Walde ebenfalls beraubt und ermordet wurde, ohne daß der Mörder bis jetzt entdeckt worden ist.
AnSbach-GunzenhausenerLoose. Serien-Ziehung am 15. November. Nr. 5.', 62 67 209 212 373 1062 1087 1109 1142 1263 1270 1525 1552 1610 1638 1662 1685 1939 2144 2452 2546 2642 2653 2663 2737 2908 3056 3130 3177 3301 3331 3.336 3370 3447 3539 3908 3936 3941 3975 4050 4141 4378 4567 4882 4924. Die Prämien-Ziehung findet am 15. December statt.
Aus Sachsen, 12. Nov. Die Civilliste, welche beim König Friedrich August 500,000 Thlr betrug, bei König Johann aber mit Rücksicht auf dessen Töchter auf 750,000 Thlr. festgesetzt wurde, soll nach dem „Dr. Anz." für König Albert, der doch kinderlos ist, auf eine Million erhöht werden. — Nach dem Ableben des Königs Johann hatte König Albert einen „Tagesbefehl an die sächsische Armee" ergehen lassen, worin u. A. gesagt ward, „die Armee sei durch den Tod des Königs ihres Kriegsherrn beraubt". Dieser Ausdruck hat in Hyper - nationalen Kreisen, wie andere wissen wollen, sogar am Berliner Hofe, verschnupft. Daß deßhalb sogar diplomatische Rücksprache gepflogen worden, wird von der einen Seite zwar behauptet, von anderen Osficiösen hingegen in Abrede gestellt.
Dem „Kerner Bauer" und seiner Bäuerin in Pacing an der Isar wars am 6 Nov. Nachts, als drückte sie der Alp furchtbar. Sie wachten auf und spürlen die Fäuste ein paar vermummter Räuber an ihrer Kehle, im Nu waren sie auch geknebelt. „Euer Geld, wo ists? Kein Schrei, so lieb Euch Euer Leben!" — Bauer und Bäuerin blieben stumm; da wurden sie aus dem Bette gerissen und aus unglaubliche Weise viehisch gequält und gcmißhandelt, bis sie gestanden, daß ihr Geld — fast 9000 fl. — unter den Dielen liege. Die Dielen wurden erbrochen, das Geld sortgeschafft, andern Tages fand man viele Guldenstücke im Hof und Garten verzettelt. Der armen Frau war der Hinterkopf zerschmettert, man fand sie todt unter dem Bette, den Bauer hofft man zu retten. Von den Räubern bis jetzt keine Spur.
Aus Berlin wird der „Carlsr. Zig." telegraphirt, daß beim Staatsmiiiisterium ein Gesetz über Einführung der „obligatorischen Civilehe" in Bercnhang ist, nachdem Fürst Bismarck seine Bedenken gegen ein solches aufgegeben habe.
Berlin, 15. Nov. (Abgeordnetenhaus.) Präsidentenwahl. Bennigsen wird mit 263 von 348 abgegebenen Stimmen zum Präsidenten gewählt. Bei der Wahl des ersten Vice- präsidcnlen erhielt von 346 abgegebenen Stimmen Löwe (Calbe) 242, ist somit erwählt. Zmn zweiten Vicepräsidenten wird Fric- denthal mit 233 von 238 abgegebenen Stimmen gewählt.
Schwerte, 5. Nov. Gestellt ist hier ein niederträchtiges Verbrechen entdeckt worden, in Folge dessen unsere ganze Stadt