Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Nagold.

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Nr 129 halbjährlich hier 54 kr., im Bezirk z DoNNelStag döN 6. WSveMver. Z-'le aus gewöhnlicher Schritt 187s mit Postaufschlag 1 fl. 8 kr. l ^ Kreuzer.

Amtliches.

Nagold. An die Ortsbehörden. Dieselben werden auf den Erlaß k. Aufsichts-Commission für die Staals-Kranken-Anstaltcn vom 20. v. M., betreffend die Aufnahme von Schwangeren in die Gebär-Anstalt in Stuttgart (Ministerial-Amtsblatt Nro.' 30) speciell zur Nachachtung hingewiesen.

Den 4. November 1873.

K. Oberamt.

G ü n t n e r.

Nagold.

An die k. Pfarrämter.

Auf Grund Schlußsatzes des Erlasses kgl. Konsistoriums vom 7. v. M., betreffend die Ueberweisuug von Armenstiftungen an die Orts-Armenbehörden bei Ausführung des Gesetzes vom 17. April d. I. über den Unterstützungswohnsitz (Amtsblatt Nr. 250) und unter Hinweisung auf die in dem kürzlich den Orts- Armenbchörden zugegangenen Handbuch der neuen Gesetzgebung über die öffentliche Armenpflege von Oberregierungsrath Bätzner S. 244 u. f. enthaltenen Entwürfe von Darstellungen über das Stiftungsvermögen und dessen Ausscheidung erhalten die k. Pfarr­ämter die vorgelegten Stiftungs-Darstellungen behufs eitler wie­derholten Prüfung nach den in oben erwähntem Erlaß enthal­tenen Gesichtspunkten und weiteren Besorgung mit nächstem Bo­tentag zurück.

Der Wieder-Vorlage der ergänzten Darstellungen wird in Bälde entgegengesehen.

Den 5. November 1873.

Kgl. gem. Oberamt.

Güntner. Freihofer.

Tages-Neuigkeiten.

* Nagold, 5. Nov. Die halbjährliche Generalversammlung der Handwerkerbank am vergangenen Sonntag bei Ankerwirth Geyer war sehr zahlreich besucht, was man von anderen Ver- einsversammlungen nicht immer rühinen kann. Der Bericht über den Stand der Kasse, vorgetragen von dem Vorstand, Herrn Verw.-Aktuar Wurst, gab ein sehr erfreuliches Bild über das stete Wachsen und Gedeihen dieses Instituts. Der Gesammtum- satz beziffert sich auf 825,997 fl. 51'/, kr., gegen 529,582 fl. im vorigen Halbjahre, und zählt der Verein 306 Mitglieder, worunter in erfreulicher Weise auch der bäuerliche Stand von den Orten Ober- und Unterjettingen zahlreich vertreten ist. Zugleich berichtete der Vorstand ausführlich über eine im Laufe dieses Sommers in Weiler stadt staltgefundene Kreisbankver­sammlung, wobei hauptsächlich zur Sprache gekommen: Das Jncaffo von Wechseln, die Bezahlung der kassiere; ob ein Mit­glied sich bei zwei Banken betheiligen könne, welch letzteres be­jaht wurde; die Provision beim Conto-Correntgeschäft und die Nichtausnützung des Kredits bei demselben; die Eintrittsgelder, welche hier ursprünglich 30 kr. betrugen, jetzt aber auf 3 fl. 30 kr. erhöht wurden; die Besteurung und endlich die Frage, wo die nächste Kreisbankoersammlung stattzusinden habe, wobei man einstimmig sich für Nagold entschied.

Calw, 2. Nov. Unser Reichstagsabgeordneter, Kommer- zienrath Chevalier, trat auf ergangene Einladung heute in unsere Mitte, um über seine Wirksamkeit beim Reichstage Aus­kunft zu geben. Er that dies in ausführlicher Rede, indem er die innere Organisation des Reichstags und die Art und Weise, in welcher der Abgeordnete seine Wirksamkeit geltend machen könne, auseinandersetzte, und sodann die hauptsächlichsten Gesetze, welche theils bereits zu Stande gekommen sind, theils noch ihrer Ausführung harren, einzeln betrachtete. Aus seinen Worten ging klar hervor, mit welcher Gewissenhaftigkeit und unermüd­lichem Eifer er sein Mandat zu erfüllen bestrebt war. Diese Erkennlniß bewog die Versammlung, auf seinen Wunsch, daß diese Last, die ihm neben andern Lasten zu schwer werde, ihm abgenommen und einem andern übertragen werden möchte, nicht einzugehen, sondern unter Darlegung ihres aufrichtigsten Dankes

ihn zu bitten, das Mandat auss Neue zu übernehmen. Es wurden sodann aus der Milte der Versammlung einige Fragen au ihn gerichtet. Eine Frage betraf die Schwurgerichte und Schöffengerichte; der Fragesteller erkannte die Öffentlichkeit und Mündlichkeit der Verhandlung als eine vortreffliche Einrichtung, fand sich aber von den zuweilen leichtfertigen, mitunter sogar dem gesunden Menschenverstand widersprechenden Wahrsprüchcn der Geschworenen wenig befriedigt, eine Ansicht, mit welcher viele der Anwesenden sich einverstanden zeigten. Der Abg., obgleich er die Unvollkommenheit der Schwurgerichte, welche übrigens zum Theil aus der ungeeigneten Fragestellung hervorgehe, anerkannte, hielt die Sache noch nicht für spruchreif, und machte hauptsächlich auf die Schwierigkeit aufmerksam, überall taugliche Männer zu Schöffen zu finden, da die Aufgabe der Schöffen eine viel schwie­rigere sei, als die des Geschworenen. Die an ihn gerichtete Bitte, daß er mit aller Kraft darauf hinwirken möchte, daß die neuerdings aufs Tapet gebrachte nordschleswigsche Frage nicht mit der Abtretung eines deutschen Gebietstheiles gelöst werde, beantwortete er mit der zuversichtlichen Erklärung, daß davon keine Rede sein könne, und daß insbesondere Fürst Bismarck nicht entfernt daran denke, nur einen Fuß breit des gegenwärtigen deutschen Gebiets herzugeben. Nachdem der Vorsitzende, R.-A. Schwarzmann, die Verhandlung mit einem von den Anwesenden mit freudiger Zustimmung aufgenommenen Hoch! auf den Ab­geordneten geschlossen hatte, trennte sich die zahlreiche Versamm­lung, zu welcher, sich auch Theilnehmer aus den Bezirken Herren­berg, 'Nagold und Neuenbürg eingefunden hatten, in sehr befrie­digter Stimmung. Die Wiederwahl Chevaliers scheint ohne Widerspruch gesichert zu sein.

Stuttgart, 29. Okt. Die erste Kammer hielt am 27. d. ihre erste Sitzung unv nahm die beiden Gesetzcntwürje wegen Verlängerung der Steuer-Bewilligung dis zum 3l. Dezember d. I., sowie über die Pen­sions-Berechtigung, der Alters Zulagen für die Vorstände und Haupt- Lehrer an den Gelehrten-, Real- und Bürgerschulen in der Fassung des anderen Hauses unv rändert an. Die Kammer der Abgeordneten derieth am gleichen Tage den Etat des CultuSminifleriums zu Ende. In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer kam die längst erwartete Vor­lage der Regierung über die Besoldungs-Ausbesserung der Civil-Staats- Liener ein, wofür etwa 1,24t),500 fl. jährlich erforderlich sind und womit eine Erhöhung von durchschnittlich 16«/, Prozent verbunden ist. nachdem sch»n im vorigen Jahre eine Erhöhung eingetreten. Eine weitere Vor­lage ist in Betreff der Besoldungs-Erhöhung der Kirchen- und Schul- oiener zu erwarten. Hauptgegensland der Berathung war der Etat deS Finanz-Departements, für welches im Ganzen für zwei Jahre 2,054,950 fl. gefordert sind, durchschnittlich auf ein Jahr also 1.027,475 fl. Die Münz-Calamität der letzten Zeit kam bei der Forderung von jährlich 8000 ft- für die Münze zur Sprache und es wurde namentlich dem Fi­nanzminister die vorzeitige Außercourssetzung der Fünf-Frankenthaler und der österreichischen Gulden, bevor andere Münzen in den Verkehr ge­worfen werben konnten, zum Vorwurf gemacht. Der Finanzminister brückte jedoch die Ueberzeugung aus, durch das Verbot der Annahme der österreichischen Gulden dem Lande einen wesentlichen'Dienst geleistet zu haben. Er habe nämlich mit Zuverlässigkeit erfahren, daß mehrere Banquiers, darunter auch ein Hamburger, schon Vorbereitungen getrof­fen hatten, mit mehreren Millionen österreichischen Gulden Württemberg zu überschwemmen. Es wurde auf Antrag des Abg. Erath die Bitte an den Flnanzminister gerichtet, bei dem deutschen Bundesrath dahin zu wirten, daß mtt dem weiteren Einziehen von Papier- und Metallgeld nur in dem Maße vorgegangen werbe, als man im Stande sei, andere Münzen dafür auszugeben.

Stuttgart. Herr Kommercienrath Eduard Hallber­ger, welcher kürzlich nach langer Krankheit wiedergenesen von seinem Landgute Tutzing heimgekehrt ist, hat aus Veranlassung deS 25jährigen Bestehens seines zu großem Aufschwung gediehe­nen und weltberühmt gewordenen Geschäfts 20,000 Mark ge­stiftet als Grundlage für eine Unterstützungskasse seines zahlrei­chen Personals. Diese edle Handlung hat alle Betheiligten hoch erfreut und verdient Nachahmung, weil sie die beste Grundlage bildet für die sociale Beziehung der Gesellschaft.

Stuttgart, 3. Nov. Aus Heimsheim, OA. Leonberg, brachte der Telegraph die betrübende Nachricht, daß daselbst heute Nacht 20 Wohnhäuser abgebrannt sind.

Landesprobukten-Börse Stuttgart vom 3. November. Bei heutiger Börse war der Verkehr ziemlich lebhafter, als in den letzten Wochen, und es fanden namentlich in Waizen unv Gerste bedeutende Abuhlüffe statt. Ebenlo ist es im Hopfengeichäjt wieder wesentlich besser und es wurde fast sämmrliche am Markte befindliche Waare zu erhöhten Preisen verkauft. Wir notiren: Waizen, rufs-, 9 fl. 6 bis 18 kr., bair.